Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Erste Buch.
Den vorgehabten mann ihr aus den sinn zu nehmen/
Daß sie sich dörffe nicht umb alte liebe grämen:
Das nimmet er so für: Versucht drauff ihren sinn
Der schon längst träge war/ zu ziehn wo anders hin/
Damit sie wiederümb ihr hertz/ das fast entwehnet
Der lust und kurtzweil war und sich noch nit recht sehnet/
Auff einen audern wuntsch und vorsatz lencken ließ/
Zu lindern die beschwer des lebens und verdrieß.
Als sie nun waren satt und hatten abgenommen/
Da sieht man allererst die grossen becher kommen
In langer reyh und pracht gefüllt bis oben an/
Nach dem ein jeglicher wil thun bescheid und kan/
Es wird der saal gar laut/ der weite hoff erschallet
Vom frölichen gesang: Der Dido stimme wallet
Mit königlicher lust: Es werden überall
Gestecket liechter auff im königlichen saal;
Man zündet fackeln an/ die schön und helle brennen/
Daß auch die finstre nacht sie überwinden können:
Als es nun zeit fast war auff-von den mahl-zustehn/
Und jeder wieder heim zu seiner ruh zu gehn;
Da ließ die königin ihr eine schaale geben/
Die schwer vom Edelstein und Golde war zu heben/
Und giessen alle vol/ die Belus/ und hernach
Die andern könig all (in massen offt geschach)
Sich liessen schencken ein: Wie man nun/ daß ihr wille
Zu reden war/ ab sah: Da wird es alles stille/
Da hub sie an und sprach: O Jupiter der du (zu;
(wie man uns lehrt) dz recht der gast freundschafft gibst
Laß
D 3
Das Erſte Buch.
Den vorgehabten mann ihr aus den ſinn zu nehmen/
Daß ſie ſich doͤrffe nicht umb alte liebe graͤmen:
Das nimmet er ſo fuͤr: Verſucht drauff ihren ſinn
Der ſchon laͤngſt traͤge war/ zu ziehn wo anders hin/
Damit ſie wiederuͤmb ihr hertz/ das faſt entwehnet
Deꝛ luſt uñ kuꝛtzweil waꝛ und ſich noch nit recht ſehnet/
Auff einen audern wuntſch und vorſatz lencken ließ/
Zu lindern die beſchwer des lebens und verdrieß.
Als ſie nun waren ſatt und hatten abgenommen/
Da ſieht man allererſt die groſſen becher kommen
In langer reyh und pracht gefuͤllt bis oben an/
Nach dem ein jeglicher wil thun beſcheid und kan/
Es wird der ſaal gar laut/ der weite hoff erſchallet
Vom froͤlichen geſang: Der Dido ſtimme wallet
Mit koͤniglicher luſt: Es werden uͤberall
Geſtecket liechter auff im koͤniglichen ſaal;
Man zuͤndet fackeln an/ die ſchoͤn und helle brennen/
Daß auch die finſtre nacht ſie uͤberwinden koͤnnen:
Als es nun zeit faſt war auff-von den mahl-zuſtehn/
Und jeder wieder heim zu ſeiner ruh zu gehn;
Da ließ die koͤnigin ihr eine ſchaale geben/
Die ſchwer vom Edelſtein und Golde war zu heben/
Und gieſſen alle vol/ die Belus/ und hernach
Die andern koͤnig all (in maſſen offt geſchach)
Sich lieſſen ſchencken ein: Wie man nun/ daß ihr wille
Zu reden war/ ab ſah: Da wird es alles ſtille/
Da hub ſie an und ſprach: O Jupiter der du (zu;
(wie man uns lehrt) dz recht der gaſt freundſchafft gibſt
Laß
D 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0075" n="53"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Er&#x017F;te Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Den vorgehabten mann ihr aus den &#x017F;inn zu nehmen/</l><lb/>
          <l>Daß &#x017F;ie &#x017F;ich do&#x0364;rffe nicht umb alte liebe gra&#x0364;men:</l><lb/>
          <l>Das nimmet er &#x017F;o fu&#x0364;r: Ver&#x017F;ucht drauff ihren &#x017F;inn</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;chon la&#x0364;ng&#x017F;t tra&#x0364;ge war/ zu ziehn wo anders hin/</l><lb/>
          <l>Damit &#x017F;ie wiederu&#x0364;mb ihr hertz/ das fa&#x017F;t entwehnet</l><lb/>
          <l>De&#xA75B; lu&#x017F;t un&#x0303; ku&#xA75B;tzweil wa&#xA75B; und &#x017F;ich noch nit recht &#x017F;ehnet/</l><lb/>
          <l>Auff einen audern wunt&#x017F;ch und vor&#x017F;atz lencken ließ/</l><lb/>
          <l>Zu lindern die be&#x017F;chwer des lebens und verdrieß.</l><lb/>
          <l>Als &#x017F;ie nun waren &#x017F;att und hatten abgenommen/</l><lb/>
          <l>Da &#x017F;ieht man allerer&#x017F;t die gro&#x017F;&#x017F;en becher kommen</l><lb/>
          <l>In langer reyh und pracht gefu&#x0364;llt bis oben an/</l><lb/>
          <l>Nach dem ein jeglicher wil thun be&#x017F;cheid und kan/</l><lb/>
          <l>Es wird der &#x017F;aal gar laut/ der weite hoff er&#x017F;challet</l><lb/>
          <l>Vom fro&#x0364;lichen ge&#x017F;ang: Der Dido &#x017F;timme wallet</l><lb/>
          <l>Mit ko&#x0364;niglicher lu&#x017F;t: Es werden u&#x0364;berall</l><lb/>
          <l>Ge&#x017F;tecket liechter auff im ko&#x0364;niglichen &#x017F;aal;</l><lb/>
          <l>Man zu&#x0364;ndet fackeln an/ die &#x017F;cho&#x0364;n und helle brennen/</l><lb/>
          <l>Daß auch die fin&#x017F;tre nacht &#x017F;ie u&#x0364;berwinden ko&#x0364;nnen:</l><lb/>
          <l>Als es nun zeit fa&#x017F;t war auff-von den mahl-zu&#x017F;tehn/</l><lb/>
          <l>Und jeder wieder heim zu &#x017F;einer ruh zu gehn;</l><lb/>
          <l>Da ließ die ko&#x0364;nigin ihr eine &#x017F;chaale geben/</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;chwer vom Edel&#x017F;tein und Golde war zu heben/</l><lb/>
          <l>Und gie&#x017F;&#x017F;en alle vol/ die Belus/ und hernach</l><lb/>
          <l>Die andern ko&#x0364;nig all (in ma&#x017F;&#x017F;en offt ge&#x017F;chach)</l><lb/>
          <l>Sich lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chencken ein: Wie man nun/ daß ihr wille</l><lb/>
          <l>Zu reden war/ ab &#x017F;ah: Da wird es alles &#x017F;tille/</l><lb/>
          <l>Da hub &#x017F;ie an und &#x017F;prach: O Jupiter der du <hi rendition="#et">(zu;</hi></l><lb/>
          <l>(wie man uns lehrt) dz recht der ga&#x017F;t freund&#x017F;chafft gib&#x017F;t</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">D 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Laß</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0075] Das Erſte Buch. Den vorgehabten mann ihr aus den ſinn zu nehmen/ Daß ſie ſich doͤrffe nicht umb alte liebe graͤmen: Das nimmet er ſo fuͤr: Verſucht drauff ihren ſinn Der ſchon laͤngſt traͤge war/ zu ziehn wo anders hin/ Damit ſie wiederuͤmb ihr hertz/ das faſt entwehnet Deꝛ luſt uñ kuꝛtzweil waꝛ und ſich noch nit recht ſehnet/ Auff einen audern wuntſch und vorſatz lencken ließ/ Zu lindern die beſchwer des lebens und verdrieß. Als ſie nun waren ſatt und hatten abgenommen/ Da ſieht man allererſt die groſſen becher kommen In langer reyh und pracht gefuͤllt bis oben an/ Nach dem ein jeglicher wil thun beſcheid und kan/ Es wird der ſaal gar laut/ der weite hoff erſchallet Vom froͤlichen geſang: Der Dido ſtimme wallet Mit koͤniglicher luſt: Es werden uͤberall Geſtecket liechter auff im koͤniglichen ſaal; Man zuͤndet fackeln an/ die ſchoͤn und helle brennen/ Daß auch die finſtre nacht ſie uͤberwinden koͤnnen: Als es nun zeit faſt war auff-von den mahl-zuſtehn/ Und jeder wieder heim zu ſeiner ruh zu gehn; Da ließ die koͤnigin ihr eine ſchaale geben/ Die ſchwer vom Edelſtein und Golde war zu heben/ Und gieſſen alle vol/ die Belus/ und hernach Die andern koͤnig all (in maſſen offt geſchach) Sich lieſſen ſchencken ein: Wie man nun/ daß ihr wille Zu reden war/ ab ſah: Da wird es alles ſtille/ Da hub ſie an und ſprach: O Jupiter der du (zu; (wie man uns lehrt) dz recht der gaſt freundſchafft gibſt Laß D 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/75
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/75>, abgerufen am 12.05.2024.