Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Neunde Buch. Der groß Apollo läst dir gern für erst die ehre/Und neidet dich gar nicht/ daß du mit deiner wehre Und pfeile gleichen ruhm an Remulo erjagt. Doch halt an dich und laß ein mehrers ungewagt In diesem kampff und krieg/ weil du noch bist ein knabe. Das war Apollons red/ und brach immitten abe/ Verlohr sich aus gesicht und in die lufft verschwand. Ihn haben alsobald die obersten erkand Für einem Gott: Es hat das volck ihm gleicher massen Gekennt an seinem pfeil/ an seinem thun und lassen/ Daß er was göttlichs hatt/ und haben ihn gehört An köcher und geräusch/ als er davon sich kehrt/ Derhalben wehren sie dem printz/ wie sie nur können/ Der sehr begierig war mit gantzem muth und sinnen Des streits/ und mahnen ihn von seinem vorsatz ab/ Wie Febus neulich ihm selbst zu verstehen gab/ Mit meldung/ dieses sey desselben wort und wille; Er lässets so geschehn/ und wird drauff wieder stille; Sie gehen wiederumb in streit mit frischem muth/ Und wagen in gefahr ihr leben/ gut und blut. Da läßt sich ein geschrey auff allen mauren hören Das allenthalben geht und einnimmt die brustwehren/ Man schiest den bogen ab/ man wirfft mit spieß und sper/ Das gantze feld ligt voll von pfeilen und gewehr! Es klingen schild und helm von hefftigem geschiesse/ Ein grimmer streit geht an/ es fallen pfeil und spiesse In solcher meng/ als viel sind wassertröpffelein: Im fall ein regen fällt bey dem gestirnten schein Der
Das Neunde Buch. Der groß Apollo laͤſt dir gern fuͤr erſt die ehre/Und neidet dich gar nicht/ daß du mit deiner wehre Und pfeile gleichen ruhm an Remulo erjagt. Doch halt an dich und laß ein mehrers ungewagt In dieſem kampff und krieg/ weil du noch biſt ein knabe. Das war Apollons red/ und brach immitten abe/ Verlohr ſich aus geſicht und in die lufft verſchwand. Ihn haben alſobald die oberſten erkand Fuͤr einem Gott: Es hat das volck ihm gleicher maſſen Gekennt an ſeinem pfeil/ an ſeinem thun und laſſen/ Daß er was goͤttlichs hatt/ und haben ihn gehoͤrt An koͤcher und geraͤuſch/ als er davon ſich kehrt/ Derhalben wehren ſie dem printz/ wie ſie nur koͤnnen/ Der ſehr begierig war mit gantzem muth und ſinnen Des ſtreits/ und mahnen ihn von ſeinem vorſatz ab/ Wie Febus neulich ihm ſelbſt zu verſtehen gab/ Mit meldung/ dieſes ſey deſſelben wort und wille; Er laͤſſets ſo geſchehn/ und wird drauff wieder ſtille; Sie gehen wiederumb in ſtreit mit friſchem muth/ Und wagen in gefahr ihr leben/ gut und blut. Da laͤßt ſich ein geſchrey auff allen mauren hoͤren Das allenthalben geht und einnimmt die bruſtwehren/ Man ſchieſt den bogen ab/ man wirfft mit ſpieß und ſper/ Das gantze feld ligt voll von pfeilen und gewehr! Es klingen ſchild und helm von hefftigem geſchieſſe/ Ein grimmer ſtreit geht an/ es fallen pfeil und ſpieſſe In ſolcher meng/ als viel ſind waſſertroͤpffelein: Im fall ein regen faͤllt bey dem geſtirnten ſchein Der
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Das Neunde Buch.
Der groß Apollo laͤſt dir gern fuͤr erſt die ehre/
Und neidet dich gar nicht/ daß du mit deiner wehre
Und pfeile gleichen ruhm an Remulo erjagt.
Doch halt an dich und laß ein mehrers ungewagt
In dieſem kampff und krieg/ weil du noch biſt ein knabe.
Das war Apollons red/ und brach immitten abe/
Verlohr ſich aus geſicht und in die lufft verſchwand.
Ihn haben alſobald die oberſten erkand
Fuͤr einem Gott: Es hat das volck ihm gleicher maſſen
Gekennt an ſeinem pfeil/ an ſeinem thun und laſſen/
Daß er was goͤttlichs hatt/ und haben ihn gehoͤrt
An koͤcher und geraͤuſch/ als er davon ſich kehrt/
Derhalben wehren ſie dem printz/ wie ſie nur koͤnnen/
Der ſehr begierig war mit gantzem muth und ſinnen
Des ſtreits/ und mahnen ihn von ſeinem vorſatz ab/
Wie Febus neulich ihm ſelbſt zu verſtehen gab/
Mit meldung/ dieſes ſey deſſelben wort und wille;
Er laͤſſets ſo geſchehn/ und wird drauff wieder ſtille;
Sie gehen wiederumb in ſtreit mit friſchem muth/
Und wagen in gefahr ihr leben/ gut und blut.
Da laͤßt ſich ein geſchrey auff allen mauren hoͤren
Das allenthalben geht und einnimmt die bruſtwehren/
Man ſchieſt den bogen ab/ man wirfft mit ſpieß und ſper/
Das gantze feld ligt voll von pfeilen und gewehr!
Es klingen ſchild und helm von hefftigem geſchieſſe/
Ein grimmer ſtreit geht an/ es fallen pfeil und ſpieſſe
In ſolcher meng/ als viel ſind waſſertroͤpffelein:
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/481>, abgerufen am 27.07.2024. |