Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

Bild:
<< vorherige Seite

Viertes Buch. Geschichte der Teutschen
Legion nahm den Weg über Vindonissa: Sextilius Felix brach mit den fremden
Regimentern durch Rätien ein, zu dem sich auch Iulius Briganticus, Civilis
Schwester Sohn hielte, der eine alam singularium commandirete, und seinem
Oheim so gehäßig war, als nahe sie die Verwandschafft hätte verbinden sollen.
Es war also schon ein groß Versehen, daß Tutor die Zugänge der Alpen nicht gleich
Anfangs besetzet, und den Ober-Rhein besser bedecket hatte. Gleichwohl schlu-
gen seine Völcker1, Anfangs, eine Cohortem, so Sextilius Felix vorangeschi-
cket hatte: gingen aber, als die Haupt-Armee sich näherte, gröstentheils zu
den Römern über, so daß er selbst sich genöthiget sahe, nach Bingen zu entweichen.
Er ließ, um desto sicherer zu seyn, die Brücke über die Naab abwerffen: Sextilius
fand aber einen Pfad, kam ihm über den Hals, und schlug ihn aus dem Felde.
Wodurch die Trevirer in solches Schrecken gesetzet wurden, daß sie Tutor, und
Iulius Valentinus, kaum von der Ubergabe abhalten konnten. Die beyden Legio-
nen, so bey Trier stunden, erkläreten sich ietzt wiederum für Vespasianum, und
zogen zu den Mediomatricibus, die den Römern beständig treu geblieben waren.

LII. Um diese Zeit langete der Röm. General Cerialis, selbst zu Maintz an, u.
Petilius Ce-
rialis
schläget
die Trevirer
bey Rigola.
schickete so fort einige Officiers, sich der beyden Legionen, so in der Gegend von Metz
stunden, zu versichern. Er selbst brach mit den Leuten, so er theils mitgebracht, theils
zu Maintz gefunden hatte, gen Rigola auf1, wo Iulius Valentinus, mit seinem
Anhange von Trevirern, und andern Belgen, sich gar vortheilhafftig gesetzet hatte.
Dem ungeachtet ließ Cerialis das Lager angreiffen, eroberte es, und kriegte Va-
lentinum
selbst gefangen. Den folgenden Tag, ging er vollend nach Trier,
das durch solche Niederlage gantz bloß worden war2. Der gemeine Soldat hatte
grosse Lust, die Stadt zu plündern. Aber der General wollte lieber die Gemüther
durch Gelindigkeit gewinnen, und hielte selbst eine Anrede an die Häupter der
Trevirer, und Lingonen, darinnen er ihnen vorstellete, wie viel vortheilhaffter es
3

ihnen
1 [Beginn Spaltensatz] §. LI. 1. tacitvs H. L. IV. c. 70. Tutor, Tre-
uerorum copias, recenti Vangionum, Caracatium,
Tribocorum delectu, auctas, ueterano pedite, atque
equite firmauit, corruptis spe, aut metu subactis le-
gionariis, qui primo cohortem, praemissam a Sextilio
Felice interficiunt: mox, ubi duces, exercitusque
Romani, propinquabant, honesto transfugio redie-
re: secutis Tribocis, Vangionibusque & Caracati-
bus.
clvverivs
meynet L. II. c. 12. an statt
Caracates, solle man Nemetes lesen. ia. grono-
vivs
ad h.l.
muthmasset, es müsse Tabernates heissen.
1 §. LII. 1. Rigodulum. Der Ort heist heut zu Tage
Rigol, und lieget an der Mosel, etwas unterhalb Tri-
er, dem Städtgen Pfaltz gegen über.
2 tacitvs H. L. IV. c. 72. Cerialis postero
die coloniam Treuerorum ingressus est &c.
browe-
rvs
Annal. Trev. L. I. c. 131. p. 129. seq.
meynet,
Augustus habe Trier zur Colonie gemachet, welches
aber aus dem, was oben L. III. §. 1. not. 2. angeführet
worden, zweiffelhafftig wird, als woraus erhellet, daß
die Römer, zu Germanici Zeiten, Trier als einen
[Spaltenumbruch] fremden Ort angesehen. browervs führet wei-
ter p. 130. eine Müntze an, auf deren reuers COLo-
nia AVGusta PATricia TREVERORum
zu lesen,
die aber, weder beym mezzabarba, noch
beym vaillant, vorkommt.
3 tacitvs H. L. IV. c. 73. Terram uestram,
caeterorumque Gallorum, ingressi sunt duces, impe-
ratoresque Romani, nulla cupidine, sed maioribus
vestris inuocantibus, quos discordiae usque ad exiti-
um fatigabant. & acciti auxilio Germani, sociis
pariter, atque hostibus, seruitutem imposuerant. Quot
proeliis aduersus Cimbros, Teutonosque, quantis exer-
cituum nostrorum laboribus, quoue euentu Germa-
nica bella tractauerimus, satis clarum. Nec ideo
Rhenum insedimus, ut Italiam tueremur, sed ne
quis alius Ariovistus regno Galliarum potiretur. An
uos cariores Civili, Batauisque, & Transrbenanis gen-
tibus creditis, quam maioribus eorum patres, auique
uestri, fuerunt? Eadem semper caussa Germanis
transcendendi in Gallias, libido atque auaritia, &
mutandae sedis amor: ut relictis paludibus, & solitu-

[Ende Spaltensatz]
di-

Viertes Buch. Geſchichte der Teutſchen
Legion nahm den Weg uͤber Vindoniſſa: Sextilius Felix brach mit den fremden
Regimentern durch Raͤtien ein, zu dem ſich auch Iulius Briganticus, Civilis
Schweſter Sohn hielte, der eine alam ſingularium commandirete, und ſeinem
Oheim ſo gehaͤßig war, als nahe ſie die Verwandſchafft haͤtte verbinden ſollen.
Es war alſo ſchon ein groß Verſehen, daß Tutor die Zugaͤnge der Alpen nicht gleich
Anfangs beſetzet, und den Ober-Rhein beſſer bedecket hatte. Gleichwohl ſchlu-
gen ſeine Voͤlcker1, Anfangs, eine Cohortem, ſo Sextilius Felix vorangeſchi-
cket hatte: gingen aber, als die Haupt-Armee ſich naͤherte, groͤſtentheils zu
den Roͤmern uͤber, ſo daß er ſelbſt ſich genoͤthiget ſahe, nach Bingen zu entweichen.
Er ließ, um deſto ſicherer zu ſeyn, die Bruͤcke uͤber die Naab abwerffen: Sextilius
fand aber einen Pfad, kam ihm uͤber den Hals, und ſchlug ihn aus dem Felde.
Wodurch die Trevirer in ſolches Schrecken geſetzet wurden, daß ſie Tutor, und
Iulius Valentinus, kaum von der Ubergabe abhalten konnten. Die beyden Legio-
nen, ſo bey Trier ſtunden, erklaͤreten ſich ietzt wiederum fuͤr Veſpaſianum, und
zogen zu den Mediomatricibus, die den Roͤmern beſtaͤndig treu geblieben waren.

LII. Um dieſe Zeit langete der Roͤm. General Cerialis, ſelbſt zu Maintz an, u.
Petilius Ce-
rialis
ſchlaͤget
die Treviꝛer
bey Rigola.
ſchickete ſo fort einige Officiers, ſich der beyden Legionen, ſo in der Gegend von Metz
ſtunden, zu verſichern. Er ſelbſt brach mit den Leuten, ſo er theils mitgebracht, theils
zu Maintz gefunden hatte, gen Rigola auf1, wo Iulius Valentinus, mit ſeinem
Anhange von Trevirern, und andern Belgen, ſich gar vortheilhafftig geſetzet hatte.
Dem ungeachtet ließ Cerialis das Lager angreiffen, eroberte es, und kriegte Va-
lentinum
ſelbſt gefangen. Den folgenden Tag, ging er vollend nach Trier,
das durch ſolche Niederlage gantz bloß worden war2. Der gemeine Soldat hatte
groſſe Luſt, die Stadt zu pluͤndern. Aber der General wollte lieber die Gemuͤther
durch Gelindigkeit gewinnen, und hielte ſelbſt eine Anrede an die Haͤupter der
Trevirer, und Lingonen, darinnen er ihnen vorſtellete, wie viel vortheilhaffter es
3

ihnen
1 [Beginn Spaltensatz] §. LI. 1. tacitvs H. L. IV. c. 70. Tutor, Tre-
uerorum copias, recenti Vangionum, Caracatium,
Tribocorum delectu, auctas, ueterano pedite, atque
equite firmauit, corruptis ſpe, aut metu ſubactis le-
gionariis, qui primo cohortem, praemiſſam a Sextilio
Felice interficiunt: mox, ubi duces, exercitusque
Romani, propinquabant, honeſto transfugio redie-
re: ſecutis Tribocis, Vangionibusque & Caracati-
bus.
clvverivs
meynet L. II. c. 12. an ſtatt
Caracates, ſolle man Nemetes leſen. ia. grono-
vivs
ad h.l.
muthmaſſet, es muͤſſe Tabernates heiſſen.
1 §. LII. 1. Rigodulum. Der Ort heiſt heut zu Tage
Rigol, und lieget an der Moſel, etwas unterhalb Tri-
er, dem Staͤdtgen Pfaltz gegen uͤber.
2 tacitvs H. L. IV. c. 72. Cerialis poſtero
die coloniam Treuerorum ingreſſus eſt &c.
browe-
rvs
Annal. Trev. L. I. c. 131. p. 129. ſeq.
meynet,
Auguſtus habe Trier zur Colonie gemachet, welches
aber aus dem, was oben L. III. §. 1. not. 2. angefuͤhret
worden, zweiffelhafftig wird, als woraus erhellet, daß
die Roͤmer, zu Germanici Zeiten, Trier als einen
[Spaltenumbruch] fremden Ort angeſehen. browervs fuͤhret wei-
ter p. 130. eine Muͤntze an, auf deren reuers COLo-
nia AVGuſta PATricia TREVERORum
zu leſen,
die aber, weder beym mezzabarba, noch
beym vaillant, vorkommt.
3 tacitvs H. L. IV. c. 73. Terram ueſtram,
caeterorumque Gallorum, ingreſſi ſunt duces, impe-
ratoresque Romani, nulla cupidine, ſed maioribus
veſtris inuocantibus, quos diſcordiae usque ad exiti-
um fatigabant. & acciti auxilio Germani, ſociis
pariter, atque hoſtibus, ſeruitutem impoſuerant. Quot
proeliis aduerſus Cimbros, Teutonosque, quantis exer-
cituum noſtrorum laboribus, quoue euentu Germa-
nica bella tractauerimus, ſatis clarum. Nec ideo
Rhenum inſedimus, ut Italiam tueremur, ſed ne
quis alius Arioviſtus regno Galliarum potiretur. An
uos cariores Civili, Batauisque, & Transrbenanis gen-
tibus creditis, quam maioribus eorum patres, auique
ueſtri, fuerunt? Eadem ſemper cauſſa Germanis
tranſcendendi in Gallias, libido atque auaritia, &
mutandae ſedis amor: ut relictis paludibus, & ſolitu-

[Ende Spaltensatz]
di-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0164" n="130"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Viertes Buch. Ge&#x017F;chichte der Teut&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
Legion nahm den Weg u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">Vindoni&#x017F;&#x017F;a: Sextilius Felix</hi> brach mit den fremden<lb/>
Regimentern durch Ra&#x0364;tien ein, zu dem &#x017F;ich auch <hi rendition="#aq">Iulius Briganticus, Civilis</hi><lb/>
Schwe&#x017F;ter Sohn hielte, der eine <hi rendition="#aq">alam &#x017F;ingularium</hi> commandirete, und &#x017F;einem<lb/>
Oheim &#x017F;o geha&#x0364;ßig war, als nahe &#x017F;ie die Verwand&#x017F;chafft ha&#x0364;tte verbinden &#x017F;ollen.<lb/>
Es war al&#x017F;o &#x017F;chon ein groß Ver&#x017F;ehen, daß <hi rendition="#aq">Tutor</hi> die Zuga&#x0364;nge der Alpen nicht gleich<lb/>
Anfangs be&#x017F;etzet, und den Ober-Rhein be&#x017F;&#x017F;er bedecket hatte. Gleichwohl &#x017F;chlu-<lb/>
gen &#x017F;eine Vo&#x0364;lcker<note place="foot" n="1"><cb type="start"/>
§. <hi rendition="#aq">LI</hi>. 1. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> H. L. IV. c. 70. <hi rendition="#i">Tutor, Tre-<lb/>
uerorum copias, recenti Vangionum, Caracatium,<lb/>
Tribocorum delectu, auctas, ueterano pedite, atque<lb/>
equite firmauit, corruptis &#x017F;pe, aut metu &#x017F;ubactis le-<lb/>
gionariis, qui primo cohortem, praemi&#x017F;&#x017F;am a Sextilio<lb/>
Felice interficiunt: mox, ubi duces, exercitusque<lb/>
Romani, propinquabant, hone&#x017F;to transfugio redie-<lb/>
re: &#x017F;ecutis Tribocis, Vangionibusque &amp; Caracati-<lb/>
bus.</hi> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">clvverivs</hi></hi></hi> meynet <hi rendition="#aq">L. II. c.</hi> 12. an &#x017F;tatt<lb/><hi rendition="#aq">Caracates,</hi> &#x017F;olle man <hi rendition="#aq">Nemetes</hi> le&#x017F;en. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">ia. grono-<lb/>
vivs</hi></hi> ad h.l.</hi> muthma&#x017F;&#x017F;et, es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Tabernates</hi> hei&#x017F;&#x017F;en.</note>, Anfangs, eine <hi rendition="#aq">Cohortem,</hi> &#x017F;o <hi rendition="#aq">Sextilius Felix</hi> vorange&#x017F;chi-<lb/>
cket hatte: gingen aber, als die Haupt-Armee &#x017F;ich na&#x0364;herte, gro&#x0364;&#x017F;tentheils zu<lb/>
den Ro&#x0364;mern u&#x0364;ber, &#x017F;o daß er &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ich geno&#x0364;thiget &#x017F;ahe, nach Bingen zu entweichen.<lb/>
Er ließ, um de&#x017F;to &#x017F;icherer zu &#x017F;eyn, die Bru&#x0364;cke u&#x0364;ber die Naab abwerffen: <hi rendition="#aq">Sextilius</hi><lb/>
fand aber einen Pfad, kam ihm u&#x0364;ber den Hals, und &#x017F;chlug ihn aus dem Felde.<lb/>
Wodurch die Trevirer in &#x017F;olches Schrecken ge&#x017F;etzet wurden, daß &#x017F;ie <hi rendition="#aq">Tutor,</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Iulius Valentinus,</hi> kaum von der Ubergabe abhalten konnten. Die beyden Legio-<lb/>
nen, &#x017F;o bey Trier &#x017F;tunden, erkla&#x0364;reten &#x017F;ich ietzt wiederum fu&#x0364;r <hi rendition="#aq">Ve&#x017F;pa&#x017F;ianum,</hi> und<lb/>
zogen zu den <hi rendition="#aq">Mediomatricibus,</hi> die den Ro&#x0364;mern be&#x017F;ta&#x0364;ndig treu geblieben waren.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">LII.</hi> Um die&#x017F;e Zeit langete der Ro&#x0364;m. General <hi rendition="#aq">Cerialis,</hi> &#x017F;elb&#x017F;t zu Maintz an, u.<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Petilius Ce-<lb/>
rialis</hi> &#x017F;chla&#x0364;get<lb/>
die Trevi&#xA75B;er<lb/>
bey Rigola.</note>&#x017F;chickete &#x017F;o fort einige Officiers, &#x017F;ich der beyden Legionen, &#x017F;o in der Gegend von Metz<lb/>
&#x017F;tunden, zu ver&#x017F;ichern. Er &#x017F;elb&#x017F;t brach mit den Leuten, &#x017F;o er theils mitgebracht, theils<lb/>
zu Maintz gefunden hatte, gen Rigola auf<note place="foot" n="1">§. <hi rendition="#aq">LII</hi>. 1. <hi rendition="#aq">Rigodulum.</hi> Der Ort hei&#x017F;t heut zu Tage<lb/><hi rendition="#fr">Rigol,</hi> und lieget an der Mo&#x017F;el, etwas unterhalb Tri-<lb/>
er, dem Sta&#x0364;dtgen <hi rendition="#fr">Pfaltz</hi> gegen u&#x0364;ber.</note>, wo <hi rendition="#aq">Iulius Valentinus,</hi> mit &#x017F;einem<lb/>
Anhange von Trevirern, und andern Belgen, &#x017F;ich gar vortheilhafftig ge&#x017F;etzet hatte.<lb/>
Dem ungeachtet ließ <hi rendition="#aq">Cerialis</hi> das Lager angreiffen, eroberte es, und kriegte <hi rendition="#aq">Va-<lb/>
lentinum</hi> &#x017F;elb&#x017F;t gefangen. Den folgenden Tag, ging er vollend nach Trier,<lb/>
das durch &#x017F;olche Niederlage gantz bloß worden war<note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> H. L. IV. c. 72. <hi rendition="#i">Cerialis po&#x017F;tero<lb/>
die coloniam Treuerorum ingre&#x017F;&#x017F;us e&#x017F;t &amp;c.</hi> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">browe-<lb/>
rvs</hi></hi> Annal. Trev. L. I. c. 131. p. 129. &#x017F;eq.</hi> meynet,<lb/><hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tus</hi> habe Trier zur Colonie gemachet, welches<lb/>
aber aus dem, was oben <hi rendition="#aq">L. III. §. 1. not.</hi> 2. angefu&#x0364;hret<lb/>
worden, zweiffelhafftig wird, als woraus erhellet, daß<lb/>
die Ro&#x0364;mer, zu <hi rendition="#aq">Germanici</hi> Zeiten, Trier als einen<lb/><cb/>
fremden Ort ange&#x017F;ehen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">browervs</hi></hi></hi> fu&#x0364;hret wei-<lb/>
ter <hi rendition="#aq">p.</hi> 130. eine Mu&#x0364;ntze an, auf deren <hi rendition="#aq">reuers COLo-<lb/>
nia AVGu&#x017F;ta PATricia TREVERORum</hi> zu le&#x017F;en,<lb/>
die aber, weder beym <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">mezzabarba,</hi></hi></hi> noch<lb/>
beym <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">vaillant,</hi></hi></hi> vorkommt.</note>. Der gemeine Soldat hatte<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Lu&#x017F;t, die Stadt zu plu&#x0364;ndern. Aber der General wollte lieber die Gemu&#x0364;ther<lb/>
durch Gelindigkeit gewinnen, und hielte &#x017F;elb&#x017F;t eine Anrede an die Ha&#x0364;upter der<lb/>
Trevirer, und Lingonen, darinnen er ihnen vor&#x017F;tellete, wie viel vortheilhaffter es<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ihnen</fw><lb/><note xml:id="FN164_03_01" next="#FN164_03_02" place="foot" n="3"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> H. L. IV. c. 73. <hi rendition="#i">Terram ue&#x017F;tram,<lb/>
caeterorumque Gallorum, ingre&#x017F;&#x017F;i &#x017F;unt duces, impe-<lb/>
ratoresque Romani, nulla cupidine, &#x017F;ed maioribus<lb/>
ve&#x017F;tris inuocantibus, quos di&#x017F;cordiae usque ad exiti-<lb/>
um fatigabant. &amp; acciti auxilio Germani, &#x017F;ociis<lb/>
pariter, atque ho&#x017F;tibus, &#x017F;eruitutem impo&#x017F;uerant. Quot<lb/>
proeliis aduer&#x017F;us Cimbros, Teutonosque, quantis exer-<lb/>
cituum no&#x017F;trorum laboribus, quoue euentu Germa-<lb/>
nica bella tractauerimus, &#x017F;atis clarum. Nec ideo<lb/>
Rhenum in&#x017F;edimus, ut Italiam tueremur, &#x017F;ed ne<lb/>
quis alius Ariovi&#x017F;tus regno Galliarum potiretur. An<lb/>
uos cariores Civili, Batauisque, &amp; Transrbenanis gen-<lb/>
tibus creditis, quam maioribus eorum patres, auique<lb/>
ue&#x017F;tri, fuerunt? Eadem &#x017F;emper cau&#x017F;&#x017F;a Germanis<lb/>
tran&#x017F;cendendi in Gallias, libido atque auaritia, &amp;<lb/>
mutandae &#x017F;edis amor: ut relictis paludibus, &amp; &#x017F;olitu-</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">di-</hi></hi></fw><cb type="end"/><note type="editorial">Die Fußnotenreferenz befindet sich auf der nächsten Seite.</note></note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0164] Viertes Buch. Geſchichte der Teutſchen Legion nahm den Weg uͤber Vindoniſſa: Sextilius Felix brach mit den fremden Regimentern durch Raͤtien ein, zu dem ſich auch Iulius Briganticus, Civilis Schweſter Sohn hielte, der eine alam ſingularium commandirete, und ſeinem Oheim ſo gehaͤßig war, als nahe ſie die Verwandſchafft haͤtte verbinden ſollen. Es war alſo ſchon ein groß Verſehen, daß Tutor die Zugaͤnge der Alpen nicht gleich Anfangs beſetzet, und den Ober-Rhein beſſer bedecket hatte. Gleichwohl ſchlu- gen ſeine Voͤlcker 1, Anfangs, eine Cohortem, ſo Sextilius Felix vorangeſchi- cket hatte: gingen aber, als die Haupt-Armee ſich naͤherte, groͤſtentheils zu den Roͤmern uͤber, ſo daß er ſelbſt ſich genoͤthiget ſahe, nach Bingen zu entweichen. Er ließ, um deſto ſicherer zu ſeyn, die Bruͤcke uͤber die Naab abwerffen: Sextilius fand aber einen Pfad, kam ihm uͤber den Hals, und ſchlug ihn aus dem Felde. Wodurch die Trevirer in ſolches Schrecken geſetzet wurden, daß ſie Tutor, und Iulius Valentinus, kaum von der Ubergabe abhalten konnten. Die beyden Legio- nen, ſo bey Trier ſtunden, erklaͤreten ſich ietzt wiederum fuͤr Veſpaſianum, und zogen zu den Mediomatricibus, die den Roͤmern beſtaͤndig treu geblieben waren. LII. Um dieſe Zeit langete der Roͤm. General Cerialis, ſelbſt zu Maintz an, u. ſchickete ſo fort einige Officiers, ſich der beyden Legionen, ſo in der Gegend von Metz ſtunden, zu verſichern. Er ſelbſt brach mit den Leuten, ſo er theils mitgebracht, theils zu Maintz gefunden hatte, gen Rigola auf 1, wo Iulius Valentinus, mit ſeinem Anhange von Trevirern, und andern Belgen, ſich gar vortheilhafftig geſetzet hatte. Dem ungeachtet ließ Cerialis das Lager angreiffen, eroberte es, und kriegte Va- lentinum ſelbſt gefangen. Den folgenden Tag, ging er vollend nach Trier, das durch ſolche Niederlage gantz bloß worden war 2. Der gemeine Soldat hatte groſſe Luſt, die Stadt zu pluͤndern. Aber der General wollte lieber die Gemuͤther durch Gelindigkeit gewinnen, und hielte ſelbſt eine Anrede an die Haͤupter der Trevirer, und Lingonen, darinnen er ihnen vorſtellete, wie viel vortheilhaffter es ihnen 3 Petilius Ce- rialis ſchlaͤget die Treviꝛer bey Rigola. 1 §. LI. 1. tacitvs H. L. IV. c. 70. Tutor, Tre- uerorum copias, recenti Vangionum, Caracatium, Tribocorum delectu, auctas, ueterano pedite, atque equite firmauit, corruptis ſpe, aut metu ſubactis le- gionariis, qui primo cohortem, praemiſſam a Sextilio Felice interficiunt: mox, ubi duces, exercitusque Romani, propinquabant, honeſto transfugio redie- re: ſecutis Tribocis, Vangionibusque & Caracati- bus. clvverivs meynet L. II. c. 12. an ſtatt Caracates, ſolle man Nemetes leſen. ia. grono- vivs ad h.l. muthmaſſet, es muͤſſe Tabernates heiſſen. 1 §. LII. 1. Rigodulum. Der Ort heiſt heut zu Tage Rigol, und lieget an der Moſel, etwas unterhalb Tri- er, dem Staͤdtgen Pfaltz gegen uͤber. 2 tacitvs H. L. IV. c. 72. Cerialis poſtero die coloniam Treuerorum ingreſſus eſt &c. browe- rvs Annal. Trev. L. I. c. 131. p. 129. ſeq. meynet, Auguſtus habe Trier zur Colonie gemachet, welches aber aus dem, was oben L. III. §. 1. not. 2. angefuͤhret worden, zweiffelhafftig wird, als woraus erhellet, daß die Roͤmer, zu Germanici Zeiten, Trier als einen fremden Ort angeſehen. browervs fuͤhret wei- ter p. 130. eine Muͤntze an, auf deren reuers COLo- nia AVGuſta PATricia TREVERORum zu leſen, die aber, weder beym mezzabarba, noch beym vaillant, vorkommt. 3 tacitvs H. L. IV. c. 73. Terram ueſtram, caeterorumque Gallorum, ingreſſi ſunt duces, impe- ratoresque Romani, nulla cupidine, ſed maioribus veſtris inuocantibus, quos diſcordiae usque ad exiti- um fatigabant. & acciti auxilio Germani, ſociis pariter, atque hoſtibus, ſeruitutem impoſuerant. Quot proeliis aduerſus Cimbros, Teutonosque, quantis exer- cituum noſtrorum laboribus, quoue euentu Germa- nica bella tractauerimus, ſatis clarum. Nec ideo Rhenum inſedimus, ut Italiam tueremur, ſed ne quis alius Arioviſtus regno Galliarum potiretur. An uos cariores Civili, Batauisque, & Transrbenanis gen- tibus creditis, quam maioribus eorum patres, auique ueſtri, fuerunt? Eadem ſemper cauſſa Germanis tranſcendendi in Gallias, libido atque auaritia, & mutandae ſedis amor: ut relictis paludibus, & ſolitu- di-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Ergänzungsvorschlag vom DWB [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/164
Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/164>, abgerufen am 22.11.2024.