Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Erste Buch.
Dahin versammlen sich die berg-einwohnerinnen
Und folgen häuffig nach/ daß man viel tausend innen
An selbtem orte wird: Da läßt Diana sich
Mit köcher und geschoß gebrauchen rüstiglich.
Den Nimfen wündert selbst ihr zierlich thun und lassen/
Und daß sie geben kan den sachen weis und massen/
Geht hohen ansehns her und über alle ragt/
Daß ihrer mutter auch Latonen dis behagt.
So trug sich Dido auch mit zierlichem beginnen/
Durch ihre leute hin/ und kunte sie gewinnen/
Sprach ihnen frölich zu/ hielt sie zur arbeit an/
Daß dermaleins im reich wär alles wol gethan:
Damit sie aber auch ein scheinbares exempel
Gericht zuhalten wieß/ erhebt sie sich im Tempel/
Und setzt sich auff dem thron bey Juno heilgem bild/
Es stehet ümb ihr her ihr volck mit spieß und schild.
Sie höret klagen an/ spricht recht/ vergleicht die parten/
Schreibt ihnen satzung für/ gebeut/ sie sollen warten
Ein jeder seines ampts/ theilt arbeit und beschwer
Nach recht und billigkeit; Was aber sonst noch mehr
Durch urtheil und verstand sich lässet nicht verrichten
Das nimmt sie für durchs loß/ wie bräuchlich ist/ zuschlichten.
Als nun dis gehet für/ sieht man da kommen her
Antheus/ Sergest/ Cloanth und andre Troer mehr/
Die auff der blauen fluht von ungewitter waren
Verschlagen/ daß sie hin-wo anders musten fahren.
Es ward ein groß gelauff/ Eneas und Achat
Erstaunten/ ungewiß/ wie sie auff schneller that
Sich
Das Erſte Buch.
Dahin verſammlen ſich die berg-einwohnerinnen
Und folgen haͤuffig nach/ daß man viel tauſend innen
An ſelbtem orte wird: Da laͤßt Diana ſich
Mit koͤcher und geſchoß gebrauchen ruͤſtiglich.
Den Nimfen wuͤndert ſelbſt ihr zierlich thun und laſſen/
Und daß ſie geben kan den ſachen weiſ und maſſen/
Geht hohen anſehns her und uͤber alle ragt/
Daß ihrer mutter auch Latonen dis behagt.
So trug ſich Dido auch mit zierlichem beginnen/
Durch ihre leute hin/ und kunte ſie gewinnen/
Sprach ihnen froͤlich zu/ hielt ſie zur arbeit an/
Daß dermaleins im reich waͤr alles wol gethan:
Damit ſie aber auch ein ſcheinbares exempel
Gericht zuhalten wieß/ erhebt ſie ſich im Tempel/
Und ſetzt ſich auff dem thron bey Juno heilgem bild/
Es ſtehet uͤmb ihr her ihr volck mit ſpieß und ſchild.
Sie hoͤret klagen an/ ſpricht recht/ vergleicht die parten/
Schreibt ihnen ſatzung fuͤr/ gebeut/ ſie ſollen warten
Ein jeder ſeines ampts/ theilt arbeit und beſchwer
Nach recht und billigkeit; Was aber ſonſt noch mehr
Durch urtheil und verſtand ſich laͤſſet nicht verrichten
Das nim̃t ſie fuͤꝛ duꝛchs loß/ wie bꝛaͤuchlich iſt/ zuſchlichtẽ.
Als nun dis gehet fuͤr/ ſieht man da kommen her
Antheus/ Sergeſt/ Cloanth und andre Troer mehr/
Die auff der blauen fluht von ungewitter waren
Verſchlagen/ daß ſie hin-wo anders muſten fahren.
Es ward ein groß gelauff/ Eneas und Achat
Erſtaunten/ ungewiß/ wie ſie auff ſchneller that
Sich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0058" n="36"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Er&#x017F;te Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Dahin ver&#x017F;ammlen &#x017F;ich die berg-einwohnerinnen</l><lb/>
          <l>Und folgen ha&#x0364;uffig nach/ daß man viel tau&#x017F;end innen</l><lb/>
          <l>An &#x017F;elbtem orte wird: Da la&#x0364;ßt Diana &#x017F;ich</l><lb/>
          <l>Mit ko&#x0364;cher und ge&#x017F;choß gebrauchen ru&#x0364;&#x017F;tiglich.</l><lb/>
          <l>Den Nimfen wu&#x0364;ndert &#x017F;elb&#x017F;t ihr zierlich thun und la&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Und daß &#x017F;ie geben kan den &#x017F;achen wei&#x017F; und ma&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Geht hohen an&#x017F;ehns her und u&#x0364;ber alle ragt/</l><lb/>
          <l>Daß ihrer mutter auch Latonen dis behagt.</l><lb/>
          <l>So trug &#x017F;ich Dido auch mit zierlichem beginnen/</l><lb/>
          <l>Durch ihre leute hin/ und kunte &#x017F;ie gewinnen/</l><lb/>
          <l>Sprach ihnen fro&#x0364;lich zu/ hielt &#x017F;ie zur arbeit an/</l><lb/>
          <l>Daß dermaleins im reich wa&#x0364;r alles wol gethan:</l><lb/>
          <l>Damit &#x017F;ie aber auch ein &#x017F;cheinbares exempel</l><lb/>
          <l>Gericht zuhalten wieß/ erhebt &#x017F;ie &#x017F;ich im Tempel/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;etzt &#x017F;ich auff dem thron bey Juno heilgem bild/</l><lb/>
          <l>Es &#x017F;tehet u&#x0364;mb ihr her ihr volck mit &#x017F;pieß und &#x017F;child.</l><lb/>
          <l>Sie ho&#x0364;ret klagen an/ &#x017F;pricht recht/ vergleicht die parten/</l><lb/>
          <l>Schreibt ihnen &#x017F;atzung fu&#x0364;r/ gebeut/ &#x017F;ie &#x017F;ollen warten</l><lb/>
          <l>Ein jeder &#x017F;eines ampts/ theilt arbeit und be&#x017F;chwer</l><lb/>
          <l>Nach recht und billigkeit; Was aber &#x017F;on&#x017F;t noch mehr</l><lb/>
          <l>Durch urtheil und ver&#x017F;tand &#x017F;ich la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et nicht verrichten</l><lb/>
          <l>Das nim&#x0303;t &#x017F;ie fu&#x0364;&#xA75B; du&#xA75B;chs loß/ wie b&#xA75B;a&#x0364;uchlich i&#x017F;t/ zu&#x017F;chlichte&#x0303;.</l><lb/>
          <l>Als nun dis gehet fu&#x0364;r/ &#x017F;ieht man da kommen her</l><lb/>
          <l>Antheus/ Serge&#x017F;t/ Cloanth und andre Troer mehr/</l><lb/>
          <l>Die auff der blauen fluht von ungewitter waren</l><lb/>
          <l>Ver&#x017F;chlagen/ daß &#x017F;ie hin-wo anders mu&#x017F;ten fahren.</l><lb/>
          <l>Es ward ein groß gelauff/ Eneas und Achat</l><lb/>
          <l>Er&#x017F;taunten/ ungewiß/ wie &#x017F;ie auff &#x017F;chneller that</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Sich</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0058] Das Erſte Buch. Dahin verſammlen ſich die berg-einwohnerinnen Und folgen haͤuffig nach/ daß man viel tauſend innen An ſelbtem orte wird: Da laͤßt Diana ſich Mit koͤcher und geſchoß gebrauchen ruͤſtiglich. Den Nimfen wuͤndert ſelbſt ihr zierlich thun und laſſen/ Und daß ſie geben kan den ſachen weiſ und maſſen/ Geht hohen anſehns her und uͤber alle ragt/ Daß ihrer mutter auch Latonen dis behagt. So trug ſich Dido auch mit zierlichem beginnen/ Durch ihre leute hin/ und kunte ſie gewinnen/ Sprach ihnen froͤlich zu/ hielt ſie zur arbeit an/ Daß dermaleins im reich waͤr alles wol gethan: Damit ſie aber auch ein ſcheinbares exempel Gericht zuhalten wieß/ erhebt ſie ſich im Tempel/ Und ſetzt ſich auff dem thron bey Juno heilgem bild/ Es ſtehet uͤmb ihr her ihr volck mit ſpieß und ſchild. Sie hoͤret klagen an/ ſpricht recht/ vergleicht die parten/ Schreibt ihnen ſatzung fuͤr/ gebeut/ ſie ſollen warten Ein jeder ſeines ampts/ theilt arbeit und beſchwer Nach recht und billigkeit; Was aber ſonſt noch mehr Durch urtheil und verſtand ſich laͤſſet nicht verrichten Das nim̃t ſie fuͤꝛ duꝛchs loß/ wie bꝛaͤuchlich iſt/ zuſchlichtẽ. Als nun dis gehet fuͤr/ ſieht man da kommen her Antheus/ Sergeſt/ Cloanth und andre Troer mehr/ Die auff der blauen fluht von ungewitter waren Verſchlagen/ daß ſie hin-wo anders muſten fahren. Es ward ein groß gelauff/ Eneas und Achat Erſtaunten/ ungewiß/ wie ſie auff ſchneller that Sich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/58
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/58>, abgerufen am 23.11.2024.