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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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ständlichter gesellschaftlicher Arbeit, bleibt in der Hand desselben Waaren-
besitzers abwechselnd in Gestalt seiner Waare, des Geldes, worin sie sich
verwandelt, der Waare, worin sich diess Geld rückverwandelt. Dieser
Formwechsel schliesst keine Aenderung der Werthgrösse ein. Der Wech-
sel aber, den der Tauschwerth der Waare selbst in diesem Prozess erfährt,
beschränkt sich auf einen Wechsel seiner Geldform. Er existirt erst
als Preis der zum Verkauf angebotenen Waare, dann als dieselbe
Geldsumme, die in diesem Preise ausgedrückt ist, endlich als der Preis
einer äquivalenten Waare. Dieser Formwechsel schliesst an und für
sich
eben so wenig eine Aenderung der Werthgrösse ein, wie das
Auswechseln einer Fünfpfundnote gegen Sovereigns, halbe Sovereigns und
Schillinge. Sofern also die Cirkulation der Waare nur einen Form-
wechsel
ihres Tauschwerths bedingt, bedingt sie, wenn das Phänomen
rein vorgeht, Austausch von Aequivalenten. Die Vulgäröko-
nomie selbst, so wenig sie ahnt, was der Werth ist, unterstellt daher, so
oft sie in ihrer Art das Phänomen rein betrachten will, dass Nachfrage
und Zufuhr sich decken, d. h. dass ihre Wirkung überhaupt fortfällt.
Wenn also mit Bezug auf den Gebrauchswerth beide Austau-
scher gewinnen können, können sie nicht beide gewinnen an Tausch-
werth
. Hier heisst es vielmehr: "Wo Gleichheit ist, ist kein Gewinn18)."
Waaren können zwar zu Preisen verkauft werden, die von ihren Werthen
abweichen, aber diese Abweichung erscheint als Verletzung des Gesetzes
des Waarenaustausches19). In seiner reinen Gestalt ist er ein Austausch
von Aequivalenten, also kein Mittel sich an Werth zu bereichern20).

Hinter den Versuchen, die Waarencirkulation als Quelle von
Mehrwerth
darzustellen, lauert daher meist ein quid pro quo, eine Ver-
wechslung von Gebrauchswerth und Tauschwerth. So z. B. bei Con-

18) "Dove e eguagita, non e lucro." (Galiani: Della Moneta in
Custodi: Parte Moderna, t. IV, p. 244.)
19) "L'echange devient desavantageux pour l'une des parties, lorsque quelque
chose etrangere vient diminuer ou exagerer le prix: alors l'egalite est blessee, mais
la lesion procede de cette cause et non de l'echange." (Le Trosne l. c.
p. 904.)
20) "L'echange est de sa nature un contrat d'egalite qui se fait de valeur pour
valeur egale. Il n'est donc pas un moyen de s'enrichir, puisque l'on
donne autant que l'on recoit." (Le Trosne l. c. p. 903.)

ständlichter gesellschaftlicher Arbeit, bleibt in der Hand desselben Waaren-
besitzers abwechselnd in Gestalt seiner Waare, des Geldes, worin sie sich
verwandelt, der Waare, worin sich diess Geld rückverwandelt. Dieser
Formwechsel schliesst keine Aenderung der Werthgrösse ein. Der Wech-
sel aber, den der Tauschwerth der Waare selbst in diesem Prozess erfährt,
beschränkt sich auf einen Wechsel seiner Geldform. Er existirt erst
als Preis der zum Verkauf angebotenen Waare, dann als dieselbe
Geldsumme, die in diesem Preise ausgedrückt ist, endlich als der Preis
einer äquivalenten Waare. Dieser Formwechsel schliesst an und für
sich
eben so wenig eine Aenderung der Werthgrösse ein, wie das
Auswechseln einer Fünfpfundnote gegen Sovereigns, halbe Sovereigns und
Schillinge. Sofern also die Cirkulation der Waare nur einen Form-
wechsel
ihres Tauschwerths bedingt, bedingt sie, wenn das Phänomen
rein vorgeht, Austausch von Aequivalenten. Die Vulgäröko-
nomie selbst, so wenig sie ahnt, was der Werth ist, unterstellt daher, so
oft sie in ihrer Art das Phänomen rein betrachten will, dass Nachfrage
und Zufuhr sich decken, d. h. dass ihre Wirkung überhaupt fortfällt.
Wenn also mit Bezug auf den Gebrauchswerth beide Austau-
scher gewinnen können, können sie nicht beide gewinnen an Tausch-
werth
. Hier heisst es vielmehr: „Wo Gleichheit ist, ist kein Gewinn18).“
Waaren können zwar zu Preisen verkauft werden, die von ihren Werthen
abweichen, aber diese Abweichung erscheint als Verletzung des Gesetzes
des Waarenaustausches19). In seiner reinen Gestalt ist er ein Austausch
von Aequivalenten, also kein Mittel sich an Werth zu bereichern20).

Hinter den Versuchen, die Waarencirkulation als Quelle von
Mehrwerth
darzustellen, lauert daher meist ein quid pro quo, eine Ver-
wechslung von Gebrauchswerth und Tauschwerth. So z. B. bei Con-

18) „Dove è eguagità, non è lucro.“ (Galiani: Della Moneta in
Custodi: Parte Moderna, t. IV, p. 244.)
19) „L’échange devient désavantageux pour l’une des parties, lorsque quelque
chose étrangère vient diminuer ou exagérer le prix: alors l’égalité est blessée, mais
la lésion procède de cette cause et non de l’échange.“ (Le Trosne l. c.
p. 904.)
20) „L’échange est de sa nature un contrat d’égalité qui se fait de valeur pour
valeur égale. Il n’est donc pas un moyen de s’enrichir, puisque l’on
donne autant que l’on reçoit.“ (Le Trosne l. c. p. 903.)
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[120/0139] ständlichter gesellschaftlicher Arbeit, bleibt in der Hand desselben Waaren- besitzers abwechselnd in Gestalt seiner Waare, des Geldes, worin sie sich verwandelt, der Waare, worin sich diess Geld rückverwandelt. Dieser Formwechsel schliesst keine Aenderung der Werthgrösse ein. Der Wech- sel aber, den der Tauschwerth der Waare selbst in diesem Prozess erfährt, beschränkt sich auf einen Wechsel seiner Geldform. Er existirt erst als Preis der zum Verkauf angebotenen Waare, dann als dieselbe Geldsumme, die in diesem Preise ausgedrückt ist, endlich als der Preis einer äquivalenten Waare. Dieser Formwechsel schliesst an und für sich eben so wenig eine Aenderung der Werthgrösse ein, wie das Auswechseln einer Fünfpfundnote gegen Sovereigns, halbe Sovereigns und Schillinge. Sofern also die Cirkulation der Waare nur einen Form- wechsel ihres Tauschwerths bedingt, bedingt sie, wenn das Phänomen rein vorgeht, Austausch von Aequivalenten. Die Vulgäröko- nomie selbst, so wenig sie ahnt, was der Werth ist, unterstellt daher, so oft sie in ihrer Art das Phänomen rein betrachten will, dass Nachfrage und Zufuhr sich decken, d. h. dass ihre Wirkung überhaupt fortfällt. Wenn also mit Bezug auf den Gebrauchswerth beide Austau- scher gewinnen können, können sie nicht beide gewinnen an Tausch- werth. Hier heisst es vielmehr: „Wo Gleichheit ist, ist kein Gewinn 18).“ Waaren können zwar zu Preisen verkauft werden, die von ihren Werthen abweichen, aber diese Abweichung erscheint als Verletzung des Gesetzes des Waarenaustausches 19). In seiner reinen Gestalt ist er ein Austausch von Aequivalenten, also kein Mittel sich an Werth zu bereichern 20). Hinter den Versuchen, die Waarencirkulation als Quelle von Mehrwerth darzustellen, lauert daher meist ein quid pro quo, eine Ver- wechslung von Gebrauchswerth und Tauschwerth. So z. B. bei Con- 18) „Dove è eguagità, non è lucro.“ (Galiani: Della Moneta in Custodi: Parte Moderna, t. IV, p. 244.) 19) „L’échange devient désavantageux pour l’une des parties, lorsque quelque chose étrangère vient diminuer ou exagérer le prix: alors l’égalité est blessée, mais la lésion procède de cette cause et non de l’échange.“ (Le Trosne l. c. p. 904.) 20) „L’échange est de sa nature un contrat d’égalité qui se fait de valeur pour valeur égale. Il n’est donc pas un moyen de s’enrichir, puisque l’on donne autant que l’on reçoit.“ (Le Trosne l. c. p. 903.)

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/139>, abgerufen am 24.11.2024.