Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Neunde Buch.
Frisch dran/ o edler knab/ in deiner zarten jugend/
Und wachse mehr und mehr in solcher neuen tugend!
So findet man den weg/ der schwer zu finden ist
Zum güldnen himmelsthron/ der du von Göttern bist
Gebohren/ und wiest noch in künfstig götter zeugen:
Es wird sich aller krieg mit recht zum ende neigen/
Der noch entstehen muß durch Göttliches geschick
Bey dem Romaner volck mit noth und ungelück.
Dir aber/ junger held/ ist Troja zu geringe
Zu klein und schlecht/ der du dich nimmest grosser dinge
mit muth und glück schon an: mit diesem schwung er sich
Vom hohen himmels thron/ und trennte mächtiglich
Die lufft/ die umbher webt/ mit güldenem gefieder/
Und setzt sich zum Ascan an seine seite nieder/
Nam aber die gestalt des alten Butens an/
Der dem Anchisen vor mit dienst war zugethan/
Als der sein waffenknecht und wärter war gewesen
Für seinem thor/ den auch Anchiß hatt außerlesen
Des Ascans reißgeferth derselben zeit zu seyn.
Der Gott Apollo gieng zum selbten nun hinein;
Und war dem alten gleich dem But in allen dingen/
An sprach/ an farb/ am haar und an den waffen klingen/
Und redt Jülum an/ der sehr begierig war
Zu setzen fort den streit/ zu gehen in gefahr.
Du sohn Eneens/ laß dich nur damit begnügen/
Daß Numan deiner macht hat müssen untenligen/
Und du ihn hast entleibt/ und daß kein ander hat
An dir mit gleichem zorn gerochen diese that.
Der
Das Neunde Buch.
Friſch dran/ o edler knab/ in deiner zarten jugend/
Und wachſe mehr und mehr in ſolcher neuen tugend!
So findet man den weg/ der ſchwer zu finden iſt
Zum guͤldnen himmelsthron/ der du von Goͤttern biſt
Gebohren/ und wieſt noch in kuͤnfſtig goͤtter zeugen:
Es wird ſich aller krieg mit recht zum ende neigen/
Der noch entſtehen muß durch Goͤttliches geſchick
Bey dem Romaner volck mit noth und ungeluͤck.
Dir aber/ junger held/ iſt Troja zu geringe
Zu klein und ſchlecht/ der du dich nimmeſt groſſer dinge
mit muth und gluͤck ſchon an: mit dieſem ſchwung er ſich
Vom hohen himmels thron/ und trennte maͤchtiglich
Die lufft/ die umbher webt/ mit guͤldenem gefieder/
Und ſetzt ſich zum Aſcan an ſeine ſeite nieder/
Nam aber die geſtalt des alten Butens an/
Der dem Anchiſen vor mit dienſt war zugethan/
Als der ſein waffenknecht und waͤrter war geweſen
Fuͤr ſeinem thor/ den auch Anchiß hatt außerleſen
Des Aſcans reißgeferth derſelben zeit zu ſeyn.
Der Gott Apollo gieng zum ſelbten nun hinein;
Und war dem alten gleich dem But in allen dingen/
An ſprach/ an farb/ am haar und an den waffen klingen/
Und redt Juͤlum an/ der ſehr begierig war
Zu ſetzen fort den ſtreit/ zu gehen in gefahr.
Du ſohn Eneens/ laß dich nur damit begnuͤgen/
Daß Numan deiner macht hat muͤſſen untenligen/
Und du ihn haſt entleibt/ und daß kein ander hat
An dir mit gleichem zorn gerochen dieſe that.
Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0480" n="458"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Neunde Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Fri&#x017F;ch dran/ o edler knab/ in deiner zarten jugend/</l><lb/>
          <l>Und wach&#x017F;e mehr und mehr in &#x017F;olcher neuen tugend!</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">S</hi>o findet man den weg/ der &#x017F;chwer zu finden i&#x017F;t</l><lb/>
          <l>Zum gu&#x0364;ldnen himmelsthron/ der du von Go&#x0364;ttern bi&#x017F;t</l><lb/>
          <l>Gebohren/ und wie&#x017F;t noch in ku&#x0364;nf&#x017F;tig go&#x0364;tter zeugen:</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>s wird &#x017F;ich aller krieg mit recht zum ende neigen/</l><lb/>
          <l>Der noch ent&#x017F;tehen muß durch Go&#x0364;ttliches ge&#x017F;chick</l><lb/>
          <l>Bey dem Romaner volck mit noth und ungelu&#x0364;ck.</l><lb/>
          <l>Dir aber/ junger held/ i&#x017F;t Troja zu geringe</l><lb/>
          <l>Zu klein und &#x017F;chlecht/ der du dich nimme&#x017F;t gro&#x017F;&#x017F;er dinge</l><lb/>
          <l>mit muth und glu&#x0364;ck &#x017F;chon an: mit die&#x017F;em &#x017F;chwung er &#x017F;ich</l><lb/>
          <l>Vom hohen himmels thron/ und trennte ma&#x0364;chtiglich</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie lufft/ die umbher webt/ mit gu&#x0364;ldenem gefieder/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;etzt &#x017F;ich zum A&#x017F;can an &#x017F;eine &#x017F;eite nieder/</l><lb/>
          <l>Nam aber die ge&#x017F;talt des alten Butens an/</l><lb/>
          <l>Der dem Anchi&#x017F;en vor mit dien&#x017F;t war zugethan/</l><lb/>
          <l>Als der &#x017F;ein waffenknecht und wa&#x0364;rter war gewe&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Fu&#x0364;r &#x017F;einem thor/ den auch Anchiß hatt außerle&#x017F;en</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>es A&#x017F;cans reißgeferth der&#x017F;elben zeit zu &#x017F;eyn.</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>er Gott Apollo gieng zum &#x017F;elbten nun hinein;</l><lb/>
          <l>Und war dem alten gleich dem But in allen dingen/</l><lb/>
          <l>An &#x017F;prach/ an farb/ am haar und an den waffen klingen/</l><lb/>
          <l>Und redt Ju&#x0364;lum an/ der &#x017F;ehr begierig war</l><lb/>
          <l>Zu &#x017F;etzen fort den &#x017F;treit/ zu gehen in gefahr.</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>u &#x017F;ohn <hi rendition="#fr">E</hi>neens/ laß dich nur damit begnu&#x0364;gen/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>aß Numan deiner macht hat mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en untenligen/</l><lb/>
          <l>Und du ihn ha&#x017F;t entleibt/ und daß kein ander hat</l><lb/>
          <l>An dir mit gleichem zorn gerochen die&#x017F;e that.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[458/0480] Das Neunde Buch. Friſch dran/ o edler knab/ in deiner zarten jugend/ Und wachſe mehr und mehr in ſolcher neuen tugend! So findet man den weg/ der ſchwer zu finden iſt Zum guͤldnen himmelsthron/ der du von Goͤttern biſt Gebohren/ und wieſt noch in kuͤnfſtig goͤtter zeugen: Es wird ſich aller krieg mit recht zum ende neigen/ Der noch entſtehen muß durch Goͤttliches geſchick Bey dem Romaner volck mit noth und ungeluͤck. Dir aber/ junger held/ iſt Troja zu geringe Zu klein und ſchlecht/ der du dich nimmeſt groſſer dinge mit muth und gluͤck ſchon an: mit dieſem ſchwung er ſich Vom hohen himmels thron/ und trennte maͤchtiglich Die lufft/ die umbher webt/ mit guͤldenem gefieder/ Und ſetzt ſich zum Aſcan an ſeine ſeite nieder/ Nam aber die geſtalt des alten Butens an/ Der dem Anchiſen vor mit dienſt war zugethan/ Als der ſein waffenknecht und waͤrter war geweſen Fuͤr ſeinem thor/ den auch Anchiß hatt außerleſen Des Aſcans reißgeferth derſelben zeit zu ſeyn. Der Gott Apollo gieng zum ſelbten nun hinein; Und war dem alten gleich dem But in allen dingen/ An ſprach/ an farb/ am haar und an den waffen klingen/ Und redt Juͤlum an/ der ſehr begierig war Zu ſetzen fort den ſtreit/ zu gehen in gefahr. Du ſohn Eneens/ laß dich nur damit begnuͤgen/ Daß Numan deiner macht hat muͤſſen untenligen/ Und du ihn haſt entleibt/ und daß kein ander hat An dir mit gleichem zorn gerochen dieſe that. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/480
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/480>, abgerufen am 20.05.2024.