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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Neunde Buch.
So kam der jüngeling ergrimmet her gelauffen/
Und satzt immitten durch deß feindes hellen hauffen/
Weil er doch sterben must/ und lieffe tumm hinein
Wo schlacht und harter streit am dicksten pflegt zu seyn;
Der Lycus aber/ der sich schnelle kunte raffen
Auff seinen füssen fort/ floh zwischen feind und waffen
Bis an die festung hin/ und strebet oben auff
Zukommen auff die maur/ zu fassen in dem lauff
Mit seiner faust die hand der pursch und mitgenossen/
Den Turnus aber doch zugleich beids mit geschossen
Und lauffen übereilt/ und redet ihn so an
Sehr rauh und ungestüm/ als nun sein siegesmann:
Du narr/ wie hast du so die flucht hieher genommen?
Gedenckst du meiner hand mit lauffen zu entkommen?
Als er nun hienge so/ zeucht er ihn stracks zurück
Und reisset von der maur zugleich ein grosses stück.
Es lässet dessen sich ein bild an adler schauen/
Der einen hasen greifft mit seinen krummen klauen/
Doch oder einen schwan und führt ihn in die lufft:
Ja wie ein grimmer wolff ein schäfflein nimmet offt
Vom schaffstall weg und fleucht: Die mutter läufft und
Da wird nun überall ein groß geschrey erwecket (blöcket
Bey den belägerten/ die feinde lauffen an/
Man füllt die graben aus mit erde/ wie man kan.
Die andren werffen an die thürne feuerballen/
Und wolten in dem sturm erlangen ruhm für allen/
Als sich Lucetius noch an der pforte fand
Vorhabens sie jtzund zu stecken in den brand;
Den
Das Neunde Buch.
So kam der juͤngeling ergrimmet her gelauffen/
Und ſatzt immitten durch deß feindes hellen hauffen/
Weil er doch ſterben muſt/ und lieffe tumm hinein
Wo ſchlacht und harter ſtreit am dickſten pflegt zu ſeyn;
Der Lycus aber/ der ſich ſchnelle kunte raffen
Auff ſeinen fuͤſſen fort/ floh zwiſchen feind und waffen
Bis an die feſtung hin/ und ſtrebet oben auff
Zukommen auff die maur/ zu faſſen in dem lauff
Mit ſeiner fauſt die hand der purſch und mitgenoſſen/
Den Turnus aber doch zugleich beids mit geſchoſſen
Und lauffen uͤbereilt/ und redet ihn ſo an
Sehr rauh und ungeſtuͤm/ als nun ſein ſiegesmann:
Du narr/ wie haſt du ſo die flucht hieher genommen?
Gedenckſt du meiner hand mit lauffen zu entkommen?
Als er nun hienge ſo/ zeucht er ihn ſtracks zuruͤck
Und reiſſet von der maur zugleich ein groſſes ſtuͤck.
Es laͤſſet deſſen ſich ein bild an adler ſchauen/
Der einen haſen greifft mit ſeinen krummen klauen/
Doch oder einen ſchwan und fuͤhrt ihn in die lufft:
Ja wie ein grimmer wolff ein ſchaͤfflein nimmet offt
Vom ſchaffſtall weg und fleucht: Die mutter laͤufft und
Da wird nun uͤberall ein groß geſchrey erwecket (bloͤcket
Bey den belaͤgerten/ die feinde lauffen an/
Man fuͤllt die graben aus mit erde/ wie man kan.
Die andren werffen an die thuͤrne feuerballen/
Und wolten in dem ſturm erlangen ruhm fuͤr allen/
Als ſich Lucetius noch an der pforte fand
Vorhabens ſie jtzund zu ſtecken in den brand;
Den
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[452/0474] Das Neunde Buch. So kam der juͤngeling ergrimmet her gelauffen/ Und ſatzt immitten durch deß feindes hellen hauffen/ Weil er doch ſterben muſt/ und lieffe tumm hinein Wo ſchlacht und harter ſtreit am dickſten pflegt zu ſeyn; Der Lycus aber/ der ſich ſchnelle kunte raffen Auff ſeinen fuͤſſen fort/ floh zwiſchen feind und waffen Bis an die feſtung hin/ und ſtrebet oben auff Zukommen auff die maur/ zu faſſen in dem lauff Mit ſeiner fauſt die hand der purſch und mitgenoſſen/ Den Turnus aber doch zugleich beids mit geſchoſſen Und lauffen uͤbereilt/ und redet ihn ſo an Sehr rauh und ungeſtuͤm/ als nun ſein ſiegesmann: Du narr/ wie haſt du ſo die flucht hieher genommen? Gedenckſt du meiner hand mit lauffen zu entkommen? Als er nun hienge ſo/ zeucht er ihn ſtracks zuruͤck Und reiſſet von der maur zugleich ein groſſes ſtuͤck. Es laͤſſet deſſen ſich ein bild an adler ſchauen/ Der einen haſen greifft mit ſeinen krummen klauen/ Doch oder einen ſchwan und fuͤhrt ihn in die lufft: Ja wie ein grimmer wolff ein ſchaͤfflein nimmet offt Vom ſchaffſtall weg und fleucht: Die mutter laͤufft und Da wird nun uͤberall ein groß geſchrey erwecket (bloͤcket Bey den belaͤgerten/ die feinde lauffen an/ Man fuͤllt die graben aus mit erde/ wie man kan. Die andren werffen an die thuͤrne feuerballen/ Und wolten in dem ſturm erlangen ruhm fuͤr allen/ Als ſich Lucetius noch an der pforte fand Vorhabens ſie jtzund zu ſtecken in den brand; Den

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/474>, abgerufen am 22.11.2024.