und daher der kapitalistischen Exploitation mit einem Schlage verschüttet. Es handelt sich nur um das Wiedererscheinen vorgeschossner Werthe.
Bei Ricardo ist die unkritische Aufnahme der Smith'schen Konfusion störender, nicht nur als bei den spätern Apologetikern, bei denen die Be- griffskonfusion vielmehr das Nichtstörende ist, sondern als bei A. Smith selbst, weil Ricardo im Gegensatz zu diesem konsequenter und schärfer Werth und Mehrwerth entwickelt, in der That den esoterischen A. Smith gegen den exoterischen A. Smith behauptet.
Bei den Physiokraten findet sich nichts von dieser Konfusion. Der Unterschied zwischen avances annuelles und avances primitives bezieht sich nur auf die verschiednen Reproduktionsperioden der verschiednen Be- standtheile des Kapitals, speciell des agrikolen Kapitals; während ihre Ansichten von der Produktion des Mehrwerths einen von diesen Unter- scheidungen unabhängigen Theil ihrer Theorie bilden, und zwar das was sie als Pointe der Theorie herauswenden. Die Bildung des Mehrwerths wird nicht aus dem Kapital als solchem erklärt, sondern nur einer be- stimmten Produktionsphäre des Kapitals, der Agrikultur vindicirt.
2) Das Wesentliche bei der Bestimmung des variablen Kapitals -- und daher für die Verwandlung irgend einer beliebigen Werthsumme in Kapital -- ist, dass der Kapitalist eine bestimmte, gegebne (und in diesem Sinn konstante) Werthgrösse austauscht gegen werthschöpferische Kraft; eine Werthgrösse gegen Werthproduktion, Selbstverwerthung. Ob der Kapitalist den Arbeiter in Geld oder in Lebensmitteln zahlt, ändert an dieser wesentlichen Bestimmung nichts. Es ändert nur die Existenzweise des von ihm vorgeschossnen Werths, der das eine Mal in der Form von Geld existirt, womit der Arbeiter sich selbst auf dem Markt seine Lebens- mittel kauft, das andre Mal in der Form von Lebensmitteln, die er direkt verzehrt. Die entwickelte kapitalistische Produktion unterstellt in der That, dass der Arbeiter in Geld gezahlt wird, wie sie überhaupt den durch den Cirkulationsprocess vermittelten Produktionsprocess, also die Geldwirthschaft, unterstellt. Aber die Schöpfung des Mehrwerths -- daher die Kapitalisirung der vorgeschossnen Werthsumme -- entspringt weder aus der Geldform, noch aus der Naturalform des Arbeitslohns oder des im Ankauf der Arbeitskraft ausgelegten Kapitals. Sie entspringt aus dem Austausch von Werth gegen werthschaffende Kraft, aus der Um- setzung einer konstanten in eine variable Grösse. --
und daher der kapitalistischen Exploitation mit einem Schlage verschüttet. Es handelt sich nur um das Wiedererscheinen vorgeschossner Werthe.
Bei Ricardo ist die unkritische Aufnahme der Smith’schen Konfusion störender, nicht nur als bei den spätern Apologetikern, bei denen die Be- griffskonfusion vielmehr das Nichtstörende ist, sondern als bei A. Smith selbst, weil Ricardo im Gegensatz zu diesem konsequenter und schärfer Werth und Mehrwerth entwickelt, in der That den esoterischen A. Smith gegen den exoterischen A. Smith behauptet.
Bei den Physiokraten findet sich nichts von dieser Konfusion. Der Unterschied zwischen avances annuelles und avances primitives bezieht sich nur auf die verschiednen Reproduktionsperioden der verschiednen Be- standtheile des Kapitals, speciell des agrikolen Kapitals; während ihre Ansichten von der Produktion des Mehrwerths einen von diesen Unter- scheidungen unabhängigen Theil ihrer Theorie bilden, und zwar das was sie als Pointe der Theorie herauswenden. Die Bildung des Mehrwerths wird nicht aus dem Kapital als solchem erklärt, sondern nur einer be- stimmten Produktionsphäre des Kapitals, der Agrikultur vindicirt.
2) Das Wesentliche bei der Bestimmung des variablen Kapitals — und daher für die Verwandlung irgend einer beliebigen Werthsumme in Kapital — ist, dass der Kapitalist eine bestimmte, gegebne (und in diesem Sinn konstante) Werthgrösse austauscht gegen werthschöpferische Kraft; eine Werthgrösse gegen Werthproduktion, Selbstverwerthung. Ob der Kapitalist den Arbeiter in Geld oder in Lebensmitteln zahlt, ändert an dieser wesentlichen Bestimmung nichts. Es ändert nur die Existenzweise des von ihm vorgeschossnen Werths, der das eine Mal in der Form von Geld existirt, womit der Arbeiter sich selbst auf dem Markt seine Lebens- mittel kauft, das andre Mal in der Form von Lebensmitteln, die er direkt verzehrt. Die entwickelte kapitalistische Produktion unterstellt in der That, dass der Arbeiter in Geld gezahlt wird, wie sie überhaupt den durch den Cirkulationsprocess vermittelten Produktionsprocess, also die Geldwirthschaft, unterstellt. Aber die Schöpfung des Mehrwerths — daher die Kapitalisirung der vorgeschossnen Werthsumme — entspringt weder aus der Geldform, noch aus der Naturalform des Arbeitslohns oder des im Ankauf der Arbeitskraft ausgelegten Kapitals. Sie entspringt aus dem Austausch von Werth gegen werthschaffende Kraft, aus der Um- setzung einer konstanten in eine variable Grösse. —
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und daher der kapitalistischen Exploitation mit einem Schlage verschüttet.
Es handelt sich nur um das Wiedererscheinen vorgeschossner Werthe.
Bei Ricardo ist die unkritische Aufnahme der Smith’schen Konfusion
störender, nicht nur als bei den spätern Apologetikern, bei denen die Be-
griffskonfusion vielmehr das Nichtstörende ist, sondern als bei A. Smith
selbst, weil Ricardo im Gegensatz zu diesem konsequenter und schärfer
Werth und Mehrwerth entwickelt, in der That den esoterischen A. Smith
gegen den exoterischen A. Smith behauptet.
Bei den Physiokraten findet sich nichts von dieser Konfusion. Der
Unterschied zwischen avances annuelles und avances primitives bezieht
sich nur auf die verschiednen Reproduktionsperioden der verschiednen Be-
standtheile des Kapitals, speciell des agrikolen Kapitals; während ihre
Ansichten von der Produktion des Mehrwerths einen von diesen Unter-
scheidungen unabhängigen Theil ihrer Theorie bilden, und zwar das was
sie als Pointe der Theorie herauswenden. Die Bildung des Mehrwerths
wird nicht aus dem Kapital als solchem erklärt, sondern nur einer be-
stimmten Produktionsphäre des Kapitals, der Agrikultur vindicirt.
2) Das Wesentliche bei der Bestimmung des variablen Kapitals —
und daher für die Verwandlung irgend einer beliebigen Werthsumme in
Kapital — ist, dass der Kapitalist eine bestimmte, gegebne (und in diesem
Sinn konstante) Werthgrösse austauscht gegen werthschöpferische Kraft;
eine Werthgrösse gegen Werthproduktion, Selbstverwerthung. Ob der
Kapitalist den Arbeiter in Geld oder in Lebensmitteln zahlt, ändert an
dieser wesentlichen Bestimmung nichts. Es ändert nur die Existenzweise
des von ihm vorgeschossnen Werths, der das eine Mal in der Form von
Geld existirt, womit der Arbeiter sich selbst auf dem Markt seine Lebens-
mittel kauft, das andre Mal in der Form von Lebensmitteln, die er direkt
verzehrt. Die entwickelte kapitalistische Produktion unterstellt in der
That, dass der Arbeiter in Geld gezahlt wird, wie sie überhaupt den
durch den Cirkulationsprocess vermittelten Produktionsprocess, also die
Geldwirthschaft, unterstellt. Aber die Schöpfung des Mehrwerths —
daher die Kapitalisirung der vorgeschossnen Werthsumme — entspringt
weder aus der Geldform, noch aus der Naturalform des Arbeitslohns oder
des im Ankauf der Arbeitskraft ausgelegten Kapitals. Sie entspringt aus
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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/234>, abgerufen am 06.01.2025.
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