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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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"Die effektive Nachfrage besteht in dem Vermögen und der Neigung (!)
der Konsumenten, sei es durch unmittelbaren oder vermittelten Aus-
tausch, für Waaren eine gewisse grössere Portion von allen Ingredienzien
des Kapitals zu geben, als ihre Produktion kostet27)." In der Cirkula-
tion stehn sich Produzenten und Konsumenten nur als Verkäufer und Käu-
fer gegenüber. Behaupten, der Mehrwerth für den Produzenten entspringe
daraus, dass die Konsumenten die Waare über dem Werth zahlen, heisst
nur den einfachen Satz maskiren: Der Waarenbesitzer besitzt als Ver-
käufer
das Privilegium zu theuer zu verkaufen. Der Verkäufer hat die
Waare selbst producirt oder vertritt ihren Produzenten, aber der Käufer
hat nicht minder die in seinem Gelde dargestellte Waare selbst produzirt
oder vertritt ihren Produzenten. Es steht also Produzent dem Produzen-
ten gegenüber. Was sie unterscheidet, ist dass der eine kauft und der
andre verkauft. Es bringt uns keinen Schritt weiter, dass der Waaren-
besitzer unter dem Namen Produzent die Waare über ihrem Werthe
verkauft und unter dem Namen Consument sie zu theuer zahlt28).

Die consequenten Vertreter der Illusion, dass der Mehrwerth aus
einem nominellen Preiszuschlag entspringt, oder aus dem Privilegium des
Verkäufers die Waare zu theuer zu verkaufen, unterstellen daher eine
Klasse, die nur kauft ohne zu verkaufen, also auch nur con-
sumirt ohne zu produziren
. Die Existenz einer solchen Klasse
ist von unsrem bisher erreichten Standpunkt, dem der einfachen Cirkula-
tion nach, unerklärlich. Aber greifen wir vor. Das Geld, womit eine
solche Klasse beständig kauft, muss ihr beständig, ohne Austausch,
umsonst
, auf beliebige Rechts- und Gewaltstitel hin, von den Waaren-
besitzern selbst zufliessen. Dieser Klasse die Waaren über dem Werth
verkaufen, heisst nur, umsonst weggegebenes Geld sich zum Theil wieder
zurückschwindeln29). So zahlten die kleinasiatischen Städte jährlichen

27) R. Torrens: "An Essay on the Production of Wealth."
London
1821, p. 349.
28) "The idea of profits being paid by the consumers, is, assuredly, very
absurd. Who are the consumers?" (G. Ramsay: An Essay on the Dis-
tribution of Wealth. Edinburgh
1836, p. 184.)
29) "When a man is in want of demand, does Mr. Malthus recommend him
to pay some other person to take off his goods?", fragt ein entrüsteter Ricardianer

„Die effektive Nachfrage besteht in dem Vermögen und der Neigung (!)
der Konsumenten, sei es durch unmittelbaren oder vermittelten Aus-
tausch, für Waaren eine gewisse grössere Portion von allen Ingredienzien
des Kapitals zu geben, als ihre Produktion kostet27).“ In der Cirkula-
tion stehn sich Produzenten und Konsumenten nur als Verkäufer und Käu-
fer gegenüber. Behaupten, der Mehrwerth für den Produzenten entspringe
daraus, dass die Konsumenten die Waare über dem Werth zahlen, heisst
nur den einfachen Satz maskiren: Der Waarenbesitzer besitzt als Ver-
käufer
das Privilegium zu theuer zu verkaufen. Der Verkäufer hat die
Waare selbst producirt oder vertritt ihren Produzenten, aber der Käufer
hat nicht minder die in seinem Gelde dargestellte Waare selbst produzirt
oder vertritt ihren Produzenten. Es steht also Produzent dem Produzen-
ten gegenüber. Was sie unterscheidet, ist dass der eine kauft und der
andre verkauft. Es bringt uns keinen Schritt weiter, dass der Waaren-
besitzer unter dem Namen Produzent die Waare über ihrem Werthe
verkauft und unter dem Namen Consument sie zu theuer zahlt28).

Die consequenten Vertreter der Illusion, dass der Mehrwerth aus
einem nominellen Preiszuschlag entspringt, oder aus dem Privilegium des
Verkäufers die Waare zu theuer zu verkaufen, unterstellen daher eine
Klasse, die nur kauft ohne zu verkaufen, also auch nur con-
sumirt ohne zu produziren
. Die Existenz einer solchen Klasse
ist von unsrem bisher erreichten Standpunkt, dem der einfachen Cirkula-
tion nach, unerklärlich. Aber greifen wir vor. Das Geld, womit eine
solche Klasse beständig kauft, muss ihr beständig, ohne Austausch,
umsonst
, auf beliebige Rechts- und Gewaltstitel hin, von den Waaren-
besitzern selbst zufliessen. Dieser Klasse die Waaren über dem Werth
verkaufen, heisst nur, umsonst weggegebenes Geld sich zum Theil wieder
zurückschwindeln29). So zahlten die kleinasiatischen Städte jährlichen

27) R. Torrens: „An Essay on the Production of Wealth.“
London
1821, p. 349.
28) „The idea of profits being paid by the consumers, is, assuredly, very
absurd. Who are the consumers?“ (G. Ramsay: An Essay on the Dis-
tribution of Wealth. Edinburgh
1836, p. 184.)
29) „When a man is in want of demand, does Mr. Malthus recommend him
to pay some other person to take off his goods?“, fragt ein entrüsteter Ricardianer
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[124/0143] „Die effektive Nachfrage besteht in dem Vermögen und der Neigung (!) der Konsumenten, sei es durch unmittelbaren oder vermittelten Aus- tausch, für Waaren eine gewisse grössere Portion von allen Ingredienzien des Kapitals zu geben, als ihre Produktion kostet 27).“ In der Cirkula- tion stehn sich Produzenten und Konsumenten nur als Verkäufer und Käu- fer gegenüber. Behaupten, der Mehrwerth für den Produzenten entspringe daraus, dass die Konsumenten die Waare über dem Werth zahlen, heisst nur den einfachen Satz maskiren: Der Waarenbesitzer besitzt als Ver- käufer das Privilegium zu theuer zu verkaufen. Der Verkäufer hat die Waare selbst producirt oder vertritt ihren Produzenten, aber der Käufer hat nicht minder die in seinem Gelde dargestellte Waare selbst produzirt oder vertritt ihren Produzenten. Es steht also Produzent dem Produzen- ten gegenüber. Was sie unterscheidet, ist dass der eine kauft und der andre verkauft. Es bringt uns keinen Schritt weiter, dass der Waaren- besitzer unter dem Namen Produzent die Waare über ihrem Werthe verkauft und unter dem Namen Consument sie zu theuer zahlt 28). Die consequenten Vertreter der Illusion, dass der Mehrwerth aus einem nominellen Preiszuschlag entspringt, oder aus dem Privilegium des Verkäufers die Waare zu theuer zu verkaufen, unterstellen daher eine Klasse, die nur kauft ohne zu verkaufen, also auch nur con- sumirt ohne zu produziren. Die Existenz einer solchen Klasse ist von unsrem bisher erreichten Standpunkt, dem der einfachen Cirkula- tion nach, unerklärlich. Aber greifen wir vor. Das Geld, womit eine solche Klasse beständig kauft, muss ihr beständig, ohne Austausch, umsonst, auf beliebige Rechts- und Gewaltstitel hin, von den Waaren- besitzern selbst zufliessen. Dieser Klasse die Waaren über dem Werth verkaufen, heisst nur, umsonst weggegebenes Geld sich zum Theil wieder zurückschwindeln 29). So zahlten die kleinasiatischen Städte jährlichen 27) R. Torrens: „An Essay on the Production of Wealth.“ London 1821, p. 349. 28) „The idea of profits being paid by the consumers, is, assuredly, very absurd. Who are the consumers?“ (G. Ramsay: An Essay on the Dis- tribution of Wealth. Edinburgh 1836, p. 184.) 29) „When a man is in want of demand, does Mr. Malthus recommend him to pay some other person to take off his goods?“, fragt ein entrüsteter Ricardianer

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/143>, abgerufen am 24.11.2024.