vermittelt ist. Jedem der Verkäufer stellt das Geld die ver- wandelte Form seiner Waare vor; heutzutage, wo jeder Werth als Kapitalwerth ausgedrückt wird, stellt es in den verschiednen An- leihen der Reihe nach verschiedne Kapitale vor, was nur andrer Ausdruck für den frühern Satz, dass es verschiedne Waarenwerthe der Reihe nach realisiren kann. Zugleich dient es als Cirkulations- mittel, um die sachlichen Kapitale aus einer Hand in die andre zu befördern. Im Anleihen geht es nicht als Cirkulationsmittel aus der einen Hand in die andre über. Solange es in der Hand des Verleihers bleibt, ist es in seiner Hand nicht Cirkulations- mittel, sondern Werthdasein seines Kapitals. Und in dieser Form überträgt er es im Anleihen an einen dritten. Hätte A das Geld an B, und B es an C geliehen, ohne die Vermittlung der Ein- käufe, so würde dasselbe Geld nicht drei Kapitale, sondern nur eins vorstellen, nur einen Kapitalwerth. Wie viele Kapitale es wirk- lich vorstellt, hängt davon ab, wie oft es als die Werthform ver- schiedner Waarenkapitale fungirt.
Dasselbe was A. Smith von den Anleihen überhaupt sagt, gilt von den Depositen, die ja nur ein besondrer Name für die An- leihen sind, die das Publikum den Bankiers macht. Dieselben Geldstücke können als Instrument für eine beliebige Anzahl von Depositen dienen.
"Es ist unstreitig wahr, dass die 1000 £, die jemand heute bei A deponirt, morgen wieder ausgegeben werden und ein Depositum bei B bilden. Den Tag nachher, weggezahlt durch B, können sie ein Depositum bei C bilden, und so fort ins Unendliche. Dieselben 1000 £ in Geld können daher, durch eine Reihe von Ueber- tragungen sich zu einer absolut unbestimmbaren Summe von De- positen vervielfältigen. Es ist daher möglich, dass aller Depositen im Vereinigten Königreich keine Existenz haben, ausser den sie belegenden Buchposten in den Büchern der Bankiers, die ihrerseits darüber abzurechnen haben. . . . So z. B. in Schottland, wo der Geldumlauf nie über 3 Millionen £ war, die Depositen aber 27 Millionen. Entstünde nun nicht ein allgemeiner Ansturm auf die Banken wegen der Depositen, so könnten dieselben 1000 £, ihren Weg rückwärts verfolgend, mit derselben Leichtigkeit eine ebenso unbestimmbare Summe wieder ausgleichen. Da dieselben 1000 £, womit jemand heute eine Schuld an einen Händler aus- gleicht, morgen dessen Schuld an den Kaufmann ausgleichen können, den Tag darauf die Schuld des Kaufmanns an die Bank, und so fort ohne Ende; so können dieselben 1000 £ von Hand zu
vermittelt ist. Jedem der Verkäufer stellt das Geld die ver- wandelte Form seiner Waare vor; heutzutage, wo jeder Werth als Kapitalwerth ausgedrückt wird, stellt es in den verschiednen An- leihen der Reihe nach verschiedne Kapitale vor, was nur andrer Ausdruck für den frühern Satz, dass es verschiedne Waarenwerthe der Reihe nach realisiren kann. Zugleich dient es als Cirkulations- mittel, um die sachlichen Kapitale aus einer Hand in die andre zu befördern. Im Anleihen geht es nicht als Cirkulationsmittel aus der einen Hand in die andre über. Solange es in der Hand des Verleihers bleibt, ist es in seiner Hand nicht Cirkulations- mittel, sondern Werthdasein seines Kapitals. Und in dieser Form überträgt er es im Anleihen an einen dritten. Hätte A das Geld an B, und B es an C geliehen, ohne die Vermittlung der Ein- käufe, so würde dasselbe Geld nicht drei Kapitale, sondern nur eins vorstellen, nur einen Kapitalwerth. Wie viele Kapitale es wirk- lich vorstellt, hängt davon ab, wie oft es als die Werthform ver- schiedner Waarenkapitale fungirt.
Dasselbe was A. Smith von den Anleihen überhaupt sagt, gilt von den Depositen, die ja nur ein besondrer Name für die An- leihen sind, die das Publikum den Bankiers macht. Dieselben Geldstücke können als Instrument für eine beliebige Anzahl von Depositen dienen.
„Es ist unstreitig wahr, dass die 1000 £, die jemand heute bei A deponirt, morgen wieder ausgegeben werden und ein Depositum bei B bilden. Den Tag nachher, weggezahlt durch B, können sie ein Depositum bei C bilden, und so fort ins Unendliche. Dieselben 1000 £ in Geld können daher, durch eine Reihe von Ueber- tragungen sich zu einer absolut unbestimmbaren Summe von De- positen vervielfältigen. Es ist daher möglich, dass aller Depositen im Vereinigten Königreich keine Existenz haben, ausser den sie belegenden Buchposten in den Büchern der Bankiers, die ihrerseits darüber abzurechnen haben. . . . So z. B. in Schottland, wo der Geldumlauf nie über 3 Millionen £ war, die Depositen aber 27 Millionen. Entstünde nun nicht ein allgemeiner Ansturm auf die Banken wegen der Depositen, so könnten dieselben 1000 £, ihren Weg rückwärts verfolgend, mit derselben Leichtigkeit eine ebenso unbestimmbare Summe wieder ausgleichen. Da dieselben 1000 £, womit jemand heute eine Schuld an einen Händler aus- gleicht, morgen dessen Schuld an den Kaufmann ausgleichen können, den Tag darauf die Schuld des Kaufmanns an die Bank, und so fort ohne Ende; so können dieselben 1000 £ von Hand zu
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0019"n="10"/>
vermittelt ist. Jedem der Verkäufer stellt das Geld die ver-<lb/>
wandelte Form seiner Waare vor; heutzutage, wo jeder Werth als<lb/>
Kapitalwerth ausgedrückt wird, stellt es in den verschiednen An-<lb/>
leihen der Reihe nach verschiedne Kapitale vor, was nur andrer<lb/>
Ausdruck für den frühern Satz, dass es verschiedne Waarenwerthe<lb/>
der Reihe nach realisiren kann. Zugleich dient es als Cirkulations-<lb/>
mittel, um die sachlichen Kapitale aus einer Hand in die andre<lb/>
zu befördern. Im Anleihen geht es nicht als Cirkulationsmittel<lb/>
aus der einen Hand in die andre über. Solange es in der Hand<lb/>
des Verleihers bleibt, ist es in seiner Hand nicht Cirkulations-<lb/>
mittel, sondern Werthdasein seines Kapitals. Und in dieser Form<lb/>
überträgt er es im Anleihen an einen dritten. Hätte A das Geld<lb/>
an B, und B es an C geliehen, ohne die Vermittlung der Ein-<lb/>
käufe, so würde dasselbe Geld nicht drei Kapitale, sondern nur eins<lb/>
vorstellen, nur <hirendition="#g">einen</hi> Kapitalwerth. Wie viele Kapitale es wirk-<lb/>
lich vorstellt, hängt davon ab, wie oft es als die Werthform ver-<lb/>
schiedner Waarenkapitale fungirt.</p><lb/><p>Dasselbe was A. Smith von den Anleihen überhaupt sagt, gilt<lb/>
von den Depositen, die ja nur ein besondrer Name für die An-<lb/>
leihen sind, die das Publikum den Bankiers macht. Dieselben<lb/>
Geldstücke können als Instrument für eine beliebige Anzahl von<lb/>
Depositen dienen.</p><lb/><p>„Es ist unstreitig wahr, dass die 1000 <hirendition="#i">£</hi>, die jemand heute bei<lb/>
A deponirt, morgen wieder ausgegeben werden und ein Depositum<lb/>
bei B bilden. Den Tag nachher, weggezahlt durch B, können sie<lb/>
ein Depositum bei C bilden, und so fort ins Unendliche. Dieselben<lb/>
1000 <hirendition="#i">£</hi> in Geld können daher, durch eine Reihe von Ueber-<lb/>
tragungen sich zu einer absolut unbestimmbaren Summe von De-<lb/>
positen vervielfältigen. Es ist daher möglich, dass <formulanotation="TeX">\frac{9}{10}</formula> aller<lb/>
Depositen im Vereinigten Königreich keine Existenz haben, ausser<lb/>
den sie belegenden Buchposten in den Büchern der Bankiers, die<lb/>
ihrerseits darüber abzurechnen haben. . . . So z. B. in Schottland,<lb/>
wo der Geldumlauf nie über 3 Millionen <hirendition="#i">£</hi> war, die Depositen<lb/>
aber 27 Millionen. Entstünde nun nicht ein allgemeiner Ansturm<lb/>
auf die Banken wegen der Depositen, so könnten dieselben 1000 <hirendition="#i">£</hi>,<lb/>
ihren Weg rückwärts verfolgend, mit derselben Leichtigkeit eine<lb/>
ebenso unbestimmbare Summe wieder ausgleichen. Da dieselben<lb/>
1000 <hirendition="#i">£</hi>, womit jemand heute eine Schuld an einen Händler aus-<lb/>
gleicht, morgen dessen Schuld an den Kaufmann ausgleichen<lb/>
können, den Tag darauf die Schuld des Kaufmanns an die Bank,<lb/>
und so fort ohne Ende; so können dieselben 1000 <hirendition="#i">£</hi> von Hand zu<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[10/0019]
vermittelt ist. Jedem der Verkäufer stellt das Geld die ver-
wandelte Form seiner Waare vor; heutzutage, wo jeder Werth als
Kapitalwerth ausgedrückt wird, stellt es in den verschiednen An-
leihen der Reihe nach verschiedne Kapitale vor, was nur andrer
Ausdruck für den frühern Satz, dass es verschiedne Waarenwerthe
der Reihe nach realisiren kann. Zugleich dient es als Cirkulations-
mittel, um die sachlichen Kapitale aus einer Hand in die andre
zu befördern. Im Anleihen geht es nicht als Cirkulationsmittel
aus der einen Hand in die andre über. Solange es in der Hand
des Verleihers bleibt, ist es in seiner Hand nicht Cirkulations-
mittel, sondern Werthdasein seines Kapitals. Und in dieser Form
überträgt er es im Anleihen an einen dritten. Hätte A das Geld
an B, und B es an C geliehen, ohne die Vermittlung der Ein-
käufe, so würde dasselbe Geld nicht drei Kapitale, sondern nur eins
vorstellen, nur einen Kapitalwerth. Wie viele Kapitale es wirk-
lich vorstellt, hängt davon ab, wie oft es als die Werthform ver-
schiedner Waarenkapitale fungirt.
Dasselbe was A. Smith von den Anleihen überhaupt sagt, gilt
von den Depositen, die ja nur ein besondrer Name für die An-
leihen sind, die das Publikum den Bankiers macht. Dieselben
Geldstücke können als Instrument für eine beliebige Anzahl von
Depositen dienen.
„Es ist unstreitig wahr, dass die 1000 £, die jemand heute bei
A deponirt, morgen wieder ausgegeben werden und ein Depositum
bei B bilden. Den Tag nachher, weggezahlt durch B, können sie
ein Depositum bei C bilden, und so fort ins Unendliche. Dieselben
1000 £ in Geld können daher, durch eine Reihe von Ueber-
tragungen sich zu einer absolut unbestimmbaren Summe von De-
positen vervielfältigen. Es ist daher möglich, dass [FORMEL] aller
Depositen im Vereinigten Königreich keine Existenz haben, ausser
den sie belegenden Buchposten in den Büchern der Bankiers, die
ihrerseits darüber abzurechnen haben. . . . So z. B. in Schottland,
wo der Geldumlauf nie über 3 Millionen £ war, die Depositen
aber 27 Millionen. Entstünde nun nicht ein allgemeiner Ansturm
auf die Banken wegen der Depositen, so könnten dieselben 1000 £,
ihren Weg rückwärts verfolgend, mit derselben Leichtigkeit eine
ebenso unbestimmbare Summe wieder ausgleichen. Da dieselben
1000 £, womit jemand heute eine Schuld an einen Händler aus-
gleicht, morgen dessen Schuld an den Kaufmann ausgleichen
können, den Tag darauf die Schuld des Kaufmanns an die Bank,
und so fort ohne Ende; so können dieselben 1000 £ von Hand zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/19>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.