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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Achtes Buch. Stifftung des Gothischen,
funden, er solches an Alaricum berichten lassen, derselbe aber be-
fohlen, sie unversehret in die Kirche zu bringen. hieronymvs rühmet,
daß sie die Christliche Wittib, Marcellam, nebst ihrer Pflege-Tochter, Prin-
cipia,
selbst zur Peters-Kirche geführet, damit sie desto sicherer seyn möchten 5.
Es sind zwar einige Gebäude in Brand gestecket worden 6: doch bey weitem
nicht so viel, als man, nach philostorgii Worten +, glauben sollte:
wie denn auch die Brand-Stellen großen Theils in kurtzer Zeit wieder ange-
bauet worden 7. Alarich brauchte Geld, sein Krieges-Heer zu vergnügen,
und nicht Blut und Asche. Es geschiehet also den Gothen Unrecht, wenn ih-
nen Schuld gegeben wird, sie hätten die Pracht des alten Roms, in dessen
schönen Gebäuden und Statuen, zerstöhret. Denn überhaupt sind die Go-
then in ihren Kriegen, und bey Eroberung der Städte, nicht mehr so Barbarisch
gewesen. Es wäre auch wieder ihre eygene Vortheile gewesen, die Länder,
wo sie sich nieder zu lassen suchten, zu verheeren 8: und was insonderheit die
Tempel und Statuen anbetrifft, so waren selbige zum Theil vorhin von den Chri-
sten zerstöhret: die übrigen aber sind, sammt den andern prächtigen Gebäuden,
nachmahls von Zeit zu Zeit zu Grunde gegangen. Wenn aber Rom gleich
nach dieser Eroberung ziemlich einöde ausgesehen, so ist solches mehr der Flucht
der Einwohner, als dem Schwerdt der Gothen zuzuschreiben. Denn wie die
Furcht noch grösser mag gewesen seyn, als die Gefahr, so waren gleich seit der
ersten Belagerung viel tausend Römer, einige in die nähesten Jnseln *, ande-
re nach Africa, und viele gar bis nach Asien geflohen. Wie denn hiero-
nymvs
der vielen Flüchtlinge gedencket, die er täglich in Bethlehem für Au-
gen gehabt 9. Diese Flüchtlinge hatten alle Wollüste und Eitelkeit, gleich-
sam als einen Theil ihrer Kostbarkeiten, mit auf die Flucht genommen, und
avgvstinvs klagt insonderheit über ihre unbändige Begierde zu den lu-

dis
[Beginn Spaltensatz] multos uita rebusque priuauit. Marianis autem
partibus, Sylla absente, quid sanctum cui parce-
rent fuit, quando Mutio ciui, senatori, pontisi-
ci, aram ipsam, ubi erant, ut aiunt, fata Ro-
mana, miseris ambienti amplexibus non peperce-
runt? Syllana porro tabula illa postrema, ut
omittamus alias innumerabiles mortes, plures iu-
gulauit senatores, quam Gothi uel spoliare potue-
runt.
5 idem epistola 154. ad Principiam. Ein
anderes rühmliches Exempel erzehlet sozome-
nvs
Lib. IX. c.
10.
6 procopivs de bello Vandalico Lib. I.
p. 180. A. Mox iniectis facibus, tecta portae ui-
cina deflagrarunt. In his fuit Salustii, antiquae
historiae Romanae scriptoris, domus: cuius pars
maxima ad hanc diem stetit incendio deformata.
+ S. beym vorhergehenden §. not. 8.
7 orosivs L. c. Tertia die barbari, quam
[Spaltenumbruch] ingressi urbem fuerant, sponte discedunt, facte
quidem aliquantarum aedium incendio, sed ne
tanto quidem, quantum septingentesimo conditionis
eius anno casus effecerat.
8 Unter den historicis, die hierin den Gothen
ihr Recht thun, ist poldvs d' albenas
mit, derselbe rühmet in seiner Historie von Neimes,
wie moderat sich der König Wamba bey Erobe-
rung selbiger Stadt aufgeführet. p. 111. Bamba s' y
porta tant ho[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]nestement, & usa de telle modera-
tion en sa uictoire, qu' il ne ruina nul edifice, ne
priveny public: ains repara les ruines, a qui par
les assauts & droits de guerre lon n' avoit peu par-
donner, pour entrer & emporter la cite.
* Unter andern in die Jnsel Giglio, (Icilium) in dem
Toscanischen Meer. rvtilivs u. 325.
9 hieronymvs in Ezech. Tom. III. p.
745. Nihil est opere & manu factum, quod non
conficiat & consumat uetustas. Quis crederet, ut

[Ende Spaltensatz]
totius

Achtes Buch. Stifftung des Gothiſchen,
funden, er ſolches an Alaricum berichten laſſen, derſelbe aber be-
fohlen, ſie unverſehret in die Kirche zu bringen. hieronymvs ruͤhmet,
daß ſie die Chriſtliche Wittib, Marcellam, nebſt ihrer Pflege-Tochter, Prin-
cipia,
ſelbſt zur Peters-Kirche gefuͤhret, damit ſie deſto ſicherer ſeyn moͤchten 5.
Es ſind zwar einige Gebaͤude in Brand geſtecket worden 6: doch bey weitem
nicht ſo viel, als man, nach philostorgii Worten , glauben ſollte:
wie denn auch die Brand-Stellen großen Theils in kurtzer Zeit wieder ange-
bauet worden 7. Alarich brauchte Geld, ſein Krieges-Heer zu vergnuͤgen,
und nicht Blut und Aſche. Es geſchiehet alſo den Gothen Unrecht, wenn ih-
nen Schuld gegeben wird, ſie haͤtten die Pracht des alten Roms, in deſſen
ſchoͤnen Gebaͤuden und Statuen, zerſtoͤhret. Denn uͤberhaupt ſind die Go-
then in ihren Kriegen, und bey Eroberung der Staͤdte, nicht mehr ſo Barbariſch
geweſen. Es waͤre auch wieder ihre eygene Vortheile geweſen, die Laͤnder,
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Tempel und Statuen anbetrifft, ſo waren ſelbige zum Theil vorhin von den Chri-
ſten zerſtoͤhret: die uͤbrigen aber ſind, ſammt den andern praͤchtigen Gebaͤuden,
nachmahls von Zeit zu Zeit zu Grunde gegangen. Wenn aber Rom gleich
nach dieſer Eroberung ziemlich einoͤde ausgeſehen, ſo iſt ſolches mehr der Flucht
der Einwohner, als dem Schwerdt der Gothen zuzuſchreiben. Denn wie die
Furcht noch groͤſſer mag geweſen ſeyn, als die Gefahr, ſo waren gleich ſeit der
erſten Belagerung viel tauſend Roͤmer, einige in die naͤheſten Jnſeln *, ande-
re nach Africa, und viele gar bis nach Aſien geflohen. Wie denn hiero-
nymvs
der vielen Fluͤchtlinge gedencket, die er taͤglich in Bethlehem fuͤr Au-
gen gehabt 9. Dieſe Fluͤchtlinge hatten alle Wolluͤſte und Eitelkeit, gleich-
ſam als einen Theil ihrer Koſtbarkeiten, mit auf die Flucht genommen, und
avgvstinvs klagt inſonderheit uͤber ihre unbaͤndige Begierde zu den lu-

dis
[Beginn Spaltensatz] multos uita rebusque priuauit. Marianis autem
partibus, Sylla abſente, quid ſanctum cui parce-
rent fuit, quando Mutio ciui, ſenatori, pontiſi-
ci, aram ipſam, ubi erant, ut aiunt, fata Ro-
mana, miſeris ambienti amplexibus non peperce-
runt? Syllana porro tabula illa poſtrema, ut
omittamus alias innumerabiles mortes, plures iu-
gulauit ſenatores, quam Gothi uel ſpoliare potue-
runt.
5 idem epiſtola 154. ad Principiam. Ein
anderes ruͤhmliches Exempel erzehlet sozome-
nvs
Lib. IX. c.
10.
6 procopivs de bello Vandalico Lib. I.
p. 180. A. Mox iniectis facibus, tecta portae ui-
cina deflagrarunt. In his fuit Saluſtii, antiquae
hiſtoriae Romanae ſcriptoris, domus: cuius pars
maxima ad hanc diem ſtetit incendio deformata.
S. beym vorhergehenden §. not. 8.
7 orosivs L. c. Tertia die barbari, quam
[Spaltenumbruch] ingreſſi urbem fuerant, ſponte diſcedunt, facte
quidem aliquantarum aedium incendio, ſed ne
tanto quidem, quantum ſeptingenteſimo conditionis
eius anno caſus effecerat.
8 Unter den hiſtoricis, die hierin den Gothen
ihr Recht thun, iſt poldvs d’ albenas
mit, derſelbe ruͤhmet in ſeiner Hiſtorie von Nîmes,
wie moderat ſich der Koͤnig Wamba bey Erobe-
rung ſelbiger Stadt aufgefuͤhret. p. 111. Bamba ſ’ y
porta tant ho[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]neſtement, & uſa de telle modera-
tion en ſa uictoire, qu’ il ne ruina nul edifice, ne
privény public: ains repara les ruines, a qui par
les aſſauts & droits de guerre lon n’ avoit peu par-
donner, pour entrer & emporter la cité.
* Unter andern in die Jnſel Giglio, (Icilium) in dem
Toſcaniſchen Meer. rvtilivs u. 325.
9 hieronymvs in Ezech. Tom. III. p.
745. Nihil eſt opere & manu factum, quod non
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totius
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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/400>, abgerufen am 22.11.2024.