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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Neunde Buch.
In dem ihr wiederumb die mauren für-müst-schützen
Dem tode/ das euch doch zum wenigsten wird nützen.
Ey lieber/ schauet nun/ was doch für leute sind
Vom Troja kommen her/ die eines Königs kind
Zu rauben sind gemeint! die sich mit krieg und streiten
Bemühen unsre braut zu nehmen von der seiten!
Was für ein ungelück/ ja was für tummer wahn
Hat euch genöthiget bey uns zukommen an?
Hier sind Atriden nicht/ hier kein Ulyß zu finden/
Der besser schwatzen kan/ als mauren überwinden.
Es gibt hier solche leut/ die sind von harter art/
Die kinder werden stracks vom mutterleibe hart;
So bald sie werden jung und an die welt gebohren/
So tragen wir sie hin und schätzen sie verlohren
An einem strengen strom/ da tauchen wir sie ein;
Es mag gleich harter frost und scharffe kälte seyn.
Sinds knaben/ müssen sie sich üben stets mit jagen/
Und in dem wald und pusch viel arbeit lernen tragen/
Den bogen schiessen ab nach vorgesteckten ziel/
Und pferde tummelen ist nur ihr kinderspiel.
Sind sie gekommen nun in junggesellen orden
Und an dem leibe starck und muth behertzet worden/
So können sie auch baß ertragen die beschwer/
Mit wenigen vergnügt arbeiten desto mehr.
Da können sie das seld bey gutem friede pflügen/
Da können sie den feind/ die städt und land bekriegen/
Wir können unser thun und leben bringen zu/
Mit eysen/ haben doch bey unruh gute ruh.
Die
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Das Neunde Buch.
In dem ihr wiederumb die mauren fuͤr-muͤſt-ſchuͤtzen
Dem tode/ das euch doch zum wenigſten wird nuͤtzen.
Ey lieber/ ſchauet nun/ was doch fuͤr leute ſind
Vom Troja kommen her/ die eines Koͤnigs kind
Zu rauben ſind gemeint! die ſich mit krieg und ſtreiten
Bemuͤhen unſre braut zu nehmen von der ſeiten!
Was fuͤr ein ungeluͤck/ ja was fuͤr tummer wahn
Hat euch genoͤthiget bey uns zukommen an?
Hier ſind Atriden nicht/ hier kein Ulyß zu finden/
Der beſſer ſchwatzen kan/ als mauren uͤberwinden.
Es gibt hier ſolche leut/ die ſind von harter art/
Die kinder werden ſtracks vom mutterleibe hart;
So bald ſie werden jung und an die welt gebohren/
So tragen wir ſie hin und ſchaͤtzen ſie verlohren
An einem ſtrengen ſtrom/ da tauchen wir ſie ein;
Es mag gleich harter froſt und ſcharffe kaͤlte ſeyn.
Sinds knaben/ muͤſſen ſie ſich uͤben ſtets mit jagen/
Und in dem wald und puſch viel arbeit lernen tragen/
Den bogen ſchieſſen ab nach vorgeſteckten ziel/
Und pferde tummelen iſt nur ihr kinderſpiel.
Sind ſie gekommen nun in junggeſellen orden
Und an dem leibe ſtarck und muth behertzet worden/
So koͤnnen ſie auch baß ertragen die beſchwer/
Mit wenigen vergnuͤgt arbeiten deſto mehr.
Da koͤnnen ſie das ſeld bey gutem friede pfluͤgen/
Da koͤnnen ſie den feind/ die ſtaͤdt und land bekriegen/
Wir koͤnnen unſer thun und leben bringen zu/
Mit eyſen/ haben doch bey unruh gute ruh.
Die
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[455/0477] Das Neunde Buch. In dem ihr wiederumb die mauren fuͤr-muͤſt-ſchuͤtzen Dem tode/ das euch doch zum wenigſten wird nuͤtzen. Ey lieber/ ſchauet nun/ was doch fuͤr leute ſind Vom Troja kommen her/ die eines Koͤnigs kind Zu rauben ſind gemeint! die ſich mit krieg und ſtreiten Bemuͤhen unſre braut zu nehmen von der ſeiten! Was fuͤr ein ungeluͤck/ ja was fuͤr tummer wahn Hat euch genoͤthiget bey uns zukommen an? Hier ſind Atriden nicht/ hier kein Ulyß zu finden/ Der beſſer ſchwatzen kan/ als mauren uͤberwinden. Es gibt hier ſolche leut/ die ſind von harter art/ Die kinder werden ſtracks vom mutterleibe hart; So bald ſie werden jung und an die welt gebohren/ So tragen wir ſie hin und ſchaͤtzen ſie verlohren An einem ſtrengen ſtrom/ da tauchen wir ſie ein; Es mag gleich harter froſt und ſcharffe kaͤlte ſeyn. Sinds knaben/ muͤſſen ſie ſich uͤben ſtets mit jagen/ Und in dem wald und puſch viel arbeit lernen tragen/ Den bogen ſchieſſen ab nach vorgeſteckten ziel/ Und pferde tummelen iſt nur ihr kinderſpiel. Sind ſie gekommen nun in junggeſellen orden Und an dem leibe ſtarck und muth behertzet worden/ So koͤnnen ſie auch baß ertragen die beſchwer/ Mit wenigen vergnuͤgt arbeiten deſto mehr. Da koͤnnen ſie das ſeld bey gutem friede pfluͤgen/ Da koͤnnen ſie den feind/ die ſtaͤdt und land bekriegen/ Wir koͤnnen unſer thun und leben bringen zu/ Mit eyſen/ haben doch bey unruh gute ruh. Die F f 4

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/477>, abgerufen am 20.05.2024.