Dies widerspricht ganz Ricardo's Lehre vom Werth, sowie seiner Profittheorie, die thatsächlich Mehrwerththeorie ist. Er betrachtet über- haupt den Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital nur insoweit verschiedne Proportionen von beiden, bei gleich grossen Kapitalen, in ver- schiednen Geschäftszweigen, das Gesetz des Werths beeinflussen, und zwar, in wie weit eine Erhöhung oder Senkung des Arbeitslohns in Folge dieser Umstände die Preise afficirt. Doch selbst innerhalb dieser beschränkten Untersuchung begeht er, in Folge der Verwechslung von fixem und cir- kulirendem Kapital mit konstantem und variablem, die grössten Irrthümer und geht in der That von einer ganz falschen Basis der Untersuchung aus. Es werden also 1) soweit der in Arbeitskraft ausgelegte Werththeil des Kapitals unter die Rubrik des cirkulirenden Kapitals zu subsumiren ist, die Bestimmungen des cirkulirenden Kapitals selbst falsch entwickelt und speciell die Umstände, die den in Arbeit ausgelegten Kapitaltheil unter diese Rubrik subsumiren. 2) Es findet Verwechslung statt zwischen der Bestimmung, wonach der in Arbeit ausgelegte Kapitaltheil variabel, und derjenigen, wonach er cirkulirend im Gegensatz zum fixen Kapital ist.
Es ist von vornherein klar, dass die Bestimmung des in Arbeits- kraft ausgelegten Kapitals als cirkulirend oder flüssig eine sekundäre Be- stimmung ist, worin seine differentia specifica im Produktionsprocess aus- gelöscht ist; denn in dieser Bestimmung sind einerseits die in Arbeit und die in Rohstoffen etc. ausgelegten Kapitale gleichwerthig; eine Rubrik, die einen Theil des konstanten Kapitals identificirt mit dem variablen Kapital, hat es nicht mit der differentia specifica des variablen Kapitals im Gegen- satz zum konstanten zu thun. Andrerseits werden zwar die in Arbeit, und die in Arbeitsmitteln ausgelegten Kapitaltheile einander entgegenge- setzt, aber keineswegs mit Bezug darauf, dass sie in ganz verschiedner Weise in die Produktion des Werths eingehn, sondern mit Bezug darauf, dass von beiden ihr gegebner Werth auf das Produkt übertragen wird, nur in verschiednen Zeiträumen.
Es handelt sich in allen diesen Fällen darum, wie ein gegebner Werth, der im Produktionsprocess der Waare ausgelegt wird, sei es Ar- beitslohn, Preis des Rohstoffs oder Preis der Arbeitsmittel, auf das Pro- dukt übertragen, daher durch das Produkt cirkulirt und durch seinen Verkauf zu seinem Ausgangspunkt zurückgeführt oder ersetzt wird. Der
Dies widerspricht ganz Ricardo’s Lehre vom Werth, sowie seiner Profittheorie, die thatsächlich Mehrwerththeorie ist. Er betrachtet über- haupt den Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital nur insoweit verschiedne Proportionen von beiden, bei gleich grossen Kapitalen, in ver- schiednen Geschäftszweigen, das Gesetz des Werths beeinflussen, und zwar, in wie weit eine Erhöhung oder Senkung des Arbeitslohns in Folge dieser Umstände die Preise afficirt. Doch selbst innerhalb dieser beschränkten Untersuchung begeht er, in Folge der Verwechslung von fixem und cir- kulirendem Kapital mit konstantem und variablem, die grössten Irrthümer und geht in der That von einer ganz falschen Basis der Untersuchung aus. Es werden also 1) soweit der in Arbeitskraft ausgelegte Werththeil des Kapitals unter die Rubrik des cirkulirenden Kapitals zu subsumiren ist, die Bestimmungen des cirkulirenden Kapitals selbst falsch entwickelt und speciell die Umstände, die den in Arbeit ausgelegten Kapitaltheil unter diese Rubrik subsumiren. 2) Es findet Verwechslung statt zwischen der Bestimmung, wonach der in Arbeit ausgelegte Kapitaltheil variabel, und derjenigen, wonach er cirkulirend im Gegensatz zum fixen Kapital ist.
Es ist von vornherein klar, dass die Bestimmung des in Arbeits- kraft ausgelegten Kapitals als cirkulirend oder flüssig eine sekundäre Be- stimmung ist, worin seine differentia specifica im Produktionsprocess aus- gelöscht ist; denn in dieser Bestimmung sind einerseits die in Arbeit und die in Rohstoffen etc. ausgelegten Kapitale gleichwerthig; eine Rubrik, die einen Theil des konstanten Kapitals identificirt mit dem variablen Kapital, hat es nicht mit der differentia specifica des variablen Kapitals im Gegen- satz zum konstanten zu thun. Andrerseits werden zwar die in Arbeit, und die in Arbeitsmitteln ausgelegten Kapitaltheile einander entgegenge- setzt, aber keineswegs mit Bezug darauf, dass sie in ganz verschiedner Weise in die Produktion des Werths eingehn, sondern mit Bezug darauf, dass von beiden ihr gegebner Werth auf das Produkt übertragen wird, nur in verschiednen Zeiträumen.
Es handelt sich in allen diesen Fällen darum, wie ein gegebner Werth, der im Produktionsprocess der Waare ausgelegt wird, sei es Ar- beitslohn, Preis des Rohstoffs oder Preis der Arbeitsmittel, auf das Pro- dukt übertragen, daher durch das Produkt cirkulirt und durch seinen Verkauf zu seinem Ausgangspunkt zurückgeführt oder ersetzt wird. Der
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Dies widerspricht ganz Ricardo’s Lehre vom Werth, sowie seiner
Profittheorie, die thatsächlich Mehrwerththeorie ist. Er betrachtet über-
haupt den Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital nur insoweit
verschiedne Proportionen von beiden, bei gleich grossen Kapitalen, in ver-
schiednen Geschäftszweigen, das Gesetz des Werths beeinflussen, und zwar,
in wie weit eine Erhöhung oder Senkung des Arbeitslohns in Folge dieser
Umstände die Preise afficirt. Doch selbst innerhalb dieser beschränkten
Untersuchung begeht er, in Folge der Verwechslung von fixem und cir-
kulirendem Kapital mit konstantem und variablem, die grössten Irrthümer
und geht in der That von einer ganz falschen Basis der Untersuchung
aus. Es werden also 1) soweit der in Arbeitskraft ausgelegte Werththeil
des Kapitals unter die Rubrik des cirkulirenden Kapitals zu subsumiren
ist, die Bestimmungen des cirkulirenden Kapitals selbst falsch entwickelt
und speciell die Umstände, die den in Arbeit ausgelegten Kapitaltheil unter
diese Rubrik subsumiren. 2) Es findet Verwechslung statt zwischen der
Bestimmung, wonach der in Arbeit ausgelegte Kapitaltheil variabel, und
derjenigen, wonach er cirkulirend im Gegensatz zum fixen Kapital ist.
Es ist von vornherein klar, dass die Bestimmung des in Arbeits-
kraft ausgelegten Kapitals als cirkulirend oder flüssig eine sekundäre Be-
stimmung ist, worin seine differentia specifica im Produktionsprocess aus-
gelöscht ist; denn in dieser Bestimmung sind einerseits die in Arbeit und
die in Rohstoffen etc. ausgelegten Kapitale gleichwerthig; eine Rubrik, die
einen Theil des konstanten Kapitals identificirt mit dem variablen Kapital,
hat es nicht mit der differentia specifica des variablen Kapitals im Gegen-
satz zum konstanten zu thun. Andrerseits werden zwar die in Arbeit,
und die in Arbeitsmitteln ausgelegten Kapitaltheile einander entgegenge-
setzt, aber keineswegs mit Bezug darauf, dass sie in ganz verschiedner
Weise in die Produktion des Werths eingehn, sondern mit Bezug darauf,
dass von beiden ihr gegebner Werth auf das Produkt übertragen wird,
nur in verschiednen Zeiträumen.
Es handelt sich in allen diesen Fällen darum, wie ein gegebner
Werth, der im Produktionsprocess der Waare ausgelegt wird, sei es Ar-
beitslohn, Preis des Rohstoffs oder Preis der Arbeitsmittel, auf das Pro-
dukt übertragen, daher durch das Produkt cirkulirt und durch seinen
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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/239>, abgerufen am 06.01.2025.
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