Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Achte Buch Äls sie nun aus geredt/ und er ihr solch begehrenUnd willen wolte nicht auff einem stutz gewehren/ Umbfing die Venus ihn mit weisen ärmelein Und kunte gegen ihm thun freundlich hold und fein; Er alsobald empfand die flamme/ wie er pflegte Die sich in marck und bein gantz brünstig bey ihm regte/ Nicht anders/ als der plitz/ der mit geschwindem liecht Mit einem donnerschlag durch dicke wolcken bricht. Sein ehgemählin nun begunte dis zu mercken/ Und wuste/ was für krafft sie hätt in liebeswercken Durch ihrer schönheit glantz/ war frisch und guter ding/ Daß ihr der possen so nach wuntsch von statten gieng. Da sprach der alte herr/ der für und für verbliebe Derselbigen verknüpfft mit demantfester liebe: Was hohlst du deine bitt und ursach also weit/ O Göttin/ wo hast du gelassen allbereit Dein zuversichtliches mir tragendes vertrauen/ Das ich wol eh an dir hab frölich können schauen? Wehr gleiche sorge dir gelegen vormahls an/ So würd ich haben das zur selben zeit gethan. Und hätte deinen sohn und leute wollen rüsten Mit guten waffen aus nach meinem recht und lüsten; War auch entgegen nicht dem grossen Jupiter/ Daß Troja solte stehn noch zehen jahr und mehr/ Und solte Priamus noch andre zehn jahr leben/ Darwieder wolt auch nicht der Götter ordnung streben: Und nun auch/ wenn du je zu kriegen bist gesinnt Und noch der meinung bist/ wolan! wil ich geschwind Was B b 4
Das Achte Buch Aͤls ſie nun aus geredt/ und er ihr ſolch begehrenUnd willen wolte nicht auff einem ſtutz gewehren/ Umbfing die Venus ihn mit weiſen aͤrmelein Und kunte gegen ihm thun freundlich hold und fein; Er alſobald empfand die flamme/ wie er pflegte Die ſich in marck und bein gantz bruͤnſtig bey ihm regte/ Nicht anders/ als der plitz/ der mit geſchwindem liecht Mit einem donnerſchlag durch dicke wolcken bricht. Sein ehgemaͤhlin nun begunte dis zu mercken/ Und wuſte/ was fuͤr krafft ſie haͤtt in liebeswercken Durch ihrer ſchoͤnheit glantz/ war friſch und guter ding/ Daß ihr der poſſen ſo nach wuntſch von ſtatten gieng. Da ſprach der alte herr/ der fuͤr und fuͤr verbliebe Derſelbigen verknuͤpfft mit demantfeſter liebe: Was hohlſt du deine bitt und urſach alſo weit/ O Goͤttin/ wo haſt du gelaſſen allbereit Dein zuverſichtliches mir tragendes vertrauen/ Das ich wol eh an dir hab froͤlich koͤnnen ſchauen? Wehr gleiche ſorge dir gelegen vormahls an/ So wuͤrd ich haben das zur ſelben zeit gethan. Und haͤtte deinen ſohn und leute wollen ruͤſten Mit guten waffen aus nach meinem recht und luͤſten; War auch entgegen nicht dem groſſen Jupiter/ Daß Troja ſolte ſtehn noch zehen jahr und mehr/ Und ſolte Priamus noch andre zehn jahr leben/ Darwieder wolt auch nicht der Goͤtter ordnung ſtreben: Und nun auch/ wenn du je zu kriegen biſt geſinnt Und noch der meinung biſt/ wolan! wil ich geſchwind Was B b 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0413" n="391"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Achte Buch</hi> </fw><lb/> <l>Aͤls ſie nun aus geredt/ und er ihr ſolch begehren</l><lb/> <l>Und willen wolte nicht auff einem ſtutz gewehren/</l><lb/> <l>Umbfing die Venus ihn mit weiſen aͤrmelein</l><lb/> <l>Und kunte gegen ihm thun freundlich hold und fein;</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">E</hi>r alſobald empfand die flamme/ wie er pflegte</l><lb/> <l>Die ſich in marck und bein gantz bruͤnſtig bey ihm regte/</l><lb/> <l>Nicht anders/ als der plitz/ der mit geſchwindem liecht</l><lb/> <l>Mit einem donnerſchlag durch dicke wolcken bricht.</l><lb/> <l>Sein ehgemaͤhlin nun begunte dis zu mercken/</l><lb/> <l>Und wuſte/ was fuͤr krafft ſie haͤtt in liebeswercken</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>urch ihrer ſchoͤnheit glantz/ war friſch und guter ding/</l><lb/> <l>Daß ihr der poſſen ſo nach wuntſch von ſtatten gieng.</l><lb/> <l>Da ſprach der alte herr/ der fuͤr und fuͤr verbliebe</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>erſelbigen verknuͤpfft mit demantfeſter liebe:</l><lb/> <l>Was hohlſt du deine bitt und urſach alſo weit/</l><lb/> <l>O Goͤttin/ wo haſt du gelaſſen allbereit</l><lb/> <l>Dein zuverſichtliches mir tragendes vertrauen/</l><lb/> <l>Das ich wol eh an dir hab froͤlich koͤnnen ſchauen?</l><lb/> <l>Wehr gleiche ſorge dir gelegen vormahls an/</l><lb/> <l>So wuͤrd ich haben das zur ſelben zeit gethan.</l><lb/> <l>Und haͤtte deinen ſohn und leute wollen ruͤſten</l><lb/> <l>Mit guten waffen aus nach meinem recht und luͤſten<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/> <l>War auch entgegen nicht dem groſſen Jupiter/</l><lb/> <l>Daß Troja ſolte ſtehn noch zehen jahr und mehr/</l><lb/> <l>Und ſolte Priamus noch andre zehn jahr leben/</l><lb/> <l>Darwieder wolt auch nicht der Goͤtter ordnung ſtreben:</l><lb/> <l>Und nun auch/ wenn du je zu kriegen biſt geſinnt</l><lb/> <l>Und noch der meinung biſt/ wolan! wil ich geſchwind</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">B b 4</fw> <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [391/0413]
Das Achte Buch
Aͤls ſie nun aus geredt/ und er ihr ſolch begehren
Und willen wolte nicht auff einem ſtutz gewehren/
Umbfing die Venus ihn mit weiſen aͤrmelein
Und kunte gegen ihm thun freundlich hold und fein;
Er alſobald empfand die flamme/ wie er pflegte
Die ſich in marck und bein gantz bruͤnſtig bey ihm regte/
Nicht anders/ als der plitz/ der mit geſchwindem liecht
Mit einem donnerſchlag durch dicke wolcken bricht.
Sein ehgemaͤhlin nun begunte dis zu mercken/
Und wuſte/ was fuͤr krafft ſie haͤtt in liebeswercken
Durch ihrer ſchoͤnheit glantz/ war friſch und guter ding/
Daß ihr der poſſen ſo nach wuntſch von ſtatten gieng.
Da ſprach der alte herr/ der fuͤr und fuͤr verbliebe
Derſelbigen verknuͤpfft mit demantfeſter liebe:
Was hohlſt du deine bitt und urſach alſo weit/
O Goͤttin/ wo haſt du gelaſſen allbereit
Dein zuverſichtliches mir tragendes vertrauen/
Das ich wol eh an dir hab froͤlich koͤnnen ſchauen?
Wehr gleiche ſorge dir gelegen vormahls an/
So wuͤrd ich haben das zur ſelben zeit gethan.
Und haͤtte deinen ſohn und leute wollen ruͤſten
Mit guten waffen aus nach meinem recht und luͤſten;
War auch entgegen nicht dem groſſen Jupiter/
Daß Troja ſolte ſtehn noch zehen jahr und mehr/
Und ſolte Priamus noch andre zehn jahr leben/
Darwieder wolt auch nicht der Goͤtter ordnung ſtreben:
Und nun auch/ wenn du je zu kriegen biſt geſinnt
Und noch der meinung biſt/ wolan! wil ich geſchwind
Was
B b 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |