während mit Patienten überfüllt. In einer Familie starben fünf Kinder an Pocken und Fieber. Vom 1. April bis 1. September dieses Jahres kamen nicht weniger als 10 Todesfälle an Pocken vor, 4 in den besagten Hütten, den Pestquellen. Es ist unmöglich die Zahl der Krankheitsfälle anzugeben, da die heimgesuchten Familien sie so geheim als möglich halten"131).
Kohlen- und andre Bergwerksarbeiter gehören zu den best- bezahlten Kategorieen der britischen Arbeiterklasse. Zu welchem Preis sie ihren Lohn erkaufen, wurde an einer früheren Stelle gezeigt132). Ich werfe hier einen raschen Blick auf ihre Wohnlichkeitsverhältnisse. In der Regel errichtet der Exploiteur des Bergwerks, ob Eigenthümer oder Miether des- selben, eine Anzahl Cottages für seine Hände. Sie erhalten Cottages und Kohlen zur Feurung "umsonst", d. h. letztre bilden einen in natura ge- lieferten Theil des Lohns. Die nicht in dieser Art Unterbringbaren er- halten zum Ersatz 4 Pfd. St. per Jahr. Die Bergwerksdistrikte ziehn rasch eine grosse Bevölkerung an, zusammengesetzt aus der Minenbevöl- kerung selbst und den Handwerkern, Krämern u. s. w., die sich um sie gruppiren. Wie überall, wo die Bevölkerung dicht, ist die Bodenrente hier hoch. Der Bergbauunternehmer sucht daher auf möglichst engem Bauplatz am Mund der Minen so viel Cottages aufzuwerfen als grade nöthig sind um seine Hände und ihre Familien zusammenzupacken. Werden neue Minen in der Nähe eröffnet oder alte wieder in Angriff genommen, so wächst das Gedränge. Bei der Konstruktion der Cottages waltet nur ein Gesichtspunkt, "Entsagung" des Kapitalisten auf alle nicht absolut unvermeidliche Ausgaben von Baarem. "Die Wohnungen der Gruben- und andrer Arbeiter, die mit den Bergwerken von Northumberland und
131) l. c. p. 18, Note. Der Armenpfleger der Chapel-en-le-Frith-Union be- richtet an den Registrar General: "Zu Doveholes hat man eine Anzahl kleiner Aushöhlungen in einem grossen Hügel von Kalkasche gemacht. Diese Höhlen dienen den Erd- und andern am Eisenbahnbau beschäftigten Arbeitern zur Woh- nung. Die Höhlen sind eng, feucht, ohne Abzug für Unreinigkeiten und ohne Abtritte. Sie entbehren aller Ventilationsmittel, mit Ausnahme eines Lochs durch die Wölbung, das zugleich als Schornstein dient. Die Pocken wüthen und haben schon verschiedne Todesfälle (unter den Troglodyten) verursacht." (l. c. n. 2.)
132) Die Ende des 4. Kapitels gegebne Note bezieht sich namentlich auf Ar- beiter in Kohlenbergwerken. Ueber den noch schlechteren Zustand in den Metall- minen vgl. den gewissenhaften Bericht der "Royal Commission" von 1864.
während mit Patienten überfüllt. In einer Familie starben fünf Kinder an Pocken und Fieber. Vom 1. April bis 1. September dieses Jahres kamen nicht weniger als 10 Todesfälle an Pocken vor, 4 in den besagten Hütten, den Pestquellen. Es ist unmöglich die Zahl der Krankheitsfälle anzugeben, da die heimgesuchten Familien sie so geheim als möglich halten“131).
Kohlen- und andre Bergwerksarbeiter gehören zu den best- bezahlten Kategorieen der britischen Arbeiterklasse. Zu welchem Preis sie ihren Lohn erkaufen, wurde an einer früheren Stelle gezeigt132). Ich werfe hier einen raschen Blick auf ihre Wohnlichkeitsverhältnisse. In der Regel errichtet der Exploiteur des Bergwerks, ob Eigenthümer oder Miether des- selben, eine Anzahl Cottages für seine Hände. Sie erhalten Cottages und Kohlen zur Feurung „umsonst“, d. h. letztre bilden einen in natura ge- lieferten Theil des Lohns. Die nicht in dieser Art Unterbringbaren er- halten zum Ersatz 4 Pfd. St. per Jahr. Die Bergwerksdistrikte ziehn rasch eine grosse Bevölkerung an, zusammengesetzt aus der Minenbevöl- kerung selbst und den Handwerkern, Krämern u. s. w., die sich um sie gruppiren. Wie überall, wo die Bevölkerung dicht, ist die Bodenrente hier hoch. Der Bergbauunternehmer sucht daher auf möglichst engem Bauplatz am Mund der Minen so viel Cottages aufzuwerfen als grade nöthig sind um seine Hände und ihre Familien zusammenzupacken. Werden neue Minen in der Nähe eröffnet oder alte wieder in Angriff genommen, so wächst das Gedränge. Bei der Konstruktion der Cottages waltet nur ein Gesichtspunkt, „Entsagung“ des Kapitalisten auf alle nicht absolut unvermeidliche Ausgaben von Baarem. „Die Wohnungen der Gruben- und andrer Arbeiter, die mit den Bergwerken von Northumberland und
131) l. c. p. 18, Note. Der Armenpfleger der Chapel-en-le-Frith-Union be- richtet an den Registrar General: „Zu Doveholes hat man eine Anzahl kleiner Aushöhlungen in einem grossen Hügel von Kalkasche gemacht. Diese Höhlen dienen den Erd- und andern am Eisenbahnbau beschäftigten Arbeitern zur Woh- nung. Die Höhlen sind eng, feucht, ohne Abzug für Unreinigkeiten und ohne Abtritte. Sie entbehren aller Ventilationsmittel, mit Ausnahme eines Lochs durch die Wölbung, das zugleich als Schornstein dient. Die Pocken wüthen und haben schon verschiedne Todesfälle (unter den Troglodyten) verursacht.“ (l. c. n. 2.)
132) Die Ende des 4. Kapitels gegebne Note bezieht sich namentlich auf Ar- beiter in Kohlenbergwerken. Ueber den noch schlechteren Zustand in den Metall- minen vgl. den gewissenhaften Bericht der „Royal Commission“ von 1864.
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während mit Patienten überfüllt. In einer Familie starben fünf Kinder an
Pocken und Fieber. Vom 1. April bis 1. September dieses Jahres kamen
nicht weniger als 10 Todesfälle an Pocken vor, 4 in den besagten Hütten,
den Pestquellen. Es ist unmöglich die Zahl der Krankheitsfälle
anzugeben, da die heimgesuchten Familien sie so geheim als möglich
halten“ 131).
Kohlen- und andre Bergwerksarbeiter gehören zu den best-
bezahlten Kategorieen der britischen Arbeiterklasse. Zu welchem Preis sie
ihren Lohn erkaufen, wurde an einer früheren Stelle gezeigt 132). Ich werfe
hier einen raschen Blick auf ihre Wohnlichkeitsverhältnisse. In der Regel
errichtet der Exploiteur des Bergwerks, ob Eigenthümer oder Miether des-
selben, eine Anzahl Cottages für seine Hände. Sie erhalten Cottages und
Kohlen zur Feurung „umsonst“, d. h. letztre bilden einen in natura ge-
lieferten Theil des Lohns. Die nicht in dieser Art Unterbringbaren er-
halten zum Ersatz 4 Pfd. St. per Jahr. Die Bergwerksdistrikte ziehn
rasch eine grosse Bevölkerung an, zusammengesetzt aus der Minenbevöl-
kerung selbst und den Handwerkern, Krämern u. s. w., die sich um sie
gruppiren. Wie überall, wo die Bevölkerung dicht, ist die Bodenrente
hier hoch. Der Bergbauunternehmer sucht daher auf möglichst engem
Bauplatz am Mund der Minen so viel Cottages aufzuwerfen als grade nöthig
sind um seine Hände und ihre Familien zusammenzupacken. Werden
neue Minen in der Nähe eröffnet oder alte wieder in Angriff genommen, so
wächst das Gedränge. Bei der Konstruktion der Cottages waltet nur ein
Gesichtspunkt, „Entsagung“ des Kapitalisten auf alle nicht absolut
unvermeidliche Ausgaben von Baarem. „Die Wohnungen der Gruben-
und andrer Arbeiter, die mit den Bergwerken von Northumberland und
131) l. c. p. 18, Note. Der Armenpfleger der Chapel-en-le-Frith-Union be-
richtet an den Registrar General: „Zu Doveholes hat man eine Anzahl kleiner
Aushöhlungen in einem grossen Hügel von Kalkasche gemacht. Diese Höhlen
dienen den Erd- und andern am Eisenbahnbau beschäftigten Arbeitern zur Woh-
nung. Die Höhlen sind eng, feucht, ohne Abzug für Unreinigkeiten und ohne
Abtritte. Sie entbehren aller Ventilationsmittel, mit Ausnahme eines Lochs durch
die Wölbung, das zugleich als Schornstein dient. Die Pocken wüthen und haben
schon verschiedne Todesfälle (unter den Troglodyten) verursacht.“ (l. c. n. 2.)
132) Die Ende des 4. Kapitels gegebne Note bezieht sich namentlich auf Ar-
beiter in Kohlenbergwerken. Ueber den noch schlechteren Zustand in den Metall-
minen vgl. den gewissenhaften Bericht der „Royal Commission“ von 1864.
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/673>, abgerufen am 30.01.2025.
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