Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Neunde Buch. Und zwar er selber griff nach fackeln/ und nach bränden/Und warff sie auff die schiff aus zorn mit seinen händen. Das kriegsvolck mühet sich/ so viel ein jeder kan; Des Turni gegenwart treibt sie gewaltig an. Sie rüsten sich gesammt mit fackeln/ kien und bränden/ Sie raffen von dem herd das feur mit grimmen händen. Die fackeln schmaucheten/ und gaben dunckel liecht/ Die brunst mit funcken bis an hohen himmel bricht. Ihr Musen/ saget an/ was haben doch für Götter Von Troern diese noth und feuersbrunst/ als retter Genädig abgewandt? Was sanffte himmelsgunst Hat von den schiffen abgetrieben diese brunst? Es wird zwar die geschicht für unbeglaubt gehalten/ Weil sie ist überjahrt und scheinet zuveralten: Doch hat der ruff bißher gewähret fort und fort; Als der Eneas fieng an Idens meeresport Zu bauen an die schiff/ und auff dem hohen meere Zu segeln willens war mit seinem grossen heere; Hat Berecynthia/ die muttet ihren sohn Den Jovem angered in hohem himmelsthron: Mein sohn/ erfülle mir doch dieses mein begehren Als deiner mutter/ die du wirst und sollest ehren; Seit du den himmel hast mit gantzer heeresmacht Bezwungen und das reich der sternen unterbracht/ Hab ich dort einen wald von fichten lang gehabet/ An welchen sich mein sinn mit grosser lust gelabet/ Zu oberst auff dem berg war ein geheilgter wald/ Auff dem manch opffer ward von leuten angestallt/ Trug D d 2
Das Neunde Buch. Und zwar er ſelber griff nach fackeln/ und nach braͤnden/Und warff ſie auff die ſchiff aus zorn mit ſeinen haͤnden. Das kriegsvolck muͤhet ſich/ ſo viel ein jeder kan; Des Turni gegenwart treibt ſie gewaltig an. Sie ruͤſten ſich geſammt mit fackeln/ kien und braͤnden/ Sie raffen von dem herd das feur mit grimmen haͤnden. Die fackeln ſchmaucheten/ und gaben dunckel liecht/ Die brunſt mit funcken bis an hohen himmel bricht. Ihr Muſen/ ſaget an/ was haben doch fuͤr Goͤtter Von Troern dieſe noth und feuersbrunſt/ als retter Genaͤdig abgewandt? Was ſanffte himmelsgunſt Hat von den ſchiffen abgetrieben dieſe brunſt? Es wird zwar die geſchicht fuͤr unbeglaubt gehalten/ Weil ſie iſt uͤberjahrt und ſcheinet zuveralten: Doch hat der ruff bißher gewaͤhret fort und fort; Als der Eneas fieng an Idens meeresport Zu bauen an die ſchiff/ und auff dem hohen meere Zu ſegeln willens war mit ſeinem groſſen heere; Hat Berecynthia/ die muttet ihren ſohn Den Jovem angered in hohem himmelsthron: Mein ſohn/ erfuͤlle mir doch dieſes mein begehren Als deiner mutter/ die du wirſt und ſolleſt ehren; Seit du den himmel haſt mit gantzer heeresmacht Bezwungen und das reich der ſternen unterbracht/ Hab ich dort einen wald von fichten lang gehabet/ An welchen ſich mein ſinn mit groſſer luſt gelabet/ Zu oberſt auff dem berg war ein geheilgter wald/ Auff dem manch opffer ward von leuten angeſtallt/ Trug D d 2
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Das Neunde Buch.
Und zwar er ſelber griff nach fackeln/ und nach braͤnden/
Und warff ſie auff die ſchiff aus zorn mit ſeinen haͤnden.
Das kriegsvolck muͤhet ſich/ ſo viel ein jeder kan;
Des Turni gegenwart treibt ſie gewaltig an.
Sie ruͤſten ſich geſammt mit fackeln/ kien und braͤnden/
Sie raffen von dem herd das feur mit grimmen haͤnden.
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Die brunſt mit funcken bis an hohen himmel bricht.
Ihr Muſen/ ſaget an/ was haben doch fuͤr Goͤtter
Von Troern dieſe noth und feuersbrunſt/ als retter
Genaͤdig abgewandt? Was ſanffte himmelsgunſt
Hat von den ſchiffen abgetrieben dieſe brunſt?
Es wird zwar die geſchicht fuͤr unbeglaubt gehalten/
Weil ſie iſt uͤberjahrt und ſcheinet zuveralten:
Doch hat der ruff bißher gewaͤhret fort und fort;
Als der Eneas fieng an Idens meeresport
Zu bauen an die ſchiff/ und auff dem hohen meere
Zu ſegeln willens war mit ſeinem groſſen heere;
Hat Berecynthia/ die muttet ihren ſohn
Den Jovem angered in hohem himmelsthron:
Mein ſohn/ erfuͤlle mir doch dieſes mein begehren
Als deiner mutter/ die du wirſt und ſolleſt ehren;
Seit du den himmel haſt mit gantzer heeresmacht
Bezwungen und das reich der ſternen unterbracht/
Hab ich dort einen wald von fichten lang gehabet/
An welchen ſich mein ſinn mit groſſer luſt gelabet/
Zu oberſt auff dem berg war ein geheilgter wald/
Auff dem manch opffer ward von leuten angeſtallt/
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