Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Potter, das auserwählte Organ der Baumwollfabrikanten, unterscheidet
doppelte "Maschinerie", deren jede dem Kapitalisten gehört, und
wovon die eine in seiner Fabrik steht, die andre des Nachts und Sonntags
auswärtig in cottages haust. Die eine ist todt, die andre lebendig. Die
todte Maschinerie verschlechtert und entwerthet sich nicht nur jeden
Tag, sondern von ihrer existirenden Masse ist ein grosser Theil durch den
beständigen technologischen Fortschritt beständig so sehr antiquirt, dass sie
vortheilhaft und in wenigen Monaten durch neuere Maschinerie ersetzbar.
Die lebendige Maschinerie verbessert sich umgekehrt, je länger sie währt,
je mehr sie das Geschick von Generationen in sich aufhäuft. Die Times
antwortete dem Fabrikmagnaten u. a.:

"Herr E. Potter ist so impressionirt mit der ausserordentlichen und
absoluten Wichtigkeit der Baumwollmeister, dass er, um diese Klasse
zu erhalten und ihr Metier zu verewigen, eine halbe Million der Arbeiter-
klasse wider ihren Willen in ein grosses moralisches Workhouse ein-
sperren will. Ist diese Industrie werth sie festzuhalten? fragt Herr Pot-
ter. Sicher, durch alle ehrbaren Mittel! antworten wir. Ist es der Mühe
werth die Maschinerie in Ordnung zu halten? fragt wieder Herr Potter.
Hier stutzen wir. Unter der Maschinerie versteht Herr Potter die
menschliche Maschinerie, denn er betheuert, dass er sie nicht
als absolutes Eigenthum zu behandeln vorhat
. Wir müssen
gestehn, wir halten es nicht ,der Mühe werth' oder selbst für möglich, die
menschliche Maschinerie in Ordnung zu halten, d. h. einzusperren und
einzuölen bis ihrer bedurft wird. Menschliche Maschinerie hat die
Eigenschaft während der Unthätigkeit zu verrosten, ihr mögt noch soviel
dran ölen oder reiben. Zudem ist menschliche Maschinerie, wie der
Augenschein uns eben lehrt, im Stand von eignen Stücken den Dampf an-
zulassen und zu platzen oder einen Veitstanz in unsren grossen Städten zu
tollen. Es mag, wie Herr Potter sagt, längere Zeit zur Repro-
duktion der Arbeiter erheischt sein
, aber mit Maschinisten
und Geld zur Hand werden wir stets betriebsame, harte, industrielle Män-
ner finden, um daraus mehr Fabrikmeister zu fabriciren als
wir je verbrauchen können
. . . . Herr Potter plaudert von einer
Wiederbelebung der Industrie in 1, 2, 3 Jahren und verlangt von uns die
Emigration der Arbeitskraft nicht zu ermuntern oder nicht zu
erlauben! Er sagt, es sei natürlich, dass die Arbeiter zu emigriren wün-

Potter, das auserwählte Organ der Baumwollfabrikanten, unterscheidet
doppelte „Maschinerie“, deren jede dem Kapitalisten gehört, und
wovon die eine in seiner Fabrik steht, die andre des Nachts und Sonntags
auswärtig in cottages haust. Die eine ist todt, die andre lebendig. Die
todte Maschinerie verschlechtert und entwerthet sich nicht nur jeden
Tag, sondern von ihrer existirenden Masse ist ein grosser Theil durch den
beständigen technologischen Fortschritt beständig so sehr antiquirt, dass sie
vortheilhaft und in wenigen Monaten durch neuere Maschinerie ersetzbar.
Die lebendige Maschinerie verbessert sich umgekehrt, je länger sie währt,
je mehr sie das Geschick von Generationen in sich aufhäuft. Die Times
antwortete dem Fabrikmagnaten u. a.:

„Herr E. Potter ist so impressionirt mit der ausserordentlichen und
absoluten Wichtigkeit der Baumwollmeister, dass er, um diese Klasse
zu erhalten und ihr Metier zu verewigen, eine halbe Million der Arbeiter-
klasse wider ihren Willen in ein grosses moralisches Workhouse ein-
sperren will. Ist diese Industrie werth sie festzuhalten? fragt Herr Pot-
ter. Sicher, durch alle ehrbaren Mittel! antworten wir. Ist es der Mühe
werth die Maschinerie in Ordnung zu halten? fragt wieder Herr Potter.
Hier stutzen wir. Unter der Maschinerie versteht Herr Potter die
menschliche Maschinerie, denn er betheuert, dass er sie nicht
als absolutes Eigenthum zu behandeln vorhat
. Wir müssen
gestehn, wir halten es nicht ‚der Mühe werth‘ oder selbst für möglich, die
menschliche Maschinerie in Ordnung zu halten, d. h. einzusperren und
einzuölen bis ihrer bedurft wird. Menschliche Maschinerie hat die
Eigenschaft während der Unthätigkeit zu verrosten, ihr mögt noch soviel
dran ölen oder reiben. Zudem ist menschliche Maschinerie, wie der
Augenschein uns eben lehrt, im Stand von eignen Stücken den Dampf an-
zulassen und zu platzen oder einen Veitstanz in unsren grossen Städten zu
tollen. Es mag, wie Herr Potter sagt, längere Zeit zur Repro-
duktion der Arbeiter erheischt sein
, aber mit Maschinisten
und Geld zur Hand werden wir stets betriebsame, harte, industrielle Män-
ner finden, um daraus mehr Fabrikmeister zu fabriciren als
wir je verbrauchen können
. . . . Herr Potter plaudert von einer
Wiederbelebung der Industrie in 1, 2, 3 Jahren und verlangt von uns die
Emigration der Arbeitskraft nicht zu ermuntern oder nicht zu
erlauben! Er sagt, es sei natürlich, dass die Arbeiter zu emigriren wün-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0583" n="564"/>
              <p>Potter, das auserwählte Organ der Baumwollfabrikanten, unterscheidet<lb/>
doppelte &#x201E;<hi rendition="#g">Maschinerie</hi>&#x201C;, deren jede dem Kapitalisten gehört, und<lb/>
wovon die eine in seiner Fabrik steht, die andre des Nachts und Sonntags<lb/>
auswärtig in cottages haust. Die eine ist todt, die andre lebendig. Die<lb/>
todte Maschinerie verschlechtert und entwerthet sich nicht nur jeden<lb/>
Tag, sondern von ihrer existirenden Masse ist ein grosser Theil durch den<lb/>
beständigen technologischen Fortschritt beständig so sehr antiquirt, dass sie<lb/>
vortheilhaft und in wenigen Monaten durch neuere Maschinerie ersetzbar.<lb/>
Die lebendige Maschinerie verbessert sich umgekehrt, je länger sie währt,<lb/>
je mehr sie das Geschick von Generationen in sich aufhäuft. Die <hi rendition="#g">Times</hi><lb/>
antwortete dem Fabrikmagnaten u. a.:</p><lb/>
              <p>&#x201E;Herr E. Potter ist so impressionirt mit der ausserordentlichen und<lb/>
absoluten Wichtigkeit der <hi rendition="#g">Baumwollmeister</hi>, dass er, um diese Klasse<lb/>
zu erhalten und ihr Metier zu verewigen, eine halbe Million der Arbeiter-<lb/>
klasse wider ihren Willen in ein grosses moralisches <hi rendition="#g">Workhouse</hi> ein-<lb/>
sperren will. Ist diese Industrie werth sie festzuhalten? fragt Herr Pot-<lb/>
ter. Sicher, durch alle ehrbaren Mittel! antworten wir. Ist es der Mühe<lb/>
werth die Maschinerie in Ordnung zu halten? fragt wieder Herr Potter.<lb/>
Hier stutzen wir. Unter der <hi rendition="#g">Maschinerie</hi> versteht Herr Potter die<lb/><hi rendition="#g">menschliche Maschinerie</hi>, denn er betheuert, dass <hi rendition="#g">er sie nicht<lb/>
als absolutes Eigenthum zu behandeln vorhat</hi>. Wir müssen<lb/>
gestehn, wir halten es nicht &#x201A;der Mühe werth&#x2018; oder selbst für möglich, die<lb/>
menschliche Maschinerie in Ordnung zu halten, d. h. einzusperren und<lb/>
einzuölen bis ihrer bedurft wird. Menschliche Maschinerie hat die<lb/>
Eigenschaft während der Unthätigkeit zu verrosten, ihr mögt noch soviel<lb/>
dran ölen oder reiben. Zudem ist menschliche Maschinerie, wie der<lb/>
Augenschein uns eben lehrt, im Stand von eignen Stücken den Dampf an-<lb/>
zulassen und zu platzen oder einen Veitstanz in unsren grossen Städten zu<lb/>
tollen. Es mag, wie Herr Potter sagt, <hi rendition="#g">längere Zeit zur Repro-<lb/>
duktion der Arbeiter erheischt sein</hi>, aber mit Maschinisten<lb/>
und Geld zur Hand werden wir stets betriebsame, harte, industrielle Män-<lb/>
ner finden, um daraus <hi rendition="#g">mehr Fabrikmeister zu fabriciren als<lb/>
wir je verbrauchen können</hi>. . . . Herr Potter plaudert von einer<lb/>
Wiederbelebung der Industrie in 1, 2, 3 Jahren und verlangt von uns die<lb/><hi rendition="#g">Emigration der Arbeitskraft</hi> nicht zu ermuntern oder nicht zu<lb/><hi rendition="#g">erlauben</hi>! Er sagt, es sei natürlich, dass die Arbeiter zu emigriren wün-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[564/0583] Potter, das auserwählte Organ der Baumwollfabrikanten, unterscheidet doppelte „Maschinerie“, deren jede dem Kapitalisten gehört, und wovon die eine in seiner Fabrik steht, die andre des Nachts und Sonntags auswärtig in cottages haust. Die eine ist todt, die andre lebendig. Die todte Maschinerie verschlechtert und entwerthet sich nicht nur jeden Tag, sondern von ihrer existirenden Masse ist ein grosser Theil durch den beständigen technologischen Fortschritt beständig so sehr antiquirt, dass sie vortheilhaft und in wenigen Monaten durch neuere Maschinerie ersetzbar. Die lebendige Maschinerie verbessert sich umgekehrt, je länger sie währt, je mehr sie das Geschick von Generationen in sich aufhäuft. Die Times antwortete dem Fabrikmagnaten u. a.: „Herr E. Potter ist so impressionirt mit der ausserordentlichen und absoluten Wichtigkeit der Baumwollmeister, dass er, um diese Klasse zu erhalten und ihr Metier zu verewigen, eine halbe Million der Arbeiter- klasse wider ihren Willen in ein grosses moralisches Workhouse ein- sperren will. Ist diese Industrie werth sie festzuhalten? fragt Herr Pot- ter. Sicher, durch alle ehrbaren Mittel! antworten wir. Ist es der Mühe werth die Maschinerie in Ordnung zu halten? fragt wieder Herr Potter. Hier stutzen wir. Unter der Maschinerie versteht Herr Potter die menschliche Maschinerie, denn er betheuert, dass er sie nicht als absolutes Eigenthum zu behandeln vorhat. Wir müssen gestehn, wir halten es nicht ‚der Mühe werth‘ oder selbst für möglich, die menschliche Maschinerie in Ordnung zu halten, d. h. einzusperren und einzuölen bis ihrer bedurft wird. Menschliche Maschinerie hat die Eigenschaft während der Unthätigkeit zu verrosten, ihr mögt noch soviel dran ölen oder reiben. Zudem ist menschliche Maschinerie, wie der Augenschein uns eben lehrt, im Stand von eignen Stücken den Dampf an- zulassen und zu platzen oder einen Veitstanz in unsren grossen Städten zu tollen. Es mag, wie Herr Potter sagt, längere Zeit zur Repro- duktion der Arbeiter erheischt sein, aber mit Maschinisten und Geld zur Hand werden wir stets betriebsame, harte, industrielle Män- ner finden, um daraus mehr Fabrikmeister zu fabriciren als wir je verbrauchen können. . . . Herr Potter plaudert von einer Wiederbelebung der Industrie in 1, 2, 3 Jahren und verlangt von uns die Emigration der Arbeitskraft nicht zu ermuntern oder nicht zu erlauben! Er sagt, es sei natürlich, dass die Arbeiter zu emigriren wün-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/583
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/583>, abgerufen am 15.06.2024.