Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Eilffte Buch. Ja es sol nimmermehr auf dieser weiten erden/Daß dein tod blieben sey ohn rach/ gesaget werden. Denn wer mit seiner hand hat deinen leib versehrt/ Sol werden wiederumb mit gleichem tod beschwert. Es war ein grosses grab von erd hoch auffgeführet Des königes Dercenn/ der weyland hat regieret/ Das Laurentiner reich/ an einem hohen berg/ Und war dasselbige hochauffgebawte werck Mit einer schattichten steineich umbher bedecket. An selbten ort stellt sich die Göttin/ und verstecket/ Sich als in hinderhalt/ und schwung sich ohn verzug/ Auf diesen hohen berg mit pfeilgeschwindem flug/ Und wurd Aruntis da mit scharffen augen innen. Als sie bemerckte nun sein eiteles beginnen/ Und wie er trotzig ritt auf seinem gaul herein/ Und ließ sich düncken groß in blancken waffenschein: Wo wilst du/ sagte sie/ so abwerts dich verschleichen? Ey komm doch besser her/ daß ich dich kan erreichen/ Der du must sterben itzt/ und kanst nicht fliehn davon: Camilla giebet dir den wolverdienten lohn. Sol dir auch werden noch die ehr und ruhm zu theile/ Daß du solt kommen umb von der Dianen pfeile? Mehr sagt sie hiemit nicht: Und langt in schneller eil Als eine Amazon heraus Dianens pfeil/ Und spannte zorniglich den krumgehörnten bogen/ Daß er wurd überweit die sehn herab gezogen/ Und giengen beyde köpff und enden unter sich Zusammen/ und zugleich rührt eben mäßiglich Mit P p 2
Das Eilffte Buch. Ja es ſol nimmermehr auf dieſer weiten erden/Daß dein tod blieben ſey ohn rach/ geſaget werden. Denn wer mit ſeiner hand hat deinen leib verſehrt/ Sol werden wiederumb mit gleichem tod beſchwert. Es war ein groſſes grab von erd hoch auffgefuͤhret Des koͤniges Dercenn/ der weyland hat regieret/ Das Laurentiner reich/ an einem hohen berg/ Und war daſſelbige hochauffgebawte werck Mit einer ſchattichten ſteineich umbher bedecket. An ſelbten ort ſtellt ſich die Goͤttin/ und verſtecket/ Sich als in hinderhalt/ und ſchwung ſich ohn verzug/ Auf dieſen hohen berg mit pfeilgeſchwindem flug/ Und wurd Aruntis da mit ſcharffen augen innen. Als ſie bemerckte nun ſein eiteles beginnen/ Und wie er trotzig ritt auf ſeinem gaul herein/ Und ließ ſich duͤncken groß in blancken waffenſchein: Wo wilſt du/ ſagte ſie/ ſo abwerts dich verſchleichen? Ey komm doch beſſer her/ daß ich dich kan erreichen/ Der du muſt ſterben itzt/ und kanſt nicht fliehn davon: Camilla giebet dir den wolverdienten lohn. Sol dir auch werden noch die ehr und ruhm zu theile/ Daß du ſolt kommen umb von der Dianen pfeile? Mehr ſagt ſie hiemit nicht: Und langt in ſchneller eil Als eine Amazon heraus Dianens pfeil/ Und ſpannte zorniglich den krumgehoͤrnten bogen/ Daß er wurd uͤberweit die ſehn herab gezogen/ Und giengen beyde koͤpff und enden unter ſich Zuſammen/ und zugleich ruͤhrt eben maͤßiglich Mit P p 2
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Das Eilffte Buch.
Ja es ſol nimmermehr auf dieſer weiten erden/
Daß dein tod blieben ſey ohn rach/ geſaget werden.
Denn wer mit ſeiner hand hat deinen leib verſehrt/
Sol werden wiederumb mit gleichem tod beſchwert.
Es war ein groſſes grab von erd hoch auffgefuͤhret
Des koͤniges Dercenn/ der weyland hat regieret/
Das Laurentiner reich/ an einem hohen berg/
Und war daſſelbige hochauffgebawte werck
Mit einer ſchattichten ſteineich umbher bedecket.
An ſelbten ort ſtellt ſich die Goͤttin/ und verſtecket/
Sich als in hinderhalt/ und ſchwung ſich ohn verzug/
Auf dieſen hohen berg mit pfeilgeſchwindem flug/
Und wurd Aruntis da mit ſcharffen augen innen.
Als ſie bemerckte nun ſein eiteles beginnen/
Und wie er trotzig ritt auf ſeinem gaul herein/
Und ließ ſich duͤncken groß in blancken waffenſchein:
Wo wilſt du/ ſagte ſie/ ſo abwerts dich verſchleichen?
Ey komm doch beſſer her/ daß ich dich kan erreichen/
Der du muſt ſterben itzt/ und kanſt nicht fliehn davon:
Camilla giebet dir den wolverdienten lohn.
Sol dir auch werden noch die ehr und ruhm zu theile/
Daß du ſolt kommen umb von der Dianen pfeile?
Mehr ſagt ſie hiemit nicht: Und langt in ſchneller eil
Als eine Amazon heraus Dianens pfeil/
Und ſpannte zorniglich den krumgehoͤrnten bogen/
Daß er wurd uͤberweit die ſehn herab gezogen/
Und giengen beyde koͤpff und enden unter ſich
Zuſammen/ und zugleich ruͤhrt eben maͤßiglich
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/617>, abgerufen am 06.07.2024. |