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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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Die grössre oder geringre Fixität der Arbeitsmittel hängt ab von
dem Grad ihrer Dauerhaftigkeit, also von einer physischen Eigenschaft.
Je nach dem Grad ihrer Dauerhaftigkeit werden sie, unter sonst gleich-
bleibenden Umständen, rascher oder langsamer verschleissen, also länger
oder kürzer als fixes Kapital fungiren. Aber es ist keineswegs blos diese
physische Eigenschaft der Dauerhaftigkeit, in Folge deren sie als fixes
Kapital fungiren. Der Rohstoff in Metallfabriken ist ebenso dauerhaft
wie die Maschinen womit fabricirt wird, und dauerhafter als manche Be-
standtheile dieser Maschinen, Leder, Holz etc. Nichtsdestoweniger bildet
das als Rohstoff dienende Metall einen Theil des cirkulirenden Kapitals,
und das vielleicht aus demselben Metall aufgebaute, fungirende Arbeits-
mittel einen Theil des fixen Kapitals. Es ist also nicht die stoffliche
physische Natur, nicht seine grössre oder geringre Vergänglichkeit, wo-
durch dasselbe Metall das eine Mal der Rubrik des fixen, und das andre
Mal der Rubrik des cirkulirenden Kapitals untergeordnet wird. Dieser
Unterschied entspringt vielmehr aus der Rolle, die es im Produktionspro-
cess spielt, das eine Mal als Arbeitsgegenstand, das andre Mal als Ar-
beitsmittel.

Die Funktion des Arbeitsmittels im Produktionsprocess erheischt im
Durchschnitt, dass es während längrer oder kürzrer Periode stets von
neuem in wiederholten Arbeitsprocessen dient. Durch seine Funktion ist
daher eine grössre oder geringre Dauerhaftigkeit seines Stoffs vorgeschrieben.
Aber die Dauerhaftigkeit des Stoffs, aus dem es gemacht wird, macht
es nicht an und für sich zum fixen Kapital. Derselbe Stoff, wenn Roh-
material, wird cirkulirendes Kapital, und bei den Oekonomen, die den
Unterschied von Waarenkapital und produktivem Kapital mit dem Unter-
schied von cirkulirendem und fixem Kapital verwechseln, ist derselbe Stoff,
dieselbe Maschine, cirkulirendes Kapital als Produkt, fixes Kapital als
Arbeitsmittel.

Obgleich nun nicht der dauerhafte Stoff, aus dem das Arbeitsmittel
gemacht ist, es zum fixen Kapital macht, so erheischt doch seine Rolle
als Arbeitsmittel, dass es aus einem relativ dauerhaften Material bestehe.
Die Dauerhaftigkeit seines Stoffs ist also eine Bedingung seiner Funktion
als Arbeitsmittel, daher auch materielle Grundlage der Cirkulationsweise,
die es zum fixen Kapital macht. Unter sonst gleichbleibenden Umständen
drückt die grössre oder geringre Vergänglichkeit seines Stoffs ihm in nie-

Die grössre oder geringre Fixität der Arbeitsmittel hängt ab von
dem Grad ihrer Dauerhaftigkeit, also von einer physischen Eigenschaft.
Je nach dem Grad ihrer Dauerhaftigkeit werden sie, unter sonst gleich-
bleibenden Umständen, rascher oder langsamer verschleissen, also länger
oder kürzer als fixes Kapital fungiren. Aber es ist keineswegs blos diese
physische Eigenschaft der Dauerhaftigkeit, in Folge deren sie als fixes
Kapital fungiren. Der Rohstoff in Metallfabriken ist ebenso dauerhaft
wie die Maschinen womit fabricirt wird, und dauerhafter als manche Be-
standtheile dieser Maschinen, Leder, Holz etc. Nichtsdestoweniger bildet
das als Rohstoff dienende Metall einen Theil des cirkulirenden Kapitals,
und das vielleicht aus demselben Metall aufgebaute, fungirende Arbeits-
mittel einen Theil des fixen Kapitals. Es ist also nicht die stoffliche
physische Natur, nicht seine grössre oder geringre Vergänglichkeit, wo-
durch dasselbe Metall das eine Mal der Rubrik des fixen, und das andre
Mal der Rubrik des cirkulirenden Kapitals untergeordnet wird. Dieser
Unterschied entspringt vielmehr aus der Rolle, die es im Produktionspro-
cess spielt, das eine Mal als Arbeitsgegenstand, das andre Mal als Ar-
beitsmittel.

Die Funktion des Arbeitsmittels im Produktionsprocess erheischt im
Durchschnitt, dass es während längrer oder kürzrer Periode stets von
neuem in wiederholten Arbeitsprocessen dient. Durch seine Funktion ist
daher eine grössre oder geringre Dauerhaftigkeit seines Stoffs vorgeschrieben.
Aber die Dauerhaftigkeit des Stoffs, aus dem es gemacht wird, macht
es nicht an und für sich zum fixen Kapital. Derselbe Stoff, wenn Roh-
material, wird cirkulirendes Kapital, und bei den Oekonomen, die den
Unterschied von Waarenkapital und produktivem Kapital mit dem Unter-
schied von cirkulirendem und fixem Kapital verwechseln, ist derselbe Stoff,
dieselbe Maschine, cirkulirendes Kapital als Produkt, fixes Kapital als
Arbeitsmittel.

Obgleich nun nicht der dauerhafte Stoff, aus dem das Arbeitsmittel
gemacht ist, es zum fixen Kapital macht, so erheischt doch seine Rolle
als Arbeitsmittel, dass es aus einem relativ dauerhaften Material bestehe.
Die Dauerhaftigkeit seines Stoffs ist also eine Bedingung seiner Funktion
als Arbeitsmittel, daher auch materielle Grundlage der Cirkulationsweise,
die es zum fixen Kapital macht. Unter sonst gleichbleibenden Umständen
drückt die grössre oder geringre Vergänglichkeit seines Stoffs ihm in nie-

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[201/0235] Die grössre oder geringre Fixität der Arbeitsmittel hängt ab von dem Grad ihrer Dauerhaftigkeit, also von einer physischen Eigenschaft. Je nach dem Grad ihrer Dauerhaftigkeit werden sie, unter sonst gleich- bleibenden Umständen, rascher oder langsamer verschleissen, also länger oder kürzer als fixes Kapital fungiren. Aber es ist keineswegs blos diese physische Eigenschaft der Dauerhaftigkeit, in Folge deren sie als fixes Kapital fungiren. Der Rohstoff in Metallfabriken ist ebenso dauerhaft wie die Maschinen womit fabricirt wird, und dauerhafter als manche Be- standtheile dieser Maschinen, Leder, Holz etc. Nichtsdestoweniger bildet das als Rohstoff dienende Metall einen Theil des cirkulirenden Kapitals, und das vielleicht aus demselben Metall aufgebaute, fungirende Arbeits- mittel einen Theil des fixen Kapitals. Es ist also nicht die stoffliche physische Natur, nicht seine grössre oder geringre Vergänglichkeit, wo- durch dasselbe Metall das eine Mal der Rubrik des fixen, und das andre Mal der Rubrik des cirkulirenden Kapitals untergeordnet wird. Dieser Unterschied entspringt vielmehr aus der Rolle, die es im Produktionspro- cess spielt, das eine Mal als Arbeitsgegenstand, das andre Mal als Ar- beitsmittel. Die Funktion des Arbeitsmittels im Produktionsprocess erheischt im Durchschnitt, dass es während längrer oder kürzrer Periode stets von neuem in wiederholten Arbeitsprocessen dient. Durch seine Funktion ist daher eine grössre oder geringre Dauerhaftigkeit seines Stoffs vorgeschrieben. Aber die Dauerhaftigkeit des Stoffs, aus dem es gemacht wird, macht es nicht an und für sich zum fixen Kapital. Derselbe Stoff, wenn Roh- material, wird cirkulirendes Kapital, und bei den Oekonomen, die den Unterschied von Waarenkapital und produktivem Kapital mit dem Unter- schied von cirkulirendem und fixem Kapital verwechseln, ist derselbe Stoff, dieselbe Maschine, cirkulirendes Kapital als Produkt, fixes Kapital als Arbeitsmittel. Obgleich nun nicht der dauerhafte Stoff, aus dem das Arbeitsmittel gemacht ist, es zum fixen Kapital macht, so erheischt doch seine Rolle als Arbeitsmittel, dass es aus einem relativ dauerhaften Material bestehe. Die Dauerhaftigkeit seines Stoffs ist also eine Bedingung seiner Funktion als Arbeitsmittel, daher auch materielle Grundlage der Cirkulationsweise, die es zum fixen Kapital macht. Unter sonst gleichbleibenden Umständen drückt die grössre oder geringre Vergänglichkeit seines Stoffs ihm in nie-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/235>, abgerufen am 18.04.2024.