Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Zehende Buch.
Geworffen kam: da ließ auch Turnus einen gehen
Der starck von eysen war/ mit dem er kunt bestehen/
Den er schwung lange gnung auff den Pallantem zu/
Und fieng also zu ihm zu reden an: sieh nu/
Ob besser mein geschoß/ als deins/ den schild durch dringe.
Mehr wolt er sagen nicht: Hiemit die spitze ginge
Mit einem starcken schuß immitten durch den schild/
Der mit so vielem ertz und platen war verhüllt/
Da so viel doppelt häut umbhergezogen waren/
Und kunte durch die blech und starcken harnisch fahren/
Und endlich durch das hertz: Der Pallas aber riß
Aus dieser grossen wund den annoch warmen spieß/
Doch aber wars umbsonst und wolte nicht gelingen/
Dem blut und seele hindurch einen weg auß giengen/
Da fiel er fürwerts auff das angesicht dahin/
Die schweren waffen drob erthönten über ihn:
Und als er jtzo lag in tödlicher beschwerde/
Biß er mit blutgem mund ins feindes land und erde.
Der Turnus aber stund auff ihn und fieng so an:
Ihr guten Arcader/ sagt/ was ich hab gethan/
Evandro wiederumb: Und denckt ihm meine rede
Zumelden/ weil ich steh mit ihm in krieg und vhede:
Als schick ich wieder so ihm Pallas seinen sohn/
Wie er umb mich verdient; Diß sey sein rechter lohn.
So viel er ehre nur/ so viel er trost kan haben/
Wenn er zur erde kan ihn bringen und begraben;
Ich gönn es ihm gar gern. Es werden theur zu stehn
Den König kommen an Eneens herbergen.
Hie-
Das Zehende Buch.
Geworffen kam: da ließ auch Turnus einen gehen
Der ſtarck von eyſen war/ mit dem er kunt beſtehen/
Den er ſchwung lange gnung auff den Pallantem zu/
Und fieng alſo zu ihm zu reden an: ſieh nu/
Ob beſſer mein geſchoß/ als deins/ den ſchild durch dringe.
Mehr wolt er ſagen nicht: Hiemit die ſpitze ginge
Mit einem ſtarcken ſchuß immitten durch den ſchild/
Der mit ſo vielem ertz und platen war verhuͤllt/
Da ſo viel doppelt haͤut umbhergezogen waren/
Und kunte durch die blech und ſtarcken harniſch fahren/
Und endlich durch das hertz: Der Pallas aber riß
Aus dieſer groſſen wund den annoch warmen ſpieß/
Doch aber wars umbſonſt und wolte nicht gelingen/
Dem blut und ſeele hindurch einen weg auß giengen/
Da fiel er fuͤrwerts auff das angeſicht dahin/
Die ſchweren waffen drob erthoͤnten uͤber ihn:
Und als er jtzo lag in toͤdlicher beſchwerde/
Biß er mit blutgem mund ins feindes land und erde.
Der Turnus aber ſtund auff ihn und fieng ſo an:
Ihr guten Arcader/ ſagt/ was ich hab gethan/
Evandro wiederumb: Und denckt ihm meine rede
Zumelden/ weil ich ſteh mit ihm in krieg und vhede:
Als ſchick ich wieder ſo ihm Pallas ſeinen ſohn/
Wie er umb mich verdient; Diß ſey ſein rechter lohn.
So viel er ehre nur/ ſo viel er troſt kan haben/
Wenn er zur erde kan ihn bringen und begraben;
Ich goͤnn es ihm gar gern. Es werden theur zu ſtehn
Den Koͤnig kommen an Eneens herbergen.
Hie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0526" n="504"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Zehende Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Geworffen kam: da ließ auch Turnus einen gehen</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;tarck von ey&#x017F;en war/ mit dem er kunt be&#x017F;tehen/</l><lb/>
          <l>Den er &#x017F;chwung lange gnung auff den Pallantem zu/</l><lb/>
          <l>Und fieng al&#x017F;o zu ihm zu reden an: &#x017F;ieh nu/</l><lb/>
          <l>Ob be&#x017F;&#x017F;er mein ge&#x017F;choß/ als deins/ den &#x017F;child durch dringe.</l><lb/>
          <l>Mehr wolt er &#x017F;agen nicht: Hiemit die &#x017F;pitze ginge</l><lb/>
          <l>Mit einem &#x017F;tarcken &#x017F;chuß immitten durch den &#x017F;child/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>er mit &#x017F;o vielem ertz und platen war verhu&#x0364;llt/</l><lb/>
          <l>Da &#x017F;o viel doppelt ha&#x0364;ut umbhergezogen waren/</l><lb/>
          <l>Und kunte durch die blech und &#x017F;tarcken harni&#x017F;ch fahren/</l><lb/>
          <l>Und endlich durch das hertz: Der Pallas aber riß</l><lb/>
          <l>Aus die&#x017F;er gro&#x017F;&#x017F;en wund den annoch warmen &#x017F;pieß/</l><lb/>
          <l>Doch aber wars umb&#x017F;on&#x017F;t und wolte nicht gelingen/</l><lb/>
          <l>Dem blut und &#x017F;eele hindurch einen weg auß giengen/</l><lb/>
          <l>Da fiel er fu&#x0364;rwerts auff das ange&#x017F;icht dahin/</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;chweren waffen drob ertho&#x0364;nten u&#x0364;ber ihn:</l><lb/>
          <l>Und als er jtzo lag in to&#x0364;dlicher be&#x017F;chwerde/</l><lb/>
          <l>Biß er mit blutgem mund ins feindes land und erde.</l><lb/>
          <l>Der Turnus aber &#x017F;tund auff ihn und fieng &#x017F;o an:</l><lb/>
          <l>Ihr guten Arcader/ &#x017F;agt/ was ich hab gethan/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>vandro wiederumb: Und denckt ihm meine rede</l><lb/>
          <l>Zumelden/ weil ich &#x017F;teh mit ihm in krieg und vhede:</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">A</hi>ls &#x017F;chick ich wieder &#x017F;o ihm Pallas &#x017F;einen &#x017F;ohn/</l><lb/>
          <l>Wie er umb mich verdient<hi rendition="#i">;</hi> Diß &#x017F;ey &#x017F;ein rechter lohn.</l><lb/>
          <l>So viel er ehre nur/ &#x017F;o viel er tro&#x017F;t kan haben/</l><lb/>
          <l>Wenn er zur erde kan ihn bringen und begraben<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Ich go&#x0364;nn es ihm gar gern. <hi rendition="#fr">E</hi>s werden theur zu &#x017F;tehn</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>en Ko&#x0364;nig kommen an <hi rendition="#fr">E</hi>neens herbergen.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Hie-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[504/0526] Das Zehende Buch. Geworffen kam: da ließ auch Turnus einen gehen Der ſtarck von eyſen war/ mit dem er kunt beſtehen/ Den er ſchwung lange gnung auff den Pallantem zu/ Und fieng alſo zu ihm zu reden an: ſieh nu/ Ob beſſer mein geſchoß/ als deins/ den ſchild durch dringe. Mehr wolt er ſagen nicht: Hiemit die ſpitze ginge Mit einem ſtarcken ſchuß immitten durch den ſchild/ Der mit ſo vielem ertz und platen war verhuͤllt/ Da ſo viel doppelt haͤut umbhergezogen waren/ Und kunte durch die blech und ſtarcken harniſch fahren/ Und endlich durch das hertz: Der Pallas aber riß Aus dieſer groſſen wund den annoch warmen ſpieß/ Doch aber wars umbſonſt und wolte nicht gelingen/ Dem blut und ſeele hindurch einen weg auß giengen/ Da fiel er fuͤrwerts auff das angeſicht dahin/ Die ſchweren waffen drob erthoͤnten uͤber ihn: Und als er jtzo lag in toͤdlicher beſchwerde/ Biß er mit blutgem mund ins feindes land und erde. Der Turnus aber ſtund auff ihn und fieng ſo an: Ihr guten Arcader/ ſagt/ was ich hab gethan/ Evandro wiederumb: Und denckt ihm meine rede Zumelden/ weil ich ſteh mit ihm in krieg und vhede: Als ſchick ich wieder ſo ihm Pallas ſeinen ſohn/ Wie er umb mich verdient; Diß ſey ſein rechter lohn. So viel er ehre nur/ ſo viel er troſt kan haben/ Wenn er zur erde kan ihn bringen und begraben; Ich goͤnn es ihm gar gern. Es werden theur zu ſtehn Den Koͤnig kommen an Eneens herbergen. Hie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/526
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/526>, abgerufen am 27.07.2024.