Geldtribut an das alte Rom. Mit diesem Geld kaufte Rom Waaren von ihnen und kaufte sie zu theuer. Die Kleinasiaten prellten die Römer, in- dem sie den Eroberern einen Theil des Tributs wieder abluchsten auf dem Wege des Handels. Aber dennoch blieben die Kleinasiaten die Geprell- ten. Ihre Waaren wurden ihnen nach wie vor mit ihrem eignen Gelde ge- zahlt. Es ist diess keine Methode der Bereicherung oder der Bildung von Mehrwerth.
Halten wir uns also innerhalb der Schranken des Waarenaustauschs, wo Verkäufer Käufer und Käufer Verkäufer sind. Unsere Verlegenheit stammt vielleicht daher, dass wir die Personen nur als personificirte Categorien, nicht individuell, gefasst haben.
Waarenbesitzer A mag so pfiffig sein seine Collegen B oder C über's Ohr zu hauen, während sie trotz des besten Willens die Revanche schuldig bleiben. A verkauft Wein zum Werth von 40 Pfd. St. an B und erwirbt im Austausch Getreide zum Werth von 50 Pfd. St. A hat seine 40 Pfd. St. in 50 Pfd. St. verwandelt, mehr Geld aus weniger Geld gemacht und seine Waare in Kapital verwandelt. Sehn wir näher zu. Vor dem Aus- tausch hatten wir für 40 Pfd. St. Wein in der Hand von A und für 50 Pfd. St. Getreide in der Hand von B, Gesammtwerth von 90 Pfd. St. Nach dem Austausch haben wir denselben Gesammtwerth von 90 Pfd. St. Der circulirende Werth hat sich um kein Atom vergrössert, seine Ver- theilung zwischen A und B hat sich verändert. Auf der einen Seite er- scheint als Mehrwerth, was auf der anderen Minderwerth ist, auf der einen Seite als Plus, was auf der andern als Minus. Derselbe Wech- sel hätte sich ereignet, wenn A, ohne die verhüllende Form des Austauschs, dem B 10 Pfd. St. direkt gestohlen hätte. Die Summe der circulirenden Werthe kann offenbar durch keinen Wechsel in ihrer Vertheilung vermehrt werden, so wenig wie ein Jude die Masse der edlen Metalle in einem Lande dadurch vermehrt, dass er einen Farthing aus der Zeit der Königin Anna
den Malthus, der wie sein Schüler, der Pfaffe Chalmers, die Klasse von blossen Käufern oder Consumenten ökonomisch verherrlicht. Sieh: "An In- quiry into those principles respecting the Nature of Demand and the Necessity of Consumption, lately advocated by Mr. Malthus" etc. London 1821, p. 55.
Geldtribut an das alte Rom. Mit diesem Geld kaufte Rom Waaren von ihnen und kaufte sie zu theuer. Die Kleinasiaten prellten die Römer, in- dem sie den Eroberern einen Theil des Tributs wieder abluchsten auf dem Wege des Handels. Aber dennoch blieben die Kleinasiaten die Geprell- ten. Ihre Waaren wurden ihnen nach wie vor mit ihrem eignen Gelde ge- zahlt. Es ist diess keine Methode der Bereicherung oder der Bildung von Mehrwerth.
Halten wir uns also innerhalb der Schranken des Waarenaustauschs, wo Verkäufer Käufer und Käufer Verkäufer sind. Unsere Verlegenheit stammt vielleicht daher, dass wir die Personen nur als personificirte Categorien, nicht individuell, gefasst haben.
Waarenbesitzer A mag so pfiffig sein seine Collegen B oder C über’s Ohr zu hauen, während sie trotz des besten Willens die Revanche schuldig bleiben. A verkauft Wein zum Werth von 40 Pfd. St. an B und erwirbt im Austausch Getreide zum Werth von 50 Pfd. St. A hat seine 40 Pfd. St. in 50 Pfd. St. verwandelt, mehr Geld aus weniger Geld gemacht und seine Waare in Kapital verwandelt. Sehn wir näher zu. Vor dem Aus- tausch hatten wir für 40 Pfd. St. Wein in der Hand von A und für 50 Pfd. St. Getreide in der Hand von B, Gesammtwerth von 90 Pfd. St. Nach dem Austausch haben wir denselben Gesammtwerth von 90 Pfd. St. Der circulirende Werth hat sich um kein Atom vergrössert, seine Ver- theilung zwischen A und B hat sich verändert. Auf der einen Seite er- scheint als Mehrwerth, was auf der anderen Minderwerth ist, auf der einen Seite als Plus, was auf der andern als Minus. Derselbe Wech- sel hätte sich ereignet, wenn A, ohne die verhüllende Form des Austauschs, dem B 10 Pfd. St. direkt gestohlen hätte. Die Summe der circulirenden Werthe kann offenbar durch keinen Wechsel in ihrer Vertheilung vermehrt werden, so wenig wie ein Jude die Masse der edlen Metalle in einem Lande dadurch vermehrt, dass er einen Farthing aus der Zeit der Königin Anna
den Malthus, der wie sein Schüler, der Pfaffe Chalmers, die Klasse von blossen Käufern oder Consumenten ökonomisch verherrlicht. Sieh: „An In- quiry into those principles respecting the Nature of Demand and the Necessity of Consumption, lately advocated by Mr. Malthus“ etc. London 1821, p. 55.
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Geldtribut an das alte Rom. Mit diesem Geld kaufte Rom Waaren von
ihnen und kaufte sie zu theuer. Die Kleinasiaten prellten die Römer, in-
dem sie den Eroberern einen Theil des Tributs wieder abluchsten auf dem
Wege des Handels. Aber dennoch blieben die Kleinasiaten die Geprell-
ten. Ihre Waaren wurden ihnen nach wie vor mit ihrem eignen Gelde ge-
zahlt. Es ist diess keine Methode der Bereicherung oder der Bildung von
Mehrwerth.
Halten wir uns also innerhalb der Schranken des Waarenaustauschs,
wo Verkäufer Käufer und Käufer Verkäufer sind. Unsere Verlegenheit
stammt vielleicht daher, dass wir die Personen nur als personificirte
Categorien, nicht individuell, gefasst haben.
Waarenbesitzer A mag so pfiffig sein seine Collegen B oder C über’s
Ohr zu hauen, während sie trotz des besten Willens die Revanche schuldig
bleiben. A verkauft Wein zum Werth von 40 Pfd. St. an B und erwirbt
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tausch hatten wir für 40 Pfd. St. Wein in der Hand von A und für 50 Pfd.
St. Getreide in der Hand von B, Gesammtwerth von 90 Pfd. St.
Nach dem Austausch haben wir denselben Gesammtwerth von 90 Pfd. St.
Der circulirende Werth hat sich um kein Atom vergrössert, seine Ver-
theilung zwischen A und B hat sich verändert. Auf der einen Seite er-
scheint als Mehrwerth, was auf der anderen Minderwerth ist, auf
der einen Seite als Plus, was auf der andern als Minus. Derselbe Wech-
sel hätte sich ereignet, wenn A, ohne die verhüllende Form des Austauschs,
dem B 10 Pfd. St. direkt gestohlen hätte. Die Summe der circulirenden
Werthe kann offenbar durch keinen Wechsel in ihrer Vertheilung vermehrt
werden, so wenig wie ein Jude die Masse der edlen Metalle in einem Lande
dadurch vermehrt, dass er einen Farthing aus der Zeit der Königin Anna
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29) den Malthus, der wie sein Schüler, der Pfaffe Chalmers, die Klasse von
blossen Käufern oder Consumenten ökonomisch verherrlicht. Sieh: „An In-
quiry into those principles respecting the Nature of Demand and
the Necessity of Consumption, lately advocated by Mr. Malthus“
etc. London 1821, p. 55.
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/144>, abgerufen am 24.11.2024.
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