Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

specifica der kapitalistischen Produktion. Arbeitskraft wird hier gekauft,
nicht um durch ihren Dienst oder ihr Produkt die persönlichen Bedürf-
nisse des Käufers
zu befriedigen. Sein Zweck ist Verwerthung
seines Kapitals, Produktion von Waaren, die mehr Arbeit enthalten als er
zahlt, also einen Werththeil enthalten, der ihm nichts kostet und den-
noch durch den Waarenverkauf realisirt wird. Produktion von
Mehrwerth oder Plusmacherei ist das absolute Gesetz dieser Produktionsweise.
Nur soweit sie die Produktionsmittel als Kapital erhält, ihren eignen Werth
als Kapital reproducirt und in unbezahlter Arbeit eine Quelle von Surplus-
kapital liefert, ist die Arbeitskraft verkaufbar. Die Bedingungen ihres Ver-
kaufs, ob mehr oder minder günstig für den Arbeiter, schliessen also die
Nothwendigkeit ihres steten Wiederverkaufs und die stets erweiterte Repro-
duktion des Reichthums als Kapital
ein. Der Arbeitslohn, wie man
gesehn, bedingt seiner Natur nach, stets Lieferung eines bestimmten Quan-
tums unbezahlter Arbeit auf Seiten des Arbeiters. Ganz abgesehn vom Stei-
gen des Arbeitslohns
mit sinkendem Preis der Arbeit u. s. w.,
besagt seine Zunahme im besten Fall nur quantitative Abnahme der
unbezahlten Arbeit
, die der Arbeiter leisten muss. Diese Abnahme kann
nie bis zu einem Punkt fortgehn, wo sie den kapitalistischen Charakter des
Produktionsprozesses ernsthaft gefährden würde und die Reproduktion
seiner eignen Bedingungen
, auf der einen Seite der Produktions- und
Lebensmittel als Kapital, auf der andern der Arbeitskraft als Waare, auf
dem einen Pol des Kapitalisten, auf dem andern des Lohnarbeiters. Abge-
sehn von gewaltsamen Konflikten über die Rate des Arbeitslohns, und
Adam Smith hat bereits gezeigt, dass im Grossen und Ganzen in solchem
Konflikt der Meister stets Meister bleibt, unterstellt ein aus Accumulation
des Kapitals entspringendes Steigen des Arbeitspreises folgende Alter-
native. Entweder der steigende oder gestiegne Preis der Arbeit ist be-
gleitet von gleich grossem oder grösserem absoluten Wachsthum der Accu-
mulation. Man weiss, dass selbst unter sonst gleichbleibenden Umstän-
den, wie Produktivgrad der Arbeit u. s. w., mit der wachsenden Grösse
des vorgeschossenen Kapitals
sein absoluter Zuwachs
gleichförmig bleiben oder selbst beschleunigt werden kann, obgleich die Rate
der Accumulation
abnimmt, wie man Kapitel III, Abschnitt 5 sah,
dass die Masse des Mehrwerths trotz dessen abnehmender Rate mit
Vermehrung der gleichzeitig exploitirten Arbeiterzahl gleichbleiben und

specifica der kapitalistischen Produktion. Arbeitskraft wird hier gekauft,
nicht um durch ihren Dienst oder ihr Produkt die persönlichen Bedürf-
nisse des Käufers
zu befriedigen. Sein Zweck ist Verwerthung
seines Kapitals, Produktion von Waaren, die mehr Arbeit enthalten als er
zahlt, also einen Werththeil enthalten, der ihm nichts kostet und den-
noch durch den Waarenverkauf realisirt wird. Produktion von
Mehrwerth oder Plusmacherei ist das absolute Gesetz dieser Produktionsweise.
Nur soweit sie die Produktionsmittel als Kapital erhält, ihren eignen Werth
als Kapital reproducirt und in unbezahlter Arbeit eine Quelle von Surplus-
kapital liefert, ist die Arbeitskraft verkaufbar. Die Bedingungen ihres Ver-
kaufs, ob mehr oder minder günstig für den Arbeiter, schliessen also die
Nothwendigkeit ihres steten Wiederverkaufs und die stets erweiterte Repro-
duktion des Reichthums als Kapital
ein. Der Arbeitslohn, wie man
gesehn, bedingt seiner Natur nach, stets Lieferung eines bestimmten Quan-
tums unbezahlter Arbeit auf Seiten des Arbeiters. Ganz abgesehn vom Stei-
gen des Arbeitslohns
mit sinkendem Preis der Arbeit u. s. w.,
besagt seine Zunahme im besten Fall nur quantitative Abnahme der
unbezahlten Arbeit
, die der Arbeiter leisten muss. Diese Abnahme kann
nie bis zu einem Punkt fortgehn, wo sie den kapitalistischen Charakter des
Produktionsprozesses ernsthaft gefährden würde und die Reproduktion
seiner eignen Bedingungen
, auf der einen Seite der Produktions- und
Lebensmittel als Kapital, auf der andern der Arbeitskraft als Waare, auf
dem einen Pol des Kapitalisten, auf dem andern des Lohnarbeiters. Abge-
sehn von gewaltsamen Konflikten über die Rate des Arbeitslohns, und
Adam Smith hat bereits gezeigt, dass im Grossen und Ganzen in solchem
Konflikt der Meister stets Meister bleibt, unterstellt ein aus Accumulation
des Kapitals entspringendes Steigen des Arbeitspreises folgende Alter-
native. Entweder der steigende oder gestiegne Preis der Arbeit ist be-
gleitet von gleich grossem oder grösserem absoluten Wachsthum der Accu-
mulation. Man weiss, dass selbst unter sonst gleichbleibenden Umstän-
den, wie Produktivgrad der Arbeit u. s. w., mit der wachsenden Grösse
des vorgeschossenen Kapitals
sein absoluter Zuwachs
gleichförmig bleiben oder selbst beschleunigt werden kann, obgleich die Rate
der Accumulation
abnimmt, wie man Kapitel III, Abschnitt 5 sah,
dass die Masse des Mehrwerths trotz dessen abnehmender Rate mit
Vermehrung der gleichzeitig exploitirten Arbeiterzahl gleichbleiben und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0625" n="606"/>
specifica der kapitalistischen Produktion. Arbeitskraft wird hier gekauft,<lb/>
nicht um durch ihren Dienst oder ihr Produkt die <hi rendition="#g">persönlichen Bedürf-<lb/>
nisse des Käufers</hi> zu befriedigen. Sein Zweck ist Verwerthung<lb/>
seines Kapitals, Produktion von Waaren, die mehr Arbeit enthalten als er<lb/>
zahlt, also einen <hi rendition="#g">Werththeil</hi> enthalten, der <hi rendition="#g">ihm nichts kostet</hi> und den-<lb/>
noch <hi rendition="#g">durch den Waarenverkauf realisirt wird</hi>. Produktion von<lb/>
Mehrwerth oder Plusmacherei ist das absolute Gesetz dieser Produktionsweise.<lb/>
Nur soweit sie die Produktionsmittel als Kapital erhält, ihren eignen Werth<lb/>
als Kapital reproducirt und in unbezahlter Arbeit eine Quelle von Surplus-<lb/>
kapital liefert, ist die Arbeitskraft verkaufbar. Die Bedingungen ihres Ver-<lb/>
kaufs, ob mehr oder minder günstig für den Arbeiter, schliessen also die<lb/>
Nothwendigkeit ihres steten Wiederverkaufs und die stets erweiterte <hi rendition="#g">Repro-<lb/>
duktion des Reichthums als Kapital</hi> ein. Der Arbeitslohn, wie man<lb/>
gesehn, bedingt seiner Natur nach, stets Lieferung eines bestimmten Quan-<lb/>
tums unbezahlter Arbeit auf Seiten des Arbeiters. Ganz abgesehn vom <hi rendition="#g">Stei-<lb/>
gen des Arbeitslohns</hi> mit <hi rendition="#g">sinkendem Preis der Arbeit</hi> u. s. w.,<lb/>
besagt <hi rendition="#g">seine Zunahme</hi> im besten Fall <hi rendition="#g">nur quantitative Abnahme der<lb/>
unbezahlten Arbeit</hi>, die der Arbeiter leisten muss. Diese Abnahme kann<lb/>
nie bis zu einem Punkt fortgehn, wo sie den kapitalistischen Charakter des<lb/>
Produktionsprozesses ernsthaft gefährden würde und <hi rendition="#g">die Reproduktion<lb/>
seiner eignen Bedingungen</hi>, auf der einen Seite der Produktions- und<lb/>
Lebensmittel als Kapital, auf der andern der Arbeitskraft als Waare, auf<lb/>
dem einen Pol des Kapitalisten, auf dem andern des Lohnarbeiters. Abge-<lb/>
sehn von gewaltsamen Konflikten über die Rate des Arbeitslohns, und<lb/><hi rendition="#g">Adam Smith</hi> hat bereits gezeigt, dass im Grossen und Ganzen in solchem<lb/>
Konflikt der Meister stets Meister bleibt, unterstellt ein aus Accumulation<lb/>
des Kapitals entspringendes Steigen des Arbeitspreises folgende Alter-<lb/>
native. Entweder der steigende oder gestiegne Preis der Arbeit ist be-<lb/>
gleitet von gleich grossem oder grösserem absoluten Wachsthum der Accu-<lb/>
mulation. Man weiss, dass selbst unter sonst gleichbleibenden Umstän-<lb/>
den, wie Produktivgrad der Arbeit u. s. w., mit der wachsenden <hi rendition="#g">Grösse<lb/>
des vorgeschossenen Kapitals</hi> sein <hi rendition="#g">absoluter Zuwachs</hi><lb/>
gleichförmig bleiben oder selbst beschleunigt werden kann, obgleich die <hi rendition="#g">Rate<lb/>
der Accumulation</hi> abnimmt, wie man Kapitel III, Abschnitt 5 sah,<lb/>
dass die <hi rendition="#g">Masse des Mehrwerths</hi> trotz dessen abnehmender Rate mit<lb/>
Vermehrung der gleichzeitig exploitirten Arbeiterzahl gleichbleiben und<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[606/0625] specifica der kapitalistischen Produktion. Arbeitskraft wird hier gekauft, nicht um durch ihren Dienst oder ihr Produkt die persönlichen Bedürf- nisse des Käufers zu befriedigen. Sein Zweck ist Verwerthung seines Kapitals, Produktion von Waaren, die mehr Arbeit enthalten als er zahlt, also einen Werththeil enthalten, der ihm nichts kostet und den- noch durch den Waarenverkauf realisirt wird. Produktion von Mehrwerth oder Plusmacherei ist das absolute Gesetz dieser Produktionsweise. Nur soweit sie die Produktionsmittel als Kapital erhält, ihren eignen Werth als Kapital reproducirt und in unbezahlter Arbeit eine Quelle von Surplus- kapital liefert, ist die Arbeitskraft verkaufbar. Die Bedingungen ihres Ver- kaufs, ob mehr oder minder günstig für den Arbeiter, schliessen also die Nothwendigkeit ihres steten Wiederverkaufs und die stets erweiterte Repro- duktion des Reichthums als Kapital ein. Der Arbeitslohn, wie man gesehn, bedingt seiner Natur nach, stets Lieferung eines bestimmten Quan- tums unbezahlter Arbeit auf Seiten des Arbeiters. Ganz abgesehn vom Stei- gen des Arbeitslohns mit sinkendem Preis der Arbeit u. s. w., besagt seine Zunahme im besten Fall nur quantitative Abnahme der unbezahlten Arbeit, die der Arbeiter leisten muss. Diese Abnahme kann nie bis zu einem Punkt fortgehn, wo sie den kapitalistischen Charakter des Produktionsprozesses ernsthaft gefährden würde und die Reproduktion seiner eignen Bedingungen, auf der einen Seite der Produktions- und Lebensmittel als Kapital, auf der andern der Arbeitskraft als Waare, auf dem einen Pol des Kapitalisten, auf dem andern des Lohnarbeiters. Abge- sehn von gewaltsamen Konflikten über die Rate des Arbeitslohns, und Adam Smith hat bereits gezeigt, dass im Grossen und Ganzen in solchem Konflikt der Meister stets Meister bleibt, unterstellt ein aus Accumulation des Kapitals entspringendes Steigen des Arbeitspreises folgende Alter- native. Entweder der steigende oder gestiegne Preis der Arbeit ist be- gleitet von gleich grossem oder grösserem absoluten Wachsthum der Accu- mulation. Man weiss, dass selbst unter sonst gleichbleibenden Umstän- den, wie Produktivgrad der Arbeit u. s. w., mit der wachsenden Grösse des vorgeschossenen Kapitals sein absoluter Zuwachs gleichförmig bleiben oder selbst beschleunigt werden kann, obgleich die Rate der Accumulation abnimmt, wie man Kapitel III, Abschnitt 5 sah, dass die Masse des Mehrwerths trotz dessen abnehmender Rate mit Vermehrung der gleichzeitig exploitirten Arbeiterzahl gleichbleiben und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/625
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/625>, abgerufen am 25.11.2024.