Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Zwölffte Buch.
Und läuffet hin und her wol tausent weg und gänge
Erschrocken und geschewt/ daß ihm wurd alls zu enge/
Wo er sich wendet hin; Er sieht die schrecke-list
Und hohes ufer an/ und weiß nicht/ wie ihm ist:
Allein der wackre hund/ so gut als einer kommen
Aus Umbria nur kan/ da er die spur vernommen/
Ist hinder ihm noch her mit auffgesperrtem schlund/
Schnappt immer zu nach ihm/ und scheinet ihn itzund
Zu haben: Knirschet mit den zeenen/ lechtzt und keichet/
Beißt nach ihm/ doch umbsonst/ den er noch nicht errei-
Darauff wurd ein geschrey mit gräßlicher gestalt/ (chet.
Daß da von ufer/ see/ und himmel wiederschallt.
Zwar Turnus schallt das volck die Rutuler im fliehen/
weil er des schwerts beraubt dem kampff sich must entzie-
Riefjeden namentlich/ und wil/ man sol sein schwerdt (hen/
Ihm geben/ daß er steh dem feind/ wie sichs gehört.
Eneas aber drewt denselbigen zu tödten/ (ten;
Der ihm würd vorschub thun/ und hülfflich seyn in nöh-
Es solte keiner zu ihm näher treten hin:
So schreckt er sie/ die schon in ihrem muht und sinn
Erzitterten für furcht/ und ließ sich drewend hören/
Er wolte diese stadt zu grunde gäntzlich kehren
Und schleiffen/ wo sie ihm dem Turno böten hand!
Geht auf den nacken ihm/ zu bringen ihn zum stand/
Ob er gleich selber war verwundet und verletzet/
Sie lieffen umb und umb/ und eins den andern hetzet/
Wol fünffmal auf dem platz herumb/ bald her/ bald hin/
Denn es war nicht zuthun umb schlechten spielgewinn.
Es
Das Zwoͤlffte Buch.
Und laͤuffet hin und her wol tauſent weg und gaͤnge
Erſchrocken und geſchewt/ daß ihm wurd alls zu enge/
Wo er ſich wendet hin; Er ſieht die ſchrecke-liſt
Und hohes ufer an/ und weiß nicht/ wie ihm iſt:
Allein der wackre hund/ ſo gut als einer kommen
Aus Umbria nur kan/ da er die ſpur vernommen/
Iſt hinder ihm noch her mit auffgeſperrtem ſchlund/
Schnappt immer zu nach ihm/ und ſcheinet ihn itzund
Zu haben: Knirſchet mit den zeenen/ lechtzt und keichet/
Beißt nach ihm/ doch umbſonſt/ den er noch nicht errei-
Darauff wurd ein geſchrey mit graͤßlicher geſtalt/ (chet.
Daß da von ufer/ ſee/ und himmel wiederſchallt.
Zwar Turnus ſchallt das volck die Rutuler im fliehen/
weil er des ſchwerts beraubt dem kampff ſich muſt entzie-
Riefjedẽ namentlich/ und wil/ man ſol ſein ſchwerdt (hen/
Ihm geben/ daß er ſteh dem feind/ wie ſichs gehoͤrt.
Eneas aber drewt denſelbigen zu toͤdten/ (ten;
Der ihm wuͤrd vorſchub thun/ und huͤlfflich ſeyn in noͤh-
Es ſolte keiner zu ihm naͤher treten hin:
So ſchreckt er ſie/ die ſchon in ihrem muht und ſinn
Erzitterten fuͤr furcht/ und ließ ſich drewend hoͤren/
Er wolte dieſe ſtadt zu grunde gaͤntzlich kehren
Und ſchleiffen/ wo ſie ihm dem Turno boͤten hand!
Geht auf den nacken ihm/ zu bringen ihn zum ſtand/
Ob er gleich ſelber war verwundet und verletzet/
Sie lieffen umb und umb/ und eins den andern hetzet/
Wol fuͤnffmal auf dem platz herumb/ bald her/ bald hin/
Denn es war nicht zuthun umb ſchlechten ſpielgewinn.
Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0676" n="654"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Zwo&#x0364;lffte Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Und la&#x0364;uffet hin und her wol tau&#x017F;ent weg und ga&#x0364;nge</l><lb/>
          <l>Er&#x017F;chrocken und ge&#x017F;chewt/ daß ihm wurd alls zu enge/</l><lb/>
          <l>Wo er &#x017F;ich wendet hin; Er &#x017F;ieht die &#x017F;chrecke-li&#x017F;t</l><lb/>
          <l>Und hohes ufer an/ und weiß nicht/ wie ihm i&#x017F;t:</l><lb/>
          <l>Allein der wackre hund/ &#x017F;o gut als einer kommen</l><lb/>
          <l>Aus Umbria nur kan/ da er die &#x017F;pur vernommen/</l><lb/>
          <l>I&#x017F;t hinder ihm noch her mit auffge&#x017F;perrtem &#x017F;chlund/</l><lb/>
          <l>Schnappt immer zu nach ihm/ und &#x017F;cheinet ihn itzund</l><lb/>
          <l>Zu haben: Knir&#x017F;chet mit den zeenen/ lechtzt und keichet/</l><lb/>
          <l>Beißt nach ihm/ doch umb&#x017F;on&#x017F;t/ den er noch nicht errei-</l><lb/>
          <l>Darauff wurd ein ge&#x017F;chrey mit gra&#x0364;ßlicher ge&#x017F;talt/ <hi rendition="#et">(chet.</hi></l><lb/>
          <l>Daß da von ufer/ &#x017F;ee/ und himmel wieder&#x017F;challt.</l><lb/>
          <l>Zwar Turnus &#x017F;challt das volck die Rutuler im fliehen/</l><lb/>
          <l>weil er des &#x017F;chwerts beraubt dem kampff &#x017F;ich mu&#x017F;t entzie-</l><lb/>
          <l>Riefjede&#x0303; namentlich/ und wil/ man &#x017F;ol &#x017F;ein &#x017F;chwerdt <hi rendition="#et">(hen/</hi></l><lb/>
          <l>Ihm geben/ daß er &#x017F;teh dem feind/ wie &#x017F;ichs geho&#x0364;rt.</l><lb/>
          <l>Eneas aber drewt den&#x017F;elbigen zu to&#x0364;dten/ <hi rendition="#et"><hi rendition="#i">(</hi>ten;</hi></l><lb/>
          <l>Der ihm wu&#x0364;rd vor&#x017F;chub thun/ und hu&#x0364;lfflich &#x017F;eyn in no&#x0364;h-</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>s &#x017F;olte keiner zu ihm na&#x0364;her treten hin:</l><lb/>
          <l>So &#x017F;chreckt er &#x017F;ie/ die &#x017F;chon in ihrem muht und &#x017F;inn</l><lb/>
          <l>Erzitterten fu&#x0364;r furcht/ und ließ &#x017F;ich drewend ho&#x0364;ren/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>r wolte die&#x017F;e &#x017F;tadt zu grunde ga&#x0364;ntzlich kehren</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;chleiffen/ wo &#x017F;ie ihm dem Turno bo&#x0364;ten hand<hi rendition="#i">!</hi></l><lb/>
          <l>Geht auf den nacken ihm/ zu bringen ihn zum &#x017F;tand/</l><lb/>
          <l>Ob er gleich &#x017F;elber war verwundet und verletzet/</l><lb/>
          <l>Sie lieffen umb und umb/ und eins den andern hetzet/</l><lb/>
          <l>Wol fu&#x0364;nffmal auf dem platz herumb/ bald her/ bald hin/</l><lb/>
          <l>Denn es war nicht zuthun umb &#x017F;chlechten &#x017F;pielgewinn.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">E</hi>s</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[654/0676] Das Zwoͤlffte Buch. Und laͤuffet hin und her wol tauſent weg und gaͤnge Erſchrocken und geſchewt/ daß ihm wurd alls zu enge/ Wo er ſich wendet hin; Er ſieht die ſchrecke-liſt Und hohes ufer an/ und weiß nicht/ wie ihm iſt: Allein der wackre hund/ ſo gut als einer kommen Aus Umbria nur kan/ da er die ſpur vernommen/ Iſt hinder ihm noch her mit auffgeſperrtem ſchlund/ Schnappt immer zu nach ihm/ und ſcheinet ihn itzund Zu haben: Knirſchet mit den zeenen/ lechtzt und keichet/ Beißt nach ihm/ doch umbſonſt/ den er noch nicht errei- Darauff wurd ein geſchrey mit graͤßlicher geſtalt/ (chet. Daß da von ufer/ ſee/ und himmel wiederſchallt. Zwar Turnus ſchallt das volck die Rutuler im fliehen/ weil er des ſchwerts beraubt dem kampff ſich muſt entzie- Riefjedẽ namentlich/ und wil/ man ſol ſein ſchwerdt (hen/ Ihm geben/ daß er ſteh dem feind/ wie ſichs gehoͤrt. Eneas aber drewt denſelbigen zu toͤdten/ (ten; Der ihm wuͤrd vorſchub thun/ und huͤlfflich ſeyn in noͤh- Es ſolte keiner zu ihm naͤher treten hin: So ſchreckt er ſie/ die ſchon in ihrem muht und ſinn Erzitterten fuͤr furcht/ und ließ ſich drewend hoͤren/ Er wolte dieſe ſtadt zu grunde gaͤntzlich kehren Und ſchleiffen/ wo ſie ihm dem Turno boͤten hand! Geht auf den nacken ihm/ zu bringen ihn zum ſtand/ Ob er gleich ſelber war verwundet und verletzet/ Sie lieffen umb und umb/ und eins den andern hetzet/ Wol fuͤnffmal auf dem platz herumb/ bald her/ bald hin/ Denn es war nicht zuthun umb ſchlechten ſpielgewinn. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/676
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/676>, abgerufen am 17.05.2024.