Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Zwölffte Buch.
(Zur selbten zeit war er ohn nahmen/ ruhm und ehre)
Und sah den kampffplan an und beyde kriegesheere/
Wie auch des königs stadt/ da redte sie alsbald
Des Turni schwester an: Juturna/ die gewalt
Hat über flüß und see/ (der Jupiter verletzte
Ihr ihre jungfrawschafft/ deßwegen er sie setzte
In solchen ehrenstand) o nimpffe/ die du bist
Der flüsse zier und schmuck/ die mir erkohren ist.
Zu meines hertzens lust: Du weissest/ welcher massen
Für allen weibern ich dich mir gefallen lassen
Und fürgezogen hab. So viel der Jupiter
Beschlaffen jemals hat/ der mir macht groß beschwer/
Und wie ich gerne dich in himmel eingenommen/
Und du an einem theil die Gottheit hast bekommen.
Derhalben lerne doch dein eigen hertzeleid
Erkennen/ daß dir steht obhanden dieser zeit
Und gib mir nicht die schuld hernach/ wenn dus versehen/
Und dir nach deinem wuntsch und sinnen nicht wil gehen.
So weit die Göttinnen des lebens nachgesehen/
Und das gelück es hat so lassen hin geschehn;
Daß dem Latinervolck gelingen ihre thaten/
Hab ich die stadt beschirmt und Turno eingerahten.
Nun aber weil ich sch den jungen held im streit
Mit einem/ der am glück und gunst der Götter weit
Ihm überlegen ist/ und immer näher kömmet
Die zeit und frist/ so ihm vom himmel ist bestimmet/
Und das so strenge recht der Götter rückt herbey/
So muß ich für dem streit und bündnüß tragen schew/
Die
Das Zwoͤlffte Buch.
(Zur ſelbten zeit war er ohn nahmen/ ruhm und ehre)
Und ſah den kampffplan an und beyde kriegesheere/
Wie auch des koͤnigs ſtadt/ da redte ſie alsbald
Des Turni ſchweſter an: Juturna/ die gewalt
Hat uͤber fluͤß und ſee/ (der Jupiter verletzte
Ihr ihre jungfrawſchafft/ deßwegen er ſie ſetzte
In ſolchen ehrenſtand) o nimpffe/ die du biſt
Der fluͤſſe zier und ſchmuck/ die mir erkohren iſt.
Zu meines hertzens luſt: Du weiſſeſt/ welcher maſſen
Fuͤr allen weibern ich dich mir gefallen laſſen
Und fuͤrgezogen hab. So viel der Jupiter
Beſchlaffen jemals hat/ der mir macht groß beſchwer/
Und wie ich gerne dich in himmel eingenommen/
Und du an einem theil die Gottheit haſt bekommen.
Derhalben lerne doch dein eigen hertzeleid
Erkennen/ daß dir ſteht obhanden dieſer zeit
Und gib mir nicht die ſchuld hernach/ wenn dus verſehen/
Und dir nach deinem wuntſch und ſinnen nicht wil gehẽ.
So weit die Goͤttinnen des lebens nachgeſehen/
Und das geluͤck es hat ſo laſſen hin geſchehn;
Daß dem Latinervolck gelingen ihre thaten/
Hab ich die ſtadt beſchirmt und Turno eingerahten.
Nun aber weil ich ſch den jungen held im ſtreit
Mit einem/ der am gluͤck und gunſt der Goͤtter weit
Ihm uͤberlegen iſt/ und immer naͤher koͤmmet
Die zeit und friſt/ ſo ihm vom himmel iſt beſtimmet/
Und das ſo ſtrenge recht der Goͤtter ruͤckt herbey/
So muß ich fuͤr dem ſtreit und buͤndnuͤß tragen ſchew/
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0632" n="610"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Zwo&#x0364;lffte Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>(Zur &#x017F;elbten zeit war er ohn nahmen/ ruhm und ehre<hi rendition="#i">)</hi></l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ah den kampffplan an und beyde kriegesheere/</l><lb/>
          <l>Wie auch des ko&#x0364;nigs &#x017F;tadt/ da redte &#x017F;ie alsbald</l><lb/>
          <l>Des Turni &#x017F;chwe&#x017F;ter an: Juturna/ die gewalt</l><lb/>
          <l>Hat u&#x0364;ber flu&#x0364;ß und &#x017F;ee/ (der Jupiter verletzte</l><lb/>
          <l>Ihr ihre jungfraw&#x017F;chafft/ deßwegen er &#x017F;ie &#x017F;etzte</l><lb/>
          <l>In &#x017F;olchen ehren&#x017F;tand) o nimpffe/ die du bi&#x017F;t</l><lb/>
          <l>Der flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zier und &#x017F;chmuck/ die mir erkohren i&#x017F;t.</l><lb/>
          <l>Zu meines hertzens lu&#x017F;t<hi rendition="#i">:</hi> <hi rendition="#fr">D</hi>u wei&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t/ welcher ma&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Fu&#x0364;r allen weibern ich dich mir gefallen la&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Und fu&#x0364;rgezogen hab. So viel der Jupiter</l><lb/>
          <l>Be&#x017F;chlaffen jemals hat/ der mir macht groß be&#x017F;chwer/</l><lb/>
          <l>Und wie ich gerne dich in himmel eingenommen/</l><lb/>
          <l>Und du an einem theil die Gottheit ha&#x017F;t bekommen.</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>erhalben lerne doch dein eigen hertzeleid</l><lb/>
          <l>Erkennen/ daß dir &#x017F;teht obhanden die&#x017F;er zeit</l><lb/>
          <l>Und gib mir nicht die &#x017F;chuld hernach/ wenn dus ver&#x017F;ehen/</l><lb/>
          <l>Und dir nach deinem wunt&#x017F;ch und &#x017F;innen nicht wil gehe&#x0303;.</l><lb/>
          <l>So weit die Go&#x0364;ttinnen des lebens nachge&#x017F;ehen/</l><lb/>
          <l>Und das gelu&#x0364;ck es hat &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en hin ge&#x017F;chehn<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Daß dem Latinervolck gelingen ihre thaten/</l><lb/>
          <l>Hab ich die &#x017F;tadt be&#x017F;chirmt und Turno eingerahten.</l><lb/>
          <l>Nun aber weil ich &#x017F;ch den jungen held im &#x017F;treit</l><lb/>
          <l>Mit einem/ der am glu&#x0364;ck und gun&#x017F;t der Go&#x0364;tter weit</l><lb/>
          <l>Ihm u&#x0364;berlegen i&#x017F;t/ und immer na&#x0364;her ko&#x0364;mmet</l><lb/>
          <l>Die zeit und fri&#x017F;t/ &#x017F;o ihm vom himmel i&#x017F;t be&#x017F;timmet/</l><lb/>
          <l>Und das &#x017F;o &#x017F;trenge recht der Go&#x0364;tter ru&#x0364;ckt herbey/</l><lb/>
          <l>So muß ich fu&#x0364;r dem &#x017F;treit und bu&#x0364;ndnu&#x0364;ß tragen &#x017F;chew/</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">D</hi>ie</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[610/0632] Das Zwoͤlffte Buch. (Zur ſelbten zeit war er ohn nahmen/ ruhm und ehre) Und ſah den kampffplan an und beyde kriegesheere/ Wie auch des koͤnigs ſtadt/ da redte ſie alsbald Des Turni ſchweſter an: Juturna/ die gewalt Hat uͤber fluͤß und ſee/ (der Jupiter verletzte Ihr ihre jungfrawſchafft/ deßwegen er ſie ſetzte In ſolchen ehrenſtand) o nimpffe/ die du biſt Der fluͤſſe zier und ſchmuck/ die mir erkohren iſt. Zu meines hertzens luſt: Du weiſſeſt/ welcher maſſen Fuͤr allen weibern ich dich mir gefallen laſſen Und fuͤrgezogen hab. So viel der Jupiter Beſchlaffen jemals hat/ der mir macht groß beſchwer/ Und wie ich gerne dich in himmel eingenommen/ Und du an einem theil die Gottheit haſt bekommen. Derhalben lerne doch dein eigen hertzeleid Erkennen/ daß dir ſteht obhanden dieſer zeit Und gib mir nicht die ſchuld hernach/ wenn dus verſehen/ Und dir nach deinem wuntſch und ſinnen nicht wil gehẽ. So weit die Goͤttinnen des lebens nachgeſehen/ Und das geluͤck es hat ſo laſſen hin geſchehn; Daß dem Latinervolck gelingen ihre thaten/ Hab ich die ſtadt beſchirmt und Turno eingerahten. Nun aber weil ich ſch den jungen held im ſtreit Mit einem/ der am gluͤck und gunſt der Goͤtter weit Ihm uͤberlegen iſt/ und immer naͤher koͤmmet Die zeit und friſt/ ſo ihm vom himmel iſt beſtimmet/ Und das ſo ſtrenge recht der Goͤtter ruͤckt herbey/ So muß ich fuͤr dem ſtreit und buͤndnuͤß tragen ſchew/ Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/632
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/632>, abgerufen am 17.05.2024.