Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Andere Buch.
Was ist im wege dir für hindernüß gestanden?
Ey Hector/ wannenher könunst du? aus welchen landeu
Erwartet ängstiglich? Wie sehen wir an dir
Nach so viel noht und tod der deinen schlechte zier!
Die wir ermüdet sind nach so viel müh und plagen/
Die deydes diese stadt und menschen musten tragen:
Aus was für ursach ist dein klares angesicht?
Und fchöne leibsgestalt so häßlich zugericht
Was wunden seh ich hier? Er wil auff meine fragen.
Als wär es unnütz ding/ kein einig wörtlein sagen.
Er seufftzet nur und sagt: Ach fleuch du Götter sohn/
Aus dieser feuersbrunst! der feind hat Troja schon.
Itzt gehet sie zu grund! man kan nichts mehres schaffen/
Man hat dem Priamo genung mit raht und waffen
Gegriffen unterm arm. Könnt Troja seyn beschützt
Durch jemands raht und hülff/ so hätt ich ihr genützt
Durch diese treue hand/ daß sie verwahret währe
Geblieben für dem feind. Nimm dich des landes ehre
Und heiligthumb nun an. Dein Troja sich vertraut
Zu deinem schutz und nur auff deine hülffe schaut.
Nimm zu gefährten mit und schutz der selben Götter
Und such ein ander stadt: sie werden dein erretter
In allen nöhten seyn: Wenn du nach zwanzig jahr
Auff ungestümmen meer durch mancherley gefahr
Wirst haben aus geirrt. Dann wirstu glücklich bauen
Zum denckmal eine stadt/ daran du mögest schauen
Dein herrligkeit und lust. Hiermit bracht er herfür
Aus innerster Capel der Göttin vestae zier/
Die
Das Andere Buch.
Was iſt im wege dir fuͤr hindernuͤß geſtanden?
Ey Hector/ wannenher koͤnunſt du? aus welchen landeu
Erwartet aͤngſtiglich? Wie ſehen wir an dir
Nach ſo viel noht und tod der deinen ſchlechte zier!
Die wir ermuͤdet ſind nach ſo viel muͤh und plagen/
Die deydes dieſe ſtadt und menſchen muſten tragen:
Aus was fuͤr urſach iſt dein klares angeſicht?
Und fchoͤne leibsgeſtalt ſo haͤßlich zugericht
Was wunden ſeh ich hier? Er wil auff meine fragen.
Als waͤr es unnuͤtz ding/ kein einig woͤrtlein ſagen.
Er ſeufftzet nur und ſagt: Ach fleuch du Goͤtter ſohn/
Aus dieſer feuersbrunſt! der feind hat Troja ſchon.
Itzt gehet ſie zu grund! man kan nichts mehres ſchaffen/
Man hat dem Priamo genung mit raht und waffen
Gegriffen unterm arm. Koͤnnt Troja ſeyn beſchuͤtzt
Durch jemands raht und huͤlff/ ſo haͤtt ich ihr genuͤtzt
Durch dieſe treue hand/ daß ſie verwahret waͤhre
Geblieben fuͤr dem feind. Nimm dich des landes ehre
Und heiligthumb nun an. Dein Troja ſich vertraut
Zu deinem ſchutz und nur auff deine huͤlffe ſchaut.
Nimm zu gefaͤhrten mit und ſchutz der ſelben Goͤtter
Und ſuch ein ander ſtadt: ſie werden dein erretter
In allen noͤhten ſeyn: Wenn du nach zwanzig jahr
Auff ungeſtuͤmmen meer durch mancherley gefahr
Wirſt haben aus geirrt. Dann wirſtu gluͤcklich bauen
Zum denckmal eine ſtadt/ daran du moͤgeſt ſchauen
Dein herrligkeit und luſt. Hiermit bracht er herfuͤr
Aus innerſter Capel der Goͤttin veſtae zier/
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0097" n="75"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Andere Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Was i&#x017F;t im wege dir fu&#x0364;r hindernu&#x0364;ß ge&#x017F;tanden<hi rendition="#i">?</hi></l><lb/>
          <l>Ey Hector/ wannenher ko&#x0364;nun&#x017F;t du? aus welchen landeu</l><lb/>
          <l>Erwartet a&#x0364;ng&#x017F;tiglich? Wie &#x017F;ehen wir an dir</l><lb/>
          <l>Nach &#x017F;o viel noht und tod der deinen &#x017F;chlechte zier<hi rendition="#i">!</hi></l><lb/>
          <l>Die wir ermu&#x0364;det &#x017F;ind nach &#x017F;o viel mu&#x0364;h und plagen/</l><lb/>
          <l>Die deydes die&#x017F;e &#x017F;tadt und men&#x017F;chen mu&#x017F;ten tragen<hi rendition="#i">:</hi></l><lb/>
          <l>Aus was fu&#x0364;r ur&#x017F;ach i&#x017F;t dein klares ange&#x017F;icht?</l><lb/>
          <l>Und fcho&#x0364;ne leibsge&#x017F;talt &#x017F;o ha&#x0364;ßlich zugericht</l><lb/>
          <l>Was wunden &#x017F;eh ich hier? Er wil auff meine fragen.</l><lb/>
          <l>Als wa&#x0364;r es unnu&#x0364;tz ding/ kein einig wo&#x0364;rtlein &#x017F;agen.</l><lb/>
          <l>Er &#x017F;eufftzet nur und &#x017F;agt: Ach fleuch du Go&#x0364;tter &#x017F;ohn/</l><lb/>
          <l>Aus die&#x017F;er feuersbrun&#x017F;t<hi rendition="#i">!</hi> der feind hat Troja &#x017F;chon.</l><lb/>
          <l>Itzt gehet &#x017F;ie zu grund! man kan nichts mehres &#x017F;chaffen/</l><lb/>
          <l>Man hat dem Priamo genung mit raht und waffen</l><lb/>
          <l>Gegriffen unterm arm. Ko&#x0364;nnt Troja &#x017F;eyn be&#x017F;chu&#x0364;tzt</l><lb/>
          <l>Durch jemands raht und hu&#x0364;lff/ &#x017F;o ha&#x0364;tt ich ihr genu&#x0364;tzt</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>urch die&#x017F;e treue hand/ daß &#x017F;ie verwahret wa&#x0364;hre</l><lb/>
          <l>Geblieben fu&#x0364;r dem feind. Nimm dich des landes ehre</l><lb/>
          <l>Und heiligthumb nun an. Dein Troja &#x017F;ich vertraut</l><lb/>
          <l>Zu deinem &#x017F;chutz und nur auff deine hu&#x0364;lffe &#x017F;chaut.</l><lb/>
          <l>Nimm zu gefa&#x0364;hrten mit und &#x017F;chutz der &#x017F;elben Go&#x0364;tter</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;uch ein ander &#x017F;tadt: &#x017F;ie werden dein erretter</l><lb/>
          <l>In allen no&#x0364;hten &#x017F;eyn: Wenn du nach zwanzig jahr</l><lb/>
          <l>Auff unge&#x017F;tu&#x0364;mmen meer durch mancherley gefahr</l><lb/>
          <l>Wir&#x017F;t haben aus geirrt. Dann wir&#x017F;tu glu&#x0364;cklich bauen</l><lb/>
          <l>Zum denckmal eine &#x017F;tadt/ daran du mo&#x0364;ge&#x017F;t &#x017F;chauen</l><lb/>
          <l>Dein herrligkeit und lu&#x017F;t. Hiermit bracht er herfu&#x0364;r</l><lb/>
          <l>Aus inner&#x017F;ter Capel der Go&#x0364;ttin ve&#x017F;tae zier/</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0097] Das Andere Buch. Was iſt im wege dir fuͤr hindernuͤß geſtanden? Ey Hector/ wannenher koͤnunſt du? aus welchen landeu Erwartet aͤngſtiglich? Wie ſehen wir an dir Nach ſo viel noht und tod der deinen ſchlechte zier! Die wir ermuͤdet ſind nach ſo viel muͤh und plagen/ Die deydes dieſe ſtadt und menſchen muſten tragen: Aus was fuͤr urſach iſt dein klares angeſicht? Und fchoͤne leibsgeſtalt ſo haͤßlich zugericht Was wunden ſeh ich hier? Er wil auff meine fragen. Als waͤr es unnuͤtz ding/ kein einig woͤrtlein ſagen. Er ſeufftzet nur und ſagt: Ach fleuch du Goͤtter ſohn/ Aus dieſer feuersbrunſt! der feind hat Troja ſchon. Itzt gehet ſie zu grund! man kan nichts mehres ſchaffen/ Man hat dem Priamo genung mit raht und waffen Gegriffen unterm arm. Koͤnnt Troja ſeyn beſchuͤtzt Durch jemands raht und huͤlff/ ſo haͤtt ich ihr genuͤtzt Durch dieſe treue hand/ daß ſie verwahret waͤhre Geblieben fuͤr dem feind. Nimm dich des landes ehre Und heiligthumb nun an. Dein Troja ſich vertraut Zu deinem ſchutz und nur auff deine huͤlffe ſchaut. Nimm zu gefaͤhrten mit und ſchutz der ſelben Goͤtter Und ſuch ein ander ſtadt: ſie werden dein erretter In allen noͤhten ſeyn: Wenn du nach zwanzig jahr Auff ungeſtuͤmmen meer durch mancherley gefahr Wirſt haben aus geirrt. Dann wirſtu gluͤcklich bauen Zum denckmal eine ſtadt/ daran du moͤgeſt ſchauen Dein herrligkeit und luſt. Hiermit bracht er herfuͤr Aus innerſter Capel der Goͤttin veſtae zier/ Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/97
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/97>, abgerufen am 24.11.2024.