Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Eilffte Buch. Es zog ein dicker staub sich auff: Die auf den maurenDes außgangs warteten/ kam zittern an und schauren/ Die weiber schlugen an die brüste jämmerlich/ Und machten ein geschrey/ das bis an himmel sich Erhube/ die fürerst einlieffen in die thoren/ Mit denen war es stracks geschehen und verlohren; Denn ihnen folgte schnell ein feindes hauffe nach/ Die in der pforte sie gar grausam niederstach; Da sie vermeineten ihr leben zu gewinnen/ Vermochten aber nicht dem tode zuentrinnen. Das gieng erbärmlich zu/ im vaterlande drinn Und zwischen häuseren das leben geben hin. Es machten etliche die thore zu und liessen Ihr eigen bürgervolck versperren und verschliessen/ Und kunten sie durch aus nicht nehmen in die stadt/ Wie sehr und aber sehr ein jeder für sich bat. Daher erhub sich dann ein sehr erbärmlich schlachten Beids derer/ die in thor vertheidigten die wachten/ Und die da lieffen ein gejaget von dem feind/ Und wurden umbgebracht von ihrem volck und freundt/ Die für den augen nun der eltern musten bleiben Verschlossen/ sahe man erbärmlich wesen treiben; Theils sprungen über halß und kopffe von der brück/ Weil sie so drängete der andern ungelück/ Theils lieffen blind und toll/ als wolten sie die thoren Und riegel mit dem kopff durch rennen oder bohren. Die weiber gleichesfalls/ die in der harten noth/ Umbringet allerseits mit unfall/ leid und tod Mit P p 3
Das Eilffte Buch. Es zog ein dicker ſtaub ſich auff: Die auf den maurenDes außgangs warteten/ kam zittern an und ſchauren/ Die weiber ſchlugen an die bruͤſte jaͤmmerlich/ Und machten ein geſchrey/ das bis an himmel ſich Erhube/ die fuͤrerſt einlieffen in die thoren/ Mit denen war es ſtracks geſchehen und verlohren; Denn ihnen folgte ſchnell ein feindes hauffe nach/ Die in der pforte ſie gar grauſam niederſtach; Da ſie vermeineten ihr leben zu gewinnen/ Vermochten aber nicht dem tode zuentrinnen. Das gieng erbaͤrmlich zu/ im vaterlande drinn Und zwiſchen haͤuſeren das leben geben hin. Es machten etliche die thore zu und lieſſen Ihr eigen buͤrgervolck verſperren und verſchlieſſen/ Und kunten ſie durch aus nicht nehmen in die ſtadt/ Wie ſehr und aber ſehr ein jeder fuͤr ſich bat. Daher erhub ſich dann ein ſehr erbaͤrmlich ſchlachten Beids derer/ die in thor vertheidigten die wachten/ Und die da lieffen ein gejaget von dem feind/ Und wurden umbgebracht von ihrem volck und freundt/ Die fuͤr den augen nun der eltern muſten bleiben Verſchloſſen/ ſahe man erbaͤrmlich weſen treiben; Theils ſprungen uͤber halß und kopffe von der bruͤck/ Weil ſie ſo draͤngete der andern ungeluͤck/ Theils lieffen blind und toll/ als wolten ſie die thoren Und riegel mit dem kopff durch rennen oder bohren. Die weiber gleichesfalls/ die in der harten noth/ Umbringet allerſeits mit unfall/ leid und tod Mit P p 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0619" n="597"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Eilffte Buch.</hi> </fw><lb/> <l><hi rendition="#fr">E</hi>s zog ein dicker ſtaub ſich auff: Die auf den mauren</l><lb/> <l>Des außgangs warteten/ kam zittern an und ſchauren/</l><lb/> <l>Die weiber ſchlugen an die bruͤſte jaͤmmerlich/</l><lb/> <l>Und machten ein geſchrey/ das bis an himmel ſich</l><lb/> <l>Erhube/ die fuͤrerſt einlieffen in die thoren/</l><lb/> <l>Mit denen war es ſtracks geſchehen und verlohren<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>enn ihnen folgte ſchnell ein feindes hauffe nach/</l><lb/> <l>Die in der pforte ſie gar grauſam niederſtach;</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>a ſie vermeineten ihr leben zu gewinnen/</l><lb/> <l>Vermochten aber nicht dem tode zuentrinnen.</l><lb/> <l>Das gieng erbaͤrmlich zu/ im vaterlande drinn</l><lb/> <l>Und zwiſchen haͤuſeren das leben geben hin.</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">E</hi>s machten etliche die thore zu und lieſſen</l><lb/> <l>Ihr eigen buͤrgervolck verſperren und verſchlieſſen/</l><lb/> <l>Und kunten ſie durch aus nicht nehmen in die ſtadt/</l><lb/> <l>Wie ſehr und aber ſehr ein jeder fuͤr ſich bat.</l><lb/> <l>Daher erhub ſich dann ein ſehr erbaͤrmlich ſchlachten</l><lb/> <l>Beids derer/ die in thor vertheidigten die wachten/</l><lb/> <l>Und die da lieffen ein gejaget von dem feind/</l><lb/> <l>Und wurden umbgebracht von ihrem volck und freundt/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie fuͤr den augen nun der eltern muſten bleiben</l><lb/> <l>Verſchloſſen/ ſahe man erbaͤrmlich weſen treiben;</l><lb/> <l>Theils ſprungen uͤber halß und kopffe von der bruͤck/</l><lb/> <l>Weil ſie ſo draͤngete der andern ungeluͤck/</l><lb/> <l>Theils lieffen blind und toll/ als wolten ſie die thoren</l><lb/> <l>Und riegel mit dem kopff durch rennen oder bohren.</l><lb/> <l>Die weiber gleichesfalls/ die in der harten noth/</l><lb/> <l>Umbringet allerſeits mit unfall/ leid und tod</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">P p 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">Mit</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [597/0619]
Das Eilffte Buch.
Es zog ein dicker ſtaub ſich auff: Die auf den mauren
Des außgangs warteten/ kam zittern an und ſchauren/
Die weiber ſchlugen an die bruͤſte jaͤmmerlich/
Und machten ein geſchrey/ das bis an himmel ſich
Erhube/ die fuͤrerſt einlieffen in die thoren/
Mit denen war es ſtracks geſchehen und verlohren;
Denn ihnen folgte ſchnell ein feindes hauffe nach/
Die in der pforte ſie gar grauſam niederſtach;
Da ſie vermeineten ihr leben zu gewinnen/
Vermochten aber nicht dem tode zuentrinnen.
Das gieng erbaͤrmlich zu/ im vaterlande drinn
Und zwiſchen haͤuſeren das leben geben hin.
Es machten etliche die thore zu und lieſſen
Ihr eigen buͤrgervolck verſperren und verſchlieſſen/
Und kunten ſie durch aus nicht nehmen in die ſtadt/
Wie ſehr und aber ſehr ein jeder fuͤr ſich bat.
Daher erhub ſich dann ein ſehr erbaͤrmlich ſchlachten
Beids derer/ die in thor vertheidigten die wachten/
Und die da lieffen ein gejaget von dem feind/
Und wurden umbgebracht von ihrem volck und freundt/
Die fuͤr den augen nun der eltern muſten bleiben
Verſchloſſen/ ſahe man erbaͤrmlich weſen treiben;
Theils ſprungen uͤber halß und kopffe von der bruͤck/
Weil ſie ſo draͤngete der andern ungeluͤck/
Theils lieffen blind und toll/ als wolten ſie die thoren
Und riegel mit dem kopff durch rennen oder bohren.
Die weiber gleichesfalls/ die in der harten noth/
Umbringet allerſeits mit unfall/ leid und tod
Mit
P p 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/619 |
Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/619>, abgerufen am 06.07.2024. |