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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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worin sie nicht Produktionsagent ist, sondern Rohmaterial. Das in dieser
Arbeit ausgelegte Kapital, obgleich es nicht in den eigentlichen Arbeits-
process eingeht, dem das Produkt seinen Ursprung verdankt, gehört zum
flüssigen Kapital. Diese Arbeit muss beständig in der Produktion ver-
ausgabt, ihr Werth also auch beständig durch den Werth des Produkts
ersetzt werden. Das in ihr ausgelegte Kapital gehört zu dem Theil des
flüssigen Kapitals, der die allgemeinen Unkosten zu decken hat, und nach
einer jährlichen Durchschnittsrechnung auf das Werthprodukt zu vertheilen
ist. Wir haben gesehn, dass in der eigentlichen Industrie diese Arbeit
der Reinigung von den Arbeitern gratis in den Ruhepausen, und eben
deswegen auch oft während des Produktionsprocesses selbst vorgeht, wo
sie die Quelle der meisten Unfälle wird. Diese Arbeit zählt nicht im
Preis des Produkts. Der Konsument erhält sie sofern gratis. Andrerseits
hat der Kapitalist so die Erhaltungskosten seiner Maschine umsonst. Der
Arbeiter zahlt in eigner Person, und dies bildet eins der Selbsterhaltungs-
Mysterien des Kapitals, die der That nach einen juristischen Anspruch
des Arbeiters auf die Maschinerie bilden und ihm selbst vom bürgerlichen
Rechtsstandpunkt aus zu ihrem Miteigenthümer machen. In verschiednen
Produktionszweigen jedoch, wo die Maschinerie zu ihrer Reinigung aus
dem Produktionsprocess entfernt werden muss, und die Reinigung daher
nicht unter der Hand geschehn kann, wie z. B. bei Lokomotiven, zählt
diese Erhaltungsarbeit unter den laufenden Kosten, also als Element des
flüssigen Kapitals. Eine Lokomotive muss nach höchstens dreitägiger
Arbeit in den Schuppen gebracht und dort gereinigt werden; der Kessel
muss erst abkühlen, wenn er ohne Schädigung ausgewaschen werden soll.
(R. C., No. 17,823.)

Die eigentlichen Reparaturen oder Flickarbeiten erheischen Auslage
von Kapital und Arbeit, die nicht in dem ursprünglich vorgeschossnen
Kapital enthalten sind, also auch durch den allmäligen Werthersatz des
fixen Kapitals, jedenfalls nicht immer, ersetzt und gedeckt werden können.
Ist z. B. der Werth des fixen Kapitals = 10,000 £ und seine Gesammt-
lebenszeit = 10 Jahre, so ersetzen diese 10,000 £, nach zehn Jahren
ganz in Geld verwandelt, nur den Werth des ursprünglichen Anlagekapi-
tals, aber sie ersetzen nicht das inzwischen in Reparaturen neu zugesetzte
Kapital, resp. Arbeit. Es ist dies ein zuschüssiger Werthbestandtheil, der
auch nicht auf einmal vorgeschossen wird, sondern je nach Bedürfniss,

worin sie nicht Produktionsagent ist, sondern Rohmaterial. Das in dieser
Arbeit ausgelegte Kapital, obgleich es nicht in den eigentlichen Arbeits-
process eingeht, dem das Produkt seinen Ursprung verdankt, gehört zum
flüssigen Kapital. Diese Arbeit muss beständig in der Produktion ver-
ausgabt, ihr Werth also auch beständig durch den Werth des Produkts
ersetzt werden. Das in ihr ausgelegte Kapital gehört zu dem Theil des
flüssigen Kapitals, der die allgemeinen Unkosten zu decken hat, und nach
einer jährlichen Durchschnittsrechnung auf das Werthprodukt zu vertheilen
ist. Wir haben gesehn, dass in der eigentlichen Industrie diese Arbeit
der Reinigung von den Arbeitern gratis in den Ruhepausen, und eben
deswegen auch oft während des Produktionsprocesses selbst vorgeht, wo
sie die Quelle der meisten Unfälle wird. Diese Arbeit zählt nicht im
Preis des Produkts. Der Konsument erhält sie sofern gratis. Andrerseits
hat der Kapitalist so die Erhaltungskosten seiner Maschine umsonst. Der
Arbeiter zahlt in eigner Person, und dies bildet eins der Selbsterhaltungs-
Mysterien des Kapitals, die der That nach einen juristischen Anspruch
des Arbeiters auf die Maschinerie bilden und ihm selbst vom bürgerlichen
Rechtsstandpunkt aus zu ihrem Miteigenthümer machen. In verschiednen
Produktionszweigen jedoch, wo die Maschinerie zu ihrer Reinigung aus
dem Produktionsprocess entfernt werden muss, und die Reinigung daher
nicht unter der Hand geschehn kann, wie z. B. bei Lokomotiven, zählt
diese Erhaltungsarbeit unter den laufenden Kosten, also als Element des
flüssigen Kapitals. Eine Lokomotive muss nach höchstens dreitägiger
Arbeit in den Schuppen gebracht und dort gereinigt werden; der Kessel
muss erst abkühlen, wenn er ohne Schädigung ausgewaschen werden soll.
(R. C., No. 17,823.)

Die eigentlichen Reparaturen oder Flickarbeiten erheischen Auslage
von Kapital und Arbeit, die nicht in dem ursprünglich vorgeschossnen
Kapital enthalten sind, also auch durch den allmäligen Werthersatz des
fixen Kapitals, jedenfalls nicht immer, ersetzt und gedeckt werden können.
Ist z. B. der Werth des fixen Kapitals = 10,000 £ und seine Gesammt-
lebenszeit = 10 Jahre, so ersetzen diese 10,000 £, nach zehn Jahren
ganz in Geld verwandelt, nur den Werth des ursprünglichen Anlagekapi-
tals, aber sie ersetzen nicht das inzwischen in Reparaturen neu zugesetzte
Kapital, resp. Arbeit. Es ist dies ein zuschüssiger Werthbestandtheil, der
auch nicht auf einmal vorgeschossen wird, sondern je nach Bedürfniss,

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[152/0186] worin sie nicht Produktionsagent ist, sondern Rohmaterial. Das in dieser Arbeit ausgelegte Kapital, obgleich es nicht in den eigentlichen Arbeits- process eingeht, dem das Produkt seinen Ursprung verdankt, gehört zum flüssigen Kapital. Diese Arbeit muss beständig in der Produktion ver- ausgabt, ihr Werth also auch beständig durch den Werth des Produkts ersetzt werden. Das in ihr ausgelegte Kapital gehört zu dem Theil des flüssigen Kapitals, der die allgemeinen Unkosten zu decken hat, und nach einer jährlichen Durchschnittsrechnung auf das Werthprodukt zu vertheilen ist. Wir haben gesehn, dass in der eigentlichen Industrie diese Arbeit der Reinigung von den Arbeitern gratis in den Ruhepausen, und eben deswegen auch oft während des Produktionsprocesses selbst vorgeht, wo sie die Quelle der meisten Unfälle wird. Diese Arbeit zählt nicht im Preis des Produkts. Der Konsument erhält sie sofern gratis. Andrerseits hat der Kapitalist so die Erhaltungskosten seiner Maschine umsonst. Der Arbeiter zahlt in eigner Person, und dies bildet eins der Selbsterhaltungs- Mysterien des Kapitals, die der That nach einen juristischen Anspruch des Arbeiters auf die Maschinerie bilden und ihm selbst vom bürgerlichen Rechtsstandpunkt aus zu ihrem Miteigenthümer machen. In verschiednen Produktionszweigen jedoch, wo die Maschinerie zu ihrer Reinigung aus dem Produktionsprocess entfernt werden muss, und die Reinigung daher nicht unter der Hand geschehn kann, wie z. B. bei Lokomotiven, zählt diese Erhaltungsarbeit unter den laufenden Kosten, also als Element des flüssigen Kapitals. Eine Lokomotive muss nach höchstens dreitägiger Arbeit in den Schuppen gebracht und dort gereinigt werden; der Kessel muss erst abkühlen, wenn er ohne Schädigung ausgewaschen werden soll. (R. C., No. 17,823.) Die eigentlichen Reparaturen oder Flickarbeiten erheischen Auslage von Kapital und Arbeit, die nicht in dem ursprünglich vorgeschossnen Kapital enthalten sind, also auch durch den allmäligen Werthersatz des fixen Kapitals, jedenfalls nicht immer, ersetzt und gedeckt werden können. Ist z. B. der Werth des fixen Kapitals = 10,000 £ und seine Gesammt- lebenszeit = 10 Jahre, so ersetzen diese 10,000 £, nach zehn Jahren ganz in Geld verwandelt, nur den Werth des ursprünglichen Anlagekapi- tals, aber sie ersetzen nicht das inzwischen in Reparaturen neu zugesetzte Kapital, resp. Arbeit. Es ist dies ein zuschüssiger Werthbestandtheil, der auch nicht auf einmal vorgeschossen wird, sondern je nach Bedürfniss,

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/186>, abgerufen am 29.03.2024.