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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Achte Buch.
Itzt kunt man alles volck von hohem hügel sehen/
Und wie dasselbige in ordnung kunte stehen
Zu warten ihres feinds im offenbarem feld:
Eneas ritt hinzu der unerschrockne held/
Und die zum kriegeszug erlessne schöne jugend/
des landes blum und kern und außbund tapffrer tugend;
Und weil sie waren müd von dieser reiß beschwerd/
Versorgen sie den leib und füttern ihre pferd;
Allein die Venus kam bekleidt mit einer wolcke/
Daß sie nicht wurd erblickt von dem gemeinen volcke/
Bracht ihre gaben mit/ und da sie dazumal
Erblicket ihren sohn in einem tieffen thal
Beyseits am kühlem fluß/ da fieng sie an gar eben;
Zusagen/ und wolt ihm sich zuerkennen geben;
Sieh an/ mein lieber sohn/ die angenehme gab
Die du gewüntschet hast/ ich dir verheissen hab/
Ist nun verfertiget vermittelst meines gatten
Sinnreichen kunst und müh/ dir/ lieber sohn/ zu statten.
Trag kein bedencken nun zu fodern auff den plan
Die stoltzen von Laurent/ ja nimms mit Turno an
Dem tapffern kriegesheld: Diß war der Venus rede/
Und reitzte so den sohn zur offenbahren vhede/
Darauf umbfieng sie ihn/ legt unter einer eich
Die blancken waffen hin ihm gegen über gleich;
Er aber hoch erfreut in seinem hertz und sinnen
Von wegen dieser gab und ehre der Göttinnen/
Kan sich nicht sehen satt/ besieht es hin und her/
Kehrts mit den händen umb/ verwundert sich gar sehr.
Itzt
C c 3
Das Achte Buch.
Itzt kunt man alles volck von hohem huͤgel ſehen/
Und wie daſſelbige in ordnung kunte ſtehen
Zu warten ihres feinds im offenbarem feld:
Eneas ritt hinzu der unerſchrockne held/
Und die zum kriegeszug erleſſne ſchoͤne jugend/
des landes blum und kern und außbund tapffrer tugend;
Und weil ſie waren muͤd von dieſer reiß beſchwerd/
Verſorgen ſie den leib und fuͤttern ihre pferd;
Allein die Venus kam bekleidt mit einer wolcke/
Daß ſie nicht wurd erblickt von dem gemeinen volcke/
Bracht ihre gaben mit/ und da ſie dazumal
Erblicket ihren ſohn in einem tieffen thal
Beyſeits am kuͤhlem fluß/ da fieng ſie an gar eben;
Zuſagen/ und wolt ihm ſich zuerkennen geben;
Sieh an/ mein lieber ſohn/ die angenehme gab
Die du gewuͤntſchet haſt/ ich dir verheiſſen hab/
Iſt nun verfertiget vermittelſt meines gatten
Sinnreichen kunſt und muͤh/ dir/ lieber ſohn/ zu ſtatten.
Trag kein bedencken nun zu fodern auff den plan
Die ſtoltzen von Laurent/ ja nimms mit Turno an
Dem tapffern kriegesheld: Diß war der Venus rede/
Und reitzte ſo den ſohn zur offenbahren vhede/
Darauf umbfieng ſie ihn/ legt unter einer eich
Die blancken waffen hin ihm gegen uͤber gleich;
Er aber hoch erfreut in ſeinem hertz und ſinnen
Von wegen dieſer gab und ehre der Goͤttinnen/
Kan ſich nicht ſehen ſatt/ beſieht es hin und her/
Kehrts mit den haͤnden umb/ verwundert ſich gar ſehr.
Itzt
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[405/0427] Das Achte Buch. Itzt kunt man alles volck von hohem huͤgel ſehen/ Und wie daſſelbige in ordnung kunte ſtehen Zu warten ihres feinds im offenbarem feld: Eneas ritt hinzu der unerſchrockne held/ Und die zum kriegeszug erleſſne ſchoͤne jugend/ des landes blum und kern und außbund tapffrer tugend; Und weil ſie waren muͤd von dieſer reiß beſchwerd/ Verſorgen ſie den leib und fuͤttern ihre pferd; Allein die Venus kam bekleidt mit einer wolcke/ Daß ſie nicht wurd erblickt von dem gemeinen volcke/ Bracht ihre gaben mit/ und da ſie dazumal Erblicket ihren ſohn in einem tieffen thal Beyſeits am kuͤhlem fluß/ da fieng ſie an gar eben; Zuſagen/ und wolt ihm ſich zuerkennen geben; Sieh an/ mein lieber ſohn/ die angenehme gab Die du gewuͤntſchet haſt/ ich dir verheiſſen hab/ Iſt nun verfertiget vermittelſt meines gatten Sinnreichen kunſt und muͤh/ dir/ lieber ſohn/ zu ſtatten. Trag kein bedencken nun zu fodern auff den plan Die ſtoltzen von Laurent/ ja nimms mit Turno an Dem tapffern kriegesheld: Diß war der Venus rede/ Und reitzte ſo den ſohn zur offenbahren vhede/ Darauf umbfieng ſie ihn/ legt unter einer eich Die blancken waffen hin ihm gegen uͤber gleich; Er aber hoch erfreut in ſeinem hertz und ſinnen Von wegen dieſer gab und ehre der Goͤttinnen/ Kan ſich nicht ſehen ſatt/ beſieht es hin und her/ Kehrts mit den haͤnden umb/ verwundert ſich gar ſehr. Itzt C c 3

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/427>, abgerufen am 26.05.2024.