Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Neunde Buch.
Ein feister altar/ da nicht mehr die schiffer Götzen
Paliei Menschen auff-zur opffergabe-setzen/
Wie vormals/ sondern vieh. Drumb hieß man den altar
Versöhnlich/ weil der Götz nicht mehr so grausam war.
Da legt Mezentius sein andre waffen nieder/
Nam eine schlender die er drehte hin und wieder
Mit brummen um den kopff/ und schwung zwier oder drey/
Und warff ihm an die stirn ein groß loch mit dem bley/
Wie denn der Arcens gleich ihm gegen überstundte/
Und fället ihn/ daß er die länge lang begunte
Zustrecken sich in sand: Der Ascan/ wie man sagt/
Der vorhin pflegte stets zu ziehen auff die jagt
Umb das gescheuchte wild zu hetzen und zu fangen;
Hat damals/ als der krieg ist erstlich angegangen/
Ergriffen einen pfeil/ und einen schuß gethan/
Da von geblieben ist der tapffre held Numan/
Der hieß sonst Remulus/ und war des Turni schwager
Geworden neulich erst/ und danu desselben lager
Behertzt gezogen nach/ der stund forn an der spitz/
Und schrie viel dinges her/ theils gut/ theils nicht viel nütz/
Daß man es mache kund; Und kunte sich von wegen
Der neuen schwägerschafft mit Turno trotzig regen
Mit hochgestuntom muth/ und machte mit geschrey
Und plaudern sich sehr groß und sonderliche scheu.
Ihr Troer (sager er) die ihr seyd zwier gefangen/
Wie ist euch/ wollen nicht erröthen ewre wangen?
Schämt ihr euch nicht/ daß ihr noch einst belägert seyd/
Und müßt zum zweiten mal erfahren angst und leid?
In
Das Neunde Buch.
Ein feiſter altar/ da nicht mehr die ſchiffer Goͤtzen
Paliei Menſchen auff-zur opffergabe-ſetzen/
Wie vormals/ ſondern vieh. Drumb hieß man den altar
Verſoͤhnlich/ weil der Goͤtz nicht mehr ſo grauſam war.
Da legt Mezentius ſein andre waffen nieder/
Nam eine ſchlender die er drehte hin und wieder
Mit brum̃en um den kopff/ und ſchwung zwier oder drey/
Und warff ihm an die ſtirn ein groß loch mit dem bley/
Wie denn der Arcens gleich ihm gegen uͤberſtundte/
Und faͤllet ihn/ daß er die laͤnge lang begunte
Zuſtrecken ſich in ſand: Der Aſcan/ wie man ſagt/
Der vorhin pflegte ſtets zu ziehen auff die jagt
Umb das geſcheuchte wild zu hetzen und zu fangen;
Hat damals/ als der krieg iſt erſtlich angegangen/
Ergriffen einen pfeil/ und einen ſchuß gethan/
Da von geblieben iſt der tapffre held Numan/
Der hieß ſonſt Remulus/ und war des Turni ſchwager
Geworden neulich erſt/ und danu deſſelben lager
Behertzt gezogen nach/ der ſtund forn an der ſpitz/
Und ſchrie viel dinges her/ theils gut/ theils nicht viel nuͤtz/
Daß man es mache kund; Und kunte ſich von wegen
Der neuen ſchwaͤgerſchafft mit Turno trotzig regen
Mit hochgeſtuntom muth/ und machte mit geſchrey
Und plaudern ſich ſehr groß und ſonderliche ſcheu.
Ihr Troer (ſager er) die ihr ſeyd zwier gefangen/
Wie iſt euch/ wollen nicht erroͤthen ewre wangen?
Schaͤmt ihr euch nicht/ daß ihr noch einſt belaͤgert ſeyd/
Und muͤßt zum zweiten mal erfahren angſt und leid?
In
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0476" n="454"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Neunde Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>in fei&#x017F;ter altar/ da nicht mehr die &#x017F;chiffer Go&#x0364;tzen</l><lb/>
          <l>Paliei Men&#x017F;chen auff-zur opffergabe-&#x017F;etzen/</l><lb/>
          <l>Wie vormals/ &#x017F;ondern vieh. Drumb hieß man den altar</l><lb/>
          <l>Ver&#x017F;o&#x0364;hnlich/ weil der Go&#x0364;tz nicht mehr &#x017F;o grau&#x017F;am war.</l><lb/>
          <l>Da legt Mezentius &#x017F;ein andre waffen nieder/</l><lb/>
          <l>Nam eine &#x017F;chlender die er drehte hin und wieder</l><lb/>
          <l>Mit brum&#x0303;en um den kopff/ und &#x017F;chwung zwier oder drey/</l><lb/>
          <l>Und warff ihm an die &#x017F;tirn ein groß loch mit dem bley/</l><lb/>
          <l>Wie denn der Arcens gleich ihm gegen u&#x0364;ber&#x017F;tundte/</l><lb/>
          <l>Und fa&#x0364;llet ihn/ daß er die la&#x0364;nge lang begunte</l><lb/>
          <l>Zu&#x017F;trecken &#x017F;ich in &#x017F;and: Der A&#x017F;can/ wie man &#x017F;agt/</l><lb/>
          <l>Der vorhin pflegte &#x017F;tets zu ziehen auff die jagt</l><lb/>
          <l>Umb das ge&#x017F;cheuchte wild zu hetzen und zu fangen<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Hat damals/ als der krieg i&#x017F;t er&#x017F;tlich angegangen/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>rgriffen einen pfeil/ und einen &#x017F;chuß gethan/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>a von geblieben i&#x017F;t der tapffre held Numan/</l><lb/>
          <l>Der hieß &#x017F;on&#x017F;t Remulus/ und war des Turni &#x017F;chwager</l><lb/>
          <l>Geworden neulich er&#x017F;t/ und danu de&#x017F;&#x017F;elben lager</l><lb/>
          <l>Behertzt gezogen nach/ der &#x017F;tund forn an der &#x017F;pitz/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;chrie viel dinges her/ theils gut/ theils nicht viel nu&#x0364;tz/</l><lb/>
          <l>Daß man es mache kund; Und kunte &#x017F;ich von wegen</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>er neuen &#x017F;chwa&#x0364;ger&#x017F;chafft mit Turno trotzig regen</l><lb/>
          <l>Mit hochge&#x017F;tuntom muth/ und machte mit ge&#x017F;chrey</l><lb/>
          <l>Und plaudern &#x017F;ich &#x017F;ehr groß und &#x017F;onderliche &#x017F;cheu.</l><lb/>
          <l>Ihr Troer (&#x017F;ager er) die ihr &#x017F;eyd zwier gefangen/</l><lb/>
          <l>Wie i&#x017F;t euch/ wollen nicht erro&#x0364;then ewre wangen<hi rendition="#i">?</hi></l><lb/>
          <l>Scha&#x0364;mt ihr euch nicht/ daß ihr noch ein&#x017F;t bela&#x0364;gert &#x017F;eyd/</l><lb/>
          <l>Und mu&#x0364;ßt zum zweiten mal erfahren ang&#x017F;t und leid<hi rendition="#i">?</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">In</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[454/0476] Das Neunde Buch. Ein feiſter altar/ da nicht mehr die ſchiffer Goͤtzen Paliei Menſchen auff-zur opffergabe-ſetzen/ Wie vormals/ ſondern vieh. Drumb hieß man den altar Verſoͤhnlich/ weil der Goͤtz nicht mehr ſo grauſam war. Da legt Mezentius ſein andre waffen nieder/ Nam eine ſchlender die er drehte hin und wieder Mit brum̃en um den kopff/ und ſchwung zwier oder drey/ Und warff ihm an die ſtirn ein groß loch mit dem bley/ Wie denn der Arcens gleich ihm gegen uͤberſtundte/ Und faͤllet ihn/ daß er die laͤnge lang begunte Zuſtrecken ſich in ſand: Der Aſcan/ wie man ſagt/ Der vorhin pflegte ſtets zu ziehen auff die jagt Umb das geſcheuchte wild zu hetzen und zu fangen; Hat damals/ als der krieg iſt erſtlich angegangen/ Ergriffen einen pfeil/ und einen ſchuß gethan/ Da von geblieben iſt der tapffre held Numan/ Der hieß ſonſt Remulus/ und war des Turni ſchwager Geworden neulich erſt/ und danu deſſelben lager Behertzt gezogen nach/ der ſtund forn an der ſpitz/ Und ſchrie viel dinges her/ theils gut/ theils nicht viel nuͤtz/ Daß man es mache kund; Und kunte ſich von wegen Der neuen ſchwaͤgerſchafft mit Turno trotzig regen Mit hochgeſtuntom muth/ und machte mit geſchrey Und plaudern ſich ſehr groß und ſonderliche ſcheu. Ihr Troer (ſager er) die ihr ſeyd zwier gefangen/ Wie iſt euch/ wollen nicht erroͤthen ewre wangen? Schaͤmt ihr euch nicht/ daß ihr noch einſt belaͤgert ſeyd/ Und muͤßt zum zweiten mal erfahren angſt und leid? In

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/476
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/476>, abgerufen am 22.11.2024.