Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Eilffte Buch. Als Metabus aus haß/ dieweil er sich ergetzetAn harter wütigkeit/ des reiches wurd entsetzet/ Und aus der alten stadt Privernum itzo wich/ Nahm er zur selbten zeit sie als sein kind mit sich/ Immitten in dem krieg/ als er must endlich flichen/ Und in ein ander land mit ihr ins elend ziehen: Casmillam nennt er sie/ wie ihre mutter hieß/ Wurd aber draus hernach/ das er geschehen ließ/ Camilla: wurd also umb einigen buchstaben Verkürtzt der nahm; Er wolt das kind alleine haben/ Und tragen in dem schoß; lieff mit erhitztem schnauff Den weit entlegnen berg durch wüsten wald hinauff/ Die Volscer hinden her mit einem grossen hauffen/ Und schossen dick nach ihm: sieh! mitten in dem lauffen Kam er zum Amasen dem weitberühmten fluß/ Der damahls überlieff/ so grosser regenguß Fiel vom dem wolckenzelt: Er wäre geru geschwommen Hinüber mit dem kind in sicherheit zu kommen: Allein des kindes lieb hielt ihn/ und bracht ihm schew/ Die liebe bürd und last legt ihm viel sorgen bey. In dem er alles nun bey sich genaw erwegte/ Und in gedancken scharff die sachen überlegte/ Ergriff er diesen schluß: Er trug mit starcker faust So einen grossen spieß/ daß einem dafür graust; (ten War knörricht und sehr hart/ den er gebraucht in schlach- Als guter kriegesmann in zügen und in wachten. An selbten spieß bandt er dis kleine töchterlein/ Und windets wol in borck und baumes rinden ein. Als
Das Eilffte Buch. Als Metabus aus haß/ dieweil er ſich ergetzetAn harter wuͤtigkeit/ des reiches wurd entſetzet/ Und aus der alten ſtadt Privernum itzo wich/ Nahm er zur ſelbten zeit ſie als ſein kind mit ſich/ Immitten in dem krieg/ als er muſt endlich flichen/ Und in ein ander land mit ihr ins elend ziehen: Caſmillam nennt er ſie/ wie ihre mutter hieß/ Wurd aber draus hernach/ das er geſchehen ließ/ Camilla: wurd alſo umb einigen buchſtaben Verkuͤrtzt der nahm; Er wolt das kind alleine haben/ Und tragen in dem ſchoß; lieff mit erhitztem ſchnauff Den weit entlegnen berg durch wuͤſten wald hinauff/ Die Volſcer hinden her mit einem groſſen hauffen/ Und ſchoſſen dick nach ihm: ſieh! mitten in dem lauffen Kam er zum Amaſen dem weitberuͤhmten fluß/ Der damahls uͤberlieff/ ſo groſſer regenguß Fiel vom dem wolckenzelt: Er waͤre geru geſchwommen Hinuͤber mit dem kind in ſicherheit zu kommen: Allein des kindes lieb hielt ihn/ und bracht ihm ſchew/ Die liebe buͤrd und laſt legt ihm viel ſorgen bey. In dem er alles nun bey ſich genaw erwegte/ Und in gedancken ſcharff die ſachen uͤberlegte/ Ergriff er dieſen ſchluß: Er trug mit ſtarcker fauſt So einen groſſen ſpieß/ daß einem dafuͤr grauſt; (ten War knoͤrricht und ſehr hart/ den er gebraucht in ſchlach- Als guter kriegesmann in zuͤgen und in wachten. An ſelbten ſpieß bandt er dis kleine toͤchterlein/ Und windets wol in borck und baumes rinden ein. Als
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0595" n="573"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Eilffte Buch.</hi> </fw><lb/> <l>Als Metabus aus haß/ dieweil er ſich ergetzet</l><lb/> <l>An harter wuͤtigkeit/ des reiches wurd entſetzet/</l><lb/> <l>Und aus der alten ſtadt Privernum itzo wich/</l><lb/> <l>Nahm er zur ſelbten zeit ſie als ſein kind mit ſich/</l><lb/> <l>Immitten in dem krieg/ als er muſt endlich flichen/</l><lb/> <l>Und in ein ander land mit ihr ins elend ziehen:</l><lb/> <l>Caſmillam nennt er ſie/ wie ihre mutter hieß/</l><lb/> <l>Wurd aber draus hernach/ das er geſchehen ließ/</l><lb/> <l>Camilla: wurd alſo umb einigen buchſtaben</l><lb/> <l>Verkuͤrtzt der nahm; Er wolt das kind alleine haben/</l><lb/> <l>Und tragen in dem ſchoß; lieff mit erhitztem ſchnauff</l><lb/> <l>Den weit entlegnen berg durch wuͤſten wald hinauff/</l><lb/> <l>Die Volſcer hinden her mit einem groſſen hauffen/</l><lb/> <l>Und ſchoſſen dick nach ihm: ſieh<hi rendition="#i">!</hi> mitten in dem lauffen</l><lb/> <l>Kam er zum Amaſen dem weitberuͤhmten fluß/</l><lb/> <l>Der damahls uͤberlieff/ ſo groſſer regenguß</l><lb/> <l>Fiel vom dem wolckenzelt: <hi rendition="#fr">E</hi>r waͤre geru geſchwommen</l><lb/> <l>Hinuͤber mit dem kind in ſicherheit zu kommen:</l><lb/> <l>Allein des kindes lieb hielt ihn/ und bracht ihm ſchew/</l><lb/> <l>Die liebe buͤrd und laſt legt ihm viel ſorgen bey.</l><lb/> <l>In dem er alles nun bey ſich genaw erwegte/</l><lb/> <l>Und in gedancken ſcharff die ſachen uͤberlegte/</l><lb/> <l>Ergriff er dieſen ſchluß: Er trug mit ſtarcker fauſt</l><lb/> <l>So einen groſſen ſpieß/ daß einem dafuͤr grauſt; <hi rendition="#et">(ten</hi></l><lb/> <l>War knoͤrricht und ſehr hart/ den er gebraucht in ſchlach-</l><lb/> <l>Als guter kriegesmann in zuͤgen und in wachten.</l><lb/> <l>An ſelbten ſpieß bandt er dis kleine toͤchterlein/</l><lb/> <l>Und windets wol in borck und baumes rinden ein.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [573/0595]
Das Eilffte Buch.
Als Metabus aus haß/ dieweil er ſich ergetzet
An harter wuͤtigkeit/ des reiches wurd entſetzet/
Und aus der alten ſtadt Privernum itzo wich/
Nahm er zur ſelbten zeit ſie als ſein kind mit ſich/
Immitten in dem krieg/ als er muſt endlich flichen/
Und in ein ander land mit ihr ins elend ziehen:
Caſmillam nennt er ſie/ wie ihre mutter hieß/
Wurd aber draus hernach/ das er geſchehen ließ/
Camilla: wurd alſo umb einigen buchſtaben
Verkuͤrtzt der nahm; Er wolt das kind alleine haben/
Und tragen in dem ſchoß; lieff mit erhitztem ſchnauff
Den weit entlegnen berg durch wuͤſten wald hinauff/
Die Volſcer hinden her mit einem groſſen hauffen/
Und ſchoſſen dick nach ihm: ſieh! mitten in dem lauffen
Kam er zum Amaſen dem weitberuͤhmten fluß/
Der damahls uͤberlieff/ ſo groſſer regenguß
Fiel vom dem wolckenzelt: Er waͤre geru geſchwommen
Hinuͤber mit dem kind in ſicherheit zu kommen:
Allein des kindes lieb hielt ihn/ und bracht ihm ſchew/
Die liebe buͤrd und laſt legt ihm viel ſorgen bey.
In dem er alles nun bey ſich genaw erwegte/
Und in gedancken ſcharff die ſachen uͤberlegte/
Ergriff er dieſen ſchluß: Er trug mit ſtarcker fauſt
So einen groſſen ſpieß/ daß einem dafuͤr grauſt; (ten
War knoͤrricht und ſehr hart/ den er gebraucht in ſchlach-
Als guter kriegesmann in zuͤgen und in wachten.
An ſelbten ſpieß bandt er dis kleine toͤchterlein/
Und windets wol in borck und baumes rinden ein.
Als
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/595 |
Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/595>, abgerufen am 27.07.2024. |