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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Neunde Buch.
Wie er ihm komme bey; Er geht herumb und brummet/
steht wind und regen aus/ wenns ihm nur nützt und frommet/
Bis über mitternacht. Immittelst blöcken fein
An ihrer mutterbrust die jungen lämmerlein;
Sind sicher/ scheuen nichts/ da möcht der wolff zerspringen
Für zorn und grimmigkeit/ daß ihm nicht wil gelingen
Sein anschlag auff die schaaff: Er wütet wider sie/
Sperrt seinen rachen auff/ und hat vergebne müh.
Die freßgier treibet ihn/ die er durch langes fasten
Gesamlet hat/ und kan dafür nicht ruhn noch rasten/
Der schlund ist ihm gar dürr; Weil lange zeit kein blut
Er eingesoffen hat. Nicht anders war zu muth
Dem Turno/ da er umb die stadt und vestung ritte
Zu sehen mittel ab/ wie er sie leicht bestritte/
Er brennt für zorn und grimm und unmuth nimmt ihn ein/
Daß es ihm wehe thut bis auff das marck und bein;
Weil er nicht absehn kunt/ auff was gestalt und massen
Sich die belägerung und sturm thun wolte lassen:
Wo man sol lauffen an/ wie die belägerten
Aus ihren wercken sind zu treiben/ daß sie stehn
Und halten eine schlacht in offenbahrem Felde:
Darumb wars nur zu thuu dem eiffrig-kühnem helde:
Er greifft das schiffzeug an/ so viel er kan und mag/
Das auf des lagers seit auf freyem strome lag
Umbgeben mit morast und teichen allerseiten;
Darauff nimmt er sich für mit aller macht zu streiten/
Und ruffet seinem volck/ sie sollen bringen her
Granaten/ feuerbäll und was des zeuges mehr/
Und
Das Neunde Buch.
Wie er ihm komme bey; Er geht herumb und brum̃et/
ſteht wind und regẽ aus/ weñs ihm nur nuͤtzt und from̃et/
Bis uͤber mitternacht. Immittelſt bloͤcken fein
An ihrer mutterbruſt die jungen laͤmmerlein;
Sind ſicher/ ſcheuen nichts/ da moͤcht der wolff zerſpringẽ
Fuͤr zorn und grimmigkeit/ daß ihm nicht wil gelingen
Sein anſchlag auff die ſchaaff: Er wuͤtet wider ſie/
Sperrt ſeinen rachen auff/ und hat vergebne muͤh.
Die freßgier treibet ihn/ die er durch langes faſten
Geſamlet hat/ und kan dafuͤr nicht ruhn noch raſten/
Der ſchlund iſt ihm gar duͤrr; Weil lange zeit kein blut
Er eingeſoffen hat. Nicht anders war zu muth
Dem Turno/ da er umb die ſtadt und veſtung ritte
Zu ſehen mittel ab/ wie er ſie leicht beſtritte/
Er brennt fuͤr zorn und grim̃ und unmuth nim̃t ihn ein/
Daß es ihm wehe thut bis auff das marck und bein;
Weil er nicht abſehn kunt/ auff was geſtalt und maſſen
Sich die belaͤgerung und ſturm thun wolte laſſen:
Wo man ſol lauffen an/ wie die belaͤgerten
Aus ihren wercken ſind zu treiben/ daß ſie ſtehn
Und halten eine ſchlacht in offenbahrem Felde:
Darumb wars nur zu thuu dem eiffrig-kuͤhnem helde:
Er greifft das ſchiffzeug an/ ſo viel er kan und mag/
Das auf des lagers ſeit auf freyem ſtrome lag
Umbgeben mit moraſt und teichen allerſeiten;
Darauff nimmt er ſich fuͤr mit aller macht zu ſtreiten/
Und ruffet ſeinem volck/ ſie ſollen bringen her
Granaten/ feuerbaͤll und was des zeuges mehr/
Und
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[418/0440] Das Neunde Buch. Wie er ihm komme bey; Er geht herumb und brum̃et/ ſteht wind und regẽ aus/ weñs ihm nur nuͤtzt und from̃et/ Bis uͤber mitternacht. Immittelſt bloͤcken fein An ihrer mutterbruſt die jungen laͤmmerlein; Sind ſicher/ ſcheuen nichts/ da moͤcht der wolff zerſpringẽ Fuͤr zorn und grimmigkeit/ daß ihm nicht wil gelingen Sein anſchlag auff die ſchaaff: Er wuͤtet wider ſie/ Sperrt ſeinen rachen auff/ und hat vergebne muͤh. Die freßgier treibet ihn/ die er durch langes faſten Geſamlet hat/ und kan dafuͤr nicht ruhn noch raſten/ Der ſchlund iſt ihm gar duͤrr; Weil lange zeit kein blut Er eingeſoffen hat. Nicht anders war zu muth Dem Turno/ da er umb die ſtadt und veſtung ritte Zu ſehen mittel ab/ wie er ſie leicht beſtritte/ Er brennt fuͤr zorn und grim̃ und unmuth nim̃t ihn ein/ Daß es ihm wehe thut bis auff das marck und bein; Weil er nicht abſehn kunt/ auff was geſtalt und maſſen Sich die belaͤgerung und ſturm thun wolte laſſen: Wo man ſol lauffen an/ wie die belaͤgerten Aus ihren wercken ſind zu treiben/ daß ſie ſtehn Und halten eine ſchlacht in offenbahrem Felde: Darumb wars nur zu thuu dem eiffrig-kuͤhnem helde: Er greifft das ſchiffzeug an/ ſo viel er kan und mag/ Das auf des lagers ſeit auf freyem ſtrome lag Umbgeben mit moraſt und teichen allerſeiten; Darauff nimmt er ſich fuͤr mit aller macht zu ſtreiten/ Und ruffet ſeinem volck/ ſie ſollen bringen her Granaten/ feuerbaͤll und was des zeuges mehr/ Und

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/440>, abgerufen am 19.05.2024.