Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Neunde Buch.
(Gestalt sichs offt begibt/ wie du selbst weissest eben)
So wolt ich gern/ daß du noch übrig bliebst am leben/
Denn deinem alter nach/ das schön und blühend ist/
Bist du viel würdiger der längren lebens-frist;
So hätt ich hinter mir noch einen freund verlassen/
Der meinen leichnam könt von feinden tapffrer massen
Gewinnen in dem streit/ doch oder lösen ein
Mit einem stücke geld/ und wie es pflegt zu seyn/
Verscharren in ein grab. Ja wo auch dis nicht solte
Vom glück erlaubet seyn/ daß er dann halten wolte
Cin seelen-opffer mir verstorbenen zur gab
Und zierte meine leich mit einem ehren-grab.
Zu dem was würd es seyn/ wenn deine mutter solte
Empfangen hertzeleid/ so ich dich lassen wolte
Mit gehen in gefahr/ die sich erkühnet hat
Von so viel weiberen/ und des Acestis stadt
Hindan gesetzt/ und dir als ihrem lieben kinde
Gezogen nach/ daß sie an deiner lieb empfinde
Vergnügung/ freud und wonn? Er aber wendet ein:
Was du nur bringest für/ kan gantz nicht tauglich seyn:
Und was ich einmal hab in meinem sinn beschlossen/
Dem wil ich bleiben nach zu setzen unverdrossen
Steiff/ fest und unbewegt. Laß uns nur eilen fort!
So sagend/ weckt er auff die wächter an der pfort/
Die nach ihm solten erst das wächterampt bestellen/
Sie treten für ihm hin: Sie beyde sich gesellen
Und gehen von der wacht hin zu dem printz Ascan
Den anschlag und ihr thun ihm vor zu zeigen an.
Die
Das Neunde Buch.
(Geſtalt ſichs offt begibt/ wie du ſelbſt weiſſeſt eben)
So wolt ich gern/ daß du noch uͤbrig bliebſt am leben/
Denn deinem alter nach/ das ſchoͤn und bluͤhend iſt/
Biſt du viel wuͤrdiger der laͤngren lebens-friſt;
So haͤtt ich hinter mir noch einen freund verlaſſen/
Der meinen leichnam koͤnt von feinden tapffrer maſſen
Gewinnen in dem ſtreit/ doch oder loͤſen ein
Mit einem ſtuͤcke geld/ und wie es pflegt zu ſeyn/
Verſcharren in ein grab. Ja wo auch dis nicht ſolte
Vom gluͤck erlaubet ſeyn/ daß er dann halten wolte
Cin ſeelen-opffer mir verſtorbenen zur gab
Und zierte meine leich mit einem ehren-grab.
Zu dem was wuͤrd es ſeyn/ wenn deine mutter ſolte
Empfangen hertzeleid/ ſo ich dich laſſen wolte
Mit gehen in gefahr/ die ſich erkuͤhnet hat
Von ſo viel weiberen/ und des Aceſtis ſtadt
Hindan geſetzt/ und dir als ihrem lieben kinde
Gezogen nach/ daß ſie an deiner lieb empfinde
Vergnuͤgung/ freud und wonn? Er aber wendet ein:
Was du nur bringeſt fuͤr/ kan gantz nicht tauglich ſeyn:
Und was ich einmal hab in meinem ſinn beſchloſſen/
Dem wil ich bleiben nach zu ſetzen unverdroſſen
Steiff/ feſt und unbewegt. Laß uns nur eilen fort!
So ſagend/ weckt er auff die waͤchter an der pfort/
Die nach ihm ſolten erſt das waͤchterampt beſtellen/
Sie treten fuͤr ihm hin: Sie beyde ſich geſellen
Und gehen von der wacht hin zu dem printz Aſcan
Den anſchlag und ihr thun ihm vor zu zeigen an.
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0451" n="429"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Neunde Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>(Ge&#x017F;talt &#x017F;ichs offt begibt/ wie du &#x017F;elb&#x017F;t wei&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t eben)</l><lb/>
          <l>So wolt ich gern/ daß du noch u&#x0364;brig blieb&#x017F;t am leben/</l><lb/>
          <l>Denn deinem alter nach/ das &#x017F;cho&#x0364;n und blu&#x0364;hend i&#x017F;t/</l><lb/>
          <l>Bi&#x017F;t du viel wu&#x0364;rdiger der la&#x0364;ngren lebens-fri&#x017F;t;</l><lb/>
          <l>So ha&#x0364;tt ich hinter mir noch einen freund verla&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>er meinen leichnam ko&#x0364;nt von feinden tapffrer ma&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Gewinnen in dem &#x017F;treit/ doch oder lo&#x0364;&#x017F;en ein</l><lb/>
          <l>Mit einem &#x017F;tu&#x0364;cke geld/ und wie es pflegt zu &#x017F;eyn/</l><lb/>
          <l>Ver&#x017F;charren in ein grab. Ja wo auch dis nicht &#x017F;olte</l><lb/>
          <l>Vom glu&#x0364;ck erlaubet &#x017F;eyn/ daß er dann halten wolte</l><lb/>
          <l>Cin &#x017F;eelen-opffer mir ver&#x017F;torbenen zur gab</l><lb/>
          <l>Und zierte meine leich mit einem ehren-grab.</l><lb/>
          <l>Zu dem was wu&#x0364;rd es &#x017F;eyn/ wenn deine mutter &#x017F;olte</l><lb/>
          <l>Empfangen hertzeleid/ &#x017F;o ich dich la&#x017F;&#x017F;en wolte</l><lb/>
          <l>Mit gehen in gefahr/ die &#x017F;ich erku&#x0364;hnet hat</l><lb/>
          <l>Von &#x017F;o viel weiberen/ und des Ace&#x017F;tis &#x017F;tadt</l><lb/>
          <l>Hindan ge&#x017F;etzt/ und dir als ihrem lieben kinde</l><lb/>
          <l>Gezogen nach/ daß &#x017F;ie an deiner lieb empfinde</l><lb/>
          <l>Vergnu&#x0364;gung/ freud und wonn? <hi rendition="#fr">E</hi>r aber wendet ein:</l><lb/>
          <l>Was du nur bringe&#x017F;t fu&#x0364;r/ kan gantz nicht tauglich &#x017F;eyn:</l><lb/>
          <l>Und was ich einmal hab in meinem &#x017F;inn be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Dem wil ich bleiben nach zu &#x017F;etzen unverdro&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Steiff/ fe&#x017F;t und unbewegt. Laß uns nur eilen fort<hi rendition="#i">!</hi></l><lb/>
          <l>So &#x017F;agend/ weckt er auff die wa&#x0364;chter an der pfort/</l><lb/>
          <l>Die nach ihm &#x017F;olten er&#x017F;t das wa&#x0364;chterampt be&#x017F;tellen/</l><lb/>
          <l>Sie treten fu&#x0364;r ihm hin: Sie beyde &#x017F;ich ge&#x017F;ellen</l><lb/>
          <l>Und gehen von der wacht hin zu dem printz A&#x017F;can</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>en an&#x017F;chlag und ihr thun ihm vor zu zeigen an.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[429/0451] Das Neunde Buch. (Geſtalt ſichs offt begibt/ wie du ſelbſt weiſſeſt eben) So wolt ich gern/ daß du noch uͤbrig bliebſt am leben/ Denn deinem alter nach/ das ſchoͤn und bluͤhend iſt/ Biſt du viel wuͤrdiger der laͤngren lebens-friſt; So haͤtt ich hinter mir noch einen freund verlaſſen/ Der meinen leichnam koͤnt von feinden tapffrer maſſen Gewinnen in dem ſtreit/ doch oder loͤſen ein Mit einem ſtuͤcke geld/ und wie es pflegt zu ſeyn/ Verſcharren in ein grab. Ja wo auch dis nicht ſolte Vom gluͤck erlaubet ſeyn/ daß er dann halten wolte Cin ſeelen-opffer mir verſtorbenen zur gab Und zierte meine leich mit einem ehren-grab. Zu dem was wuͤrd es ſeyn/ wenn deine mutter ſolte Empfangen hertzeleid/ ſo ich dich laſſen wolte Mit gehen in gefahr/ die ſich erkuͤhnet hat Von ſo viel weiberen/ und des Aceſtis ſtadt Hindan geſetzt/ und dir als ihrem lieben kinde Gezogen nach/ daß ſie an deiner lieb empfinde Vergnuͤgung/ freud und wonn? Er aber wendet ein: Was du nur bringeſt fuͤr/ kan gantz nicht tauglich ſeyn: Und was ich einmal hab in meinem ſinn beſchloſſen/ Dem wil ich bleiben nach zu ſetzen unverdroſſen Steiff/ feſt und unbewegt. Laß uns nur eilen fort! So ſagend/ weckt er auff die waͤchter an der pfort/ Die nach ihm ſolten erſt das waͤchterampt beſtellen/ Sie treten fuͤr ihm hin: Sie beyde ſich geſellen Und gehen von der wacht hin zu dem printz Aſcan Den anſchlag und ihr thun ihm vor zu zeigen an. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/451
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/451>, abgerufen am 20.05.2024.