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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Eilffte Buch.
Es kam sie ohnmacht an/ fiel hin/ daß ihr die augen
Erkaltet von dem tod nicht wolten fast mehr taugen/
Und ihre purpurröth/ damit sie vorhin war
Begabt/ verlore sich an ihren wangen gar.
Als sie nun ihren geist anitzo wolt auffgeben/
Und kaumlich hatte noch das füsse licht und leben/
Da redte sie noch an die Accam/ welche schier
Von erster wiegen auffgewachsen war mit ihr/
Die ihr für andern treu/ die sie all ihrer sachen
Anliegen/ thun und rahts theilhafftig pflegt zu machen/
Und sagte dieses wort: O liebe schwester/ hör/
Bißher hab ich gekunt mit meiner faust und wehr
Die Troer halten auff. Mehr wird mir nicht gestattet/
Weil mich die bittre wund und sterbensnoht abmattet.
Es kömpt mir alles schwartz und finster für gesicht.
Lauff risch zum Turnus hin/ und thu ihm des bericht/
Daß er an meine statt sich stracks hieher erhebe/
Und in dem streit befehl und maaß dem volcke gebe/
Und halte von der stadt das heer der Troer ab/
Hiemit zu guter nacht und frölich dich gehab!
Als sie diß außgeredt/ da ließ sie mit beschwerde (erde/
Den zaum/ und sprang vom gaul mit willen nicht zur
Dann wurd ihr gantzer leib erkaltet allgemach/
Daß sie sich in den tod neigt mit dem hals hinnach
Und fast erstorbnem haupt. Da kunte sie nichts finden
Dem tod zu widerstehn/ und liesse so dahinden
Die waffen/ zeug und raub. Da fuhr die seel hinab
Mit ach und ungedult ins finstre hellengrab.
Da
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Das Eilffte Buch.
Es kam ſie ohnmacht an/ fiel hin/ daß ihr die augen
Erkaltet von dem tod nicht wolten faſt mehr taugen/
Und ihre purpurroͤth/ damit ſie vorhin war
Begabt/ verlore ſich an ihren wangen gar.
Als ſie nun ihren geiſt anitzo wolt auffgeben/
Und kaumlich hatte noch das fuͤſſe licht und leben/
Da redte ſie noch an die Accam/ welche ſchier
Von erſter wiegen auffgewachſen war mit ihr/
Die ihr fuͤr andern treu/ die ſie all ihrer ſachen
Anliegen/ thun und rahts theilhafftig pflegt zu machen/
Und ſagte dieſes wort: O liebe ſchweſter/ hoͤr/
Bißher hab ich gekunt mit meiner fauſt und wehr
Die Troer halten auff. Mehr wird mir nicht geſtattet/
Weil mich die bittre wund und ſterbensnoht abmattet.
Es koͤmpt mir alles ſchwartz und finſter fuͤr geſicht.
Lauff riſch zum Turnus hin/ und thu ihm des bericht/
Daß er an meine ſtatt ſich ſtracks hieher erhebe/
Und in dem ſtreit befehl und maaß dem volcke gebe/
Und halte von der ſtadt das heer der Troer ab/
Hiemit zu guter nacht und froͤlich dich gehab!
Als ſie diß außgeredt/ da ließ ſie mit beſchwerde (erde/
Den zaum/ und ſprang vom gaul mit willen nicht zur
Dann wurd ihr gantzer leib erkaltet allgemach/
Daß ſie ſich in den tod neigt mit dem hals hinnach
Und faſt erſtorbnem haupt. Da kunte ſie nichts finden
Dem tod zu widerſtehn/ und lieſſe ſo dahinden
Die waffen/ zeug und raub. Da fuhr die ſeel hinab
Mit ach und ungedult ins finſtre hellengrab.
Da
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[593/0615] Das Eilffte Buch. Es kam ſie ohnmacht an/ fiel hin/ daß ihr die augen Erkaltet von dem tod nicht wolten faſt mehr taugen/ Und ihre purpurroͤth/ damit ſie vorhin war Begabt/ verlore ſich an ihren wangen gar. Als ſie nun ihren geiſt anitzo wolt auffgeben/ Und kaumlich hatte noch das fuͤſſe licht und leben/ Da redte ſie noch an die Accam/ welche ſchier Von erſter wiegen auffgewachſen war mit ihr/ Die ihr fuͤr andern treu/ die ſie all ihrer ſachen Anliegen/ thun und rahts theilhafftig pflegt zu machen/ Und ſagte dieſes wort: O liebe ſchweſter/ hoͤr/ Bißher hab ich gekunt mit meiner fauſt und wehr Die Troer halten auff. Mehr wird mir nicht geſtattet/ Weil mich die bittre wund und ſterbensnoht abmattet. Es koͤmpt mir alles ſchwartz und finſter fuͤr geſicht. Lauff riſch zum Turnus hin/ und thu ihm des bericht/ Daß er an meine ſtatt ſich ſtracks hieher erhebe/ Und in dem ſtreit befehl und maaß dem volcke gebe/ Und halte von der ſtadt das heer der Troer ab/ Hiemit zu guter nacht und froͤlich dich gehab! Als ſie diß außgeredt/ da ließ ſie mit beſchwerde (erde/ Den zaum/ und ſprang vom gaul mit willen nicht zur Dann wurd ihr gantzer leib erkaltet allgemach/ Daß ſie ſich in den tod neigt mit dem hals hinnach Und faſt erſtorbnem haupt. Da kunte ſie nichts finden Dem tod zu widerſtehn/ und lieſſe ſo dahinden Die waffen/ zeug und raub. Da fuhr die ſeel hinab Mit ach und ungedult ins finſtre hellengrab. Da P p

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/615>, abgerufen am 17.05.2024.