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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ende des Batavischen Krieges.
men gezogen, Civilem abzuhalten. Das Treffen war aber kaum angegangen,
als die Tungren zu Civili übertraten, und Labeo selbst, aus Furcht ihm wieder
in die Hände zu gerathen, die Flucht ergreiffen muste. Die Bethasii, und Ner-
vii,
folgeten dem Exempel der Tungren, und Civilis verfolgete nunmehr Labeo-
nem
bis in das innerste von Gallia Belgica*.

L. Da alles so glücklich von statten ging, brach an der andern Seiten Iu-Iulius Sabi-
nus
will sich
zum Käiser
aufwerffen;
wird aber von
den Sequanen
geschlagen.

lius Sabinus, bey den Lingonibus, loß, zernichtete öffentlich das Bündniß, darin-
nen seine Nation bisher mit den Römern gestanden, und nahm den Namen Caesar
an, mit dem Vorgeben, daß Iulius Caesar, währendes Krieges in Gallien, mit
seiner Groß-Mutter Liebe gepflogen, und mit ihr seinen Vater gezeuget hätte. Er
marchirte gegen die Sequanos, so den Römern getreu geblieben, ward aber von
ihnen in die Flucht geschlagen, und ließ das Geschrey ausbringen, daß er sich selbst
das Leben genommen*.

LI. Jn Rom hatte Mucianus, der, in Vespasiani Abwesenheit, das HefftMucianus
schicket eine
neue Armee
an den Rhein.
Tutor wird
bey Bingen
geschlagen.

der Regierung in Händen hatte, gleich, auf die erste Nachricht von dieser Empö-
rung, Gallum Annium, und Petilium Cerialem, an den Rhein zu gehen, beor-
dert. Als aber von Tage zu Tage schlimmere Zeitungen einlieffen, machte er An-
stalten, nebst Domitiano, selbst über die Alpen zu gehen. Die vierzehende Rö-
mische Legion, so in Britannien, und die sechste und achte, so in Spanien lagen,
erhielten Befehl, gleichfalls nach Gallien aufzubrechen. Aber die Misgunst, und
Zwietracht, so unter den Galliern herrschete, halff die Römer, mehr als ihre eigene
Macht. Die Nationen, so es vormahls mit Vindice gehalten, waren ietzo, den
Trevirern und Lingonen, in ihrem Unternehmen zuwieder, weil sie damahls Ver-
ginio
angehangen. Und unter diesen beyden trachtetendie Häupter, einer für dem
andern, nach der Herrschafft, ehe sie noch die Freyheit behauptet hatten. Also war auf
der Zusammenkunfft zu Rheims, insonderheit als Zeitungen von der Zurüstung der
Römer einlieffen, die Treviros, und Lingones, ausgenommen, alles zu friedli-
chen Gedancken geneigt. Jndessen rückete die Römische Armee heran. Die 21te

Legion
[Beginn Spaltensatz] minibus, ita omnes terras fortibus uiris natura ape-
ruit. Instituta, cultumque patrium, resumite, ab-
ruptis uoluptatibus, quibus Romani plus aduersus
subiectos, quam armis, ualent. Sincerus, & integer,
& seruitutis oblitus populus, aut ex aequo agetis, aut
aliis imperitabitis.
Jhre Antwort stehet beym tacito c. 65.
Quae prima libertatis facultas data est, auidius,
quam cautius, sumpsimus, ut uobis, caeterisque Ger-
manis, consanguineis nostris, iungeremur. Muros ci-
uitatis, congregantibus se cum maxime Romano-
rum exercitibus, augere nobis, quam diruere, tutius
est. Si qui, ex Italia, aut prouinciis, alienigenae in fini-
bus nostris fuerant, eos bellum absumpsit: uel in
suas quisque sedes refugere. Deductis olim, & nobi-
scum per connubium sociatis, quique mox prouenere,
baec patria est. Nec uos adeo iniquos existimamus,
ut interfici a nobis parentes, fratres, liberos nostros,
[Spaltenumbruch] uelitis. Vectigal, & onera commerciorum, resolui-
mus. Sint transitus incustoditi, sed diurni & iner-
mes: donec noua, & recentia iura, in uetustatem
consuetudine uertantur. Arbitrum babebimus Ci-
uilem, & Velledam, apud quos pacta sancientur.
Die Sunici haben gewohnet in dem ietzigen Her-
tzogthum Limburg. Es ist noch in selbigem ein Ort,
Sunich, der den Namen von diesen Einwohnern schei-
net behalten zu haben. menso altingivs hat
die Muthmassung, daß sie mit von den Svevis dedi-
titiis
gewesen, welche Tiberius über den Rhein gefüh-
ret; (S. oben L. III. §. 18.) so wohl als ihre Wohnung,
gar wahrscheinlich ausgeführet l. c. P. I. Tab. V. &
p.
118.
* tacitvs H. L. IV. c. 63-66.
* $. L. * tacitvs H. L. IV. c. 67. Von seinen
fernern Abendtheuern handelt plvtarchvs in
Erotico c. fin.

[Ende Spaltensatz]
§. LI.
R

bis zu Ende des Bataviſchen Krieges.
men gezogen, Civilem abzuhalten. Das Treffen war aber kaum angegangen,
als die Tungren zu Civili uͤbertraten, und Labeo ſelbſt, aus Furcht ihm wieder
in die Haͤnde zu gerathen, die Flucht ergreiffen muſte. Die Bethaſii, und Ner-
vii,
folgeten dem Exempel der Tungren, und Civilis verfolgete nunmehr Labeo-
nem
bis in das innerſte von Gallia Belgica*.

L. Da alles ſo gluͤcklich von ſtatten ging, brach an der andern Seiten Iu-Iulius Sabi-
nus
will ſich
zum Kaͤiſer
aufwerffen;
wird aber von
den Sequanen
geſchlagen.

lius Sabinus, bey den Lingonibus, loß, zernichtete oͤffentlich das Buͤndniß, darin-
nen ſeine Nation bisher mit den Roͤmern geſtanden, und nahm den Namen Caeſar
an, mit dem Vorgeben, daß Iulius Caeſar, waͤhrendes Krieges in Gallien, mit
ſeiner Groß-Mutter Liebe gepflogen, und mit ihr ſeinen Vater gezeuget haͤtte. Er
marchirte gegen die Sequanos, ſo den Roͤmern getreu geblieben, ward aber von
ihnen in die Flucht geſchlagen, und ließ das Geſchrey ausbringen, daß er ſich ſelbſt
das Leben genommen*.

LI. Jn Rom hatte Mucianus, der, in Veſpaſiani Abweſenheit, das HefftMucianus
ſchicket eine
neue Armee
an den Rhein.
Tutor wird
bey Bingen
geſchlagen.

der Regierung in Haͤnden hatte, gleich, auf die erſte Nachricht von dieſer Empoͤ-
rung, Gallum Annium, und Petilium Cerialem, an den Rhein zu gehen, beor-
dert. Als aber von Tage zu Tage ſchlimmere Zeitungen einlieffen, machte er An-
ſtalten, nebſt Domitiano, ſelbſt uͤber die Alpen zu gehen. Die vierzehende Roͤ-
miſche Legion, ſo in Britannien, und die ſechſte und achte, ſo in Spanien lagen,
erhielten Befehl, gleichfalls nach Gallien aufzubrechen. Aber die Misgunſt, und
Zwietracht, ſo unter den Galliern herrſchete, halff die Roͤmer, mehr als ihre eigene
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Trevirern und Lingonen, in ihrem Unternehmen zuwieder, weil ſie damahls Ver-
ginio
angehangen. Und unter dieſen beyden trachtetendie Haͤupter, einer fuͤr dem
andern, nach der Herrſchafft, ehe ſie noch die Freyheit behauptet hatten. Alſo war auf
der Zuſammenkunfft zu Rheims, inſonderheit als Zeitungen von der Zuruͤſtung der
Roͤmer einlieffen, die Treviros, und Lingones, ausgenommen, alles zu friedli-
chen Gedancken geneigt. Jndeſſen ruͤckete die Roͤmiſche Armee heran. Die 21te

Legion
[Beginn Spaltensatz] minibus, ita omnes terras fortibus uiris natura ape-
ruit. Inſtituta, cultumque patrium, reſumite, ab-
ruptis uoluptatibus, quibus Romani plus aduerſus
ſubiectos, quam armis, ualent. Sincerus, & integer,
& ſeruitutis oblitus populus, aut ex aequo agetis, aut
aliis imperitabitis.
Jhre Antwort ſtehet beym tacito c. 65.
Quae prima libertatis facultas data eſt, auidius,
quam cautius, ſumpſimus, ut uobis, caeterisque Ger-
manis, conſanguineis noſtris, iungeremur. Muros ci-
uitatis, congregantibus ſe cum maxime Romano-
rum exercitibus, augere nobis, quam diruere, tutius
eſt. Si qui, ex Italia, aut prouinciis, alienigenæ in fini-
bus noſtris fuerant, eos bellum abſumpſit: uel in
ſuas quisque ſedes refugere. Deductis olim, & nobi-
ſcum per connubium ſociatis, quique mox prouenere,
baec patria eſt. Nec uos adeo iniquos exiſtimamus,
ut interfici a nobis parentes, fratres, liberos noſtros,
[Spaltenumbruch] uelitis. Vectigal, & onera commerciorum, reſolui-
mus. Sint tranſitus incuſtoditi, ſed diurni & iner-
mes: donec noua, & recentia iura, in uetuſtatem
conſuetudine uertantur. Arbitrum babebimus Ci-
uilem, & Velledam, apud quos pacta ſancientur.
Die Sunici haben gewohnet in dem ietzigen Heꝛ-
tzogthum Limburg. Es iſt noch in ſelbigem ein Ort,
Sunich, der den Namen von dieſen Einwohnern ſchei-
net behalten zu haben. menso altingivs hat
die Muthmaſſung, daß ſie mit von den Svevis dedi-
titiis
geweſen, welche Tiberius uͤber den Rhein gefuͤh-
ret; (S. oben L. III. §. 18.) ſo wohl als ihre Wohnung,
gar wahrſcheinlich ausgefuͤhret l. c. P. I. Tab. V. &
p.
118.
* tacitvs H. L. IV. c. 63-66.
* $. L. * tacitvs H. L. IV. c. 67. Von ſeinen
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Erotico c. fin.

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§. LI.
R
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[129/0163] bis zu Ende des Bataviſchen Krieges. men gezogen, Civilem abzuhalten. Das Treffen war aber kaum angegangen, als die Tungren zu Civili uͤbertraten, und Labeo ſelbſt, aus Furcht ihm wieder in die Haͤnde zu gerathen, die Flucht ergreiffen muſte. Die Bethaſii, und Ner- vii, folgeten dem Exempel der Tungren, und Civilis verfolgete nunmehr Labeo- nem bis in das innerſte von Gallia Belgica *. L. Da alles ſo gluͤcklich von ſtatten ging, brach an der andern Seiten Iu- lius Sabinus, bey den Lingonibus, loß, zernichtete oͤffentlich das Buͤndniß, darin- nen ſeine Nation bisher mit den Roͤmern geſtanden, und nahm den Namen Caeſar an, mit dem Vorgeben, daß Iulius Caeſar, waͤhrendes Krieges in Gallien, mit ſeiner Groß-Mutter Liebe gepflogen, und mit ihr ſeinen Vater gezeuget haͤtte. Er marchirte gegen die Sequanos, ſo den Roͤmern getreu geblieben, ward aber von ihnen in die Flucht geſchlagen, und ließ das Geſchrey ausbringen, daß er ſich ſelbſt das Leben genommen *. Iulius Sabi- nus will ſich zum Kaͤiſer aufwerffen; wird aber von den Sequanen geſchlagen. LI. Jn Rom hatte Mucianus, der, in Veſpaſiani Abweſenheit, das Hefft der Regierung in Haͤnden hatte, gleich, auf die erſte Nachricht von dieſer Empoͤ- rung, Gallum Annium, und Petilium Cerialem, an den Rhein zu gehen, beor- dert. Als aber von Tage zu Tage ſchlimmere Zeitungen einlieffen, machte er An- ſtalten, nebſt Domitiano, ſelbſt uͤber die Alpen zu gehen. Die vierzehende Roͤ- miſche Legion, ſo in Britannien, und die ſechſte und achte, ſo in Spanien lagen, erhielten Befehl, gleichfalls nach Gallien aufzubrechen. Aber die Misgunſt, und Zwietracht, ſo unter den Galliern herrſchete, halff die Roͤmer, mehr als ihre eigene Macht. Die Nationen, ſo es vormahls mit Vindice gehalten, waren ietzo, den Trevirern und Lingonen, in ihrem Unternehmen zuwieder, weil ſie damahls Ver- ginio angehangen. Und unter dieſen beyden trachtetendie Haͤupter, einer fuͤr dem andern, nach der Herrſchafft, ehe ſie noch die Freyheit behauptet hatten. Alſo war auf der Zuſammenkunfft zu Rheims, inſonderheit als Zeitungen von der Zuruͤſtung der Roͤmer einlieffen, die Treviros, und Lingones, ausgenommen, alles zu friedli- chen Gedancken geneigt. Jndeſſen ruͤckete die Roͤmiſche Armee heran. Die 21te Legion 2 3 5 Mucianus ſchicket eine neue Armee an den Rhein. Tutor wird bey Bingen geſchlagen. * tacitvs H. L. IV. c. 63-66. * $. L. * tacitvs H. L. IV. c. 67. Von ſeinen fernern Abendtheuern handelt plvtarchvs in Erotico c. fin. §. LI. 2 minibus, ita omnes terras fortibus uiris natura ape- ruit. Inſtituta, cultumque patrium, reſumite, ab- ruptis uoluptatibus, quibus Romani plus aduerſus ſubiectos, quam armis, ualent. Sincerus, & integer, & ſeruitutis oblitus populus, aut ex aequo agetis, aut aliis imperitabitis. 3 Jhre Antwort ſtehet beym tacito c. 65. Quae prima libertatis facultas data eſt, auidius, quam cautius, ſumpſimus, ut uobis, caeterisque Ger- manis, conſanguineis noſtris, iungeremur. Muros ci- uitatis, congregantibus ſe cum maxime Romano- rum exercitibus, augere nobis, quam diruere, tutius eſt. Si qui, ex Italia, aut prouinciis, alienigenæ in fini- bus noſtris fuerant, eos bellum abſumpſit: uel in ſuas quisque ſedes refugere. Deductis olim, & nobi- ſcum per connubium ſociatis, quique mox prouenere, baec patria eſt. Nec uos adeo iniquos exiſtimamus, ut interfici a nobis parentes, fratres, liberos noſtros, uelitis. Vectigal, & onera commerciorum, reſolui- mus. Sint tranſitus incuſtoditi, ſed diurni & iner- mes: donec noua, & recentia iura, in uetuſtatem conſuetudine uertantur. Arbitrum babebimus Ci- uilem, & Velledam, apud quos pacta ſancientur. 5 Die Sunici haben gewohnet in dem ietzigen Heꝛ- tzogthum Limburg. Es iſt noch in ſelbigem ein Ort, Sunich, der den Namen von dieſen Einwohnern ſchei- net behalten zu haben. menso altingivs hat die Muthmaſſung, daß ſie mit von den Svevis dedi- titiis geweſen, welche Tiberius uͤber den Rhein gefuͤh- ret; (S. oben L. III. §. 18.) ſo wohl als ihre Wohnung, gar wahrſcheinlich ausgefuͤhret l. c. P. I. Tab. V. & p. 118. R

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/163>, abgerufen am 22.11.2024.