Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Neunde Buch. Die ochsen treiben wir mit umbgewandten spiessen/Und lassen weder fried noch kriegen uns verdriessen: Das hohe alterthum nimmt uns nicht krafft und blut/ Und schwächt nicht unser hertz noch steiffgesinnten muth. Wir können einem helm auff grauen häuptern tragen/ Und dörffen eben nicht nach zobelmützen fragen/ Wir haben allezeit an frischer beute lust/ Und leben von dem raub/ trug ist uns unbewust. Ihr seyd mit gold geziert und purpurfarbnen röcken/ Last aber euren muth zur tugend nicht erwecken/ Ihr möget tantzen gern und bey den frauen seyn/ Ihr traget weiberhüt mit bunten bänderlein. O rechte weiber ihr (ich wolt euch männer nennen/ Kan aber nicht an euch ein manneshertz erkennen) Geht auff den berg hinauff/ dort auff den Dindymon/ Und höret lustig an den süssen pfeiffen-thon/ Des ihr gewohnet seyd. Es rufft euch zuerfreuen Die mutter Cybele mit paucken und schalmeyen Auff ihrem Idensberg. O geht und last das schwerdt Den männern/ denen es geziemet und gehört. Als er nun brachte für so eitle pralereyen/ Und ließ sich so heraus die Troer zubeschreyen Mit greulichem gewäsch/ da kunte das Ascan Verschmertzen keineswegs noch länger hören an; Ergriffe sein geschoß und spannete den bogen/ Und als er mit dem arm ihn hatt an sich gezogen/ Stund er und bätete für Gott dem Jupiter/ That ihm demuthiglich gelübd und heilig ehr. All-
Das Neunde Buch. Die ochſen treiben wir mit umbgewandten ſpieſſen/Und laſſen weder fried noch kriegen uns verdrieſſen: Das hohe alterthum nimmt uns nicht krafft und blut/ Und ſchwaͤcht nicht unſer hertz noch ſteiffgeſinnten muth. Wir koͤnnen einem helm auff grauen haͤuptern tragen/ Und doͤrffen eben nicht nach zobelmuͤtzen fragen/ Wir haben allezeit an friſcher beute luſt/ Und leben von dem raub/ trug iſt uns unbewuſt. Ihr ſeyd mit gold geziert und purpurfarbnen roͤcken/ Laſt aber euren muth zur tugend nicht erwecken/ Ihr moͤget tantzen gern und bey den frauen ſeyn/ Ihr traget weiberhuͤt mit bunten baͤnderlein. O rechte weiber ihr (ich wolt euch maͤnner nennen/ Kan aber nicht an euch ein manneshertz erkennen) Geht auff den berg hinauff/ dort auff den Dindymon/ Und hoͤret luſtig an den ſuͤſſen pfeiffen-thon/ Des ihr gewohnet ſeyd. Es rufft euch zuerfreuen Die mutter Cybele mit paucken und ſchalmeyen Auff ihrem Idensberg. O geht und laſt das ſchwerdt Den maͤnnern/ denen es geziemet und gehoͤrt. Als er nun brachte fuͤr ſo eitle pralereyen/ Und ließ ſich ſo heraus die Troer zubeſchreyen Mit greulichem gewaͤſch/ da kunte das Aſcan Verſchmertzen keineswegs noch laͤnger hoͤren an; Ergriffe ſein geſchoß und ſpannete den bogen/ Und als er mit dem arm ihn hatt an ſich gezogen/ Stund er und baͤtete fuͤr Gott dem Jupiter/ That ihm demuthiglich geluͤbd und heilig ehr. All-
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Das Neunde Buch.
Die ochſen treiben wir mit umbgewandten ſpieſſen/
Und laſſen weder fried noch kriegen uns verdrieſſen:
Das hohe alterthum nimmt uns nicht krafft und blut/
Und ſchwaͤcht nicht unſer hertz noch ſteiffgeſinnten muth.
Wir koͤnnen einem helm auff grauen haͤuptern tragen/
Und doͤrffen eben nicht nach zobelmuͤtzen fragen/
Wir haben allezeit an friſcher beute luſt/
Und leben von dem raub/ trug iſt uns unbewuſt.
Ihr ſeyd mit gold geziert und purpurfarbnen roͤcken/
Laſt aber euren muth zur tugend nicht erwecken/
Ihr moͤget tantzen gern und bey den frauen ſeyn/
Ihr traget weiberhuͤt mit bunten baͤnderlein.
O rechte weiber ihr (ich wolt euch maͤnner nennen/
Kan aber nicht an euch ein manneshertz erkennen)
Geht auff den berg hinauff/ dort auff den Dindymon/
Und hoͤret luſtig an den ſuͤſſen pfeiffen-thon/
Des ihr gewohnet ſeyd. Es rufft euch zuerfreuen
Die mutter Cybele mit paucken und ſchalmeyen
Auff ihrem Idensberg. O geht und laſt das ſchwerdt
Den maͤnnern/ denen es geziemet und gehoͤrt.
Als er nun brachte fuͤr ſo eitle pralereyen/
Und ließ ſich ſo heraus die Troer zubeſchreyen
Mit greulichem gewaͤſch/ da kunte das Aſcan
Verſchmertzen keineswegs noch laͤnger hoͤren an;
Ergriffe ſein geſchoß und ſpannete den bogen/
Und als er mit dem arm ihn hatt an ſich gezogen/
Stund er und baͤtete fuͤr Gott dem Jupiter/
That ihm demuthiglich geluͤbd und heilig ehr.
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/478>, abgerufen am 27.07.2024. |