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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Andere Buch.
Mit andern die ein ding mit besserm grund verstehen/
Und weiter wo es stickt und hafftet/ können sehen;
Der gab den guten raht/ daß man des feinds geschenck/
Ein sehr verdächtig ding/ ins tieffe meer verfenck;
Man könts auch andrer art mit feuer oder eysen
Vertilgen/ bohren durch/ ja gar in stücken schmeissen.
Der pöbel rottet sich nach mancher stimm und wahn/
Und meint/ bald dieses sey/ bald jenes wol gethan.
Für allen kömmt herbey Laocoon gerennet
Vom schlosse/ der von zorn und unmuht gleichsam brennet/
Dem folgt ein grosser hauff und fängt vom weiten an:
O armes volck/ wie kommt ihr auff den blinden wahn?
Gläubt ihr/ der feind sey weg? meint ihr daß solche gaben
Der Griechen ohn betrug was gutes in sich haben?
Kennt ihr Ulyssem so? Wer weiß was er hier heckt/
Ob er die Griechen nicht in dieses holtz versteckt?
Vielleicht ist dieses werck gebauet zu zerbrechen
Die mauren dieser stadt/ und wil der feind sich rächen
An uns mit solcher list: Es sey auch/ was es sey/
Ihr leute/ trauet nicht dem pferd; Ich trage scheu/
Wenn ich die Danaeer und ihr geschenck betrachte/
Wer ist/ der auff den feind und seine gaben achte?
Hiermit stieß er den spieß mit gantzer leibes macht
An dieses pferdes bauch/ daß es erschrecklich kracht.
Dasselb erbebte zwar/ sich aber nicht bewegte/
Noch/ ob er schon noch einst hart daran stiesse/ regte/
Gab in dem hohlen bauch nur einen wiederhall/
Der einem seufftzer war zugleichen nach den schall.
Ja
Das Andere Buch.
Mit andern die ein ding mit beſſerm grund verſtehen/
Und weiter wo es ſtickt und hafftet/ koͤnnen ſehen;
Der gab den guten raht/ daß man des feinds geſchenck/
Ein ſehr verdaͤchtig ding/ ins tieffe meer verfenck;
Man koͤnts auch andrer art mit feuer oder eyſen
Vertilgen/ bohren durch/ ja gar in ſtuͤcken ſchmeiſſen.
Der poͤbel rottet ſich nach mancher ſtimm und wahn/
Und meint/ bald dieſes ſey/ bald jenes wol gethan.
Fuͤr allen koͤmmt herbey Laocoon gerennet
Vom ſchloſſe/ der von zorn uñ unmuht gleichſam breñet/
Dem folgt ein groſſer hauff und faͤngt vom weiten an:
O armes volck/ wie kommt ihr auff den blinden wahn?
Glaͤubt ihr/ der feind ſey weg? meint ihr daß ſolche gabẽ
Der Griechen ohn betrug was gutes in ſich haben?
Kennt ihr Ulyſſem ſo? Wer weiß was er hier heckt/
Ob er die Griechen nicht in dieſes holtz verſteckt?
Vielleicht iſt dieſes werck gebauet zu zerbrechen
Die mauren dieſer ſtadt/ und wil der feind ſich raͤchen
An uns mit ſolcher liſt: Es ſey auch/ was es ſey/
Ihr leute/ trauet nicht dem pferd; Ich trage ſcheu/
Wenn ich die Danaeer und ihr geſchenck betrachte/
Wer iſt/ der auff den feind und ſeine gaben achte?
Hiermit ſtieß er den ſpieß mit gantzer leibes macht
An dieſes pferdes bauch/ daß es erſchrecklich kracht.
Daſſelb erbebte zwar/ ſich aber nicht bewegte/
Noch/ ob er ſchon noch einſt hart daran ſtieſſe/ regte/
Gab in dem hohlen bauch nur einen wiederhall/
Der einem ſeufftzer war zugleichen nach den ſchall.
Ja
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[59/0081] Das Andere Buch. Mit andern die ein ding mit beſſerm grund verſtehen/ Und weiter wo es ſtickt und hafftet/ koͤnnen ſehen; Der gab den guten raht/ daß man des feinds geſchenck/ Ein ſehr verdaͤchtig ding/ ins tieffe meer verfenck; Man koͤnts auch andrer art mit feuer oder eyſen Vertilgen/ bohren durch/ ja gar in ſtuͤcken ſchmeiſſen. Der poͤbel rottet ſich nach mancher ſtimm und wahn/ Und meint/ bald dieſes ſey/ bald jenes wol gethan. Fuͤr allen koͤmmt herbey Laocoon gerennet Vom ſchloſſe/ der von zorn uñ unmuht gleichſam breñet/ Dem folgt ein groſſer hauff und faͤngt vom weiten an: O armes volck/ wie kommt ihr auff den blinden wahn? Glaͤubt ihr/ der feind ſey weg? meint ihr daß ſolche gabẽ Der Griechen ohn betrug was gutes in ſich haben? Kennt ihr Ulyſſem ſo? Wer weiß was er hier heckt/ Ob er die Griechen nicht in dieſes holtz verſteckt? Vielleicht iſt dieſes werck gebauet zu zerbrechen Die mauren dieſer ſtadt/ und wil der feind ſich raͤchen An uns mit ſolcher liſt: Es ſey auch/ was es ſey/ Ihr leute/ trauet nicht dem pferd; Ich trage ſcheu/ Wenn ich die Danaeer und ihr geſchenck betrachte/ Wer iſt/ der auff den feind und ſeine gaben achte? Hiermit ſtieß er den ſpieß mit gantzer leibes macht An dieſes pferdes bauch/ daß es erſchrecklich kracht. Daſſelb erbebte zwar/ ſich aber nicht bewegte/ Noch/ ob er ſchon noch einſt hart daran ſtieſſe/ regte/ Gab in dem hohlen bauch nur einen wiederhall/ Der einem ſeufftzer war zugleichen nach den ſchall. Ja

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/81>, abgerufen am 13.05.2024.