Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Erste Buch.
Ersuchen deine huld und majestät nach ehren
In unterthänigkeit/ du wollest gnädigst wehren
Den volckern deines lands/ und halten sie vom strand/
Auff daß sie unsre schiff nicht stecken in den brand.
Sie wollen uns den paß auff allen seiten sperren
Und sonder allen fug uns arme leute zerren;
Verschone/ lieber doch das friedsame geschlecht/
Und laß erfahren uns dein weit berühmtes recht.
Schau uns mit gnaden an und trage mit uns armen/
Die ohne das betrübt ein thätiges erbarmen;
Wir sind nicht kommen an zu setzen dieses landt
In schaden und verderb mit rauben/ mordund brand;
Und wiederumb zu schiff bereichert weg zu fliehen:
Nein/ dieses wollst du dir nicht zugemüthe ziehen;
So grimmig sind wir nicht/ kein solcher ubermuht/
Als die wir sind besiegt/ entzündet unser blut.
Es ist ein ort/ der von den Griechen wird genennet
Das abend land/ das man noch heutigs tages kennet/
Und heist Italien/ ein gut und streitbar land/
Das von Saturnus noch und Janos ist bekand/
Das die Oenotrier bewohnet erstlich haben:
Dahin wir unsern lauff gerichtet/ uns zulaben
Und etwas außzuruhn: Da fähret plötzlich her
Ein sturm umb herbstzeit gleich/ der häuffet mehr und mehr
Die wellen/ die uns gar bis in die Syrten treiben/
Die man nicht mercken kan; Da musten wir verbleiben.
Im mittelst halten an die winde grimmiglich/
Das meer geschwillet sehr/ es tobt und hebet sich/
Und
Das Erſte Buch.
Erſuchen deine huld und majeſtaͤt nach ehren
In unterthaͤnigkeit/ du wolleſt gnaͤdigſt wehren
Den volckern deines lands/ und halten ſie vom ſtrand/
Auff daß ſie unſre ſchiff nicht ſtecken in den brand.
Sie wollen uns den paß auff allen ſeiten ſperren
Und ſonder allen fug uns arme leute zerren;
Verſchone/ lieber doch das friedſame geſchlecht/
Und laß erfahren uns dein weit beruͤhmtes recht.
Schau uns mit gnaden an und trage mit uns armen/
Die ohne das betruͤbt ein thaͤtiges erbarmen;
Wir ſind nicht kommen an zu ſetzen dieſes landt
In ſchaden und verderb mit rauben/ mordund brand;
Und wiederumb zu ſchiff bereichert weg zu fliehen:
Nein/ dieſes wollſt du dir nicht zugemuͤthe ziehen;
So grimmig ſind wir nicht/ kein ſolcher ubermuht/
Als die wir ſind beſiegt/ entzuͤndet unſer blut.
Es iſt ein ort/ der von den Griechen wird genennet
Das abend land/ das man noch heutigs tages kennet/
Und heiſt Italien/ ein gut und ſtreitbar land/
Das von Saturnus noch und Janos iſt bekand/
Das die Oenotrier bewohnet erſtlich haben:
Dahin wir unſern lauff gerichtet/ uns zulaben
Und etwas außzuruhn: Da faͤhret ploͤtzlich her
Ein ſtuꝛm umb heꝛbſtzeit gleich/ deꝛ haͤuffet mehꝛ uñ mehr
Die wellen/ die uns gar bis in die Syrten treiben/
Die man nicht mercken kan; Da muſten wir verbleiben.
Im mittelſt halten an die winde grimmiglich/
Das meer geſchwillet ſehr/ es tobt und hebet ſich/
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0060" n="38"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Er&#x017F;te Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Er&#x017F;uchen deine huld und maje&#x017F;ta&#x0364;t nach ehren</l><lb/>
          <l>In untertha&#x0364;nigkeit/ du wolle&#x017F;t gna&#x0364;dig&#x017F;t wehren</l><lb/>
          <l>Den volckern deines lands/ und halten &#x017F;ie vom &#x017F;trand/</l><lb/>
          <l>Auff daß &#x017F;ie un&#x017F;re &#x017F;chiff nicht &#x017F;tecken in den brand.</l><lb/>
          <l>Sie wollen uns den paß auff allen &#x017F;eiten &#x017F;perren</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;onder allen fug uns arme leute zerren;</l><lb/>
          <l>Ver&#x017F;chone/ lieber doch das fried&#x017F;ame ge&#x017F;chlecht/</l><lb/>
          <l>Und laß erfahren uns dein weit beru&#x0364;hmtes recht.</l><lb/>
          <l>Schau uns mit gnaden an und trage mit uns armen/</l><lb/>
          <l>Die ohne das betru&#x0364;bt ein tha&#x0364;tiges erbarmen<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Wir &#x017F;ind nicht kommen an zu &#x017F;etzen die&#x017F;es landt</l><lb/>
          <l>In &#x017F;chaden und verderb mit rauben/ mordund brand<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Und wiederumb zu &#x017F;chiff bereichert weg zu fliehen:</l><lb/>
          <l>Nein/ die&#x017F;es woll&#x017F;t du dir nicht zugemu&#x0364;the ziehen;</l><lb/>
          <l>So grimmig &#x017F;ind wir nicht/ kein &#x017F;olcher ubermuht/</l><lb/>
          <l>Als die wir &#x017F;ind be&#x017F;iegt/ entzu&#x0364;ndet un&#x017F;er blut.</l><lb/>
          <l>Es i&#x017F;t ein ort/ der von den Griechen wird genennet</l><lb/>
          <l>Das abend land/ das man noch heutigs tages kennet/</l><lb/>
          <l>Und hei&#x017F;t Italien/ ein gut und &#x017F;treitbar land/</l><lb/>
          <l>Das von Saturnus noch und Janos i&#x017F;t bekand/</l><lb/>
          <l>Das die Oenotrier bewohnet er&#x017F;tlich haben:</l><lb/>
          <l>Dahin wir un&#x017F;ern lauff gerichtet/ uns zulaben</l><lb/>
          <l>Und etwas außzuruhn: Da fa&#x0364;hret plo&#x0364;tzlich her</l><lb/>
          <l>Ein &#x017F;tu&#xA75B;m umb he&#xA75B;b&#x017F;tzeit gleich/ de&#xA75B; ha&#x0364;uffet meh&#xA75B; un&#x0303; mehr</l><lb/>
          <l>Die wellen/ die uns gar bis in die Syrten treiben/</l><lb/>
          <l>Die man nicht mercken kan<hi rendition="#i">;</hi> Da mu&#x017F;ten wir verbleiben.</l><lb/>
          <l>Im mittel&#x017F;t halten an die winde grimmiglich/</l><lb/>
          <l>Das meer ge&#x017F;chwillet &#x017F;ehr/ es tobt und hebet &#x017F;ich/</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0060] Das Erſte Buch. Erſuchen deine huld und majeſtaͤt nach ehren In unterthaͤnigkeit/ du wolleſt gnaͤdigſt wehren Den volckern deines lands/ und halten ſie vom ſtrand/ Auff daß ſie unſre ſchiff nicht ſtecken in den brand. Sie wollen uns den paß auff allen ſeiten ſperren Und ſonder allen fug uns arme leute zerren; Verſchone/ lieber doch das friedſame geſchlecht/ Und laß erfahren uns dein weit beruͤhmtes recht. Schau uns mit gnaden an und trage mit uns armen/ Die ohne das betruͤbt ein thaͤtiges erbarmen; Wir ſind nicht kommen an zu ſetzen dieſes landt In ſchaden und verderb mit rauben/ mordund brand; Und wiederumb zu ſchiff bereichert weg zu fliehen: Nein/ dieſes wollſt du dir nicht zugemuͤthe ziehen; So grimmig ſind wir nicht/ kein ſolcher ubermuht/ Als die wir ſind beſiegt/ entzuͤndet unſer blut. Es iſt ein ort/ der von den Griechen wird genennet Das abend land/ das man noch heutigs tages kennet/ Und heiſt Italien/ ein gut und ſtreitbar land/ Das von Saturnus noch und Janos iſt bekand/ Das die Oenotrier bewohnet erſtlich haben: Dahin wir unſern lauff gerichtet/ uns zulaben Und etwas außzuruhn: Da faͤhret ploͤtzlich her Ein ſtuꝛm umb heꝛbſtzeit gleich/ deꝛ haͤuffet mehꝛ uñ mehr Die wellen/ die uns gar bis in die Syrten treiben/ Die man nicht mercken kan; Da muſten wir verbleiben. Im mittelſt halten an die winde grimmiglich/ Das meer geſchwillet ſehr/ es tobt und hebet ſich/ Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/60
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/60>, abgerufen am 13.05.2024.