Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Neunde Buch. Darumb ist ihnen nun der paß zur see genommen/Und haben mehr davon kein Hoffnung zuentkommen; Sie sind umbs element des meeres nun gebracht/ Der erdkreyß aber steht in unsrer hand und macht. Viel tausend völcker sind im Welschland/ welche tragen die waffen: Was darff ich nach dem verhängnüß fragen? Der göttliche bescheid/ darauff die Aroer sich Beruffen/ schreckt mich nicht. Es ist schon völliglich Dem außspruch gnung geschehn/ gestalt sichs wil gezie- Des die Trojaner sich fast allzu trotzig rühmen/ (men/ Man hat nach göttlicher verordnung satt gethan/ Die Venus auch geehrt/ so viel man sol und kan/ Weil sie ins fette land Italien sind kommen; Hingegen bleibet mir mein reich auch unbenommen/ Daß ich das lose volck darff mit bewehrter hand/ Mit gantzer heeresmacht vertilgen aus dem land. Darumb daß sich ihr fürst darff ohne scheu und schämen Erkühnen meine braut mir wollen weg zunehmen; Vnd dieser schmertz trifft die Atriden nicht allein/ Und sol den Griechen nicht allein erlaubet seyu zugreiffen zum gewehr: Doch möcht hier jemand sprechen: Gnung/ daß man sich einmal hat an sie können rächen/ Und daß sie sind zerstört. Ja wenn ihr übelthun Vor gnung gewesen wehr/ und trügen jtzo nun Für frembde weiber scheu/ wo sie nicht wolten hassen Dasselbige geschlecht und unentführet lassen; Die ihr vertrauen gar zu sehr auff ihrem wall Und graben frischer an/ der uns für dieses mahl Ein D d 4
Das Neunde Buch. Darumb iſt ihnen nun der paß zur ſee genommen/Und haben mehr davon kein Hoffnung zuentkommen; Sie ſind umbs element des meeres nun gebracht/ Der erdkreyß aber ſteht in unſrer hand und macht. Viel tauſend voͤlcker ſind im Welſchland/ welche tragen die waffen: Was darff ich nach dem verhaͤngnuͤß fragẽ? Der goͤttliche beſcheid/ darauff die Aroer ſich Beruffen/ ſchreckt mich nicht. Es iſt ſchon voͤlliglich Dem außſpruch gnung geſchehn/ geſtalt ſichs wil gezie- Des die Trojaner ſich faſt allzu trotzig ruͤhmen/ (men/ Man hat nach goͤttlicher verordnung ſatt gethan/ Die Venus auch geehrt/ ſo viel man ſol und kan/ Weil ſie ins fette land Italien ſind kommen; Hingegen bleibet mir mein reich auch unbenommen/ Daß ich das loſe volck darff mit bewehrter hand/ Mit gantzer heeresmacht vertilgen aus dem land. Darumb daß ſich ihr fuͤrſt darff ohne ſcheu und ſchaͤmen Erkuͤhnen meine braut mir wollen weg zunehmen; Vnd dieſer ſchmertz trifft die Atriden nicht allein/ Und ſol den Griechen nicht allein erlaubet ſeyu zugreiffen zum gewehr: Doch moͤcht hier jemand ſprechẽ: Gnung/ daß man ſich einmal hat an ſie koͤnnen raͤchen/ Und daß ſie ſind zerſtoͤrt. Ja wenn ihr uͤbelthun Vor gnung geweſen wehr/ und truͤgen jtzo nun Fuͤr frembde weiber ſcheu/ wo ſie nicht wolten haſſen Daſſelbige geſchlecht und unentfuͤhret laſſen; Die ihr vertrauen gar zu ſehr auff ihrem wall Und graben friſcher an/ der uns fuͤr dieſes mahl Ein D d 4
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Das Neunde Buch.
Darumb iſt ihnen nun der paß zur ſee genommen/
Und haben mehr davon kein Hoffnung zuentkommen;
Sie ſind umbs element des meeres nun gebracht/
Der erdkreyß aber ſteht in unſrer hand und macht.
Viel tauſend voͤlcker ſind im Welſchland/ welche tragen
die waffen: Was darff ich nach dem verhaͤngnuͤß fragẽ?
Der goͤttliche beſcheid/ darauff die Aroer ſich
Beruffen/ ſchreckt mich nicht. Es iſt ſchon voͤlliglich
Dem außſpruch gnung geſchehn/ geſtalt ſichs wil gezie-
Des die Trojaner ſich faſt allzu trotzig ruͤhmen/ (men/
Man hat nach goͤttlicher verordnung ſatt gethan/
Die Venus auch geehrt/ ſo viel man ſol und kan/
Weil ſie ins fette land Italien ſind kommen;
Hingegen bleibet mir mein reich auch unbenommen/
Daß ich das loſe volck darff mit bewehrter hand/
Mit gantzer heeresmacht vertilgen aus dem land.
Darumb daß ſich ihr fuͤrſt darff ohne ſcheu und ſchaͤmen
Erkuͤhnen meine braut mir wollen weg zunehmen;
Vnd dieſer ſchmertz trifft die Atriden nicht allein/
Und ſol den Griechen nicht allein erlaubet ſeyu
zugreiffen zum gewehr: Doch moͤcht hier jemand ſprechẽ:
Gnung/ daß man ſich einmal hat an ſie koͤnnen raͤchen/
Und daß ſie ſind zerſtoͤrt. Ja wenn ihr uͤbelthun
Vor gnung geweſen wehr/ und truͤgen jtzo nun
Fuͤr frembde weiber ſcheu/ wo ſie nicht wolten haſſen
Daſſelbige geſchlecht und unentfuͤhret laſſen;
Die ihr vertrauen gar zu ſehr auff ihrem wall
Und graben friſcher an/ der uns fuͤr dieſes mahl
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