Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Zwölffte Buch.
Immittelst redete der könig aller Götter
Der grösse Jupiter/ der starcke menschenretter/
Mit Juno/ welche saß auf einer gelben wolck/
Und sah herunter auf den streit und grosses volck:
Mein liebes ehgemahl/ wie wills hinaus doch gehen?
Was ist noch übrig? Was hat man sich zu versehen?
Du weissest selber wol/ daß sich Eneas hat
Verdient gemacht zu seyn ein Gott/ und nach dem raht
Des Göttlichen geschicks sol einmal von der erden
Genommen in die zahl und zunfft der Götter werden/
Das weissestu ja wol/ und must bekennen frey
Daß du das wissest auch/ und diesem also sey.
Was hastu denn nun für? Was hoffnung/ was vertrauen
Hält dich/ daß du hier kanst von kalten wolcken schauen
Hinunter auf den streit? Hat sich denn das geziemt/
Daß einer/ der zum Gott gewiedmet und beniemt/
Gleich wie ein sterblicher verwundet solte werden
Von einem sterblichen/ und leiden viel beschwerden?
Und daß dem Turno/ der sein schwerdt verlohren hat/
Ein anders solte seyn gegeben an des statt?
Sol ihm ein newer muht/ der überwunden worden/
Nun wachsen wiederumb zu streiten/ würg-und morden?
(Denn was könnt ohne dir Juturna richten aus/
Wenn du ihr hülffest nicht zu solchem zanck und strauß?)
Hör dermaleins doch auff/ und laß dich durch mein bitten
Erweichen: Man hat ja bißher genug gestritten:
Laß dich von solchem gram nicht heimlich fressen mehr/
Und ich nicht wiederumb mehr sorgen und beschwer
Empfin
T t
Das Zwoͤlffte Buch.
Immittelſt redete der koͤnig aller Goͤtter
Der groͤſſe Jupiter/ der ſtarcke menſchenretter/
Mit Juno/ welche ſaß auf einer gelben wolck/
Und ſah herunter auf den ſtreit und groſſes volck:
Mein liebes ehgemahl/ wie wills hinaus doch gehen?
Was iſt noch uͤbrig? Was hat man ſich zu verſehen?
Du weiſſeſt ſelber wol/ daß ſich Eneas hat
Verdient gemacht zu ſeyn ein Gott/ und nach dem raht
Des Goͤttlichen geſchicks ſol einmal von der erden
Genommen in die zahl und zunfft der Goͤtter werden/
Das weiſſeſtu ja wol/ und muſt bekennen frey
Daß du das wiſſeſt auch/ und dieſem alſo ſey.
Was haſtu denn nun fuͤr? Was hoffnung/ was vertrauen
Haͤlt dich/ daß du hier kanſt von kalten wolcken ſchauen
Hinunter auf den ſtreit? Hat ſich denn das geziemt/
Daß einer/ der zum Gott gewiedmet und beniemt/
Gleich wie ein ſterblicher verwundet ſolte werden
Von einem ſterblichen/ und leiden viel beſchwerden?
Und daß dem Turno/ der ſein ſchwerdt verlohren hat/
Ein anders ſolte ſeyn gegeben an des ſtatt?
Sol ihm ein newer muht/ der uͤberwunden worden/
Nun wachſen wiederumb zu ſtreiten/ wuͤrg-und morden?
(Denn was koͤnnt ohne dir Juturna richten aus/
Wenn du ihr huͤlffeſt nicht zu ſolchem zanck und ſtrauß?)
Hoͤr dermaleins doch auff/ und laß dich durch mein bitten
Erweichen: Man hat ja bißher genug geſtritten:
Laß dich von ſolchem gram nicht heimlich freſſen mehr/
Und ich nicht wiederumb mehr ſorgen und beſchwer
Empfin
T t
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0679" n="657"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Zwo&#x0364;lffte Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Immittel&#x017F;t redete der ko&#x0364;nig aller Go&#x0364;tter</l><lb/>
          <l>Der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Jupiter/ der &#x017F;tarcke men&#x017F;chenretter/</l><lb/>
          <l>Mit Juno/ welche &#x017F;aß auf einer gelben wolck/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ah herunter auf den &#x017F;treit und gro&#x017F;&#x017F;es volck:</l><lb/>
          <l>Mein liebes ehgemahl/ wie wills hinaus doch gehen<hi rendition="#i">?</hi></l><lb/>
          <l>Was i&#x017F;t noch u&#x0364;brig<hi rendition="#i">?</hi> Was hat man &#x017F;ich zu ver&#x017F;ehen<hi rendition="#i">?</hi></l><lb/>
          <l>Du wei&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t &#x017F;elber wol/ daß &#x017F;ich Eneas hat</l><lb/>
          <l>Verdient gemacht zu &#x017F;eyn ein Gott/ und nach dem raht</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>es Go&#x0364;ttlichen ge&#x017F;chicks &#x017F;ol einmal von der erden</l><lb/>
          <l>Genommen in die zahl und zunfft der Go&#x0364;tter werden/</l><lb/>
          <l>Das wei&#x017F;&#x017F;e&#x017F;tu ja wol/ und mu&#x017F;t bekennen frey</l><lb/>
          <l>Daß du das wi&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t auch/ und die&#x017F;em al&#x017F;o &#x017F;ey.</l><lb/>
          <l>Was ha&#x017F;tu denn nun fu&#x0364;r? Was hoffnung/ was vertrauen</l><lb/>
          <l>Ha&#x0364;lt dich/ daß du hier kan&#x017F;t von kalten wolcken &#x017F;chauen</l><lb/>
          <l>Hinunter auf den &#x017F;treit? Hat &#x017F;ich denn das geziemt/</l><lb/>
          <l>Daß einer/ der zum Gott gewiedmet und beniemt/</l><lb/>
          <l>Gleich wie ein &#x017F;terblicher verwundet &#x017F;olte werden</l><lb/>
          <l>Von einem &#x017F;terblichen/ und leiden viel be&#x017F;chwerden?</l><lb/>
          <l>Und daß dem Turno/ der &#x017F;ein &#x017F;chwerdt verlohren hat/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>in anders &#x017F;olte &#x017F;eyn gegeben an des &#x017F;tatt?</l><lb/>
          <l>Sol ihm ein newer muht/ der u&#x0364;berwunden worden/</l><lb/>
          <l>Nun wach&#x017F;en wiederumb zu &#x017F;treiten/ wu&#x0364;rg-und morden<hi rendition="#i">?</hi></l><lb/>
          <l>(Denn was ko&#x0364;nnt ohne dir Juturna richten aus/</l><lb/>
          <l>Wenn du ihr hu&#x0364;lffe&#x017F;t nicht zu &#x017F;olchem zanck und &#x017F;trauß<hi rendition="#i">?)</hi></l><lb/>
          <l>Ho&#x0364;r dermaleins doch auff/ und laß dich durch mein bitten</l><lb/>
          <l>Erweichen: Man hat ja bißher genug ge&#x017F;tritten:</l><lb/>
          <l>Laß dich von &#x017F;olchem gram nicht heimlich fre&#x017F;&#x017F;en mehr/</l><lb/>
          <l>Und ich nicht wiederumb mehr &#x017F;orgen und be&#x017F;chwer</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">T t</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">E</hi>mpfin</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[657/0679] Das Zwoͤlffte Buch. Immittelſt redete der koͤnig aller Goͤtter Der groͤſſe Jupiter/ der ſtarcke menſchenretter/ Mit Juno/ welche ſaß auf einer gelben wolck/ Und ſah herunter auf den ſtreit und groſſes volck: Mein liebes ehgemahl/ wie wills hinaus doch gehen? Was iſt noch uͤbrig? Was hat man ſich zu verſehen? Du weiſſeſt ſelber wol/ daß ſich Eneas hat Verdient gemacht zu ſeyn ein Gott/ und nach dem raht Des Goͤttlichen geſchicks ſol einmal von der erden Genommen in die zahl und zunfft der Goͤtter werden/ Das weiſſeſtu ja wol/ und muſt bekennen frey Daß du das wiſſeſt auch/ und dieſem alſo ſey. Was haſtu denn nun fuͤr? Was hoffnung/ was vertrauen Haͤlt dich/ daß du hier kanſt von kalten wolcken ſchauen Hinunter auf den ſtreit? Hat ſich denn das geziemt/ Daß einer/ der zum Gott gewiedmet und beniemt/ Gleich wie ein ſterblicher verwundet ſolte werden Von einem ſterblichen/ und leiden viel beſchwerden? Und daß dem Turno/ der ſein ſchwerdt verlohren hat/ Ein anders ſolte ſeyn gegeben an des ſtatt? Sol ihm ein newer muht/ der uͤberwunden worden/ Nun wachſen wiederumb zu ſtreiten/ wuͤrg-und morden? (Denn was koͤnnt ohne dir Juturna richten aus/ Wenn du ihr huͤlffeſt nicht zu ſolchem zanck und ſtrauß?) Hoͤr dermaleins doch auff/ und laß dich durch mein bitten Erweichen: Man hat ja bißher genug geſtritten: Laß dich von ſolchem gram nicht heimlich freſſen mehr/ Und ich nicht wiederumb mehr ſorgen und beſchwer Empfin T t

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/679
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/679>, abgerufen am 22.11.2024.