brauch bedürfen. Und dieser Nutzen mag nicht der einzige sein. A, der Wein verkauft und Getreide kauft, producirt vielleicht mehr Wein als Ge- treidebauer B in derselben Arbeitszeit produciren könnte und Getreide- bauer B in derselben Arbeitszeit mehr Getreide als Weinbauer A produciren könnte. A erhält also für denselben Tauschwerth mehr Ge- treide und B mehr Wein als wenn jeder von den beiden, ohne Austausch, Wein und Getreide für sich selbst produciren müsste. Mit Bezug auf den Gebrauchswerth also kann gesagt werden, dass "der Austausch eine Transaktion ist, worin beide Seiten gewinnen14)." Anders mit dem Tauschwerth. "Ein Mann, der viel Wein und kein Getreide besitzt, handelt mit einem Mann, der viel Getreide und keinen Wein besitzt und zwischen ihnen wird ausgetauscht Weizen zum Werth von 50 gegen einen Werth von 50 in Wein. Dieser Austausch ist keine Vermehrung des Tauschwerths weder für den einen, noch für den andern; denn bereits vor dem Austausch besass jeder von ihnen einen Werth gleich dem, den er sich vermittelst dieser Operation verschafft hat15)." Es ändert nichts an der Sache, wenn das Geld als Circulationsmittel zwischen die Waaren tritt und die Akte des Kaufs und Verkaufs sinnlich auseinander- fallen16). Der Werth der Waaren ist in ihren Preisen dargestellt, bevor sie in die Circulation treten, also Voraussetzung und nicht Resultat derselben17).
Abstrakt betrachtet, d. h. abgesehn von Umständen, die nicht aus den immanenten Gesetzen der einfachen Waarencirculation hervorfliessen, geht ausser dem Ersatz eines Gebrauchswerths durch einen andern nichts in ihr vor als eine Metamorphose, ein blosser Formwechsel der Waare. Derselbe Tauschwerth, d. h. dasselbe Quantum vergegen-
14) "L'echange est une transaction admirable dans laquelle les deux contrac- tants gagnent -- toujours (!)." (Destutt de Tracy: Traite de la Volonte et de ses Effets. Paris 1826, p. 68.) Dasselbe Buch erschien später als "Traite de l'Ec. Pol."
15)Mercier de la Riviere l. c. p. 544.
16) "Que l'une de ces deux valeurs soit argent, ou qu'elles soient toutes deux marchandises usuelles, rien de plus indifferent en soi." (Mercier de la Ri- viere l. c. p. 543.)
17) "Ce ne sont pas les contractants qui prononcent sur la valeur; elle est decidee avant la convention." (Le Trosne p. 906.)
brauch bedürfen. Und dieser Nutzen mag nicht der einzige sein. A, der Wein verkauft und Getreide kauft, producirt vielleicht mehr Wein als Ge- treidebauer B in derselben Arbeitszeit produciren könnte und Getreide- bauer B in derselben Arbeitszeit mehr Getreide als Weinbauer A produciren könnte. A erhält also für denselben Tauschwerth mehr Ge- treide und B mehr Wein als wenn jeder von den beiden, ohne Austausch, Wein und Getreide für sich selbst produciren müsste. Mit Bezug auf den Gebrauchswerth also kann gesagt werden, dass „der Austausch eine Transaktion ist, worin beide Seiten gewinnen14).“ Anders mit dem Tauschwerth. „Ein Mann, der viel Wein und kein Getreide besitzt, handelt mit einem Mann, der viel Getreide und keinen Wein besitzt und zwischen ihnen wird ausgetauscht Weizen zum Werth von 50 gegen einen Werth von 50 in Wein. Dieser Austausch ist keine Vermehrung des Tauschwerths weder für den einen, noch für den andern; denn bereits vor dem Austausch besass jeder von ihnen einen Werth gleich dem, den er sich vermittelst dieser Operation verschafft hat15).“ Es ändert nichts an der Sache, wenn das Geld als Circulationsmittel zwischen die Waaren tritt und die Akte des Kaufs und Verkaufs sinnlich auseinander- fallen16). Der Werth der Waaren ist in ihren Preisen dargestellt, bevor sie in die Circulation treten, also Voraussetzung und nicht Resultat derselben17).
Abstrakt betrachtet, d. h. abgesehn von Umständen, die nicht aus den immanenten Gesetzen der einfachen Waarencirculation hervorfliessen, geht ausser dem Ersatz eines Gebrauchswerths durch einen andern nichts in ihr vor als eine Metamorphose, ein blosser Formwechsel der Waare. Derselbe Tauschwerth, d. h. dasselbe Quantum vergegen-
14) „L’échange est une transaction admirable dans laquelle les deux contrac- tants gagnent — toujours (!).“ (Destutt de Tracy: Traité de la Volonté et de ses Effets. Paris 1826, p. 68.) Dasselbe Buch erschien später als „Traité de l’Ec. Pol.“
15)Mercier de la Rivière l. c. p. 544.
16) „Que l’une de ces deux valeurs soit argent, ou qu’elles soient toutes deux marchandises usuelles, rien de plus indifférent en soi.“ (Mercier de la Ri- vière l. c. p. 543.)
17) „Ce ne sont pas les contractants qui prononcent sur la valeur; elle est decidée avant la convention.“ (Le Trosne p. 906.)
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bauer B in derselben Arbeitszeit mehr Getreide als Weinbauer A
produciren könnte. A erhält also für denselben Tauschwerth mehr Ge-
treide und B mehr Wein als wenn jeder von den beiden, ohne Austausch,
Wein und Getreide für sich selbst produciren müsste. Mit Bezug auf den
Gebrauchswerth also kann gesagt werden, dass „der Austausch eine
Transaktion ist, worin beide Seiten gewinnen 14).“ Anders mit dem
Tauschwerth. „Ein Mann, der viel Wein und kein Getreide besitzt,
handelt mit einem Mann, der viel Getreide und keinen Wein besitzt und
zwischen ihnen wird ausgetauscht Weizen zum Werth von 50 gegen einen
Werth von 50 in Wein. Dieser Austausch ist keine Vermehrung
des Tauschwerths weder für den einen, noch für den andern; denn
bereits vor dem Austausch besass jeder von ihnen einen Werth gleich dem,
den er sich vermittelst dieser Operation verschafft hat 15).“ Es ändert
nichts an der Sache, wenn das Geld als Circulationsmittel zwischen die
Waaren tritt und die Akte des Kaufs und Verkaufs sinnlich auseinander-
fallen 16). Der Werth der Waaren ist in ihren Preisen dargestellt,
bevor sie in die Circulation treten, also Voraussetzung und nicht Resultat
derselben 17).
Abstrakt betrachtet, d. h. abgesehn von Umständen, die nicht aus
den immanenten Gesetzen der einfachen Waarencirculation hervorfliessen,
geht ausser dem Ersatz eines Gebrauchswerths durch einen andern nichts
in ihr vor als eine Metamorphose, ein blosser Formwechsel der
Waare. Derselbe Tauschwerth, d. h. dasselbe Quantum vergegen-
14) „L’échange est une transaction admirable dans laquelle les deux contrac-
tants gagnent — toujours (!).“ (Destutt de Tracy: Traité de la Volonté
et de ses Effets. Paris 1826, p. 68.) Dasselbe Buch erschien später als
„Traité de l’Ec. Pol.“
15) Mercier de la Rivière l. c. p. 544.
16) „Que l’une de ces deux valeurs soit argent, ou qu’elles soient toutes deux
marchandises usuelles, rien de plus indifférent en soi.“ (Mercier de la Ri-
vière l. c. p. 543.)
17) „Ce ne sont pas les contractants qui prononcent sur la valeur; elle est
decidée avant la convention.“ (Le Trosne p. 906.)
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/138>, abgerufen am 24.11.2024.
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