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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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gewisse Masse nützlicher Produkte aus ihm gewinnen. Es galt nun
der Produktion des Mehrwerths selbst. Aehnlich mit der
Frohnarbeit, z. B. in den Donaufürstenthümern.

Die Vergleichung des Heisshungers nach Mehrarbeit in den Donau-
fürstenthümern mit demselben Heisshunger in englischen Fabriken bietet
ein besondres Interesse, weil die Mehrarbeit in der Frohnarbeit
eine selbstständige, sinnlich wahrnehmbare Form besitzt.

Gesetzt der Arbeitstag zähle 6 Stunden nothwendiger Arbeit und 6
Stunden Mehrarbeit. So liefert der freie Arbeiter dem Kapitalisten wöchent-
lich 6 x 6, oder 36 Stunden Mehrarbeit. Es ist dasselbe, als ob er 3
Tage in der Woche für sich und 3 Tage in der Woche umsonst für den
Kapitalisten arbeite. Aber diess ist nicht sichtbar. Mehrarbeit und noth-
wendige Arbeit verschwimmen in einander. Ich kann daher dasselbe Ver-
hältniss z. B. auch so ausdrücken, dass der Arbeiter in jeder Minute 30
Sekunden für sich und 30 für den Kapitalisten arbeitet u. s. w. Anders
mit der Frohnarbeit. Die nothwendige Arbeit, die der walachische
Bauer z. B. zu seiner Selbsterhaltung verrichtet, ist räumlich getrennt
von seiner Mehrarbeit für den Bojaren. Die eine verrichtet er auf seinem
eignen Felde, die andre auf dem herrschaftlichen Gut. Beide Theile der
Arbeitszeit existiren daher selbstständig neben einander. Die Mehr-
arbeit ist als Frohnarbeit genau abgeschieden von der nothwendigen
Arbeit. An dem quantitativen Verhältniss von Mebrarbeit und noth-
wendiger Arbeit ändert diese verschiedne Erscheinungsform offenbar nichts.
Drei Tage Mehrarbeit in der Woche bleiben drei Tage Arbeit, die kein
Aequivalent für den Arbeiter selbst bildet, ob sie Frohnarbeit heisse oder
Lohnarbeit. Bei dem Kapitalisten jedoch erscheint der Heisshunger nach
Mehrarbeit im Drang zu massloser Verlängerung des Arbeits-
tags
, bei dem Bojaren einfacher in unmittelbarer Jagd auf Frohntage44).

Die Frohnarbeit war in den Donaufürstenthümern verknüpft mit Na-
turalrenten und sonstigem Zubehör von Leibeigenschaft, bildete aber den
entscheidenden Tribut an die herrschende Klasse. Wo diess der Fall,
entsprang die Frohnarbeit selten aus der Leibeigenschaft, sondern die
Leibeigenschaft meist umgekehrt aus der Frohnarbeit. So in den rumäni-

44) Das Nachfolgende bezieht sich auf die Zustände der rumänischen Provin-
zen, wie sie sich vor der Umwälzung seit dem Krimkrieg gestaltet hatten.

gewisse Masse nützlicher Produkte aus ihm gewinnen. Es galt nun
der Produktion des Mehrwerths selbst. Aehnlich mit der
Frohnarbeit, z. B. in den Donaufürstenthümern.

Die Vergleichung des Heisshungers nach Mehrarbeit in den Donau-
fürstenthümern mit demselben Heisshunger in englischen Fabriken bietet
ein besondres Interesse, weil die Mehrarbeit in der Frohnarbeit
eine selbstständige, sinnlich wahrnehmbare Form besitzt.

Gesetzt der Arbeitstag zähle 6 Stunden nothwendiger Arbeit und 6
Stunden Mehrarbeit. So liefert der freie Arbeiter dem Kapitalisten wöchent-
lich 6 × 6, oder 36 Stunden Mehrarbeit. Es ist dasselbe, als ob er 3
Tage in der Woche für sich und 3 Tage in der Woche umsonst für den
Kapitalisten arbeite. Aber diess ist nicht sichtbar. Mehrarbeit und noth-
wendige Arbeit verschwimmen in einander. Ich kann daher dasselbe Ver-
hältniss z. B. auch so ausdrücken, dass der Arbeiter in jeder Minute 30
Sekunden für sich und 30 für den Kapitalisten arbeitet u. s. w. Anders
mit der Frohnarbeit. Die nothwendige Arbeit, die der walachische
Bauer z. B. zu seiner Selbsterhaltung verrichtet, ist räumlich getrennt
von seiner Mehrarbeit für den Bojaren. Die eine verrichtet er auf seinem
eignen Felde, die andre auf dem herrschaftlichen Gut. Beide Theile der
Arbeitszeit existiren daher selbstständig neben einander. Die Mehr-
arbeit ist als Frohnarbeit genau abgeschieden von der nothwendigen
Arbeit. An dem quantitativen Verhältniss von Mebrarbeit und noth-
wendiger Arbeit ändert diese verschiedne Erscheinungsform offenbar nichts.
Drei Tage Mehrarbeit in der Woche bleiben drei Tage Arbeit, die kein
Aequivalent für den Arbeiter selbst bildet, ob sie Frohnarbeit heisse oder
Lohnarbeit. Bei dem Kapitalisten jedoch erscheint der Heisshunger nach
Mehrarbeit im Drang zu massloser Verlängerung des Arbeits-
tags
, bei dem Bojaren einfacher in unmittelbarer Jagd auf Frohntage44).

Die Frohnarbeit war in den Donaufürstenthümern verknüpft mit Na-
turalrenten und sonstigem Zubehör von Leibeigenschaft, bildete aber den
entscheidenden Tribut an die herrschende Klasse. Wo diess der Fall,
entsprang die Frohnarbeit selten aus der Leibeigenschaft, sondern die
Leibeigenschaft meist umgekehrt aus der Frohnarbeit. So in den rumäni-

44) Das Nachfolgende bezieht sich auf die Zustände der rumänischen Provin-
zen, wie sie sich vor der Umwälzung seit dem Krimkrieg gestaltet hatten.
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[204/0223] gewisse Masse nützlicher Produkte aus ihm gewinnen. Es galt nun der Produktion des Mehrwerths selbst. Aehnlich mit der Frohnarbeit, z. B. in den Donaufürstenthümern. Die Vergleichung des Heisshungers nach Mehrarbeit in den Donau- fürstenthümern mit demselben Heisshunger in englischen Fabriken bietet ein besondres Interesse, weil die Mehrarbeit in der Frohnarbeit eine selbstständige, sinnlich wahrnehmbare Form besitzt. Gesetzt der Arbeitstag zähle 6 Stunden nothwendiger Arbeit und 6 Stunden Mehrarbeit. So liefert der freie Arbeiter dem Kapitalisten wöchent- lich 6 × 6, oder 36 Stunden Mehrarbeit. Es ist dasselbe, als ob er 3 Tage in der Woche für sich und 3 Tage in der Woche umsonst für den Kapitalisten arbeite. Aber diess ist nicht sichtbar. Mehrarbeit und noth- wendige Arbeit verschwimmen in einander. Ich kann daher dasselbe Ver- hältniss z. B. auch so ausdrücken, dass der Arbeiter in jeder Minute 30 Sekunden für sich und 30 für den Kapitalisten arbeitet u. s. w. Anders mit der Frohnarbeit. Die nothwendige Arbeit, die der walachische Bauer z. B. zu seiner Selbsterhaltung verrichtet, ist räumlich getrennt von seiner Mehrarbeit für den Bojaren. Die eine verrichtet er auf seinem eignen Felde, die andre auf dem herrschaftlichen Gut. Beide Theile der Arbeitszeit existiren daher selbstständig neben einander. Die Mehr- arbeit ist als Frohnarbeit genau abgeschieden von der nothwendigen Arbeit. An dem quantitativen Verhältniss von Mebrarbeit und noth- wendiger Arbeit ändert diese verschiedne Erscheinungsform offenbar nichts. Drei Tage Mehrarbeit in der Woche bleiben drei Tage Arbeit, die kein Aequivalent für den Arbeiter selbst bildet, ob sie Frohnarbeit heisse oder Lohnarbeit. Bei dem Kapitalisten jedoch erscheint der Heisshunger nach Mehrarbeit im Drang zu massloser Verlängerung des Arbeits- tags, bei dem Bojaren einfacher in unmittelbarer Jagd auf Frohntage 44). Die Frohnarbeit war in den Donaufürstenthümern verknüpft mit Na- turalrenten und sonstigem Zubehör von Leibeigenschaft, bildete aber den entscheidenden Tribut an die herrschende Klasse. Wo diess der Fall, entsprang die Frohnarbeit selten aus der Leibeigenschaft, sondern die Leibeigenschaft meist umgekehrt aus der Frohnarbeit. So in den rumäni- 44) Das Nachfolgende bezieht sich auf die Zustände der rumänischen Provin- zen, wie sie sich vor der Umwälzung seit dem Krimkrieg gestaltet hatten.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/223>, abgerufen am 29.11.2024.