Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
Von allerhand Kauffmanns-Contracten.

Wegen der Persohn des Dieners hat er erst-
lich physice zu betrachten/ ob das sich angegebene/
in Vorschlag gebrachte/ oder ihme recommandir-
te Subjectum zu seinen Diensten und Geschäfften/
zu alt oder zu jung/ zu starck oder zu schwach/ zu
feurig und munter/ oder zu melancholisch und stumpf
sey/ dann was soll ein verdrossener/ schwerer/ fau-
ler/ alt und schwacher/ kräncklicher Kerl/ bey Hand-
lungen von grossen Fatiquen oder Reisen/ welche
einen aufgeweckten Geist/ beredten Mund/ hurtige
Hände und Füsse/ und eine kurtze Resolution er-
fordern/ und hingegen ein allzu blutreicher/ allzu
lebhafftiger/ prompter und lustig-gesinnter/ bey
Handlungen/ die in vielen Sitzen/ Speculiren und
Nachsinnen bestehet. Werden diese widrige Tem-
peramenta
nicht auch einen widrigen Effect nach
sich ziehen; wiewohl auch nicht zu läugnen/ daß ein
gutes Naturel, und die (bey vielen dergleichen Sub-
jectis
) die Oberhand habende Vernunfft auch über
ihre Affecten den Meister spielen/ und solche zu rech-
ter Zeit bezähmen können/ wiewohl auch diese Phy-
sica li
sche Reflexion nicht eben allein bey eines an-
zunehmenden Dieners Persohn in Consideration
kommen; sondern es findet sich auch vor das ande-
re eine Morosische/ darinn bestehende/ daß entwe-
der die Lebens-Art eines solchen Dieners nicht mit
dem Humeur des Handels-Patrons, oder der Con-
venien
tz seiner Handlung überein komme/ am aller-
meinsten aber zeiget sich darinnen nach einer Poli-
tischen Betrachtung/ ob es rathsam sey/ zu der Wahl
des angegebenen Subjecti zu schreiten oder nicht;
wann nehmlich bevor stehet/ daß ein solcher Mensch

von
Von allerhand Kauffmanns-Contracten.

Wegen der Perſohn des Dieners hat er erſt-
lich phyſicè zu betrachten/ ob das ſich angegebene/
in Vorſchlag gebrachte/ oder ihme recommandir-
te Subjectum zu ſeinen Dienſten und Geſchaͤfften/
zu alt oder zu jung/ zu ſtarck oder zu ſchwach/ zu
feurig und munter/ oder zu melancholiſch und ſtumpf
ſey/ dann was ſoll ein verdroſſener/ ſchwerer/ fau-
ler/ alt und ſchwacher/ kraͤncklicher Kerl/ bey Hand-
lungen von groſſen Fatiquen oder Reiſen/ welche
einen aufgeweckten Geiſt/ beredten Mund/ hurtige
Haͤnde und Fuͤſſe/ und eine kurtze Reſolution er-
fordern/ und hingegen ein allzu blutreicher/ allzu
lebhafftiger/ prompter und luſtig-geſinnter/ bey
Handlungen/ die in vielen Sitzen/ Speculiren und
Nachſinnen beſtehet. Werden dieſe widrige Tem-
peramenta
nicht auch einen widrigen Effect nach
ſich ziehen; wiewohl auch nicht zu laͤugnen/ daß ein
gutes Naturel, und die (bey vielen dergleichen Sub-
jectis
) die Oberhand habende Vernunfft auch uͤber
ihre Affecten den Meiſter ſpielen/ und ſolche zu rech-
ter Zeit bezaͤhmen koͤnnen/ wiewohl auch dieſe Phy-
ſica li
ſche Reflexion nicht eben allein bey eines an-
zunehmenden Dieners Perſohn in Conſideration
kommen; ſondern es findet ſich auch vor das ande-
re eine Moroſiſche/ darinn beſtehende/ daß entwe-
der die Lebens-Art eines ſolchen Dieners nicht mit
dem Humeur des Handels-Patrons, oder der Con-
venien
tz ſeiner Handlung uͤberein komme/ am aller-
meinſten aber zeiget ſich darinnen nach einer Poli-
tiſchen Betrachtung/ ob es rathſam ſey/ zu der Wahl
des angegebenen Subjecti zu ſchreiten oder nicht;
wann nehmlich bevor ſtehet/ daß ein ſolcher Menſch

von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0039" n="15"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von allerhand Kauffmanns<hi rendition="#aq">-Contract</hi>en.</hi> </fw><lb/>
        <p>Wegen der Per&#x017F;ohn des Dieners hat er er&#x017F;t-<lb/>
lich <hi rendition="#aq">phy&#x017F;icè</hi> zu betrachten/ ob das &#x017F;ich angegebene/<lb/>
in Vor&#x017F;chlag gebrachte/ oder ihme <hi rendition="#aq">recommandir-</hi><lb/>
te <hi rendition="#aq">Subjectum</hi> zu &#x017F;einen Dien&#x017F;ten und Ge&#x017F;cha&#x0364;fften/<lb/>
zu alt oder zu jung/ zu &#x017F;tarck oder zu &#x017F;chwach/ zu<lb/>
feurig und munter/ oder zu melancholi&#x017F;ch und &#x017F;tumpf<lb/>
&#x017F;ey/ dann was &#x017F;oll ein verdro&#x017F;&#x017F;ener/ &#x017F;chwerer/ fau-<lb/>
ler/ alt und &#x017F;chwacher/ kra&#x0364;ncklicher Kerl/ bey Hand-<lb/>
lungen von gro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Fatiquen</hi> oder Rei&#x017F;en/ welche<lb/>
einen aufgeweckten Gei&#x017F;t/ beredten Mund/ hurtige<lb/>
Ha&#x0364;nde und Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ und eine kurtze <hi rendition="#aq">Re&#x017F;olution</hi> er-<lb/>
fordern/ und hingegen ein allzu blutreicher/ allzu<lb/>
lebhafftiger/ <hi rendition="#aq">prompter</hi> und lu&#x017F;tig-ge&#x017F;innter/ bey<lb/>
Handlungen/ die in vielen Sitzen/ <hi rendition="#aq">Speculi</hi>ren und<lb/>
Nach&#x017F;innen be&#x017F;tehet. Werden die&#x017F;e widrige <hi rendition="#aq">Tem-<lb/>
peramenta</hi> nicht auch einen widrigen <hi rendition="#aq">Effect</hi> nach<lb/>
&#x017F;ich ziehen; wiewohl auch nicht zu la&#x0364;ugnen/ daß ein<lb/>
gutes <hi rendition="#aq">Naturel,</hi> und die (bey vielen dergleichen <hi rendition="#aq">Sub-<lb/>
jectis</hi>) die Oberhand habende Vernunfft auch u&#x0364;ber<lb/>
ihre <hi rendition="#aq">Affect</hi>en den Mei&#x017F;ter &#x017F;pielen/ und &#x017F;olche zu rech-<lb/>
ter Zeit beza&#x0364;hmen ko&#x0364;nnen/ wiewohl auch die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Phy-<lb/>
&#x017F;ica li</hi>&#x017F;che <hi rendition="#aq">Reflexion</hi> nicht eben allein bey eines an-<lb/>
zunehmenden Dieners Per&#x017F;ohn in <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ideration</hi><lb/>
kommen; &#x017F;ondern es findet &#x017F;ich auch vor das ande-<lb/>
re eine Moro&#x017F;i&#x017F;che/ darinn be&#x017F;tehende/ daß entwe-<lb/>
der die Lebens-Art eines &#x017F;olchen Dieners nicht mit<lb/>
dem <hi rendition="#aq">Humeur</hi> des Handels-<hi rendition="#aq">Patrons,</hi> oder der <hi rendition="#aq">Con-<lb/>
venien</hi>tz &#x017F;einer Handlung u&#x0364;berein komme/ am aller-<lb/>
mein&#x017F;ten aber zeiget &#x017F;ich darinnen nach einer Poli-<lb/>
ti&#x017F;chen Betrachtung/ ob es rath&#x017F;am &#x017F;ey/ zu der Wahl<lb/>
des angegebenen <hi rendition="#aq">Subjecti</hi> zu &#x017F;chreiten oder nicht;<lb/>
wann nehmlich bevor &#x017F;tehet/ daß ein &#x017F;olcher Men&#x017F;ch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0039] Von allerhand Kauffmanns-Contracten. Wegen der Perſohn des Dieners hat er erſt- lich phyſicè zu betrachten/ ob das ſich angegebene/ in Vorſchlag gebrachte/ oder ihme recommandir- te Subjectum zu ſeinen Dienſten und Geſchaͤfften/ zu alt oder zu jung/ zu ſtarck oder zu ſchwach/ zu feurig und munter/ oder zu melancholiſch und ſtumpf ſey/ dann was ſoll ein verdroſſener/ ſchwerer/ fau- ler/ alt und ſchwacher/ kraͤncklicher Kerl/ bey Hand- lungen von groſſen Fatiquen oder Reiſen/ welche einen aufgeweckten Geiſt/ beredten Mund/ hurtige Haͤnde und Fuͤſſe/ und eine kurtze Reſolution er- fordern/ und hingegen ein allzu blutreicher/ allzu lebhafftiger/ prompter und luſtig-geſinnter/ bey Handlungen/ die in vielen Sitzen/ Speculiren und Nachſinnen beſtehet. Werden dieſe widrige Tem- peramenta nicht auch einen widrigen Effect nach ſich ziehen; wiewohl auch nicht zu laͤugnen/ daß ein gutes Naturel, und die (bey vielen dergleichen Sub- jectis) die Oberhand habende Vernunfft auch uͤber ihre Affecten den Meiſter ſpielen/ und ſolche zu rech- ter Zeit bezaͤhmen koͤnnen/ wiewohl auch dieſe Phy- ſica liſche Reflexion nicht eben allein bey eines an- zunehmenden Dieners Perſohn in Conſideration kommen; ſondern es findet ſich auch vor das ande- re eine Moroſiſche/ darinn beſtehende/ daß entwe- der die Lebens-Art eines ſolchen Dieners nicht mit dem Humeur des Handels-Patrons, oder der Con- venientz ſeiner Handlung uͤberein komme/ am aller- meinſten aber zeiget ſich darinnen nach einer Poli- tiſchen Betrachtung/ ob es rathſam ſey/ zu der Wahl des angegebenen Subjecti zu ſchreiten oder nicht; wann nehmlich bevor ſtehet/ daß ein ſolcher Menſch von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/39
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/39>, abgerufen am 23.11.2024.