Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Achte Buch. In des/ als er sein vieh/ das wol geweydet hatte/Wo anders triebe hin von dieser wies und matte/ Und wolt itzt ziehen weg/ da schrye rind und kuh: Der wiederschall im wald erthönte: Mu mu mu! Die eine kuh/ die in die höhle wat gezogen/ Schrie auch/ mu mu! da fand sich Cacus sehr betrogen In seiner hoffnung/ da er ihm fest bildet ein/ Das vieh wehr wol verwahrt in hohlem felsenstein. Da wird der Hercules mit grossem grimm entzündet/ Für schmertzens hefstigkeit/ den er darob empfindet/ Nam risch die wehr zur hand/ die knötichtschwere keul/ Und lieff hin auff den berg in wunderschneller eil. Da haben nüsre leut den Cacum erst gesehen Bestürtzet am gesicht/ und gantz erschrocken stehen; Er flieht nach seiner höhl fast schneller als der wind/ Die furcht an seine füss ihn gleichsam flügel bind. Als er sich nun darein verschlossen und verkrochen/ Wie auch den grossen stein/ als er die kett zerbrochen/ Geworffen nieder hat/ den selber der Vulcan/ Der Cacus vater war/ geschmiedet künstlich an Gedachte kett/ an der derselbe stein fest hienge/ Und hat befestiget das loch/ dadurch man gienge/ Mit einem siegel: schau! da fähret Hercul her Mit rasender begier vom zorn ergrimmet sehr Und suchet allerseits auf unterschiedne massen/ Wie er ihm komme bey und endlich möge passen; In dem er sein gesicht bald hier bald dorthin wend/ Mit grimmen zeenen knirscht und voller zorren brennt. Er
Das Achte Buch. In des/ als er ſein vieh/ das wol geweydet hatte/Wo anders triebe hin von dieſer wieſ und matte/ Und wolt itzt ziehen weg/ da ſchrye rind und kuh: Der wiederſchall im wald erthoͤnte: Mu mu mu! Die eine kuh/ die in die hoͤhle wat gezogen/ Schrie auch/ mu mu! da fand ſich Cacus ſehr betrogen In ſeiner hoffnung/ da er ihm feſt bildet ein/ Das vieh wehr wol verwahrt in hohlem felſenſtein. Da wird der Hercules mit groſſem grimm entzuͤndet/ Fuͤr ſchmertzens hefſtigkeit/ den er darob empfindet/ Nam riſch die wehr zur hand/ die knoͤtichtſchwere keul/ Und lieff hin auff den berg in wunderſchneller eil. Da haben nuͤſre leut den Cacum erſt geſehen Beſtuͤrtzet am geſicht/ und gantz erſchrocken ſtehen; Er flieht nach ſeiner hoͤhl faſt ſchneller als der wind/ Die furcht an ſeine fuͤſſ ihn gleichſam fluͤgel bind. Als er ſich nun darein verſchloſſen und verkrochen/ Wie auch den groſſen ſtein/ als er die kett zerbrochen/ Geworffen nieder hat/ den ſelber der Vulcan/ Der Cacus vater war/ geſchmiedet kuͤnſtlich an Gedachte kett/ an der derſelbe ſtein feſt hienge/ Und hat befeſtiget das loch/ dadurch man gienge/ Mit einem ſiegel: ſchau! da faͤhret Hercul her Mit raſender begier vom zorn ergrimmet ſehr Und ſuchet allerſeits auf unterſchiedne maſſen/ Wie er ihm komme bey und endlich moͤge paſſen; In dem er ſein geſicht bald hier bald dorthin wend/ Mit grimmen zeenen knirſcht und voller zorren brennt. Er
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Das Achte Buch.
In des/ als er ſein vieh/ das wol geweydet hatte/
Wo anders triebe hin von dieſer wieſ und matte/
Und wolt itzt ziehen weg/ da ſchrye rind und kuh:
Der wiederſchall im wald erthoͤnte: Mu mu mu!
Die eine kuh/ die in die hoͤhle wat gezogen/
Schrie auch/ mu mu! da fand ſich Cacus ſehr betrogen
In ſeiner hoffnung/ da er ihm feſt bildet ein/
Das vieh wehr wol verwahrt in hohlem felſenſtein.
Da wird der Hercules mit groſſem grimm entzuͤndet/
Fuͤr ſchmertzens hefſtigkeit/ den er darob empfindet/
Nam riſch die wehr zur hand/ die knoͤtichtſchwere keul/
Und lieff hin auff den berg in wunderſchneller eil.
Da haben nuͤſre leut den Cacum erſt geſehen
Beſtuͤrtzet am geſicht/ und gantz erſchrocken ſtehen;
Er flieht nach ſeiner hoͤhl faſt ſchneller als der wind/
Die furcht an ſeine fuͤſſ ihn gleichſam fluͤgel bind.
Als er ſich nun darein verſchloſſen und verkrochen/
Wie auch den groſſen ſtein/ als er die kett zerbrochen/
Geworffen nieder hat/ den ſelber der Vulcan/
Der Cacus vater war/ geſchmiedet kuͤnſtlich an
Gedachte kett/ an der derſelbe ſtein feſt hienge/
Und hat befeſtiget das loch/ dadurch man gienge/
Mit einem ſiegel: ſchau! da faͤhret Hercul her
Mit raſender begier vom zorn ergrimmet ſehr
Und ſuchet allerſeits auf unterſchiedne maſſen/
Wie er ihm komme bey und endlich moͤge paſſen;
In dem er ſein geſicht bald hier bald dorthin wend/
Mit grimmen zeenen knirſcht und voller zorren brennt.
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/401>, abgerufen am 30.07.2024. |