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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Das I. Capitel
wo sie mit ihrem Geld hinsolten/ und dannenhero vor rathsam und
bequem befanden/ selbiges/ wie noch heutiges Tags geschiehet/ solchen
im Credit stehenden Financiern hinzugeben/ welche es/ wann sie zu-
mahl der Kauffmannschafft zugethan/ rouliren lassen/ und ihnen als-
dann Jährlich ein gewisses an statt des Interesse davon abgeben kön-
ten/ also finden noch heutiges Tags viel vornehme reiche Leute ihren
Conto, daß sie unbeschnittenen und beschnittenen Juden ihre Gelder zu
1. pro Centum des Monats/ oder 12. von Hundert des Jahrs (da
doch in denen Reichs-Satzungen nur 5. von Hundert zu nehmen er-
laubet ist) hingeben/ und selbige hernach von denen/ die es nöthig ha-
ben/ wieder 30. und mehr pro Centum nehmen lassen/ sie auch statt-
lich dabey (so viel an ihnen ist) zu schützen wissen. Allein transeant haec
cum coeteris Erroribus.

Ein ander Auffnahm der Banquen war auch diese/ daß reiche und
wohlhabende Leute/ denen es/ ihres geistlichen oder weltlichen vornehmen
Standes wegen/ selbst Kauffmannschafft zu treiben/ nicht anständig
war/ ihre Gelder/ wie noch heutigs Tags in Jtalien/ Teutschland und
Franckreich geschiehet/ andern vertrauten Leuten mit der Condition
hingaben/ daß solche damit Handlung treiben/ ihnen aber hernach bey
End des Jahrs und nach geschlossenen Bilanz ein gewisses vom Gewinn
abgeben/ das übrige aber vor die Mühwaltung ihrer Administration
behalten solten. Nun war dazumahl Jtalien allein Meisterin von de-
nen Europäischen Commerciis, und hatte einer Seits sonderlich Ve-
nedig und Genua seine Excursiones und Correspondencen nach der
Levante oder dem Orient, biß in das schwartze und rothe Meer/ nach
klein Asien und Persien/ Aegypten und auch nach Africa/ anders Theils
aber durch die meisten Abendländischen Europäische Reiche und Län-
der/ da dann diejenige/ welche in solcher Handlung begriffen waren/
stattliche Gelegenheit hatten/ ihre eigene und andere ihnen anvertraute
Gelder zu nutzen. Ja es muste es mancher noch vor ein Glück schä-
tzen/ wann er sein müßig liegendes Geld bey einem solchen Negocian-
t
en und Banquier unterbringen konte/ daß solcher es a deposito nahm/
und ihme dafür ein gewisses Interesse Jährlich von Hundert zufliessen
ließ. Wie es etwan noch heutiges Tages viel Mühe kostet/ wann man
sein Geld bey einem reichen Kauffmann und Financier, der dessen ohne
dem genug hat/ zinsbar unterbringen/ oder einer ein Participant in

einer

Das I. Capitel
wo ſie mit ihrem Geld hinſolten/ und dannenhero vor rathſam und
bequem befanden/ ſelbiges/ wie noch heutiges Tags geſchiehet/ ſolchen
im Credit ſtehenden Financiern hinzugeben/ welche es/ wann ſie zu-
mahl der Kauffmannſchafft zugethan/ rouliren laſſen/ und ihnen als-
dann Jaͤhrlich ein gewiſſes an ſtatt des Intereſſe davon abgeben koͤn-
ten/ alſo finden noch heutiges Tags viel vornehme reiche Leute ihren
Conto, daß ſie unbeſchnittenen und beſchnittenen Juden ihre Gelder zu
1. pro Centum des Monats/ oder 12. von Hundert des Jahrs (da
doch in denen Reichs-Satzungen nur 5. von Hundert zu nehmen er-
laubet iſt) hingeben/ und ſelbige hernach von denen/ die es noͤthig ha-
ben/ wieder 30. und mehr pro Centum nehmen laſſen/ ſie auch ſtatt-
lich dabey (ſo viel an ihnen iſt) zu ſchuͤtzen wiſſen. Allein tranſeant hæc
cum coeteris Erroribus.

Ein ander Auffnahm der Banquen war auch dieſe/ daß reiche und
wohlhabende Leute/ denen es/ ihres geiſtlichen oder weltlichen vornehmen
Standes wegen/ ſelbſt Kauffmannſchafft zu treiben/ nicht anſtaͤndig
war/ ihre Gelder/ wie noch heutigs Tags in Jtalien/ Teutſchland und
Franckreich geſchiehet/ andern vertrauten Leuten mit der Condition
hingaben/ daß ſolche damit Handlung treiben/ ihnen aber hernach bey
End des Jahrs und nach geſchloſſenen Bilanz ein gewiſſes vom Gewinn
abgeben/ das uͤbrige aber vor die Muͤhwaltung ihrer Adminiſtration
behalten ſolten. Nun war dazumahl Jtalien allein Meiſterin von de-
nen Europaͤiſchen Commerciis, und hatte einer Seits ſonderlich Ve-
nedig und Genua ſeine Excurſiones und Correſpondencen nach der
Levante oder dem Orient, biß in das ſchwartze und rothe Meer/ nach
klein Aſien und Perſien/ Aegypten und auch nach Africa/ anders Theils
aber durch die meiſten Abendlaͤndiſchen Europaͤiſche Reiche und Laͤn-
der/ da dann diejenige/ welche in ſolcher Handlung begriffen waren/
ſtattliche Gelegenheit hatten/ ihre eigene und andere ihnen anvertraute
Gelder zu nutzen. Ja es muſte es mancher noch vor ein Gluͤck ſchaͤ-
tzen/ wann er ſein muͤßig liegendes Geld bey einem ſolchen Negocian-
t
en und Banquier unterbringen konte/ daß ſolcher es a depoſito nahm/
und ihme dafuͤr ein gewiſſes Intereſſe Jaͤhrlich von Hundert zuflieſſen
ließ. Wie es etwan noch heutiges Tages viel Muͤhe koſtet/ wann man
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[10/0030] Das I. Capitel wo ſie mit ihrem Geld hinſolten/ und dannenhero vor rathſam und bequem befanden/ ſelbiges/ wie noch heutiges Tags geſchiehet/ ſolchen im Credit ſtehenden Financiern hinzugeben/ welche es/ wann ſie zu- mahl der Kauffmannſchafft zugethan/ rouliren laſſen/ und ihnen als- dann Jaͤhrlich ein gewiſſes an ſtatt des Intereſſe davon abgeben koͤn- ten/ alſo finden noch heutiges Tags viel vornehme reiche Leute ihren Conto, daß ſie unbeſchnittenen und beſchnittenen Juden ihre Gelder zu 1. pro Centum des Monats/ oder 12. von Hundert des Jahrs (da doch in denen Reichs-Satzungen nur 5. von Hundert zu nehmen er- laubet iſt) hingeben/ und ſelbige hernach von denen/ die es noͤthig ha- ben/ wieder 30. und mehr pro Centum nehmen laſſen/ ſie auch ſtatt- lich dabey (ſo viel an ihnen iſt) zu ſchuͤtzen wiſſen. Allein tranſeant hæc cum coeteris Erroribus. Ein ander Auffnahm der Banquen war auch dieſe/ daß reiche und wohlhabende Leute/ denen es/ ihres geiſtlichen oder weltlichen vornehmen Standes wegen/ ſelbſt Kauffmannſchafft zu treiben/ nicht anſtaͤndig war/ ihre Gelder/ wie noch heutigs Tags in Jtalien/ Teutſchland und Franckreich geſchiehet/ andern vertrauten Leuten mit der Condition hingaben/ daß ſolche damit Handlung treiben/ ihnen aber hernach bey End des Jahrs und nach geſchloſſenen Bilanz ein gewiſſes vom Gewinn abgeben/ das uͤbrige aber vor die Muͤhwaltung ihrer Adminiſtration behalten ſolten. Nun war dazumahl Jtalien allein Meiſterin von de- nen Europaͤiſchen Commerciis, und hatte einer Seits ſonderlich Ve- nedig und Genua ſeine Excurſiones und Correſpondencen nach der Levante oder dem Orient, biß in das ſchwartze und rothe Meer/ nach klein Aſien und Perſien/ Aegypten und auch nach Africa/ anders Theils aber durch die meiſten Abendlaͤndiſchen Europaͤiſche Reiche und Laͤn- der/ da dann diejenige/ welche in ſolcher Handlung begriffen waren/ ſtattliche Gelegenheit hatten/ ihre eigene und andere ihnen anvertraute Gelder zu nutzen. Ja es muſte es mancher noch vor ein Gluͤck ſchaͤ- tzen/ wann er ſein muͤßig liegendes Geld bey einem ſolchen Negocian- ten und Banquier unterbringen konte/ daß ſolcher es a depoſito nahm/ und ihme dafuͤr ein gewiſſes Intereſſe Jaͤhrlich von Hundert zuflieſſen ließ. Wie es etwan noch heutiges Tages viel Muͤhe koſtet/ wann man ſein Geld bey einem reichen Kauffmann und Financier, der deſſen ohne dem genug hat/ zinsbar unterbringen/ oder einer ein Participant in einer

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/30>, abgerufen am 18.12.2024.