Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Zehende Buch.
Da sagt Mezentz im zorn und bittersüssen lachen:
Gott mag das/ wie er wil/ mit mir inkünfftig machen/
Du aber stirb nur fort; In dem er dieses sprach/
Zoch er den spieß aus ihm/ da lieff viel blut hernach.
Ihm aber schlosse zu der tod die augenlieder
Mit eisenfestem schlaff/ von dem er nimmer wieder
Wird wachen auff. Nachdem kam Cedicus heran/
Der schlug Alcathoum den tapffern rittersmann.
Es war itzt beyderseits fast gleiche niederlage/
Verlust/ beschwer und tod und stund in gleicher wage
Das glück in diesem streit: sie schlugen gleich am macht/
Und wurden gleich an zahl von andern umbgebracht.
Der sieger blieb so wol als der besiegte ligen;
Wer itzund unten lag/ kunt balde wieder siegen;
Sie stunden also fest aus toller eyferssucht/
Daß keiner beydestheils lust hatte zu der flucht.
Die götter jammerte in Jovis sternenhause/
Daß beyder theil mit so erherbtem zorngebrause/
Ohn vortheil und gewinn einander schlugen tod/
Und daß die menschen so sich brächten selbst in noht/
Müh/ elend und beschwer. Auff der Trojaner seiten
Sah Venus sorgsam sie mit ihren feinden streiten;
Die Juno aber sah auff der Latiner heer;
Die hellsche wüterin tobt immer mehr und mehr
Immitten diesem volck und streitenden heerschaaren/
Die beyderseits an zahl viel tausend tausend waren;
Allein Mezentius ging auff dem kampffplan her/
Und war in seinem sinn übergrimmet übersehr.
Schwung
Das Zehende Buch.
Da ſagt Mezentz im zorn und bitterſuͤſſen lachen:
Gott mag das/ wie er wil/ mit mir inkuͤnfftig machen/
Du aber ſtirb nur fort; In dem er dieſes ſprach/
Zoch er den ſpieß aus ihm/ da lieff viel blut hernach.
Ihm aber ſchloſſe zu der tod die augenlieder
Mit eiſenfeſtem ſchlaff/ von dem er nimmer wieder
Wird wachen auff. Nachdem kam Cedicus heran/
Der ſchlug Alcathoum den tapffern rittersmann.
Es war itzt beyderſeits faſt gleiche niederlage/
Verluſt/ beſchwer und tod und ſtund in gleicher wage
Das gluͤck in dieſem ſtreit: ſie ſchlugen gleich am macht/
Und wurden gleich an zahl von andern umbgebracht.
Der ſieger blieb ſo wol als der beſiegte ligen;
Wer itzund unten lag/ kunt balde wieder ſiegen;
Sie ſtunden alſo feſt aus toller eyfersſucht/
Daß keiner beydestheils luſt hatte zu der flucht.
Die goͤtter jammerte in Jovis ſternenhauſe/
Daß beyder theil mit ſo erherbtem zorngebrauſe/
Ohn vortheil und gewinn einander ſchlugen tod/
Und daß die menſchen ſo ſich braͤchten ſelbſt in noht/
Muͤh/ elend und beſchwer. Auff der Trojaner ſeiten
Sah Venus ſorgſam ſie mit ihren feinden ſtreiten;
Die Juno aber ſah auff der Latiner heer;
Die hellſche wuͤterin tobt immer mehr und mehr
Immitten dieſem volck und ſtreitenden heerſchaaren/
Die beyderſeits an zahl viel tauſend tauſend waren;
Allein Mezentius ging auff dem kampffplan her/
Und war in ſeinem ſinn uͤbergrimmet uͤberſehr.
Schwung
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0545" n="523"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Zehende Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>a &#x017F;agt Mezentz im zorn und bitter&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en lachen:</l><lb/>
          <l>Gott mag das/ wie er wil/ mit mir inku&#x0364;nfftig machen/</l><lb/>
          <l>Du aber &#x017F;tirb nur fort; In dem er die&#x017F;es &#x017F;prach/</l><lb/>
          <l>Zoch er den &#x017F;pieß aus ihm/ da lieff viel blut hernach.</l><lb/>
          <l>Ihm aber &#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;e zu der tod die augenlieder</l><lb/>
          <l>Mit ei&#x017F;enfe&#x017F;tem &#x017F;chlaff/ von dem er nimmer wieder</l><lb/>
          <l>Wird wachen auff. Nachdem kam Cedicus heran/</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;chlug Alcathoum den tapffern rittersmann.</l><lb/>
          <l>Es war itzt beyder&#x017F;eits fa&#x017F;t gleiche niederlage/</l><lb/>
          <l>Verlu&#x017F;t/ be&#x017F;chwer und tod und &#x017F;tund in gleicher wage</l><lb/>
          <l>Das glu&#x0364;ck in die&#x017F;em &#x017F;treit: &#x017F;ie &#x017F;chlugen gleich am macht/</l><lb/>
          <l>Und wurden gleich an zahl von andern umbgebracht.</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>er &#x017F;ieger blieb &#x017F;o wol als der be&#x017F;iegte ligen;</l><lb/>
          <l>Wer itzund unten lag/ kunt balde wieder &#x017F;iegen<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Sie &#x017F;tunden al&#x017F;o fe&#x017F;t aus toller eyfers&#x017F;ucht/</l><lb/>
          <l>Daß keiner beydestheils lu&#x017F;t hatte zu der flucht.</l><lb/>
          <l>Die go&#x0364;tter jammerte in Jovis &#x017F;ternenhau&#x017F;e/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>aß beyder theil mit &#x017F;o erherbtem zorngebrau&#x017F;e/</l><lb/>
          <l>Ohn vortheil und gewinn einander &#x017F;chlugen tod/</l><lb/>
          <l>Und daß die men&#x017F;chen &#x017F;o &#x017F;ich bra&#x0364;chten &#x017F;elb&#x017F;t in noht/</l><lb/>
          <l>Mu&#x0364;h/ elend und be&#x017F;chwer. Auff der Trojaner &#x017F;eiten</l><lb/>
          <l>Sah Venus &#x017F;org&#x017F;am &#x017F;ie mit ihren feinden &#x017F;treiten<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie Juno aber &#x017F;ah auff der Latiner heer;</l><lb/>
          <l>Die hell&#x017F;che wu&#x0364;terin tobt immer mehr und mehr</l><lb/>
          <l>Immitten die&#x017F;em volck und &#x017F;treitenden heer&#x017F;chaaren/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie beyder&#x017F;eits an zahl viel tau&#x017F;end tau&#x017F;end waren<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Allein Mezentius ging auff dem kampffplan her/</l><lb/>
          <l>Und war in &#x017F;einem &#x017F;inn u&#x0364;bergrimmet u&#x0364;ber&#x017F;ehr.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Schwung</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[523/0545] Das Zehende Buch. Da ſagt Mezentz im zorn und bitterſuͤſſen lachen: Gott mag das/ wie er wil/ mit mir inkuͤnfftig machen/ Du aber ſtirb nur fort; In dem er dieſes ſprach/ Zoch er den ſpieß aus ihm/ da lieff viel blut hernach. Ihm aber ſchloſſe zu der tod die augenlieder Mit eiſenfeſtem ſchlaff/ von dem er nimmer wieder Wird wachen auff. Nachdem kam Cedicus heran/ Der ſchlug Alcathoum den tapffern rittersmann. Es war itzt beyderſeits faſt gleiche niederlage/ Verluſt/ beſchwer und tod und ſtund in gleicher wage Das gluͤck in dieſem ſtreit: ſie ſchlugen gleich am macht/ Und wurden gleich an zahl von andern umbgebracht. Der ſieger blieb ſo wol als der beſiegte ligen; Wer itzund unten lag/ kunt balde wieder ſiegen; Sie ſtunden alſo feſt aus toller eyfersſucht/ Daß keiner beydestheils luſt hatte zu der flucht. Die goͤtter jammerte in Jovis ſternenhauſe/ Daß beyder theil mit ſo erherbtem zorngebrauſe/ Ohn vortheil und gewinn einander ſchlugen tod/ Und daß die menſchen ſo ſich braͤchten ſelbſt in noht/ Muͤh/ elend und beſchwer. Auff der Trojaner ſeiten Sah Venus ſorgſam ſie mit ihren feinden ſtreiten; Die Juno aber ſah auff der Latiner heer; Die hellſche wuͤterin tobt immer mehr und mehr Immitten dieſem volck und ſtreitenden heerſchaaren/ Die beyderſeits an zahl viel tauſend tauſend waren; Allein Mezentius ging auff dem kampffplan her/ Und war in ſeinem ſinn uͤbergrimmet uͤberſehr. Schwung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/545
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/545>, abgerufen am 18.05.2024.