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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Erste Buch.
Der ein Orontes fehlt/ den wir gesehen haben
Im meer zu grunde gehn: Wo er nun unbegraben
Mag ligen/ weiß man nicht: Sonst was die Venus hat
Vorher gesagt/ weist sich aus alles in der that.
Kaum hat er aus geredt/ da sieht man/ wie so schnelle
Der nebel sich vertheilt und wird gantz klar und helle
In heitre lufft verkehrt. Eneas bleibet stehn/
Da kan man ihn alsbald im klaren lichte sehn/
An schultern/ mund und stirn den Göttern zuvergleichen/
Für dem die schönheit selbst/ die irrdisch ist/ muß weichen:
Denn Venus hatte selbst/ die seine mutter war
Gegeben ihm zur zier ein goldgestrahltes haar/
Ein rößlicht angesicht und purpur rothe wangen
Der jugend glantz und zier/ und augen/ welche prangen
In lauter fröligkeit mit hohem ansehns schein/
Daß etwas göttliches darinnen schien zu seyn.
Ja oder wie die hand des künstlers trefflich mehret
Die zier des helffenbeins: Wie silber wird geehret
Und schönes ansehn trägt/ wenn rothes gold darbey.
Drauff trat er näher hin und redet ohne scheu
Die königin stracks an/ eh seiner man vernommen:
Hier steh Eneas/ ich/ der neulich angekommen
Den ihr so ämbsig sucht. Mich hat des höchsten hand
Erlöset von dem meer und bracht in dieses land.
Wie sol ich/ Dido/ nun dein herrlich lob vermelden/
Die du nach eigenschafft und tugend rechter helden
Trägst beyleyd/ übest lieb erzeigest gunst und ehr
Uns/ als dem überrest der grimmen Danaer/
Die
Das Erſte Buch.
Der ein Orontes fehlt/ den wir geſehen haben
Im meer zu grunde gehn: Wo er nun unbegraben
Mag ligẽ/ weiß man nicht: Sonſt was die Venus hat
Vorher geſagt/ weiſt ſich aus alles in der that.
Kaum hat er aus geredt/ da ſieht man/ wie ſo ſchnelle
Der nebel ſich vertheilt und wird gantz klar und helle
In heitre lufft verkehrt. Eneas bleibet ſtehn/
Da kan man ihn alsbald im klaren lichte ſehn/
An ſchultern/ mund und ſtirn den Goͤttern zuvergleichẽ/
Fuͤr dem die ſchoͤnheit ſelbſt/ die irrdiſch iſt/ muß weichẽ:
Denn Venus hatte ſelbſt/ die ſeine mutter war
Gegeben ihm zur zier ein goldgeſtrahltes haar/
Ein roͤßlicht angeſicht und purpur rothe wangen
Der jugend glantz und zier/ und augen/ welche prangen
In lauter froͤligkeit mit hohem anſehns ſchein/
Daß etwas goͤttliches darinnen ſchien zu ſeyn.
Ja oder wie die hand des kuͤnſtlers trefflich mehret
Die zier des helffenbeins: Wie ſilber wird geehret
Und ſchoͤnes anſehn traͤgt/ wenn rothes gold darbey.
Drauff trat er naͤher hin und redet ohne ſcheu
Die koͤnigin ſtracks an/ eh ſeiner man vernommen:
Hier ſteh Eneas/ ich/ der neulich angekommen
Den ihr ſo aͤmbſig ſucht. Mich hat des hoͤchſten hand
Erloͤſet von dem meer und bracht in dieſes land.
Wie ſol ich/ Dido/ nun dein herrlich lob vermelden/
Die du nach eigenſchafft und tugend rechter helden
Traͤgſt beyleyd/ uͤbeſt lieb erzeigeſt gunſt und ehr
Uns/ als dem uͤberreſt der grimmen Danaer/
Die
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[43/0065] Das Erſte Buch. Der ein Orontes fehlt/ den wir geſehen haben Im meer zu grunde gehn: Wo er nun unbegraben Mag ligẽ/ weiß man nicht: Sonſt was die Venus hat Vorher geſagt/ weiſt ſich aus alles in der that. Kaum hat er aus geredt/ da ſieht man/ wie ſo ſchnelle Der nebel ſich vertheilt und wird gantz klar und helle In heitre lufft verkehrt. Eneas bleibet ſtehn/ Da kan man ihn alsbald im klaren lichte ſehn/ An ſchultern/ mund und ſtirn den Goͤttern zuvergleichẽ/ Fuͤr dem die ſchoͤnheit ſelbſt/ die irrdiſch iſt/ muß weichẽ: Denn Venus hatte ſelbſt/ die ſeine mutter war Gegeben ihm zur zier ein goldgeſtrahltes haar/ Ein roͤßlicht angeſicht und purpur rothe wangen Der jugend glantz und zier/ und augen/ welche prangen In lauter froͤligkeit mit hohem anſehns ſchein/ Daß etwas goͤttliches darinnen ſchien zu ſeyn. Ja oder wie die hand des kuͤnſtlers trefflich mehret Die zier des helffenbeins: Wie ſilber wird geehret Und ſchoͤnes anſehn traͤgt/ wenn rothes gold darbey. Drauff trat er naͤher hin und redet ohne ſcheu Die koͤnigin ſtracks an/ eh ſeiner man vernommen: Hier ſteh Eneas/ ich/ der neulich angekommen Den ihr ſo aͤmbſig ſucht. Mich hat des hoͤchſten hand Erloͤſet von dem meer und bracht in dieſes land. Wie ſol ich/ Dido/ nun dein herrlich lob vermelden/ Die du nach eigenſchafft und tugend rechter helden Traͤgſt beyleyd/ uͤbeſt lieb erzeigeſt gunſt und ehr Uns/ als dem uͤberreſt der grimmen Danaer/ Die

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/65>, abgerufen am 09.11.2024.