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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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lich aber erhebt sich die Stimme des Arbeiters, die im Sturm und Drang
des Produktionsprozesses verstummt war:

Die Waare, die ich dir verkauft habe, unterscheidet sich von dem
andern Waarenpöbel dadurch, dass ihr Gebrauch Werth schafft und
grösseren Werth als sie selbst kostet. Diess war der Grund, warum du
sie kauftest. Was auf deiner Seite als Verwerthung von Kapital erscheint,
ist auf meiner Seite überschüssige Verausgabung von Arbeitskraft. Du
und ich kennen auf dem Marktplatz nur ein Gesetz, das des Waarenaus-
tauschs. Und der Consum der Waare gehört nicht dem Verkäufer, der sie
veräussert, sondern dem Käufer, der sie erwirbt. Dir gehört daher der Ge-
brauch meiner täglichen Arbeitskraft. Aber vermittelst ihres täglichen
Verkaufspreises muss ich sie täglich reproduziren und daher von neuem ver-
kaufen können. Abgesehen von dem natürlichen Verschleiss durch Alter
u. s. w., muss ich fähig sein, morgen mit demselben Normalzustand von
Kraft, Gesundheit und Frische zu arbeiten, wie heute. Du predigst
mir beständig das Evangelium der "Sparsamkeit" und "Enthaltung".
Nun gut! Ich will wie ein vernünftiger, sparsamer Wirth mein ein-
ziges Vermögen, die Arbeitskraft, haushalten und mich jeder tollen
Verschwendung derselben enthalten. Ich will täglich nur so viel von
ihr flüssig machen, in Bewegung, in Arbeit umsetzen, als sich mit ihrer
Normaldauer und gesunden Entwicklung verträgt. Durch massloses Ver-
längern des Arbeitstages kannst du in Einem Tage ein grösseres Quantum
meiner Arbeitskraft flüssig machen, als ich in drei Tagen ersetzen kann.
Was du so an Arbeit gewinnst, verliere ich an Arbeitssubstanz. Die Be-
nutzung
meiner Arbeitskraft und die Beraubung derselben sind ganz
verschiedne Dinge. Wenn die Durchschnittsperiode, die ein Durchschnitts-
arbeiter bei vernünftigem Arbeitsmass leben kann, 30 Jahre beträgt, ist
der Werth meiner Arbeitskraft, den du mir einen Tag in den andern zahlst,
oder ihres Gesammtwerths. Consumirst du sie aber
in 10 Jahren, so zahlst du mir nur oder nur 1/3 ihres Werths täg-
lich und bestiehlst mich daher täglich um 2/3 des Werths meiner Waare.
Du zahlst mir eintägige Arbeitskraft, wo du dreitägige verbrauchst. Das
ist wider unsern Vertrag und das Gesetz des Waarenaustauschs. Ich ver-
lange also einen Arbeitstag von normaler Länge und ich verlange ihn
ohne Appell an dein Herz, denn in Geldsachen hört die Gemüthlichkeit

lich aber erhebt sich die Stimme des Arbeiters, die im Sturm und Drang
des Produktionsprozesses verstummt war:

Die Waare, die ich dir verkauft habe, unterscheidet sich von dem
andern Waarenpöbel dadurch, dass ihr Gebrauch Werth schafft und
grösseren Werth als sie selbst kostet. Diess war der Grund, warum du
sie kauftest. Was auf deiner Seite als Verwerthung von Kapital erscheint,
ist auf meiner Seite überschüssige Verausgabung von Arbeitskraft. Du
und ich kennen auf dem Marktplatz nur ein Gesetz, das des Waarenaus-
tauschs. Und der Consum der Waare gehört nicht dem Verkäufer, der sie
veräussert, sondern dem Käufer, der sie erwirbt. Dir gehört daher der Ge-
brauch meiner täglichen Arbeitskraft. Aber vermittelst ihres täglichen
Verkaufspreises muss ich sie täglich reproduziren und daher von neuem ver-
kaufen können. Abgesehen von dem natürlichen Verschleiss durch Alter
u. s. w., muss ich fähig sein, morgen mit demselben Normalzustand von
Kraft, Gesundheit und Frische zu arbeiten, wie heute. Du predigst
mir beständig das Evangelium der „Sparsamkeit“ und „Enthaltung“.
Nun gut! Ich will wie ein vernünftiger, sparsamer Wirth mein ein-
ziges Vermögen, die Arbeitskraft, haushalten und mich jeder tollen
Verschwendung derselben enthalten. Ich will täglich nur so viel von
ihr flüssig machen, in Bewegung, in Arbeit umsetzen, als sich mit ihrer
Normaldauer und gesunden Entwicklung verträgt. Durch massloses Ver-
längern des Arbeitstages kannst du in Einem Tage ein grösseres Quantum
meiner Arbeitskraft flüssig machen, als ich in drei Tagen ersetzen kann.
Was du so an Arbeit gewinnst, verliere ich an Arbeitssubstanz. Die Be-
nutzung
meiner Arbeitskraft und die Beraubung derselben sind ganz
verschiedne Dinge. Wenn die Durchschnittsperiode, die ein Durchschnitts-
arbeiter bei vernünftigem Arbeitsmass leben kann, 30 Jahre beträgt, ist
der Werth meiner Arbeitskraft, den du mir einen Tag in den andern zahlst,
oder ihres Gesammtwerths. Consumirst du sie aber
in 10 Jahren, so zahlst du mir nur oder nur ⅓ ihres Werths täg-
lich und bestiehlst mich daher täglich um ⅔ des Werths meiner Waare.
Du zahlst mir eintägige Arbeitskraft, wo du dreitägige verbrauchst. Das
ist wider unsern Vertrag und das Gesetz des Waarenaustauschs. Ich ver-
lange also einen Arbeitstag von normaler Länge und ich verlange ihn
ohne Appell an dein Herz, denn in Geldsachen hört die Gemüthlichkeit

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[201/0220] lich aber erhebt sich die Stimme des Arbeiters, die im Sturm und Drang des Produktionsprozesses verstummt war: Die Waare, die ich dir verkauft habe, unterscheidet sich von dem andern Waarenpöbel dadurch, dass ihr Gebrauch Werth schafft und grösseren Werth als sie selbst kostet. Diess war der Grund, warum du sie kauftest. Was auf deiner Seite als Verwerthung von Kapital erscheint, ist auf meiner Seite überschüssige Verausgabung von Arbeitskraft. Du und ich kennen auf dem Marktplatz nur ein Gesetz, das des Waarenaus- tauschs. Und der Consum der Waare gehört nicht dem Verkäufer, der sie veräussert, sondern dem Käufer, der sie erwirbt. Dir gehört daher der Ge- brauch meiner täglichen Arbeitskraft. Aber vermittelst ihres täglichen Verkaufspreises muss ich sie täglich reproduziren und daher von neuem ver- kaufen können. Abgesehen von dem natürlichen Verschleiss durch Alter u. s. w., muss ich fähig sein, morgen mit demselben Normalzustand von Kraft, Gesundheit und Frische zu arbeiten, wie heute. Du predigst mir beständig das Evangelium der „Sparsamkeit“ und „Enthaltung“. Nun gut! Ich will wie ein vernünftiger, sparsamer Wirth mein ein- ziges Vermögen, die Arbeitskraft, haushalten und mich jeder tollen Verschwendung derselben enthalten. Ich will täglich nur so viel von ihr flüssig machen, in Bewegung, in Arbeit umsetzen, als sich mit ihrer Normaldauer und gesunden Entwicklung verträgt. Durch massloses Ver- längern des Arbeitstages kannst du in Einem Tage ein grösseres Quantum meiner Arbeitskraft flüssig machen, als ich in drei Tagen ersetzen kann. Was du so an Arbeit gewinnst, verliere ich an Arbeitssubstanz. Die Be- nutzung meiner Arbeitskraft und die Beraubung derselben sind ganz verschiedne Dinge. Wenn die Durchschnittsperiode, die ein Durchschnitts- arbeiter bei vernünftigem Arbeitsmass leben kann, 30 Jahre beträgt, ist der Werth meiner Arbeitskraft, den du mir einen Tag in den andern zahlst, [FORMEL] oder [FORMEL] ihres Gesammtwerths. Consumirst du sie aber in 10 Jahren, so zahlst du mir nur [FORMEL] oder nur ⅓ ihres Werths täg- lich und bestiehlst mich daher täglich um ⅔ des Werths meiner Waare. Du zahlst mir eintägige Arbeitskraft, wo du dreitägige verbrauchst. Das ist wider unsern Vertrag und das Gesetz des Waarenaustauschs. Ich ver- lange also einen Arbeitstag von normaler Länge und ich verlange ihn ohne Appell an dein Herz, denn in Geldsachen hört die Gemüthlichkeit

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/220>, abgerufen am 29.11.2024.