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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Zehende Buch.
Hiemit trat er auff ihn/ und riß den gurt ihm abe/
Der herrlich/ schön und groß/ den ihm sein vater gabe;
Auff dem die schändliche history war gemacht/
Wie eine grosse meng gesellen in der nacht
Von ihren weiberen/ im bette/ da sie lagen
Und schlieffen/ wurden abgewürget und erschlagen.
Dieselbige geschicht war schön gebildet für
Von dem Eurytion mit voller goldes zier.
Der Turnus freute sich/ daß er den sieg bekommen/
Und diese schöne beut dem Pallas abgenommen.
Des menschen hertz weiß nicht/ wies ihm noch möchte gehn/
Und was von göttlichem geschick ihm ist vorsehn/
Kan sich nicht mäßigen/ ist trotzig und vermessen/
Und kan in frend und glück bald seiner selbst vergessen.
Es wird noch mit der zeit dem Turno gehen so/
Daß er der beute wird nicht seyn mehr übrig froh/
Er wlrd noch wüntschen drumb ein grosses geld zu geben/
Daß er dem Pallas nicht genommen hätt das leben
Und gurt: Ja es wird ihm der tag abscheulich seyn/
Da er mit Pallas ist den kampff gegangen ein.
Da kamen nun herbey die Arcader mit klagen/
Mit weinen und geseufftz den leichnam weg zutragen:
Sie namen seinen schild und legten ihn darauff
Und trugen ihn so weg: Es folgt ein grosser hauff
Mit leid und trauren nach. mit was für leid und schmertzen/
O jüngling/ wird dein tod dem vater gehn zu hertzen?
Doch wird ihm dieser fall auch bringen ehrund ruhm/
Weil du von Turno bist in kampff gekommen umb.
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Das Zehende Buch.
Hiemit trat er auff ihn/ und riß den gurt ihm abe/
Der herrlich/ ſchoͤn und groß/ den ihm ſein vater gabe;
Auff dem die ſchaͤndliche hiſtory war gemacht/
Wie eine groſſe meng geſellen in der nacht
Von ihren weiberen/ im bette/ da ſie lagen
Und ſchlieffen/ wurden abgewuͤrget und erſchlagen.
Dieſelbige geſchicht war ſchoͤn gebildet fuͤr
Von dem Eurytion mit voller goldes zier.
Der Turnus freute ſich/ daß er den ſieg bekommen/
Und dieſe ſchoͤne beut dem Pallas abgenommen.
Des menſchẽ hertz weiß nicht/ wies ihm noch moͤchte gehn/
Und was von goͤttlichem geſchick ihm iſt vorſehn/
Kan ſich nicht maͤßigen/ iſt trotzig und vermeſſen/
Und kan in frend und gluͤck bald ſeiner ſelbſt vergeſſen.
Es wird noch mit der zeit dem Turno gehen ſo/
Daß er der beute wird nicht ſeyn mehr uͤbrig froh/
Er wlrd noch wuͤntſchen drumb ein groſſes geld zu geben/
Daß er dem Pallas nicht genommen haͤtt das leben
Und gurt: Ja es wird ihm der tag abſcheulich ſeyn/
Da er mit Pallas iſt den kampff gegangen ein.
Da kamen nun herbey die Arcader mit klagen/
Mit weinen und geſeufftz den leichnam weg zutragen:
Sie namen ſeinen ſchild und legten ihn darauff
Und trugen ihn ſo weg: Es folgt ein groſſer hauff
Mit leid und traurẽ nach. mit was fuͤr leid und ſchmertzẽ/
O juͤngling/ wird dein tod dem vater gehn zu hertzen?
Doch wird ihm dieſer fall auch bringen ehrund ruhm/
Weil du von Turno biſt in kampff gekommen umb.
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[505/0527] Das Zehende Buch. Hiemit trat er auff ihn/ und riß den gurt ihm abe/ Der herrlich/ ſchoͤn und groß/ den ihm ſein vater gabe; Auff dem die ſchaͤndliche hiſtory war gemacht/ Wie eine groſſe meng geſellen in der nacht Von ihren weiberen/ im bette/ da ſie lagen Und ſchlieffen/ wurden abgewuͤrget und erſchlagen. Dieſelbige geſchicht war ſchoͤn gebildet fuͤr Von dem Eurytion mit voller goldes zier. Der Turnus freute ſich/ daß er den ſieg bekommen/ Und dieſe ſchoͤne beut dem Pallas abgenommen. Des menſchẽ hertz weiß nicht/ wies ihm noch moͤchte gehn/ Und was von goͤttlichem geſchick ihm iſt vorſehn/ Kan ſich nicht maͤßigen/ iſt trotzig und vermeſſen/ Und kan in frend und gluͤck bald ſeiner ſelbſt vergeſſen. Es wird noch mit der zeit dem Turno gehen ſo/ Daß er der beute wird nicht ſeyn mehr uͤbrig froh/ Er wlrd noch wuͤntſchen drumb ein groſſes geld zu geben/ Daß er dem Pallas nicht genommen haͤtt das leben Und gurt: Ja es wird ihm der tag abſcheulich ſeyn/ Da er mit Pallas iſt den kampff gegangen ein. Da kamen nun herbey die Arcader mit klagen/ Mit weinen und geſeufftz den leichnam weg zutragen: Sie namen ſeinen ſchild und legten ihn darauff Und trugen ihn ſo weg: Es folgt ein groſſer hauff Mit leid und traurẽ nach. mit was fuͤr leid und ſchmertzẽ/ O juͤngling/ wird dein tod dem vater gehn zu hertzen? Doch wird ihm dieſer fall auch bringen ehrund ruhm/ Weil du von Turno biſt in kampff gekommen umb. Diß J i 5

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/527>, abgerufen am 17.05.2024.