Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Eilffte Buch. (O grimme straff und plag der meinigen!) sie schreyenAn klippen jämmerlich: Das hab ich müssen schewen Und fürchten von der zeit/ da ich war so verkehrt In meinem tollen muht/ daß ich mit meinem schwerdt Auch nach den Göttern hieb/ und eine grosse wunde Schlug Venus in die hand: Von selbter zeit und stunde Hab ich kein glück gehabt. Ach nein! ach reitzt mich nicht Zu einem solchen krieg/ der wider recht und pflicht; Ich wil nicht haben mehr mit diesen völckern vhede/ Weil einmal Troja ist zerstört und worden öde/ Ja gantz verwüstet ligt/ noch an den alten groll Gedencken/ weil ich mich nicht frewen kan noch sol Der Troer ungelücks: Ihr möget diese gaben Die ihr habt mitgebracht/ Eueen lassen haben/ Dem wendet sie nur zu: Ich hab beids in der weit Und in der nähe mich mit ihm in kampff und streit Gelassen und versucht. Ich weiß ihr mögt mir trawen/ Wie mächtig er sich läßt in schild und waffen schaweu/ Und wie er auff den feind mit tapfferm muhte dringt/ Und wie er seinen spieß mit gantzen kräfften schwingt: Wenn andre zweene noch dergleichen tapffre krieger Der Troer land gehabt: so hätten sie als sieger/ Das gantze Griechenland wol mögen nehmen ein/ Und würde so ihr glück verkehret worden seyn In leid und klagbeschwer. Daß aber wir so lange Für Troja lagen/ da wol manchem ward sehr bange; So wisset/ daß den krieg und sieg das helden-paar/ * Das Troja hat geschützt/ bis in das zehnde jahr. Mit * Hector und Eneas.
Das Eilffte Buch. (O grimme ſtraff und plag der meinigen!) ſie ſchreyenAn klippen jaͤmmerlich: Das hab ich muͤſſen ſchewen Und fuͤrchten von der zeit/ da ich war ſo verkehrt In meinem tollen muht/ daß ich mit meinem ſchwerdt Auch nach den Goͤttern hieb/ und eine groſſe wunde Schlug Venus in die hand: Von ſelbter zeit und ſtunde Hab ich kein gluͤck gehabt. Ach nein! ach reitzt mich nicht Zu einem ſolchen krieg/ der wider recht und pflicht; Ich wil nicht haben mehr mit dieſen voͤlckern vhede/ Weil einmal Troja iſt zerſtoͤrt und worden oͤde/ Ja gantz verwuͤſtet ligt/ noch an den alten groll Gedencken/ weil ich mich nicht frewen kan noch ſol Der Troer ungeluͤcks: Ihr moͤget dieſe gaben Die ihr habt mitgebracht/ Eueen laſſen haben/ Dem wendet ſie nur zu: Ich hab beids in der weit Und in der naͤhe mich mit ihm in kampff und ſtreit Gelaſſen und verſucht. Ich weiß ihr moͤgt mir trawen/ Wie maͤchtig er ſich laͤßt in ſchild und waffen ſchaweu/ Und wie er auff den feind mit tapfferm muhte dringt/ Und wie er ſeinen ſpieß mit gantzen kraͤfften ſchwingt: Wenn andre zweene noch dergleichen tapffre krieger Der Troer land gehabt: ſo haͤtten ſie als ſieger/ Das gantze Griechenland wol moͤgen nehmen ein/ Und wuͤrde ſo ihr gluͤck verkehret worden ſeyn In leid und klagbeſchwer. Daß aber wir ſo lange Fuͤr Troja lagen/ da wol manchem ward ſehr bange; So wiſſet/ daß den krieg und ſieg das helden-paar/ * Das Troja hat geſchuͤtzt/ bis in das zehnde jahr. Mit * Hector und Eneas.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0576" n="554"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Eilffte Buch.</hi> </fw><lb/> <l>(O grimme ſtraff und plag der meinigen!) ſie ſchreyen</l><lb/> <l>An klippen jaͤmmerlich: Das hab ich muͤſſen ſchewen</l><lb/> <l>Und fuͤrchten von der zeit/ da ich war ſo verkehrt</l><lb/> <l>In meinem tollen muht/ daß ich mit meinem ſchwerdt</l><lb/> <l>Auch nach den Goͤttern hieb/ und eine groſſe wunde</l><lb/> <l>Schlug Venus in die hand: Von ſelbter zeit und ſtunde</l><lb/> <l>Hab ich kein gluͤck gehabt. Ach nein<hi rendition="#i">!</hi> ach reitzt mich nicht</l><lb/> <l>Zu einem ſolchen krieg/ der wider recht und pflicht<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/> <l>Ich wil nicht haben mehr mit dieſen voͤlckern vhede/</l><lb/> <l>Weil einmal Troja iſt zerſtoͤrt und worden oͤde/</l><lb/> <l>Ja gantz verwuͤſtet ligt/ noch an den alten groll</l><lb/> <l>Gedencken/ weil ich mich nicht frewen kan noch ſol</l><lb/> <l>Der Troer ungeluͤcks: Ihr moͤget dieſe gaben</l><lb/> <l>Die ihr habt mitgebracht/ <hi rendition="#fr">E</hi>ueen laſſen haben/</l><lb/> <l>Dem wendet ſie nur zu: Ich hab beids in der weit</l><lb/> <l>Und in der naͤhe mich mit ihm in kampff und ſtreit</l><lb/> <l>Gelaſſen und verſucht. Ich weiß ihr moͤgt mir trawen/</l><lb/> <l>Wie maͤchtig er ſich laͤßt in ſchild und waffen ſchaweu/</l><lb/> <l>Und wie er auff den feind mit tapfferm muhte dringt/</l><lb/> <l>Und wie er ſeinen ſpieß mit gantzen kraͤfften ſchwingt:</l><lb/> <l>Wenn andre zweene noch dergleichen tapffre krieger</l><lb/> <l>Der Troer land gehabt: ſo haͤtten ſie als ſieger/</l><lb/> <l>Das gantze Griechenland wol moͤgen nehmen ein/</l><lb/> <l>Und wuͤrde ſo ihr gluͤck verkehret worden ſeyn</l><lb/> <l>In leid und klagbeſchwer. <hi rendition="#fr">D</hi>aß aber wir ſo lange</l><lb/> <l>Fuͤr Troja lagen/ da wol manchem ward ſehr bange<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/> <l>So wiſſet/ daß den krieg und ſieg das helden-paar/</l><lb/> <l><note place="foot" n="*">Hector und Eneas.</note> Das Troja hat geſchuͤtzt/ bis in das zehnde jahr.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Mit</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [554/0576]
Das Eilffte Buch.
(O grimme ſtraff und plag der meinigen!) ſie ſchreyen
An klippen jaͤmmerlich: Das hab ich muͤſſen ſchewen
Und fuͤrchten von der zeit/ da ich war ſo verkehrt
In meinem tollen muht/ daß ich mit meinem ſchwerdt
Auch nach den Goͤttern hieb/ und eine groſſe wunde
Schlug Venus in die hand: Von ſelbter zeit und ſtunde
Hab ich kein gluͤck gehabt. Ach nein! ach reitzt mich nicht
Zu einem ſolchen krieg/ der wider recht und pflicht;
Ich wil nicht haben mehr mit dieſen voͤlckern vhede/
Weil einmal Troja iſt zerſtoͤrt und worden oͤde/
Ja gantz verwuͤſtet ligt/ noch an den alten groll
Gedencken/ weil ich mich nicht frewen kan noch ſol
Der Troer ungeluͤcks: Ihr moͤget dieſe gaben
Die ihr habt mitgebracht/ Eueen laſſen haben/
Dem wendet ſie nur zu: Ich hab beids in der weit
Und in der naͤhe mich mit ihm in kampff und ſtreit
Gelaſſen und verſucht. Ich weiß ihr moͤgt mir trawen/
Wie maͤchtig er ſich laͤßt in ſchild und waffen ſchaweu/
Und wie er auff den feind mit tapfferm muhte dringt/
Und wie er ſeinen ſpieß mit gantzen kraͤfften ſchwingt:
Wenn andre zweene noch dergleichen tapffre krieger
Der Troer land gehabt: ſo haͤtten ſie als ſieger/
Das gantze Griechenland wol moͤgen nehmen ein/
Und wuͤrde ſo ihr gluͤck verkehret worden ſeyn
In leid und klagbeſchwer. Daß aber wir ſo lange
Fuͤr Troja lagen/ da wol manchem ward ſehr bange;
So wiſſet/ daß den krieg und ſieg das helden-paar/
* Das Troja hat geſchuͤtzt/ bis in das zehnde jahr.
Mit
* Hector und Eneas.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/576 |
Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/576>, abgerufen am 27.07.2024. |