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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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mittel und Rohmaterial, die früher grossentheils von ihren ländlichen Produ-
centen und Verarbeitern als unmittelbare Subsistenzmittel verzehrt
wurden. Die Manufakturen liefern ihm den Markt. Andrerseits koncen-
triren sich nicht nur die vielen zerstreuten Kunden, die von den vielen kleinen
Producenten ihre lokale Detailzufuhr bezogen, in einen grossen Markt
für das industrielle Kapital
; ein grosser Theil der früher auf dem
Land selbst producirten Artikel wird in Manufakturartikel verwan-
delt
, und das Land selbst in einen Markt für ihren Verkauf. Hand
in Hand mit der Expropriation und Losscheidung früher selbstwirthschaf-
tender Bauern von ihren Produktionsmitteln geht so die Vernichtung der
ländlichen Nebenindustrie, der Scheidungsprocess von
Manufaktur und Agrikultur
. Jedoch bringt es die eigentliche Manu-
fakturperiode zu keiner radikalen Umgestaltung. Man erinnert sich, dass sie
sich der nationalen Produktion nur sehr stückweis bemächtigt und immer auf
städtischem Handwerk und häuslich-ländlicher Nebenindustrie als
breitem Hintergrund ruht. Wenn sie letztere unter einer Form, in besondern
Geschäftszweigen, auf gewissen Punkten vernichtet, ruft sie dieselbe auf an-
dern wieder hervor, weil sie derselben zur Bearbeitung des Rohmaterials
bis zu einem bestimmten Grad hedarf. Sie producirt daher eine neue
Klasse kleiner Landleute
, welche die Bodenbestellung als Neben-
zweig und die industrielle Arbeit zum Verkauf des Produkts an die Manu-
faktur, direkt, oder auf dem Umweg des Kaufmanns, als Hauptgeschäft
treiben. Diess ist ein Grund, wenn auch nicht der Hauptgrund, eines
Phänomens, welches den Forscher der englischen Geschichte zunächst
verwirrt. Vom letzten Drittheil des 15. Jahrhunderts an findet er fort-
laufende, nur in gewissen Intervallen unterbrochne Klage über die zu-
nehmende Kapitalwirthschaft auf dem Land und die progressive Vernich-
tung der Bauernschaft. Andrerseits findet er sie stets wieder von neuem
vor, wenn auch in verminderter Zahl und unter stets verschlechterter

thence to the dealer, and you will have great commercial operations, and
nominal capital engaged to the amount of twenty times its value ... The
working class is thus emerced to support a wretched factory population, a
parasitical shopkeeping class, and a fictitious commercial, monetary and financial
system." (David Urquhart l. c. p. 120.)

mittel und Rohmaterial, die früher grossentheils von ihren ländlichen Produ-
centen und Verarbeitern als unmittelbare Subsistenzmittel verzehrt
wurden. Die Manufakturen liefern ihm den Markt. Andrerseits koncen-
triren sich nicht nur die vielen zerstreuten Kunden, die von den vielen kleinen
Producenten ihre lokale Detailzufuhr bezogen, in einen grossen Markt
für das industrielle Kapital
; ein grosser Theil der früher auf dem
Land selbst producirten Artikel wird in Manufakturartikel verwan-
delt
, und das Land selbst in einen Markt für ihren Verkauf. Hand
in Hand mit der Expropriation und Losscheidung früher selbstwirthschaf-
tender Bauern von ihren Produktionsmitteln geht so die Vernichtung der
ländlichen Nebenindustrie, der Scheidungsprocess von
Manufaktur und Agrikultur
. Jedoch bringt es die eigentliche Manu-
fakturperiode zu keiner radikalen Umgestaltung. Man erinnert sich, dass sie
sich der nationalen Produktion nur sehr stückweis bemächtigt und immer auf
städtischem Handwerk und häuslich-ländlicher Nebenindustrie als
breitem Hintergrund ruht. Wenn sie letztere unter einer Form, in besondern
Geschäftszweigen, auf gewissen Punkten vernichtet, ruft sie dieselbe auf an-
dern wieder hervor, weil sie derselben zur Bearbeitung des Rohmaterials
bis zu einem bestimmten Grad hedarf. Sie producirt daher eine neue
Klasse kleiner Landleute
, welche die Bodenbestellung als Neben-
zweig und die industrielle Arbeit zum Verkauf des Produkts an die Manu-
faktur, direkt, oder auf dem Umweg des Kaufmanns, als Hauptgeschäft
treiben. Diess ist ein Grund, wenn auch nicht der Hauptgrund, eines
Phänomens, welches den Forscher der englischen Geschichte zunächst
verwirrt. Vom letzten Drittheil des 15. Jahrhunderts an findet er fort-
laufende, nur in gewissen Intervallen unterbrochne Klage über die zu-
nehmende Kapitalwirthschaft auf dem Land und die progressive Vernich-
tung der Bauernschaft. Andrerseits findet er sie stets wieder von neuem
vor, wenn auch in verminderter Zahl und unter stets verschlechterter

thence to the dealer, and you will have great commercial operations, and
nominal capital engaged to the amount of twenty times its value … The
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system.“ (David Urquhart l. c. p. 120.)
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[731/0750] mittel und Rohmaterial, die früher grossentheils von ihren ländlichen Produ- centen und Verarbeitern als unmittelbare Subsistenzmittel verzehrt wurden. Die Manufakturen liefern ihm den Markt. Andrerseits koncen- triren sich nicht nur die vielen zerstreuten Kunden, die von den vielen kleinen Producenten ihre lokale Detailzufuhr bezogen, in einen grossen Markt für das industrielle Kapital; ein grosser Theil der früher auf dem Land selbst producirten Artikel wird in Manufakturartikel verwan- delt, und das Land selbst in einen Markt für ihren Verkauf. Hand in Hand mit der Expropriation und Losscheidung früher selbstwirthschaf- tender Bauern von ihren Produktionsmitteln geht so die Vernichtung der ländlichen Nebenindustrie, der Scheidungsprocess von Manufaktur und Agrikultur. Jedoch bringt es die eigentliche Manu- fakturperiode zu keiner radikalen Umgestaltung. Man erinnert sich, dass sie sich der nationalen Produktion nur sehr stückweis bemächtigt und immer auf städtischem Handwerk und häuslich-ländlicher Nebenindustrie als breitem Hintergrund ruht. Wenn sie letztere unter einer Form, in besondern Geschäftszweigen, auf gewissen Punkten vernichtet, ruft sie dieselbe auf an- dern wieder hervor, weil sie derselben zur Bearbeitung des Rohmaterials bis zu einem bestimmten Grad hedarf. Sie producirt daher eine neue Klasse kleiner Landleute, welche die Bodenbestellung als Neben- zweig und die industrielle Arbeit zum Verkauf des Produkts an die Manu- faktur, direkt, oder auf dem Umweg des Kaufmanns, als Hauptgeschäft treiben. Diess ist ein Grund, wenn auch nicht der Hauptgrund, eines Phänomens, welches den Forscher der englischen Geschichte zunächst verwirrt. Vom letzten Drittheil des 15. Jahrhunderts an findet er fort- laufende, nur in gewissen Intervallen unterbrochne Klage über die zu- nehmende Kapitalwirthschaft auf dem Land und die progressive Vernich- tung der Bauernschaft. Andrerseits findet er sie stets wieder von neuem vor, wenn auch in verminderter Zahl und unter stets verschlechterter 234) 234) thence to the dealer, and you will have great commercial operations, and nominal capital engaged to the amount of twenty times its value … The working class is thus emerced to support a wretched factory population, a parasitical shopkeeping class, and a fictitious commercial, monetary and financial system.“ (David Urquhart l. c. p. 120.)

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 731. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/750>, abgerufen am 24.05.2024.